Lichtmess 2021

  • Eröffnung

Denn wir wissen, dass die Sonne auch nachts scheint. So wie es in dem Lied „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“ heißt: „Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben / den Menschen überm Meer das Licht“. Was unseren Augen entzogen ist, möge in unseren Herzen hell aufleuchten. Dass wir verbunden sind in Christus, dem Licht der Welt.
Amen.

  • Ein Lied: „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“ (EG 266)

1 Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen und wird vom Dunkel überweht.
Am Morgen hast du Lob empfangen, zu dir steigt unser Nachtgebet.

2 Die Erde rollt dem Tag entgegen; wir ruhen aus in dieser Nacht
und danken dir, wenn wir uns legen, dass deine Kirche immer wacht.

3 Denn unermüdlich, wie der Schimmer des Morgens um die Erde geht,
ist immer ein Gebet und immer ein Loblied wach, das vor dir steht.

4 Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben den Menschen überm Meer das Licht:
und immer wird ein Mund sich üben, der Dank für deine Taten spricht.

5 So sei es, Herr: die Reiche fallen, dein Thron allein wird nicht zerstört;
dein Reich besteht und wächst, bis allen dein großer, neuer Tag gehört.

  • Aus Psalm 138

Preisen will ich dich mit meinem ganzen Herzen,
ich will dir spielen vor den Göttern.

Ich falle nieder vor deinem heiligen Tempel,
und deinen Namen preise ich wegen deiner Gnade und Treue.
Denn du hast dein Wort groß gemacht über deinen ganzen Namen.

An dem Tag, da ich rief, antwortetest du mir.
Du vermehrtest mir in meiner Seele die Kraft.

Alle Könige der Erde werden dich preisen, HERR,
wenn sie die Worte deines Mundes gehört haben.

Sie werden die Wege des HERRN besingen,
denn groß ist die Herrlichkeit des HERRN.

Ja, der HERR ist erhaben, doch er sieht den Niedrigen,
und den Hochmütigen erkennt er von fern.

Wenn ich auch mitten in Bedrängnis wandeln muss und du belebst mich.
Gegen den Zorn meiner Feinde wirst du deine Hand ausstrecken,
und deine Rechte wird mich retten.

Der HERR wird es für mich vollenden.
HERR, deine Gnade [währt] ewig.
Gib die Werke deiner Hände nicht auf!

  • Worte aus dem Buch Jesaja 49,1-6

Höret mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merket auf!

Der HERR hat mich gerufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, da ich noch in Mutterleibe war, und hat meinen Mund gemacht wie ein scharf Schwert; mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum reinen Pfeil gemacht und mich in seinen Köcher gesteckt

und spricht zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch welchen ich will gepreiset werden.

Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und brächte meine Kraft umsonst und unnützlich zu, wiewohl meine Sache des HERRN und mein Amt meines Gottes ist.

Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleibe an zu seinem Knechte bereitet hat, daß ich soll Jakob zu ihm bekehren, auf daß Israel nicht weggeraffet werde; darum bin ich vor dem HERRN herrlich, und mein Gott ist meine Stärke

und spricht: Es ist ein Geringes, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten in Israel wiederzubringen,

sondern ich habe dich auch zum Licht der Völker gemacht, daß mein Heil reiche bis an die Enden der Erde.

  • Gedanken zum Text:

„Ich habe dich auch zum Licht der Völker gemacht“. Auf dem Wörtchen „auch“ liegt das ganze Gewicht dieser Passage aus dem Jesajabuch. Der Prophet ist von Gott berufen, von Anfang an, selbst schon im Mutterleib gehört er zu Gott. Seine Aufgabe als Prophet scheint klar umrissen. „Die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten in Israel wiederzubringen.“ Nun führt Gott ihn aber darüber hinaus. Gott erweitert seinen Wirkungskreis und sein Aufgabenfeld.

In den Worten des Propheten höre ich seine Gedanken dazu.

Zuerst spricht er die Völker an. Inseln und Völker in der Ferne. Er spricht zu denen, die ihm nicht nahe sind. Isoliert und weit weg. Er spricht sie an und erzählt von seiner Lebensgeschichte mit Gott.

