Trinitatis (30.05.)2021

  • Eröffnung

Wie begegnet uns Gott hier? Gnädig, liebevoll und verbindlich, wie es im Anfangsgruß aus dem 2. Korintherbrief heißt?: Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. Oder gibt es noch ganz andere Vorstellungen? Eines jedenfalls ist sicher: Unsere Gottesbilder sind vielfältig und wandelbar. Darüber denken wir am Sonntag Trinitatis nach.

  • Ein Lied: „Gelobet sei der Herr“ (EG 139)

1 Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Licht, mein Leben, mein Schöpfer, der mir hat mein‘ Leib und Seel gegeben, mein Vater, der mich schützt von Mutterleibe an, der alle Augenblick viel Guts an mir getan.

2 Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Heil, mein Leben, des Vaters liebster Sohn, der sich für mich gegeben, der mich erlöset hat mit seinem teuren Blut, der mir im Glauben schenkt das allerhöchste Gut.

3 Gelobet sei der Herr, mein Gott, mein Trost, mein Leben, des Vaters werter Geist, den mir der Sohn gegeben, der mir mein Herz erquickt, der mir gibt neue Kraft, der mir in aller Not Rat, Trost und Hilfe schafft.

4 Gelobet sei der Herr, mein Gott, der ewig lebet, den alles lobet, was in allen Lüften schwebet; gelobet sei der Herr, des Name heilig heißt, Gott Vater, Gott der Sohn und Gott der werte Geist,

5 dem wir das Heilig jetzt mit Freuden lassen klingen und mit der Engelschar das Heilig, Heilig singen, den herzlich lobt und preist die ganze Christenheit: Gelobet sei mein Gott in alle Ewigkeit!

  • Psalm 113

Halleluja!
Lobet, ihr Knechte des Herrn,
lobet den Namen des Herrn!
Gelobt sei der Name des Herrn
von nun an bis in Ewigkeit!
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang
sei gelobet der Name des Herrn!
Der Herr ist hoch über alle Völker;
seine Herrlichkeit reicht, so weit der Himmel ist.
Wer ist wie der Herr, unser Gott,
der oben thront in der Höhe,
der niederschaut in die Tiefe,
auf Himmel und Erde;
der den Geringen aufrichtet aus dem Staube
und erhöht den Armen aus dem Schmutz,
dass er ihn setze neben die Fürsten,
neben die Fürsten seines Volkes;
der die Unfruchtbare im Hause wohnen lässt,
dass sie eine fröhliche Kindermutter wird.
Halleluja!

  • Wo er will – Aus dem Johannesevangelium im 3. Kapitel

Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, ein Oberster der Juden. Der kam zu Jesus bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm.
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von Neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was aus dem Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was aus dem Geist geboren ist, das ist Geist. Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von Neuem geboren werden. Der Wind bläst, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er fährt. So ist ein jeder, der aus dem Geist geboren ist.

  • Gottmutter – Gedanken zur Dreifaltigkeit
(In der Stiftskirche auf dem Petersberg; Photo: privat)

An diesem Sonntag Trinitatis denke ich nach über die dreieinigen Gott. Gewöhnlicherweise wird er benannt nach Gott-Vater, Gott-Sohn, Gott-Heiliger Geist. Doch dieser Geist, der weht wie der Wind, nämlich, wo er will, hat mich am letzten Sonntag vor das Holzrelief der Stiftskirche auf dem Petersberg geweht. Gleich am Eingang ist es mir ins Auge gefallen. Das Kind, das freudig und willkommenheißend die Arme ausstreckt. Wohlgeborgen im Schoß seiner Mutter, der Frau, die hinter ihm aufrecht und stolz und zugleich wachsam ihre Augen auf dem Kind ruhen lässt. Darüber die Taube, der Heilige Geist, der sein Feuer strahlenweise über Mutter und Kind ausbreitet.
Ein Pfingstbild, aber auch ein Bild der Trinität, des dreifaltigen Gottes? In das Gedankengebäude unserer katholischen Schwesterkirche zur Natur der Mutter Jesu möchte ich mich hier nicht begeben. Der kleine Katechismus Luthers hält dagegen fest, dass sich das wahre Menschsein Jesu mit der Jungfrau Maria verbindet. Klarerweise sei gesagt, dass Maria nicht Gott ist. Aber umgekehrt frage ich mich: Ist Gott nicht auch Mutter?
Es fällt auf, dass in allen drei Texten, die dieser Andacht beigegeben sind, Mütter eine Rolle spielen. Die fröhliche Kindermutter im Psalm, der schützende und beschützte Mutterleib im Lied und der Mutter Leib als irdischer Ursprung unseres Lebens im Gespräch zwischen Nikodemus und Jesus. Aber die Bibel selbst vergleicht auch Gott mit einer Mutter. Ein bilderreiches Wort aus dem Hiobbuch belegt das besonders eindrücklich: Wer hat das Meer mit Toren verschlossen, als es herausbrach wie aus dem Mutterschoß, als ich’s mit Wolken kleidete und in Dunkel einwickelte wie in Windeln? (Hiob 38,8f.) So fragt Gott selbst rhetorisch den bangen Hiob, der nach seinem Schicksal fragt. Wie eine Mutter bringt Gott die ganze Schöpfung hervor. Im Bild der Geburt und der Sorge um das Kind wird Gottes Allmacht beschrieben.
Ich stehe also vor diesem Bild auf dem Petersberg, dass mir freundlich entgegenkommt. Ich spüre, wie sich in mir meine Vorstellung von Gott wandelt. Geborgen und genährt in den Armen einer liebenden Mutter, gewinne ich Kraft, selbst freundlich auf meine Mitmenschen zuzugehn. Beschirmt durch einen guten Geist, öffne ich meine Arme.
Selbstverständlich ist das allerdings nicht. Mütterliche Sorge in dieser Welt, die Sorge um meine Kinder, die ein sicheres und warmes Zuhause schafft, ausreichend Essen bereitstellt und eine Begleitung gewährleistet, die Selbstbewußtsein und Zartsinn weckt ebenso wie Liebe, Nähe und Vertrauen, ist eine große Herausforderung. Oft scheitere ich daran. Als Vater, als Partner, in der Verantwortung im Beruf und auch als Kind den eigenen Eltern gegenüber.
Umso besser, dass mir dieses Bild vor Augen gestellt wird. Gott, die Mutter, die in ihrer Allmacht und Güte meinen Glauben weckt, dass sie das genau so will. Und mich daraufhin geschaffen hat. Dass sie mein Scheitern nicht verurteilt, aber mir Mut macht, nicht aufzugeben. Dass ich in ihren Augen ein schützender und beschützter Mutterschoß bin. Amen.

  • Miteinander und füreinander beten

Guter Gott,
bewahre und beschütze,
nähre und kleide uns in deine Weisheit.
Dass sie uns helfe, in diese Welt Wärme und Freundlichkeit zu tragen
und den großen Fragen der Menschheit nach Frieden und Gerechtigkeit nicht auszuweichen;
dass Menschen nicht hungern müssen und leiden unter Waffengewalt;
dass sie nicht vor ihrer Zeit sterben müssen an Krankheit und Mangel an Liebe;
dass wir aufmerksam und geduldig uns unseren Mitmenschen zuwenden;
dass wir neuen Mut fassen, um die gute Botschaft eines barmherzigen Gottes weiterzugeben;
dass wir uns selbst geborgen fühlen können wie in den Armen einer Mutter.
Mit den Worten Jesu Christi beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)