Pfingstsonntag (23.05.)2021

  • Eröffnung

„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der HERR Zebaoth.“ So heißt es im Buch Sacharja. Durch diesen Geist gewährt uns Gott Gemeinschaft, die uns an schweren und in fröhlichen Tagen trägt. Besonders am Pfingstsonntag denken wir daran. Amen.

  • Ein Lied: „Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist“ (EG 126)
  1. Komm, Gott Schöpfer, Heiliger Geist, / besuch das Herz der Menschen dein, / mit Gnaden sie füll, denn du weißt, / dass sie dein Geschöpfe sein.
  2. Denn du bist der Tröster genannt, / des Allerhöchsten Gabe teu’r, / ein geistlich Salb an uns gewandt, / ein lebend Brunn, Lieb und Feu’r.
  3. Des Feindes List treib von uns fern, / den Fried schaff bei uns deine Gnad, / dass wir deim Leiten folgen gern / und meiden der Seelen Schad.
  4. Gott Vater sei Lob und dem Sohn, / der von den Toten auferstand, / dem Tröster sei dasselb getan / in Ewigkeit alle Stund.
  • Aus Psalm 118

Dies ist der Tag, den der Herr macht;
lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
O Herr, hilf!
O Herr, lass wohlgelingen!
Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!
Wir segnen euch vom Haus des Herrn.
Der Herr ist Gott, der uns erleuchtet.
Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott, und ich danke dir;
mein Gott, ich will dich preisen.
Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.

  • Der Turmbau zu Babel – Aus dem 1. Buch Mose im 11. Kapitel

Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst. Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde.
Da fuhr der Herr hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. Und der Herr sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verwehrt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe! So zerstreute sie der Herr von dort über die ganze Erde, dass sie aufhören mussten, die Stadt zu bauen. Daher heißt ihr Name Babel, weil der Herr daselbst verwirrt hat aller Welt Sprache und sie von dort zerstreut hat über die ganze Erde.

  • Unzerstreut – Gedanken zum Turmbau zu Babel

Sie wollen sich einen Namen machen, um nicht zerstreut zu werden über die ganze Erde. Ein Turm, der bis an den Himmel reicht, dient zur Orientierung. Auf Augenhöhe mit Gott. So bleiben alle im Blick. Nichts scheint mehr unmöglich.
Möglich wird das durch die gemeinsame Sprache.
Auf Augenhöhe mit Gott, mit einer Sprache, die unwidersprochen bleibt. Aus den Mündern der Menschen kann daraus großes Unglück entstehen. Glaubt ihr Dieses oder Jenes? Glaubt ihr an den wissenschaftlichen Kommunismus? An den totalen Krieg? Daran, dass Geiz geil ist? Und alle jubeln! Meist aber nicht im Sinne Gottes. Besser, wenn sie unverstanden und am Boden bleiben!
Das Geschehen zu Pfingsten kehrt diesen Vorgang der Sprachverwirrung um. Die ungebildeten Begleiter Jesu können nun von allen Menschen in der bunten Stadt Jerusalem verstanden werden. Mit der Macht Gottes! Der Heilige Geist ist mitten unter ihnen. So kommt die Gemeinde Jesu Christi in die Welt. Das Christentum, die Kirche.
Die Kirche macht sich im Laufe der Zeit einen Namen. Schließlich beherrscht sie nicht nur die Gläubigen, sondern auch einen guten Teil der Welt; durchaus auch mit weltlicher Macht. Das Christentum gewinnt moralischen und politischen Einfluß durch prächtige Bauten und eine unumstößliche Hierarchie. Ein Turm, der bis an den Himmel reicht; für die Stellvertreter Gottes. Auf Augenhöhe. Angeblich reden sie im Namen Gottes. Ihr Wort gilt.
Aus der freien Begegnung im Heiligen Geist wurde wieder eine Präsentation menschlicher Macht. Aus dem Heiligen Geist, der weht, wo er will (Johannesevangelium 3,8), wurde eine verknöcherte Institution. Immer wieder brachte sie den Menschen eher Seelenqual statt Freude.
Den Jüngern aber kam das gar nicht in den Sinn. Die Galiläer aus der Provinz hatten keinerlei Macht. Sie hatten den Geist Gottes. Der seine frohe Botschaft durch ihre Herzen und Münder lenkte und leitete.
In EINER Sprache miteinander sprechen und Gott loben anstatt nur in MEINER Sprache. Das Vaterunser aus Jesu Mund. Wenn ich genau hinhöre, spüre ich, dass diese Worte nicht dazu taugen, um zu herrschen. Ich übe mich in Demut, wenn ich sie spreche. Meine Schuld. Meine Versuchung. Aber auch: Mein tägliches Brot und dein Wille, Gott. Diese myriadenoft gesprochenen Worte tragen den Geist Gottes. Denn ich höre sie nicht nur aus meinem Mund. Sondern auch aus dem meiner Nachbarin. Aus dem Mund des orthodoxen Priesters, der sie russisch spricht. Aus dem Mund einer Gemeinde in Tansania. Ich erkenne sie am Rhythmus der Worte. Überall. Einfach so. Ohne Zwang. Unzerstreut. In Gottes Geist kann uns nichts und niemand trennen. Amen.

  • Worte miteinander und füreinander

Heiliger Geist,
komme zu uns und bleibe bei uns,
wenn wir urteilen über unsere Mitmenschen,
wenn wir schwere Entscheidungen treffen müssen,
wenn wir nicht aus noch ein wissen;
wenn wir uns verloren gehen und aus den Augen verlieren,
wenn wir uns vor Gott und den Menschen schämen,
wenn wir dein Wort gering geachtet haben;
wenn wir zaghaft und träge gegenüber unseren Nächsten,
wenn wir es besser wussten, nur um uns besser zu fühlen,
wenn wir das Herz nicht hören sondern nur das Urteil,
komme zu uns und bleibe bei uns
mit den Worten Jesu Christi:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)