Trinitatis (30.05.)2021

  • Eröffnung

Wie begegnet uns Gott hier? Gnädig, liebevoll und verbindlich, wie es im Anfangsgruß aus dem 2. Korintherbrief heißt?: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Oder gibt es noch ganz andere Vorstellungen? Eines jedenfalls ist sicher: Unsere Gottesbilder sind vielfältig und wandelbar. Darüber denken wir am Sonntag Trinitatis nach.

  • Ein Lied: „Gelobet sei der Herr“ (EG 139)

1 Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Licht, mein Leben, mein Schöpfer, der mir hat mein‘ Leib und Seel gegeben, mein Vater, der mich schützt von Mutterleibe an, der alle Augenblick viel Guts an mir getan.

2 Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Heil, mein Leben, des Vaters liebster Sohn, der sich für mich gegeben, der mich erlöset hat mit seinem teuren Blut, der mir im Glauben schenkt das allerhöchste Gut.

3 Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Trost, mein Leben, des Vaters werter Geist, den mir der Sohn gegeben, der mir mein Herz erquickt, der mir gibt neue Kraft, der mir in aller Not Rat, Trost und Hilfe schafft.

4 Gelobet sei der Herr, mein Gott, der ewig lebet, den alles lobet, was in allen Lüften schwebet; gelobet sei der Herr, des Name heilig heißt, Gott Vater, Gott der Sohn und Gott der werte Geist,

5 dem wir das Heilig jetzt mit Freuden lassen klingen und mit der Engelschar das Heilig, Heilig singen, den herzlich lobt und preist die ganze Christenheit: Gelobet sei mein Gott in alle Ewigkeit!

  • Psalm 113

Halleluja!
Lobet, ihr Knechte des Herrn,
lobet den Namen des Herrn!
Gelobt sei der Name des Herrn
von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang
sei gelobet der Name des Herrn!
Der Herr ist hoch über alle Völker;
seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.
Wer ist wie der Herr, unser Gott,
der oben thront in der Höhe,
der niederschaut in die Tiefe,
auf Himmel und Erde;
der den Geringen aufrichtet aus dem Staube
und erhöht den Armen aus dem Schmutz,
dass er ihn setze neben die Fürsten,
neben die Fürsten seines Volkes;
der die Unfruchtbare im Hause wohnen lässt,
dass sie eine fröhliche Kindermutter wird.
Halleluja!

  • Wo er will – Aus dem Johannesevangelium im 3. Kapitel

Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden. Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.

  • Gottmutter – Gedanken zur Dreifaltigkeit
(In der Stiftskirche auf dem Petersberg; Photo: privat)

An diesem Sonntag Trinitatis denke ich nach über die dreieinigen Gott. Gewöhnlicherweise wird er benannt nach Gott-Vater, Gott-Sohn, Gott-Heiliger Geist. Doch dieser Geist, der weht wie der Wind, nämlich, wo er will, hat mich am letzten Sonntag vor das Holzrelief der Stiftskirche auf dem Petersberg geweht. Gleich am Eingang ist es mir ins Auge gefallen. Das Kind, das freudig und willkommenheißend die Arme ausstreckt. Wohlgeborgen im Schoß seiner Mutter, der Frau, die hinter ihm aufrecht und stolz und zugleich wachsam ihre Augen auf dem Kind ruhen lässt. Darüber die Taube, der Heilige Geist, der sein Feuer strahlenweise über Mutter und Kind ausbreitet.
Ein Pfingstbild, aber auch ein Bild der Trinität, des dreifaltigen Gottes? In das Gedankengebäude unserer katholischen Schwesterkirche zur Natur der Mutter Jesu möchte ich mich hier nicht begeben. Der kleine Katechismus Luthers hält dagegen fest, dass sich das wahre Menschsein Jesu mit der Jungfrau Maria verbindet. Klarerweise sei gesagt, dass Maria nicht Gott ist. Aber umgekehrt frage ich mich: Ist Gott nicht auch Mutter?
Es fällt auf, dass in allen drei Texten, die dieser Andacht beigegeben sind, Mütter eine Rolle spielen. Die fröhliche Kindermutter im Psalm, der schützende und beschützte Mutterleib im Lied und der Mutter Leib als irdischer Ursprung unseres Lebens im Gespräch zwischen Nikodemus und Jesus. Aber die Bibel selbst vergleicht auch Gott mit einer Mutter. Ein bilderreiches Wort aus dem Hiobbuch belegt das besonders eindrücklich: Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es herausbrach wie aus dem Mutterschoß, als ich’s mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte wie in Windeln? (Hiob 38,8f.) So fragt Gott selbst rhetorisch den bangen Hiob, der nach seinem Schicksal fragt. Wie eine Mutter bringt Gott die ganze Schöpfung hervor. Im Bild der Geburt und der Sorge um das Kind wird Gottes Allmacht beschrieben.
Ich stehe also vor diesem Bild auf dem Petersberg, dass mir freundlich entgegenkommt. Ich spüre, wie sich in mir meine Vorstellung von Gott wandelt. Geborgen und genährt in den Armen einer liebenden Mutter, gewinne ich Kraft, selbst freundlich auf meine Mitmenschen zuzugehn. Beschirmt durch einen guten Geist, öffne ich meine Arme.
Selbstverständlich ist das allerdings nicht. Mütterliche Sorge in dieser Welt, die Sorge um meine Kinder, die ein sicheres und warmes Zuhause schafft, ausreichend Essen bereitstellt und eine Begleitung gewährleistet, die Selbstbewußtsein und Zartsinn weckt ebenso wie Liebe, Nähe und Vertrauen, ist eine große Herausforderung. Oft scheitere ich daran. Als Vater, als Partner, in der Verantwortung im Beruf und auch als Kind den eigenen Eltern gegenüber.
Umso besser, dass mir dieses Bild vor Augen gestellt wird. Gott, die Mutter, die in ihrer Allmacht und Güte meinen Glauben weckt, dass sie das genau so will. Und mich daraufhin geschaffen hat. Dass sie mein Scheitern nicht verurteilt, aber mir Mut macht, nicht aufzugeben. Dass ich in ihren Augen ein schützender und beschützter Mutterschoß bin. Amen.

