
Andacht zum Gottesdienst am Sonntag Jubilate – 11. Mai 2025 – Luthergemeinde
Anfangen:
In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir. Amen
Eröffnung:
„Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte
ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
so jubelt der Apostel Paulus im 2. Korintherbrief. Und die Weisheit, von der wir heute in Lesung und Predigt hören, jubelt über die Schöpfung Gottes, die sie von Anfang an begleitet hat. Und wir stimmen ein in diesen österlichen Jubel, im Licht der Sonne, im Licht der Auferstehung des Herrn.
aus Psalm 66:
Jauchzet Gott, alle Lande!
Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!
Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke!
Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht.
Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen.
Kommt her und sehet an die Werke Gottes,
der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
Er verwandelte das Meer in trockenes Land,
sie gingen zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns seiner freuen.
Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, seine Augen schauen auf die Völker.
Die Abtrünnigen können sich nicht erheben.
Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen,
der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.
Lied: Ein reines Herz, Herr, schaff in mir – EG 389.
- Ein reines Herz, Herr, schaff in mir, schließ zu der Sünde Tor und Tür; vertreibe sie und lass nicht zu, dass sie in meinem Herzen ruh.
- Dir öffn ich, Jesu, meine Tür, ach komm und wohne du bei mir;
treib all Unreinigkeit hinaus aus deinem Tempel, deinem Haus. - Lass deines guten Geistes Licht und dein hell glänzend Angesicht erleuchten mein Herz und Gemüt, o Brunnen unerschöpfter Güt.
- Und mache dann mein Herz zugleich an Himmelsgut und Segen reich;
gib Weisheit, Stärke, Rat, Verstand aus deiner milden Gnadenhand. - So will ich deines Namens Ruhm ausbreiten als dein Eigentum
und dieses achten für Gewinn, wenn ich nur dir ergeben bin.
Text: Aus dem Buch Sprüche 8,22-36:
Der HERR hat mich schon gehabt im Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war.
Als die Tiefe noch nicht war, ward ich geboren, als die Quellen noch nicht waren,
die von Wasser fließen. Ehe denn die Berge eingesenkt waren, vor den Hügeln
ward ich geboren, als er die Erde noch nicht gemacht hatte noch die Fluren darauf noch die Schollen des Erdbodens. Als er die Himmel bereitete, war ich da, als er
den Kreis zog über der Tiefe, als er die Wolken droben mächtig machte, als er stark machte die Quellen der Tiefe, als er dem Meer seine Grenze setzte und den Wassern, dass sie nicht überschreiten seinen Befehl; als er die Grundfesten der
Erde legte, da war ich beständig bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.
So hört nun auf mich, meine Söhne! Wohl denen, die meine Wege einhalten!
Hört die Zucht und werdet weise und schlagt sie nicht in den Wind!
Wohl dem Menschen, der mir gehorcht, dass er wache an meiner Tür täglich,
dass er hüte die Pfosten meiner Tore! Wer mich findet, der findet das Leben
und erlangt Wohlgefallen vom HERRN. Wer aber mich verfehlt, zerstört sein Leben;
alle, die mich hassen, lieben den Tod.
Predigt:
Liebe Gemeinde, der heutige Predigttext stammt aus dem Buch der Sprüche.
In ihm finden wir viele einzelne kurze Sätze, Sprüche eben. Manche sind davon auch in die Alltagssprache eingegangen. Z.B. die Redewendung: Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein. Kleine Alltagsweisheiten. Etwas, was jede und jeder selbst beobachten kann. Der Blick auf das ganze Buch aber zeigt, dass es nicht nur eine Sammlung solcher Sprüche ist. Denn es zieht eine Linie von diesen Beobachtungen hin bis zu Gott, der Ursprung aller dieser Dinge ist, die wir im Alltag beobachten können, mit denen wir umgehen lernen und die etwas davon zeigen, wie die Welt von Gott gedacht, gemeint und gemacht worden ist.
