Exaudi (16.05.)2021

  • Eröffnung

Zwischen Himmelfahrt und Pfingsten markiert der Sonntag Exaudi die Zeit zwischen dem Abschied Jesu und seiner Wiederkunft im Heiligen Geist. Wie geht es weiter in dieser Zwischenzeit? Diese Frage bewegt in den Monaten der Pandemie und des Lockdowns die Menschen auf besondere Weise. Christus aber benennt das Ziel mit dem Wochenspruch aus dem Johannesevangelium: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen. Amen.

  • Ein Lied: „Heilger Geist, mein Tröster mein“ (EG 128)

1 Heilger Geist, du Tröster mein, hoch vom Himmel uns erschein mit dem Licht der Gnaden dein.

2 Komm, Vater der armen Herd, komm mit deinen Gaben wert, uns erleucht auf dieser Erd.

3 O du sel’ge Gnadensonn, füll das Herz mit Freud und Wonn aller, die dich rufen an.

4 Ohn dein Beistand, Hilf und Gunst ist all unser Tun und Kunst vor Gott ganz und gar umsonst.

5 Lenk uns nach dem Willen dein, wärm die kalten Herzen fein, bring zurecht, die irrig sein.

6 Gib dem Glauben Kraft und Halt, Heilger Geist, und komme bald mit den Gaben siebenfalt.

7 Führ uns durch die Lebenszeit, gib im Sterben dein Geleit, hol uns heim zur ewgen Freud.

  • Worte aus Psalm 27

Der Herr ist mein Licht und mein Heil;
vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist meines Lebens Kraft;
vor wem sollte mir grauen?

Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe;
sei mir gnädig und antworte mir!
Mein Herz hält dir vor dein Wort:
»Ihr sollt mein Antlitz suchen.«
Darumsuche ich auch, Herr, dein Antlitz.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir,
verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!
Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht
und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils!

Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich,
aber der Herr nimmt mich auf.

Herr, weise mir deinen Weg
und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen.
Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde!
Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht.

Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde
die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen.
Harre des Herrn!
Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!

  • Aus dem Evangelium nach Johannes im 7. Kapitel

Aber am letzten, dem höchsten Tag des Festes* trat Jesus auf und rief:
Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke!
Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden, wie die Schrift sagt, Ströme lebendigen Wassers fließen.

Das sagte er aber von dem Geist, den die empfangen sollten,
die an ihn glaubten; denn der Geist war noch nicht da;
denn Jesus war noch nicht verherrlicht.

*Sukkot, das Laubhüttenfest; im Zusammenhang mit der Rede Jesu vom „lebendigen Wasser“ eine Anspielung auf das Ritual der Wasserspende und der Bitte um ausreichend Regen für das anstehende agrarische Jahr

  • Gedanken zu Johannes 7

Lutz liegt im Sterben. Lutz ist dankbar. Das Haus, in dem er liegt, und die Menschen, die in diesem Haus arbeiten, machen es ihm leichter. Als ich ihn besuche, liegt er im Bett. Er kann nicht mehr aufstehen. In der rechten Hand hält er ein Kreuz; in der linken den Rufknopf für die Krankenpflegerinnen. Zwei treue Begleiter. Das Kreuz ist aus glattem Holz gefertigt in warmen Brauntönen. „Olivenholz, wie im Heiligen Land“ erklärt er mir. Dabei legt sich ein sanfter Ton in seine schwache Stimme. Ich frage ihn: „Würde das nicht zum Sterben reichen?“ „Nein“, sagt er lächelnd, „Sterben ist auch Leben, und das hier“, und dabei richtet er seinen Augen auf den Notknopf, „macht es mir angenehmer.“ Ich verstehe, soweit ich das kann. Zwischen Leben und Tod ist es gut, das eine, das Kreuz, den Glauben festzuhalten und das andere, den Notknopf gegen die Schmerzen, gegen den Durst ebenso. Zwei Begleiter für die Zeit dazwischen.

So macht auch Jesus seinen Zuhörerinnen deutlich, dass Gott für sie sorgen wird. Für beides. Für den Regen, um den die Menschen am letzten Tag des Laubhüttenfestes bitten. Und für das Leben nach der Zeit auf der Erde. Ströme lebendigen Wassers werden fließen. Er weiß aber auch, dass der Glaube der Menschen daran wankelmütig sein kann. In schweren Zeiten besonders. Wenn es an Wasser fehlt für eine gute Ernte. Wenn es an Zuversicht fehlt in unsicheren Zeiten. Wenn es an Trost fehlt angesichts des Todes. Deshalb spricht Jesus vom Heiligen Geist, der die Menschen im Glauben miteinander verbinden wird. Dann ist für die nötige Hilfe gesorgt. Für genügend Wasser gegen den Durst. Für einen Notknopf. Füreinander da zu sein. Und für den nötigen Glauben, der mich mit umfängt, wenn ich Lutz sehe. Soviel Leben mitten im Sterben. Dafür bin ich dankbar. Amen.

  • Ein Gebet füreinander und miteinander

O Gott,
in diesen unsicheren Zeiten
umfange uns mit deinem Heiligen Geist.
Dass wir den Weg nicht verlieren
in dieser Finsternis, die uns umfängt.
Die uns ängstigt mit dem Geschrei der Welt,
mit den Anfeindungen und Vorwürfen.

Wir bitten dich besonders um Frieden im Heiligen Land.
Wir bitten dich für die Opfer auf beiden Seiten.

O Gott,
in diesen durstigen Zeiten
umfange uns mit deinem Heiligen Geist.
Dass wir den Glauben nicht verlieren
in dieser Finsternis, die uns umfängt.

Wir bitten dich besonders um Trost für die Menschen,
die durch Krankheit an Körper und Seele besonders leiden in dieser Pandemie.
Wir bitten dich für die Lebenden und die Gestorbenen.

O Gott,
wir bitten dich um Ströme lebendigen Wassers
mit den Worten deines Sohnes Jesus Christus.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)