Andacht zum Gottesdienst zum Erntedank – 6. Oktober 2024.
Anfangen:
In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir. Amen
Eröffnung:
„Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ dieses Wort aus Psalm 145, 14 ist der Wochenspruch für die neue Woche.
Aus Psalm 104:
Lobe den HERRN, meine Seele!
HERR, mein Gott, du bist sehr groß; in Hoheit und Pracht bist du gekleidet.
Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie ein Zelt;
der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden,
dass es nicht wankt immer und ewiglich.
Du tränkst die Berge von oben her,
du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.
Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen,
dass du Brot aus der Erde hervorbringst,
dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz glänze vom Öl
und das Brot des Menschen Herz stärke.
HERR, wie sind deine Werke so groß und viel!
Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter
Es wartet alles auf dich, dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit.
Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust,
so werden sie mit Gutem gesättigt.
Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie;
nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub.
Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen,
und du machst neu das Antlitz der Erde.
Die Herrlichkeit des HERRN bleibe ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke!
Lobe den HERRN, meine Seele! Halleluja!
Lied: Wir pflügen und wir streuen – EG 508:
1) Wir pflügen, und wir streuen den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf.
Ref.: Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm, dankt,
drum dankt ihm, dankt und hofft auf ihn!
2) Er sendet Tau und Regen und Sonn- und Mondenschein,
er wickelt seinen Segen gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behende in unser Feld und Brot:
es geht durch unsre Hände, kommt aber her von Gott.
3) Was nah ist und was ferne, von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne, der Sperling und das Meer.
Von ihm sind Busch und Blätter und Korn und Obst von ihm,
das schöne Frühlingswetter und Schnee und Ungestüm.
4) Er lässt die Sonn aufgehen, er stellt des Mondes Lauf;
er lässt die Winde wehen und tut den Himmel auf.
Er schenkt uns so viel Freude, er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide und unsern Kindern Brot.
5) Auch Frommsein und Vertrauen und stiller, edler Sinn
ihm flehn und auf ihn schauen, kommt alles uns durch ihn.
Er gehet ungesehen im Dorfe um und wacht
und rührt, die herzlich flehen, im Schlafe an bei Nacht.
Predigttext: „Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird; denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.“ (1. Brief an Timotheus)
Predigt:
Liebe Gemeinde, letzte Woche, Friedrichroda, 21 Seniorinnen und 3 Senioren im Alter von 71 bis 91 Jahren saßen in einer Morgenrunde zusammen. Unser Thema war an diesem Morgen Dankbarkeit. Helge Ehnert hatte uns gebeten ein Symbol mitzubringen, dass etwas darüber erzählt, wofür wir dankbar sind. Und dann trugen die Seniorinnen und Senioren einiges zusammen:
Ein Buch – weil Bücher eine neue Welt geöffnet und in einen neuen Lebens – und Glaubensabschnitt geführt haben
Lebensrettende Tabletten – die Schmerzen beenden, die das Leben trotz einer lebensbedrohlichen Krankheit schützen und weiterhin lebenswert machen
Das Handy – dass ermöglicht mit seiner Familie, mit Freunden und Freundinnen verbunden zu sein, das ermöglicht um Hilfe zu bitten, Erinnerungen zu speichern
Ein Teelicht – 5 Jahre lang immer wieder in jeder Kirche, die am Weg lag, angezündet, verbunden mit der Bitte, dass der Sohn gesund wird – er hat es geschafft
Der Pool im Garten, der, sobald es warm ist, jeden Morgen Wassergymnastik und Schwimmen ermöglicht und damit das Fortschreiten einer chronischen Erkrankung verlangsamt.
Familienfotos – dankbar für das Eingebunden sein zwischen den Geschwistern und ihren Familien, Verbunden mit den Kindern und Enkeln und Enkelinnen.
Tränen flossen vor Dankbarkeit, gelacht haben wir viel und es war irgendwie wunderbar und es tat wirklich gut, dass mal alles so geballt zu hören.
Lebensdank und Erntedank gehören zusammen.
Wir danken heute für die Erntegaben, für Kartoffeln, Weizen, Trauben, für Wind und Meer, Berge und Strand, für Baum und Tiere, für Blumen und Wiesen.
Mit dem Psalm 104 haben wir diesen Dank gebetet.
Und wir danken, was uns im Leben geschenkt ist an Beziehungen, an neuen Anfängen, an gelungenen Abschieden, an Umbrüchen, die uns vorangebracht haben. An Menschen, die an unserer Seite sind – Nachbarn, Freunde und Freundinnen, Eltern, Kinder, Geschwister, Enkel. An medizinischen und technischen Möglichkeiten, die unser Leben erleichtern, manchmal sogar retten.
Danken heißt, innezuhalten, sich Zeit nehmen, den Alltag unterbrechen, zurückdenken, wahrnehmen sich bewusst machen, wie viel mir einfach geschenkt ist.
Danken hier im Gottesdienst heißt, Gott als den zu loben, der dieser Erde und damit auch uns, unser Leben geschenkt hat.
Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird.