  • Miteinander und füreinander beten

Guter Gott,
bewahre und beschütze,
nähre und kleide uns in deine Weisheit.
Dass sie uns helfe, in diese Welt Wärme und Freundlichkeit zu tragen
und den großen Fragen der Menschheit nach Frieden und Gerechtigkeit nicht auszuweichen;
dass Menschen nicht hungern müssen und leiden unter Waffengewalt;
dass sie nicht vor ihrer Zeit sterben müssen an Krankheit und Mangel an Liebe;
dass wir aufmerksam und geduldig uns unseren Mitmenschen zuwenden;
dass wir neuen Mut fassen, um die gute Botschaft eines barmherzigen Gottes weiterzugeben;
dass wir uns selbst geborgen fühlen können wie in den Armen einer Mutter.
Mit den Worten Jesu Christi beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)

Pfingstsonntag (23.05.)2021

  • Eröffnung

„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“ So heißt es im Buch Sacharja. Durch diesen Geist gewährt uns Gott Gemeinschaft, die uns an schweren und in fröhlichen Tagen trägt. Besonders am Pfingstsonntag denken wir daran. Amen.

  • Ein Lied: „Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“ (EG 126)
  1. Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, / besuch das Herz der Menschen dein, / mit Gnaden sie füll, denn du weißt, / dass sie dein Geschöpfe sein.
  2. Denn du bist der Tröster genannt, / des Allerhöchsten Gabe teu’r, / ein geistlich Salb an uns gewandt, / ein lebend Brunn, Lieb und Feu’r.
  3. Des Feindes List treib von uns fern, / den Fried schaff bei uns deine Gnad, / dass wir deim Leiten folgen gern / und meiden der Seelen Schad.
  4. Gott Vater sei Lob und dem Sohn, / der von den Toten auferstand, / dem Tröster sei dasselb getan / in Ewigkeit alle Stund.
  • Aus Psalm 118

Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
O Herr, hilf!
O Herr, lass wohlgelingen!
Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
Wir segnen euch vom Haus des Herrn.
Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.
Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott, und ich danke dir;
mein Gott, ich will dich preisen.
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.

  • Der Turmbau zu Babel – Aus dem 1. Buch Mose im 11. Kapitel

Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst. Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde.
Da fuhr der Herr hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der Herr sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! So zerstreute sie der Herr von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, weil der Herr daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde.