Er ist auf seine Aufgabe hin geschaffen und geboren worden. Noch bevor er das Licht der Welt erblickt hat, wird er zum Licht der Welt ausersehen.Beschützt von Gott, unter dem Schatten seiner Hand, mit einem Mund scharf wie ein Schwert und wehrhaft wie ein reiner Pfeil in seinem Köcher. Er ist gut gerüstet für seine Aufgabe. Er soll Gott preisen, nicht mehr und nicht weniger. So strahlt das Licht in die Welt hinein.

Ja, der Prophet gibt zu, dass ihm diese Aufgabe nicht selten zur Last wurde. Vergeblich, umsonst und unnütz erscheint es ihm, dass er dafür seine Kraft aufwendet. Diese Erfahrung steht gegen seine Berufung. Er benennt sie dennoch, um deutlich zu machen, dass es ihm ernst mit seiner Aufgabe ist. Er gibt sie nicht leichtfertig auf, obwohl vielleicht manches dafür sprechen würde.

Gott sieht das jedenfalls anders. Er erweitert des Propheten Aufgabe sogar über den Kreis seiner Herkunft hinaus auf alle Völker, auf die fernen Inseln und die fremden Länder.

Ich kann gut verstehen, dass dem Propheten der Mut sinkt. Dass er an die Lasten seiner Berufung denkt. Ist meine Arbeit zu irgendwas nütze? Diese Frage stellt sich wohl nicht nur der Prophet. Sie wird – laut oder leise – von vielen enttäuschten und erschöpften, haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen auch in unseren Gemeinden geäußert. Ebenso werde ich aber wieder aufgerichtet, wenn ich mich daran erinnere, wie ich innerhalb und außerhalb der Gemeinde etwas vom göttlichen Licht weitertragen kann.

Der Prophet macht sich auf den Weg und spricht jene an, die er bis dahin noch nicht im Blick hatte. Mag sein Mut auch schwanken, hält er dennoch an seiner Aufgabe fest. Und wird zum Licht der Welt, der Menschen, seiner Nächsten. Dazu soll er nun die Grenzen überschreiten, die durch seine Geburt und sein Leben bisher gesetzt waren. Gerade dorthin, wo es ihm am dunkelsten zu sein scheint, trägt er das Licht Gottes. Gerade, wenn es in ihm dunkel wird, findet er das Licht Gottes.
Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Herr,
wir brauchen dein Licht für diese Welt.
Überall stoßen wir an Grenzen,
überall fehlt der Mut, etwas zu verändern.
Darunter leiden wir nicht nur hier
in unseren sicheren Wohnungen,
sondern mit den Menschen auf der ganzen Welt,
die ohne Obdach, ohne Essen, ohne Geborgenheit
leben müssen.
Herr, gib uns die Kraft dein Licht zu sein,
und selbst licht zu werden.

Herr,
wir brauchen dein Licht für unsere Gemeinden.
Überall stoßen wir an Grenzen,
überall fehlt der Mut, etwas zu verändern.
Viele Gedanken machen wir uns,
wie wir dein Wort weitertragen können.
Doch nicht nur in unserer Gemeinde ist die Sorge groß,
dass du immer weniger Platz hast in den Herzen der Menschen.
Herr, gib uns den Glauben dein Licht zu sein,
und selbst licht zu werden.

Herr,
wir brauchen dein Licht für unsere Nächsten.
Überall stoßen wir an Grenzen,
überall fehlt der Mut, etwas zu verändern.
Denn nicht nur wir selbst sind oft am Ende unserer Kräfte,
wenn wir anderen beistehen und ihnen helfen.
Mitunter wird all unsere Mühe in Frage gestellt
von einem großen Unfrieden in uns und bei unseren Mitmenschen.
Herr, gib uns die Liebe dein Licht zu sein,
und selbst licht zu werden.

  • Segen (nach 5. Buch Mose 31,6)

Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich!
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)

3. Sonntag nach Epiphanias 2021

  • Eröffnung

„Ich will mit dir gehen. Wo du hingehst, will ich auch hingehen, und wo du lebst, will ich auch leben. Dein Volk wird mein Volk sein und dein Gott wird mein Gott sein. Wo du stirbst, will ich auch sterben, und dort will ich begraben werden. Gott tue mir dies und das, nur der Tod wird mich von dir scheiden.“
Starke Worte aus dem Buch Ruth. Um die Geschichte dazu geht es am heutigen Sonntag.