Nicht immer fällt uns das leicht. Und hier kommt die Weisheit ins Spiel.
Chochma ist das hebräische Wort dafür. In seiner Bedeutung umgreift es folgende Punkte: Geschicklichkeit und das Kundigsein; die Fähigkeit, Dinge richtig zu beurteilen; die Rätsel der Welt zu lösen; die Prinzipien zu finden, die den Menschen glücklich machen; die Weisheit Gottes, die auch Quelle der menschlichen Weisheit ist, und durch die die Welt gemacht und regiert wird.
Speziell im heutigen Predigttext finden wir die personifizierte Frau Weisheit. Manche Forscher vermuten, dass dahinter vielleicht sogar eine ägyptische Gottheit, nämlich die Isis stecken könnte.
Entscheidend dabei ist aber die Verbindung zwischen Mensch und Gott. Die Weisheit füllt den Raum aus, der zwischen Gott und Mensch besteht, begleitet Gott vom Anfang der Schöpfung und ist zugleich in der Nähe der Menschen, um sie auf den rechten Weg zu führen. Das ist der Rahmen, in dem uns die Frau Weisheit selbst anspricht.
Zwei Teile hat diese Passage.
Die erste beschreibt die Schöpfung. Alles ist noch im Chaos, im Ununterscheidbaren, in einer Ursubstanz befangen;
dann aber setzt Gott Grenzen, unterscheidet Höhen und Tiefen, Berge und Hügel, Meer und Land, Himmel und Erde.
Die Weisheit hat große Freude daran. Sie ist wie ein spielendes Kind, das staunend und voller Jubel die Welt vor Augen hat. Gott setzt aber auch Grenzen, hier zunächst dem Wasser und dem Meer, die ihre Grenzen und sein Geheiß nicht überschreiten sollen.
Das ist also der erste Teil, der übergeht in den zweiten, der aufmerksam macht nicht nur auf die Grenzen der Wasser und Meere, sondern auf das, worauf der Mensch achten soll. Es gibt einen guten und glücklichen Weg, den der Mensch mit der Frau Weisheit finden kann. Er soll auf dem Weg der Weisheit bleiben. Sonst droht der Tod.
Wer aber mich verfehlt, zerstört sein Leben, heisst es, und Alle, die mich hassen, lieben den Tod.
Und es ist hier nicht nur der Tod am Ende des Lebens gemeint, sondern alles, was den Menschen vom Weg mit Gott
und seiner Schöpfung abbringt.
Hält er sich also an die Weisheit, dann wird er das (wahre) Leben finden.
Achte ich also auf seine Schöpfung, darauf, dass auch ich sein Geschöpf bin, dann werde ich dem gerecht,
wie Gott mich selbst gemacht hat.
Die Frau Weisheit weist mir diesen Weg. Denn sie ist von Anfang an mit dabei gewesen. Sie kennt die Schöpfung also genau. So wie ein guter Handwerker, der weiß, wie ein Gegenstand entsteht und alle seine Eigenschaften kennt. Der alles Nötige nicht nur gelernt, sondern auch sorgsam eingeübt und verfeinert hat. Fehler unterlaufen ihm nur selten dabei. Und dazu kommt das Staunen und die Freude an der Schöpfung.
Der weite Blick über das Meer und die Erhabenheit der Berge, die Pracht des Sternenhimmels und die Vielfalt der Blüten, das Singen der Vögel am Morgen und der Sonnenuntergang am Abend.
Trotz aller Erfindungen und Dinge in meinem Leben, denen ich so viel Aufmerksamkeit widme, schaue ich noch immer ergriffen alles an und werde nicht fertig damit. Sie flößen mir Respekt ein, ebenso wie ein gut gebautes Haus oder eine fein gedrehte Vase. Und auch der, der diese Dinge herstellt, wird sie nicht ohne Achtung betrachten; obwohl sie ganz aus seinen Händen hervorgegangen zu sein scheinen.