  • Unzerstreut – Gedanken zum Turmbau zu Babel

Sie wollen sich einen Namen machen, um nicht zerstreut zu werden über die ganze Erde. Ein Turm, der bis an den Himmel reicht, dient zur Orientierung. Auf Augenhöhe mit Gott. So bleiben alle im Blick. Nichts scheint mehr unmöglich.
Möglich wird das durch die gemeinsame Sprache.
Auf Augenhöhe mit Gott, mit einer Sprache, die unwidersprochen bleibt. Aus den Mündern der Menschen kann daraus großes Unglück entstehen. Glaubt ihr Dieses oder Jenes? Glaubt ihr an den wissenschaftlichen Kommunismus? An den totalen Krieg? Daran, dass Geiz geil ist? Und alle jubeln! Meist aber nicht im Sinne Gottes. Besser, wenn sie unverstanden und am Boden bleiben!
Das Geschehen zu Pfingsten kehrt diesen Vorgang der Sprachverwirrung um. Die ungebildeten Begleiter Jesu können nun von allen Menschen in der bunten Stadt Jerusalem verstanden werden. Mit der Macht Gottes! Der Heilige Geist ist mitten unter ihnen. So kommt die Gemeinde Jesu Christi in die Welt. Das Christentum, die Kirche.
Die Kirche macht sich im Laufe der Zeit einen Namen. Schließlich beherrscht sie nicht nur die Gläubigen, sondern auch einen guten Teil der Welt; durchaus auch mit weltlicher Macht. Das Christentum gewinnt moralischen und politischen Einfluß durch prächtige Bauten und eine unumstößliche Hierarchie. Ein Turm, der bis an den Himmel reicht; für die Stellvertreter Gottes. Auf Augenhöhe. Angeblich reden sie im Namen Gottes. Ihr Wort gilt.
Aus der freien Begegnung im Heiligen Geist wurde wieder eine Präsentation menschlicher Macht. Aus dem Heiligen Geist, der weht, wo er will (Johannesevangelium 3,8), wurde eine verknöcherte Institution. Immer wieder brachte sie den Menschen eher Seelenqual statt Freude.
Den Jüngern aber kam das gar nicht in den Sinn. Die Galiläer aus der Provinz hatten keinerlei Macht. Sie hatten den Geist Gottes. Der seine frohe Botschaft durch ihre Herzen und Münder lenkte und leitete.
In EINER Sprache miteinander sprechen und Gott loben anstatt nur in MEINER Sprache. Das Vaterunser aus Jesu Mund. Wenn ich genau hinhöre, spüre ich, dass diese Worte nicht dazu taugen, um zu herrschen. Ich übe mich in Demut, wenn ich sie spreche. Meine Schuld. Meine Versuchung. Aber auch: Mein tägliches Brot und dein Wille, Gott. Diese myriadenoft gesprochenen Worte tragen den Geist Gottes. Denn ich höre sie nicht nur aus meinem Mund. Sondern auch aus dem meiner Nachbarin. Aus dem Mund des orthodoxen Priesters, der sie russisch spricht. Aus dem Mund einer Gemeinde in Tansania. Ich erkenne sie am Rhythmus der Worte. Überall. Einfach so. Ohne Zwang. Unzerstreut. In Gottes Geist kann uns nichts und niemand trennen. Amen.

  • Worte miteinander und füreinander

Heiliger Geist,
komme zu uns und bleibe bei uns,
wenn wir urteilen über unsere Mitmenschen,
wenn wir schwere Entscheidungen treffen müssen,
wenn wir nicht aus noch ein wissen;
wenn wir uns verloren gehen und aus den Augen verlieren,
wenn wir uns vor Gott und den Menschen schämen,
wenn wir dein Wort gering geachtet haben;
wenn wir zaghaft und träge gegenüber unseren Nächsten,
wenn wir es besser wussten, nur um uns besser zu fühlen,
wenn wir das Herz nicht hören sondern nur das Urteil,
komme zu uns und bleibe bei uns
mit den Worten Jesu Christi:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)

NÄHER ALS DU DENKST

Ein Beitrag zum Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland.

Schawuot feiert den lebensstiftenden Geist der Zehn Gebote, Pfingsten die Geistkraft Gottes, die Mutlose bewegt.
Orientierung und Inspiration: Gestalten und mutig voranschreiten!

Gottesdienste in der Lutherkirche

Frohe Botschaft!

Dank des deutlich gesunkenen Inzidenzwertes für die Stadt Halle können ab sofort wieder jeden Sonntag kurze Gottesdienste in der Lutherkirche stattfinden.
Dabei sind die geltenden Hygienebestimmungen zu beachten.

Für alle, die aus Sorge um die eigene Gesundheit vorerst nicht in die Kirche kommen möchten, wird es auch weiterhin ein sonntägliches Online-Angebot geben.

Bericht aus dem Gemeindekirchenrat (04 und 05/2021)

Die vergangenen Monate verlangten vom Gemeindekirchenrat ungewohnt verantwortungsvolle Entscheidungen zum Umgang mit Veranstaltungen, an denen Gemeindeglieder in Präsenz teilnehmen.

In kontroversen Debatten wurden letztendlich Entscheidungen getroffen, die sowohl der Sorge um die Gesundheit als auch dem Bedürfnis nach gemeinschaftlicher Nähe möglichst weitgehend entsprechen und von den Mitgliedern des GKR übereinstimmend akzeptiertwerden konnten.