Herr, schenke uns ein Herz für Dein Wort
und ein Wort für unser Herz.
AMEN.

  • Ein Lied: Lobt Gott den Herrn ihr Heiden all (EG 293)

1) Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all,
lobt Gott von Herzensgrunde,
preist ihn, ihr Völker allzumal,
dankt ihm zu aller Stunde,
dass er euch auch erwählet hat
und mitgeteilet seine Gnad
in Christus, seinem Sohne.

2) Denn seine groß Barmherzigkeit
tut über uns stets walten,
sein Wahrheit, Gnad und Gütigkeit
erscheinet Jung und Alten
und währet bis in Ewigkeit,
schenkt uns aus Gnad die Seligkeit;
drum singet Halleluja.

  • Psalm 86

HERR, neige deine Ohren und erhöre mich;
denn ich bin elend und arm.
Bewahre meine Seele, denn ich bin dein.
Hilf du, mein Gott, deinem Knechte, der sich verlässt auf dich.
Herr, sei mir gnädig;
denn ich rufe täglich zu dir.
Erfreue die Seele deines Knechts;
denn nach dir, Herr, verlangt mich.
Denn du, Herr, bist gut und gnädig,
von großer Güte allen, die dich anrufen.
Vernimm, HERR, mein Gebet
und merke auf die Stimme meines Flehens!
In der Not rufe ich dich an;
du wollest mich erhören!
Herr, es ist dir keiner gleich unter den Göttern,
und niemand kann tun, was du tust.
Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen
und vor dir anbeten, Herr, und deinen Namen ehren,
dass du so groß bist und Wunder tust
und du allein Gott bist.
Weise mir, HERR, deinen Weg,
dass ich wandle in deiner Wahrheit;
erhalte mein Herz bei dem einen,
dass ich deinen Namen fürchte.
Ich danke dir, Herr, mein Gott, von ganzem Herzen
und ehre deinen Namen ewiglich.
Denn deine Güte ist groß gegen mich,
du hast mich errettet aus der Tiefe des Todes.
Gott, es erheben sich die Stolzen gegen mich, /
und eine Rotte von Gewalttätern trachtet mir nach dem Leben
und haben dich nicht vor Augen.
Du aber, Herr, Gott, bist barmherzig und gnädig,
geduldig und von großer Güte und Treue.
Wende dich zu mir und sei mir gnädig;
stärke deinen Knecht mit deiner Kraft und hilf dem Sohn deiner Magd!
Tu ein Zeichen an mir,
dass du’s gut mit mir meinst,
dass es sehen, die mich hassen, und sich schämen,
weil du mir beistehst, HERR, und mich tröstest.

  • Worte aus dem Buch Ruth

Zu der Zeit, als die Richter richteten, entstand eine Hungersnot im Lande.
Und ein Mann von Bethlehem in Juda zog aus ins Land der Moabiter,
um dort als Fremdling zu wohnen, mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen.
Der hieß Elimelech und seine Frau Noomi und seine beiden Söhne Machlon und Kiljon;
die waren Efratiter aus Bethlehem in Juda.
Und als sie ins Land der Moabiter gekommen waren, blieben sie dort.

Und Elimelech, Noomis Mann, starb, und sie blieb übrig mit ihren beiden Söhnen.
Die nahmen sich moabitische Frauen; die eine hieß Orpa, die andere Rut.
Und als sie ungefähr zehn Jahre dort gewohnt hatten,
starben auch die beiden, Machlon und Kiljon.
Und die Frau blieb zurück ohne ihre beiden Söhne und ohne ihren Mann.

Da machte sie sich auf mit ihren beiden Schwiegertöchtern
und zog aus dem Land der Moabiter wieder zurück;
denn sie hatte erfahren im Moabiterland,
dass der Herr sich seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte.
Und sie ging aus von dem Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr.