Aber ist wirklich alles gut? Wir können heute Erntedank nicht feiern und über das hinwegsehen, was nicht gut ist. Wir verbrauchen auf der Erde mehr als natürlich nachwachsen kann. Die natürlichen Ressourcen werden nicht gerecht unter uns Menschen aufgeteilt, wir haben mehr als genug zu essen, andere kämpfen um das Überleben, Kinder, Männer Frauen sterben an Hunger.
Wie können wir heute Erntedank feiern, ohne zu vergessen, dass eben auch vieles nicht gut ist?
In der Gemeinde, an die die Worte des Timotheusbriefes gerichtet sind, gab es einige die sagten: Diese Welt vergeht, also müsst ihr euch nicht um sie kümmern. Es gibt wichtigeres für euer Seelenheil, als die vergängliche Erde. Alles Irdische, vergängliche, alles leibliche gehört zur bösen Welt. Nur im Geist können wir ihr entkommen und Anteil an der göttlichen Welt haben. Deswegen war es wichtig asketisch zu leben, zu fasten und viele verschiedene Speiseregeln machten das gemeinsame Essen zum Problem.
Das kann nicht der Weg sein, sagt unser Text: Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut! Wenn wir Gott als der Kraft vertrauen, die am Anfang allen Lebens steht, dürfen wir die Früchte, das Brot genießen. Jeder Baum, jede Pflanze, jedes Wesen spricht mit seiner Anwesenheit von Gott. Geist und Körper gehören zusammen. Wir loben und Danken Gott mit Herz, Kopf und Verstand.
Wenn wir Gott als der Kraft vertrauen, die am Anfang allen Lebens steht. Wenn wir seine Schöpfung achten und seinen Auftrag ernst nehmen sie zu bewahren und zu bebauen, kann uns nicht egal sein, was mit der Natur passiert und wie wir Menschen miteinander leben.
Unsere Sorge um die Erde, die Natur und auch um unser Zusammenleben als Menschen, gehört zum Erntedank und Lebensdank heute dazu. Es gehört auch dazu nicht aufzugeben, meinen möglichen Teil dazu tun. Am 3. Oktober in der Heide Bäume pflanzen, Essen für die Stadtmission zu spenden, weniger Auto zu fahren, Verallgemeinerungen über Menschen gegenüber skeptisch zu bleiben, genau hinzugucken und nachzufragen, wenn Meinungen geäußert werden. Kritisch bleiben, sich informieren, auch wenn es mühsam ist, die komplexe Welt zu verstehen, einfach Antworten hinterfragen.
Alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird;
Denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.
Gott heiligt seine Gaben an uns und wir erkennen das mit unserem Dank an ihn an. Im Abendmahl schmecken und sehen wir wie freundlich der Herr ist.
Wir preisen Gott und nehmen seine Gaben dankbar an. Wir feiern gemeinsam, teilen und genießen was Gott uns schenkt. Erntedank und Lebensdank.
Wir feiern Abendmahl, weil alles gut ist, was von Gott kommt und wir feiern auch Abendmahl, weil eben nicht alles gut ist auf unserer Erde. Wenn wir Brot und Wein miteinander teilen, dann haben wir Anteil am Reich Gottes, das unter uns bereits begonnen hat. Alles kann heil und neu werden, das ist uns versprochen. Darauf dürfen wir vertrauen und uns stärken lassen für die Sorge um unsere Erde, die wir zusammen mit dem Dank an den Tisch tragen, an den Jesus uns einlädt. Amen
Miteinander und füreinander beten: Gott, groß bist du.
Wunderbar und schwer zu fassen.
Danke für Roggen und Radieschen, Tomaten und Thymian.
Schick Regen in gutem Maß, und Sonne bitte auch.
Wir bitten dich für alles, was wir als Ernte nach Hause tragen.
Gott, nah bist du.
Stimme im Herzen, Frage im Kopf.
Wofür bin ich dankbar – gerade heute?
Schick uns dies Gefühl: säen und immer wieder ernten, dankbar sein!
Für alles, was mehr ist, als wir dachten.
Danke für alle, die Dankbarkeit pflanzen, gießen, jäten.
Gott, wird es reichen,
was ich säe, ernte, habe?
Werde ich wirklich mehr haben, wenn ich teile?
Für Menschen in Verantwortung bitte ich dich.
Im Palast und auf der Straße, im Dienstwagen und im Widerstehen,
gib Maß, gib Mut, gib ehrliches Ringen
um gute politische und gesellschaftliche Lösungen
für ein gutes Zusammenleben aller Menschen.
Gott, groß ist dein Herz.
Für die Menschen in den Kriegsgebieten, in den Lagern und auf dem Meer,
Gib ihnen Schutz und Heimat.
Stärke die Kräfte, die den Frieden von Herzen suchen.
Lass niemanden zurück.
Danke für alle Friedfertigen, für alle die helfen und streiten
und aufnehmen und bergen.
Gott, deine Werke sind groß und viel und schön.
deine Werke sind, wie du bist. Heilig ist dein Name.
Kostbar sind wir dir. Dankbar leben wir aus deiner Händen.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Segen
Es segne und behüte uns Gott, der Allmächtige und Barmherzige,
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.
(Pfarrerin Gunda Ortmann)