Nach diesen für alle sehr belastenden Beratungen kam es leider zum Austritt von zwei Mitgliedern aus dem Gemeindekirchenrat, darunter der bisherigen Vorsitzenden. Beide bleiben weiterhin Glieder der Luthergemeinde und arbeiten auch in Zukunft ehrenamtlich in der Gemeinde mit. Dafür sind wir sehr dankbar.

Für ihren Dienst in den vergangenen schwierigen Monaten danken wir beiden Frauen sehr, besonders der ehemaligen Vorsitzenden für ihre langjährige Arbeit im Gemeindekirchenrat.

Den Vorsitz hat gegenwärtig – den kirchenrechtlichen Regeln folgend – Pfarrer Wisch inne. Cornelia Tilgner wurde zur zweiten Stellvertreterin gewählt.

Neben diesen aktuellen Entscheidungen haben uns auch die eher gewohnten und vertrauten Dinge beschäftigt. In der Sitzung im Monat Mai wurde der Kirchenputz vorbereitet, der dank zur Verfügung gestellter Schnelltests in zwei Gruppen stattfinden konnte.

Umfangreich wurde der GKR über die aktuelle Arbeit der Zukunftswerkstatt in Kenntnis gesetzt. Einen ausführlichen Bericht dazu finden Sie in der aktuellen Ausgabe des Boten (Ausgabe 04+05/2021, Seite 24). In die Zukunft weist auch der Beschluss, die anstehenden Pläne zum Umbau des Gemeindehauses weiter zu führen. Eine grundsätzliche Einigung für den Umbau wurde durch den GKR angenommen und Architekt Fromme wird weitergehende Planungen veranlassen, die eine erste präzisere Kostenschätzung ermöglichen.

Außerdem wurde die Rechnungslegung des Haushaltsjahres 2020 verabschiedet.

Sämtliche Mitglieder sind sich bewusst, dass die aktuelle Distanz zwischen den Gliedern unserer Gemeinde kein Dauerzustand sein kann. Für die kommenden Monate erhoffen wir daher alle eine Entspannung der Pandemie, sodass es wieder vermehrt zu persönlichen Begegnungen kommen kann.

Martin Kötters, Cornelia Tilgner, Olaf Wisch

Exaudi (16.05.)2021

  • Eröffnung

Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten markiert der Sonntag Exaudi die Zeit zwischen dem Abschied Jesu und seiner Wiederkunft im Heiligen Geist. Wie geht es weiter in dieser Zwischenzeit? Diese Frage bewegt in den Monaten der Pandemie und des Lockdowns die Menschen auf besondere Weise. Christus aber benennt das Ziel mit dem Wochenspruch aus dem Johannesevangelium: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. Amen.

  • Ein Lied: „Heilger Geist, mein Tröster mein“ (EG 128)

1 Heilger Geist, du Tröster mein, hoch vom Himmel uns erschein mit dem Licht der Gnaden dein.

2 Komm, Vater der armen Herd, komm mit deinen Gaben wert, uns erleucht auf dieser Erd.

3 O du sel’ge Gnadensonn, füll das Herz mit Freud und Wonn aller, die dich rufen an.

4 Ohn dein Beistand, Hilf und Gunst ist all unser Tun und Kunst vor Gott ganz und gar umsonst.

5 Lenk uns nach dem Willen dein, wärm die kalten Herzen fein, bring zurecht, die irrig sein.

6 Gib dem Glauben Kraft und Halt, Heilger Geist, und komme bald mit den Gaben siebenfalt.

7 Führ uns durch die Lebenszeit, gib im Sterben dein Geleit, hol uns heim zur ewgen Freud.

  • Worte aus Psalm 27

Der Herr ist mein Licht und mein Heil;
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist meines Lebens Kraft;
vor wem sollte mir grauen?

Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe;
sei mir gnädig und antworte mir!
Mein Herz hält dir vor dein Wort:
»Ihr sollt mein Antlitz suchen.«
Darumsuche ich auch, Herr, dein Antlitz.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir,
verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!
Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht
und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils!

Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich,
aber der Herr nimmt mich auf.

Herr, weise mir deinen Weg
und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen.
Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde!
Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht.

Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde
die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen.
Harre des Herrn!
Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!

  • Aus dem Evangelium nach Johannes im 7. Kapitel

Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes* trat Jesus auf und rief:
Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.

Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten,
die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da;
denn Jesus war noch nicht verherrlicht.