Und als sie unterwegs waren, um ins Land Juda zurückzukehren,
sprach sie zu ihren beiden Schwiegertöchtern:
Geht hin und kehrt um, eine jede ins Haus ihrer Mutter!
Der Herr tue an euch Barmherzigkeit, wie ihr an den Toten und an mir getan habt.
Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, eine jede in ihres Mannes Hause! Und sie küsste sie.

Da erhoben sie ihre Stimme und weinten und sprachen zu ihr:
Wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen.
Aber Noomi sprach: Kehrt um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen?
Wie kann ich noch einmal Kinder in meinem Schoße haben, die eure Männer werden könnten?
Kehrt um, meine Töchter, und geht hin; denn ich bin nun zu alt, um wieder einem Mann zu gehören. Und wenn ich dächte:
Ich habe noch Hoffnung!, und diese Nacht einem Mann gehörte und Söhne gebären würde,
wolltet ihr warten, bis sie groß würden? Wolltet ihr euch einschließen und keinem Mann gehören? Nicht doch, meine Töchter! Mein Los ist zu bitter für euch, denn des Herrn Hand hat mich getroffen.

Da erhoben sie ihre Stimme und weinten noch mehr.
Und Orpa küsste ihre Schwiegermutter, Rut aber ließ nicht von ihr.
Sie aber sprach: Siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihrem Gott;
kehre auch du um, deiner Schwägerin nach.

Rut antwortete: Bedränge mich nicht, dass ich dich verlassen und von dir umkehren sollte.
Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch.
Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott.
Wo du stirbst, da sterbe ich auch, da will ich auch begraben werden.
Der Herr tue mir dies und das, nur der Tod wird mich und dich scheiden.
Als sie nun sah, dass sie festen Sinnes war, mit ihr zu gehen, ließ sie ab, ihr zuzureden.
So gingen die beiden miteinander, bis sie nach Bethlehem kamen.

  • Gedanken zum Text

Ich staune über diese Geschichte:
Zwei Frauen sind hier die Heldinnen. Das versteht sich – in der Bibel – nicht von selbst.
Die beiden sind zudem „Ausländerinnen“ und Menschen auf der Flucht:
Erst flieht Noomi mit ihrem Mann aus Bethlehem nach Moab, in das feindliche Ausland, weg aus der Hungersnot. Dort bauen sie sich eine neue Existenz auf, ihre Söhne heiraten.
Bis zum Tod der Männer in der Familie.
Noomi und ihre Schwiegertöchter Orpa und Rut werden zu Witwen.
Und als Witwen gehen sie nach Bethlehem, in Noomis alte Heimat.
Ohne Männer stehen sie ziemlich verloren da.
Sie sind in einer Welt, in der die Männer das Sagen haben, ohne Schutz und ohne Sicherheiten. Noch dazu sind Rut und Orpa Fremde, sprechen eine andere Sprache,
kommen aus einer anderen Kultur, haben eine andere Religion.

An der Landesgrenze kommt es zu einer dramatischen Szene:
Noomi weiß, dass es für ihre beiden Schwiegertöchter besser wäre,
wenn sie zurück gingen nach Moab. Opra nimmt ihren Rat an und bricht auf.
Unter Tränen geht sie zurück.
Rut entscheidet sich anders. Sie schwört Noomi die Treue: ‚Bis das der Tot uns scheidet.‘
Aus Liebe. Sie wählt nicht den sicheren Weg, sondern entscheidet sich für ein Leben in der Fremde. Weil nur dieses Leben ein Leben mit Noomi ist.

Diese Geschichte trifft mich in den Tagen des Lockdowns. In denen mir so vieles fehlt.
Zuerst natürlich die Kontakte, zu meinen Eltern, zu den Schülerinnen und Schülern, zur Gemeinde, zu Freunden. Mein Alltag. Die Gottesdienste. Die Kultur. Das Theater. Das Kino.
Und in denen mir so manches Mal der Mut und die Hoffnung abhandenkommt.

Die wagemutige Liebe und der vor liebe brennende Mut von Rut rührt mich an.
Verglichen mit ihr bin ich übersatt und habe zur Klage wenig Grund.