Das Staunen über die Schöpfung und auch das in ihr selbst schöpferisch werden, etwas hervorzubringen, das auch anderen die Schönheit der Dinge vor Augen stellt; und schließlich die Erkenntnis, das Wissen darum, dass diese Dinge ihre Grenzen haben, weil es sie sonst nicht gäbe; all das zeigt mir die Frau Weisheit; und das ist es, was sie mir ans Herz legt, worin ich das Leben finden und den Weg zum Tod vermeiden kann.
Ganz praktisch sieht das so aus: Das Staunen und die Freude wieder zu lernen.
Was kann ich hören und sehen, wenn die Sonne aufgeht? Wie sieht das aus, wenn sich nach einem Weg durch einen Kiefernwald an der Ostsee plötzlich die Weite des Meeres öffnet. Wie fühlt sich mein Körper an, wie kann ich atmen und mich bewegen, wenn ich einen Berg besteige? Wie schmeckt eine Kartoffel und wie verändert sich ihr Geschmack, wenn ich Salz und Butter hinzufüge? Wie verändert sich mein Blick auf mein eigenes Leben, wenn ich dem Leben meines Gegenübers alle Aufmerksamkeit und Liebe schenke?
Wie verändert sich also mein Leben, wenn ich mich auf die schönen, die herzerwärmenden, ermutigenden und belebenden Dinge konzentriere? Wenn ich ebenso meine Grenzen kenne, weil ich weiß, dass darin die Schönheit und die Lebendigkeit der Welt begründet liegen. Dass ich einen Ort habe, dem ich gewachsen bin und der mir Geborgenheit gibt und Freiheit zugleich, mich darin zu bewegen.
Ich weiß auch, dass wird nicht immer gelingen und nicht immer möglich sein.
Aber manchmal nehmen das Grauen und die Dunkelheit, die Scheinwelten und Scheinwichtigkeiten in meinem Leben so viel Platz ein, dass es fast nicht mehr lebenswert erscheint.
Dann ist es auf gewisse Weise dem Tod näher als dem Leben selbst.
Die Frau Weisheit erinnert mich daran. Sie erinnert mich daran, dass ich mit Gott ein Geschöpf bin, dass sich wieder
auf den Weg machen kann, das seine Grenzen kennt, aber auch Gottes unerschöpfliche österliche Kraft, das Leben immer wieder hervorzubringen; es wegzuführen von den Kräften des Todes, und mir Lust am Leben zu schenkt, seine Schönheit zu erkennen; und dass ich selbst zum Besten meiner Mitmenschen und zum Lob Gottes zu leben kann.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
- Dir öffn ich, Jesu, meine Tür, ach komm und wohne du bei mir;
Miteinander und Füreinander beten:
Unser Gott, Du hast uns neu geboren im Glauben zu einem fröhlichen Leben.
Durch Dich haben wir allen Grund zum Jubeln,
aber wir denken auch an die Menschen, die nichts zu lachen haben,
an die, die Krieg und Gewalt erleben müssen, die wehrlos und ausgeliefert sind,
an die, die kein Dach über dem Kopf haben, denen das Nötige zum Leben fehlt,
an die, die keine Arbeit haben und in ihrem Leben keinen Sinn finden können,
an die, die krank sind, gebeugt und alt und nicht für sich selber sorgen können,
an die, denen der Glaube fehlt und die über ihren Sorgen nicht mehr froh werden.
Sei Du ihnen nahe und lass sie Deine Liebe und Weisheit spüren.
Richte sie auf in der Hoffnung auf Dein Reich und sende ihnen Menschen zu,
die sie schon jetzt Deine Hilfe und Nähe spüren lassen.
Gib auch uns immer wieder neu Grund zum Jubeln.
Dass wir uns dankbar und freudig unseren Nächsten zuwenden,
wir zu fröhlichen Vorbildern im Glauben werden,
der auf andere Menschen überspringt, Herzen und Türen öffnet
und einlädt zu einem Leben mit Dir.
Mit Jesu Worten beten wir
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Segen:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.
(O.Wisch)