*Sukkot, das Laubhüttenfest; im Zusammenhang mit der Rede Jesu vom „lebendigen Wasser“ eine Anspielung auf das Ritual der Wasserspende und der Bitte um ausreichend Regen für das anstehende agrarische Jahr

  • Gedanken zu Johannes 7

Lutz liegt im Sterben. Lutz ist dankbar. Das Haus, in dem er liegt, und die Menschen, die in diesem Haus arbeiten, machen es ihm leichter. Als ich ihn besuche, liegt er im Bett. Er kann nicht mehr aufstehen. In der rechten Hand hält er ein Kreuz; in der linken den Rufknopf für die Krankenpflegerinnen. Zwei treue Begleiter. Das Kreuz ist aus glattem Holz gefertigt in warmen Brauntönen. „Olivenholz, wie im Heiligen Land“ erklärt er mir. Dabei legt sich ein sanfter Ton in seine schwache Stimme. Ich frage ihn: „Würde das nicht zum Sterben reichen?“ „Nein“, sagt er lächelnd, „Sterben ist auch Leben, und das hier“, und dabei richtet er seinen Augen auf den Notknopf, „macht es mir angenehmer.“ Ich verstehe, soweit ich das kann. Zwischen Leben und Tod ist es gut, das eine, das Kreuz, den Glauben festzuhalten und das andere, den Notknopf gegen die Schmerzen, gegen den Durst ebenso. Zwei Begleiter für die Zeit dazwischen.

So macht auch Jesus seinen Zuhörerinnen deutlich, dass Gott für sie sorgen wird. Für beides. Für den Regen, um den die Menschen am letzten Tag des Laubhüttenfestes bitten. Und für das Leben nach der Zeit auf der Erde. Ströme lebendigen Wassers werden fließen. Er weiß aber auch, dass der Glaube der Menschen daran wankelmütig sein kann. In schweren Zeiten besonders. Wenn es an Wasser fehlt für eine gute Ernte. Wenn es an Zuversicht fehlt in unsicheren Zeiten. Wenn es an Trost fehlt angesichts des Todes. Deshalb spricht Jesus vom Heiligen Geist, der die Menschen im Glauben miteinander verbinden wird. Dann ist für die nötige Hilfe gesorgt. Für genügend Wasser gegen den Durst. Für einen Notknopf. Füreinander da zu sein. Und für den nötigen Glauben, der mich mit umfängt, wenn ich Lutz sehe. Soviel Leben mitten im Sterben. Dafür bin ich dankbar. Amen.

  • Ein Gebet füreinander und miteinander

O Gott,
in diesen unsicheren Zeiten
umfange uns mit deinem Heiligen Geist.
Dass wir den Weg nicht verlieren
in dieser Finsternis, die uns umfängt.
Die uns ängstigt mit dem Geschrei der Welt,
mit den Anfeindungen und Vorwürfen.

Wir bitten dich besonders um Frieden im Heiligen Land.
Wir bitten dich für die Opfer auf beiden Seiten.

O Gott,
in diesen durstigen Zeiten
umfange uns mit deinem Heiligen Geist.
Dass wir den Glauben nicht verlieren
in dieser Finsternis, die uns umfängt.

Wir bitten dich besonders um Trost für die Menschen,
die durch Krankheit an Körper und Seele besonders leiden in dieser Pandemie.
Wir bitten dich für die Lebenden und die Gestorbenen.

O Gott,
wir bitten dich um Ströme lebendigen Wassers
mit den Worten deines Sohnes Jesus Christus.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)

Rogate (09.05.)2021

  • Eröffnung

Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet. singt der Psalm 66. Das kann gelingen, wenn wir Gott loben, nicht nur im Lied sondern auch in der Tat. Dann sprechen wir das Amen fein, wie es am Ende des Wochenliedes heißt, aus vollem Herzen. Amen.

  • Aus Psalm 95

Kommt herzu, lasst uns dem Herrn frohlocken
und jauchzen dem Hort unsres Heils!
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen
und mit Psalmen ihm jauchzen!
Denn der Herr ist ein großer Gott
und ein großer König über alle Götter.
Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde,
und die Höhen der Berge sind auch sein.
Denn sein ist das Meer, und er hat’s gemacht,
und seine Hände haben das Trockene bereitet.
Kommt, lasst uns anbeten und knien
und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat.
Denn er ist unser Gott
und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand.

  • Lukas 11,5-13

Und er sprach zu ihnen: Wer unter euch hat einen Freund und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, so viel er bedarf.
Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. Wo bittet unter euch ein Sohn den Vater um einen Fisch, und der gibt ihm statt des Fisches eine Schlange? Oder gibt ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!