Gottes Wege mit uns Menschen überschreiten alles, was wir erahnen und wissen können.
Sie haben Noomi und Rut zusammengeführt, durch den Tod ihrer Männer und den doppelten Verlust ihrer Heimat hindurch. Sie werden auch uns hindurchführen, durch den Verlust unseres Alltags und unserer direkten Gemeinschaft hindurch. Wie sollte es anders sein auf unserer Reise durch unser Leben mit dem an der Seite, der sogar den Weg durch den Tod nicht scheute, und der uns alle birgt in seiner unendlichen Lieben.
Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Du Gott, der alle Grenzen überschreitet,
du bist an unserer Seite.
Du bringst die Hoffnung.
Höre uns.

Du Gott, der alle Grenzen überschreitet,
in allen Ländern leiden die Menschen,
suchen Schutz vor Ansteckung,
sehnen sich nach Heilung,
trauern um ihre Toten.
Du bist an unserer Seite.
Du kannst heilen und trösten.
Höre uns.

Du Gott, der alle Grenzen überschreitet,
in der Kälte leiden die Schwachen,
frieren ohne Obdach,
suchen nach Essbarem,
verlieren die Hoffnung.
Du bist an unserer Seite.
Du kannst retten und beschirmen.
Höre uns.

Du Gott, der alle Grenzen überschreitet,
überall hoffen die Menschen auf dich,
sie leben mit den Wunden der Vergangenheit,
reichen die Hände zur Versöhnung,
bauen Brücken.
Du bist an unserer Seite.
Du bist der Friede.
Höre uns.

Verwandle uns.
Durch Jesus Christus.
Er ist das Licht in unserer Dunkelheit
und unsere Hoffnung –
heute und alle Tage.
Amen.

  • Segen (nach 5. Buch Mose 31,6)

Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich!
Amen.

(Pfr. Dr. Georg Bucher)

Bericht aus dem Gemeindekirchenrat (12/2020 und 01/2021)

Bericht aus den Sitzungen am 02. Dezember 2020, 18. Dezember 2020 und am 13. Januar 2021

Zu insgesamt drei Sitzungen hat sich der Gemeindekirchenrat im Dezember und Januar getroffen.

Die reguläre Dezembersitzung war dabei von verschiedenen kleineren Themen bestimmt – darunter bauliche Angelegenheiten (u.a. Abriss und Neubau eines Zauns des Kindergartens) sowie das geistliche Leben betreffende Themen wie die Frage des Abendmahls während der Pandemie. Aufgrund der bereits Anfang Dezember sehr angespannten Lage wird es bis auf Weiteres keine Abendmahlsfeiern im Rahmen von Gottesdiensten geben.

Die weiterhin mehr als besorgniserregende Entwicklung der Pandemie machte wenige Tage vor dem Christfest eine als Videokonferenz abgehaltene Sondersitzung notwendig. Nach sehr ausführlicher Diskussion und Abwägung verschiedener Optionen, entschloss sich der GKR, die geplante „Weihnachtskirche“ abzusagen und lediglich eine offene Kirche anzubieten.

Auch die erste Sitzung des neuen Jahres fand unter Berücksichtigung der gebotenen Kontaktbeschränkungen in digitale Form statt. Erneut musste sich der GKR mit der Frage beschäftigen, ob angesichts der hohen Infektionszahlen Gottesdienste und andere Veranstaltungen stattfinden können und sollen. Unter dem Eindruck der Tatsache, dass sich zum Zeitpunkt der Sitzung ein Haushalt nur mit einer außenstehenden Person treffen darf und des allgemeinen Gebotes der Kontaktreduzierung, wird die Luthergemeinde bis zunächst Ende Februar keine Gottesdienste und Andachten anbieten. Zum stillen Gebet wird die Kirche jeden Sonntag, ab 10 Uhr, für ungefähr eine Stunde geöffnet sein. Pfr. Wisch wird nach Möglichkeit als Ansprechpartner in Fragen der Seelsorge vor Ort sein. Speziell für die Senioren wird die Kirche jeden Dienstag, ab 14.30 Uhr, für eine halbe Stunde geöffnet sein.

Wichtig ist, dass Pfarrer Wisch und Frau Kranich natürlich weiterhin im Dienst und jederzeit erreichbar sind. Nur weil wir uns nicht in Gemeinschaft treffen können, wird niemand allein gelassen.