  • Gedanken zu Lukas 11,5-13

Der Evangelist Lukas lässt kein gutes Haar an seinen Helden. Der eine ist ein unverschämter Drängler. Er nimmt keine Rücksicht auf die Uhrzeit. Er nützt die Freundschaft aus. Er stört die Ruhe der Kinder. Er macht Umstände. Der andere ist – und das ist auf alle Menschen gemünzt – ein böser Mensch. Ein von Grund auf – das legt die griechische Vokabel nahe – schlechter, unwürdiger und lasterhafter Mensch.
Dennoch. Beide geben gute Gaben. Beide kümmern sich. Der eine sorgt sich um seine Kinder. Auf keinen Fall möchte er ihnen Schaden zufügen. Der andere ist für seinen Freund da. Auch wenn die Zeit gerade gar nicht passt. Das Bild des Menschen ist bei Lukas spannungsreich.
Mein Telefon klingelt kurz vor Mitternacht. Ein Freund steht mit seinem kaputten Auto irgendwo bei Trotha. Jetzt kommt er nicht weiter. „Kann ich erstmal bei Dir übernachten?“ Keine Frage. Zum Glück fährt einer der Nachtbusse sowohl dicht bei ihm als auch bei mir vorbei. Die Tankstelle bei mir um die Ecke verkauft nach 22:00 Uhr keinen Alkohol mehr. Ich bekomme trotzdem mein Bier. Für meinen Freund. Nach diesem Tag kann er es gut gebrauchen. Dann stehe ich nachts halb 2 an der Haltestelle und hole ihn ab.
Es fühlt sich ein wenig seltsam an. Aber das ist nicht der Punkt. Entscheidend ist, dass ich normalerweise an der Tankstelle nicht nachgefragt hätte. So war es aber selbstverständlich. Meine Zurückhaltung ist einem „unverschämten Drängen“ gewichen. Das fühlt sich gut an. So ist es erlaubt. Es fühlt sich an, als ob auch für mich – ein kleines bisschen wenigstens – ein Wunsch in Erfüllung gegangen ist. Sei mutig! Steh für andere ein! Auch mitten in der Nacht.
Jesus sagt: Um so mehr wird Gott für dich sorgen. Ich weiß, dass das keine Wunscherfüllungsmaschine ist. Jesu Wort spricht genau in diesen Zweifel hinein. Dein Gebet wird nicht erhört? Glaubst du das wirklich? Glaubst du, dass Gott so schlecht handelt. Im Vergleich zu deiner Schlechtigkeit? Selbst du vermagst es doch, Gutes zu tun.
Ja, ich weiß, was ich zu tun habe. Trotz meiner Bequemlichkeit. Meiner Angst. Meiner Vernunft. Trotzdem. Ich gehe raus und tue das, was nötig ist. Ein gutes Gefühl. Ein Geist, der das Nötige tut, um anderen zu helfen. Ein guter Geist, der mich hinausführt über das, was mir selbst mangelt. Wenn ich für einen Freund bitte, erfüllt sich meine Bitte und mein Gebet von selbst.
Ich glaube, dass diese Welt von einem guten Geist durchwaltet wird. Es geht nicht darum, Vergeltung zu erfahren. Es geht darum, für andere da zu sein. Und auf wunderbare Weise wird diese Güte weiter getragen. Bis sie wieder bei mir ankommt. Oder besser gesagt: Sie war nie weg. Sie ist dann gegenwärtig, wenn ich Gutes tue. Wenn ich bitte. Wenn ich frage. Wenn ich suche. Wenn ich klopfe. Für den Freund. Für mein Kind. Ist Gott da. Amen.

  • Ein Gebet füreinander und miteinander

Gott im Himmel,
was kann ich tun für den Frieden auf der Welt.
Dass ich selbst Frieden finde.
Gegen den Krieg zwischen den Ländern.
Gegen den Hass auf der Strasse.
was kann ich tun für den Glauben in dieser Welt.
Dass ich selbst Glauben finde.
An deinen guten Geist, der uns neues Leben
und Vertrauen zueinander schenkt.
was kann ich tun für die Liebe in der Welt.
Dass ich selbst Liebe finde.
Für Nähe und Hilfe, für die Menschen,
die uns nah und vor allem für die, die uns fern stehen.
was kann ich tun für die Hoffnung auf der Welt.
Dass ich selbst Hoffnung finde.
Heraus aus den Zweifeln, der Einsamkeit, dem Schmerz,
heraus aus der Sinnlosigkeit, die uns quält.
Stärke meinen Mut dafür zu beten, zu handeln!,
wovon mein Herz und mein Verstand deutlich sprechen.
Wir sprechen und singen mit den Worten Jesu Christi:

  • Ein Lied als Vaterunser: „Vater unser im Himmelreich“ (EG 344)

1 Vater unser im Himmelreich, der du uns alle heißest gleich
Brüder sein und dich rufen an und willst das Beten von uns han:
gib, dass nicht bet allein der Mund, hilf, dass es geh von Herzensgrund.

2 Geheiligt werd der Name dein, dein Wort bei uns hilf halten rein,
dass auch wir leben heiliglich, nach deinem Namen würdiglich.
Behüt uns, Herr, vor falscher Lehr, das arm verführet Volk bekehr.

3 Es komm dein Reich zu dieser Zeit und dort hernach in Ewigkeit.
Der Heilig Geist uns wohne bei mit seinen Gaben mancherlei;
des Satans Zorn und groß Gewalt zerbrich, vor ihm dein Kirch erhalt.

4 Dein Will gescheh, Herr Gott, zugleich auf Erden wie im Himmelreich.
Gib uns Geduld in Leidenszeit, gehorsam sein in Lieb und Leid;
wehr und steu’r allem Fleisch und Blut, das wider deinen Willen tut.

5 Gib uns heut unser täglich Brot und was man b’darf zur Leibesnot;
behüt uns, Herr, vor Unfried, Streit, vor Seuchen und vor teurer Zeit,
dass wir in gutem Frieden stehn, der Sorg und Geizens müßig gehn.

6 All unsre Schuld vergib uns, Herr, dass sie uns nicht betrübe mehr,
wie wir auch unsern Schuldigern ihr Schuld und Fehl vergeben gern.
Zu dienen mach uns all bereit in rechter Lieb und Einigkeit.

7 Führ uns, Herr, in Versuchung nicht, wenn uns der böse Geist anficht;
zur linken und zur rechten Hand hilf uns tun starken Widerstand
im Glauben fest und wohlgerüst‘ und durch des Heilgen Geistes Trost.

8 Von allem Übel uns erlös; es sind die Zeit und Tage bös.
Erlös uns vom ewigen Tod und tröst uns in der letzten Not.
Bescher uns auch ein seligs End, nimm unsre Seel in deine Händ.

9 Amen, das ist: es werde wahr. Stärk unsern Glauben immerdar,
auf dass wir ja nicht zweifeln dran, was wir hiermit gebeten han
auf dein Wort, in dem Namen dein. So sprechen wir das Amen fein.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)

Kantate 2021

  • Eröffnung

Gibt es einen guten Grund zu singen? Der Zweifel mag da nicht weit sein. Dennoch! „Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.“ Amen.

  • Ein Psalmlied: „Du meine Seele, singe“ (EG 302, nach Psalm 146)

1) Du meine Seele, singe, / wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge / zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben / hier preisen auf der Erd;
ich will Ihn herzlich loben, / solang ich leben werd.

2) Ihr Menschen, lasst euch lehren, / es wird sehr nützlich sein:
Lasst euch doch nicht betören / die Welt mit ihrem Schein.
Verlasse sich ja keiner / auf Fürsten Macht und Gunst,
Weil sie wie unser einer / nichts sind als nur ein Dunst

3) Was Mensch ist, muss erblassen / und sinken in den Tod;
Er muss den Geist auslassen, / selbst werden Erd und Kot.
Allda ists dann geschehen / mit seinem klugen Rat.
Und ist frei klar zu sehen, / wie schwach sei Menschentat.

4) Wohl dem, der einzig schauet / nach Jakobs Gott und Heil!
Wer dem sich anvertrauet, / der hat das beste Teil,
das höchste Gut erlesen, / den schönsten Schatz geliebt;
sein Herz und ganzes Wesen / bleibt ewig ungetrübt.

5) Hier sind die starken Kräfte, / die unerschöpfte Macht;
das weisen die Geschäfte, / die Seine Hand gemacht:
der Himmel und die Erde / mit ihrem ganzen Heer,
der Fisch unzähl’ge Herde / im großen wilden Meer.

6) Hier sind die treuen Sinnen, / die niemand Unrecht tun,
all denen Gutes gönnen, / die in der Treu beruhn.
Gott hält sein Wort mit Freuden, / und was Er spricht, geschicht,
und wer Gewalt muß leiden, / den schützt Er im Gericht.

7) Er weiß viel tausend Weisen, / zu retten aus dem Tod,
ernährt und gibet Speisen / zur Zeit der Hungersnot,
macht schöne rote Wangen / oft bei geringem Mahl;
und die da sind gefangen, / die reißt Er aus der Qual.

8) Er ist das Licht der Blinden, / erleuchtet ihr Gesicht;
und die sich schwach befinden, / die stellt Er aufgericht‘.
Er liebet alle Frommen, / und die Ihm günstig seind,
die finden, wenn sie kommen, / an Ihm den besten Freund.

9) Er ist der Fremden Hütte, / die Waisen nimmt Er an,
erfüllt der Witwen Bitte, / wird selbst ihr Trost und Mann.
Die aber, die Ihn hassen, / bezahlet Er mit Grimm,
ihr Haus und wo sie saßen, / das wirft Er um und um.

10) Ach ich bin viel zu wenig, / zu rühmen Seinen Ruhm;
der Herr allein ist König, / ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre / gen Zion in Sein Zelt,
ist’s billig, daß ich mehre / Sein Lob vor aller Welt.

  • Ein Wort aus dem Brief an die Kolosser im 3. Kapitel

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten,
herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

  • Das Band der Vollkommenheit – eine welke Blum (Gedanken zum Kolosserbrief und zum Lied „Du meine Seele, singe“)

Es ist ein beeindruckender Katalog menschlicher Tugenden: Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut und Geduld ebenso wie Vergebung, Liebe und Friedfertigkeit. Der Kolosserbrief fasst das in der Wendung vom Band der Vollkommenheit zusammen. Allerdings scheint ein Blick auf die Vergangenheit und die Gegenwart der Menschheit dem zu widersprechen. Wie oft genüge ich dem? Die Bilanz ist ernüchternd. Weit entfernt bin ich von diesem Frieden in Christus.
Gott sei Dank bleibt aber der Kolosserbrief nicht bei der Liste der Tugenden stehen. Die Vollkommenheit erfüllt sich nicht in meinen wirklichen Taten und Gedanken sondern im Wort Christi. Insbesondere in den Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern. Vollkommenheit wohnt im dankbaren Gotteslob. Es wohnt in Liedern und Gebeten. Ein tieferer Grund dafür, warum uns derzeit der Gesang im Gottesdienst so sehr fehlt. Im Lied sieht mich Gott, wie er mich gemeint hat. Und lehrt mich Demut.
Ein wunderschönes Beispiel dafür ist das Wochenlied Du meine Seele, singe. 10 Strophen umfasste es ursprünglich. Paul Gerhardt, der Lieddichter, bringt mir in der 1. Strophe nahe, was auch der Kolosserbrief mir ans Herz legt. Gott nah sein im Singen. Die 2. und 3. Strophe zeigt mir den Schein der Welt und meine Sterblichkeit und Schwäche. In den Strophen 4 bis 9 besingt es demgegenüber das Lob des Schöpfers, seine Größe und sein Heil für uns Menschen. Ich bin von Gott gemacht und getragen, trotz allen Leids, das mir widerfahren kann. Gottes treue Sinne helfen mir in Tod, Krankheit und Einsamkeit. Zum Abschluss in der 10. Strophe kommt noch einmal beides deutlich zum tragen. Ich bin eine welke Blum. Aber das ist kein Mangel in Gottes Augen. Denn durch Christus gehöre in gen Zion in sein Zelt. Die letzte Strophe lehrt mich deshalb nicht nur Demut sondern ebenso Mut.
In den Worten des Kolosserbriefes und im Lied Paul Gerhardts bedeutet die Demut keine Unterwürfigkeit oder Knechtschaft gegenüber den Dingen der Welt. Sie ermuntert mich vielmehr zur Geduld in den Dingen, die außerhalb meiner Fähigkeiten liegen. Sie mahnt mich zur Empörung, wenn ich Ungerechtigkeit und Bosheit erkenne. Sie macht mich stark zur Sanftmut gegenüber meinen Mitmenschen. Sie erlaubt mir die Klage und Vergebung, wenn ich an mir selbst und an den Umständen scheitere.
Voller Dankbarkeit erkenne ich, dass ich bei Gott nicht an meinen Fähigkeiten gemessen werde. Unabhängig davon hat er mich auserwählt als Heiligen und Geliebten. Und wenn mir die Worte dafür fehlen in tiefer Dunkelheit, dann habe ich das Geschenk der Lieder. Du meine Seele, singe. Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Gott im Himmel,
Heilige und Geliebte sind wir in deinen Augen.
Stärke uns, dass wir das auch in unseren eigenen Augen sind.

Bestärke uns mit Geduld, dass wir sie üben
gegenüber uns selbst und unserem Nächsten.
Wenn wir auf der Stelle treten auf der Suche nach Frieden.

Erwecke die Empörung in uns,
wenn Unrecht und Leid nicht benannt und beklagt werden.
Wenn wir auf der Stelle treten auf der Suche nach Frieden.

Fache die Sanftmut in uns an,
dass wir ohne Gewalt miteinander streiten können.
Wenn wir auf der Stelle treten auf der Suche nach Frieden.

Pflanze in uns die Vergebung,
die nicht danach fragt, was uns zusteht.
Wenn wir auf der Stelle treten auf der Suche nach Frieden.

Gott im Himmel,
Heilige und Geliebte sind wir in deinen Augen.
Stärke uns mit deinem Lied und deinem Gebet

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Gott segne uns. Er stärke uns
in der Liebe zu den Menschen
und aller Kreatur. Er beschütze uns
auf unseren Wegen durch die Zeit.

(Pfr. Olaf Wisch)