Auch hat der GKR den Haushalt 2021 beschlossen.

Am Ende dieses Berichts gibt es noch einige Personalia zu erwähnen:

Die vakante Stelle in der Gemeindepädagogik wird vrsl. ab 15. Februar 2021 durch Herrn Jakob Haferland besetzt. Wir sind gespannt und freuen uns auf ihn, seine Ideen und seine Impulse für unsere Gemeinden.

Vrsl. im März 2021 wird Pfr. Dr. Georg Bucher seinen Entsendungsdienst (25 %) in unserer Gemeinde beenden. Wir hoffen, dass er künftig einen Predigtauftrag bei uns wahrnehmen kann.

Unsere Gemeinde hat ab diesem Zeitpunkt – wie bereits seit einigen Jahren klar ist – nur noch eine halbe Pfarrstelle. Um Pfr. Wisch in der Büro- und Verwaltungsarbeit zu entlasten und ihm mehr Zeit in Verkündigung und Seelsorge zu ermöglichen, hat die GKR die Ausschreibung der Stelle eines*r Gemeindesekretär*in (d-m-w) beschlossen. Die Besetzung ist zum April 2021 geplant.

(Martin Kötters)

2. Sonntag nach Epiphanias 2021

  • Eröffnung

Gott offenbart sich hier auf der Erde, in dieser Stadt, in der Nachbarschaft und bei mir in all seiner Herrlichkeit. Gott erscheint mitten unter uns. In seiner Nähe können wir uns nicht verlieren, denn: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade. (Evangelium nach Johannes 1,16)
Amen.

  • Ein Lied: In dir ist Freude (EG 398)

1 In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ! Durch dich wir haben himmlische Gaben, du der wahre Heiland bist; hilfest von Schanden, rettest von Banden. Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, wird ewig bleiben. Halleluja. Zu deiner Güte steht unser G’müte, an dir wir kleben im Tod und Leben; nichts kann uns scheiden. Halleluja.

2 Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden Teufel, Welt, Sünd oder Tod; du hast’s in Händen, kannst alles wenden, wie nur heißen mag die Not. Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren mit hellem Schalle, freuen uns alle zu dieser Stunde. Halleluja. Wir jubilieren und triumphieren, lieben und loben dein Macht dort droben mit Herz und Munde. Halleluja

  • Aus Psalm 105

Preist den HERRN, ruft an seinen Namen,
macht unter den Völkern kund seine Taten!
Singt ihm, spielt ihm, redet von allen seinen Wundern!
Rühmt euch seines heiligen Namens!
Es freue sich das Herz derer, die den HERRN suchen!
Fragt nach dem HERRN und seiner Stärke,
sucht sein Angesicht beständig!
Gedenkt seiner Wunder, die er getan hat,
seiner Zeichen und der Urteile seines Mundes!
Ihr Nachkommen Abrahams, seines Knechtes,
ihr Söhne Jakobs, seine Auserwählten:
Er ist der HERR, unser Gott!
Seine Urteile [ergehen] auf der ganzen Erde.
Er gedenkt ewig seines Bundes und des Wortes,
das er geboten hat auf tausend Generationen hin.

  • Hochzeit zu Kana (Johannesevangelium 2,1-11)

Und am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa; und die Mutter Jesu war dort. Es war aber auch Jesus mit seinen Jüngern zu der Hochzeit eingeladen. Und als es an Wein mangelte, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein. Jesus spricht zu ihr: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagen mag, tut! Es waren aber sechs steinerne Wasserkrüge dort aufgestellt nach der Reinigungssitte der Juden, wovon jeder zwei oder drei Maß fasste. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt es dem Speisemeister! Und sie brachten es. Als aber der Speisemeister das Wasser gekostet hatte, das Wein geworden war — und er wusste nicht, woher er war, die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es —, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jeder Mensch setzt zuerst den guten Wein vor, und wenn sie betrunken geworden sind, dann den geringeren; du hast den guten Wein bis jetzt aufbewahrt. Diesen Anfang der Zeichen machte Jesus zu Kana in Galiläa und offenbarte seine Herrlichkeit; und seine Jünger glaubten an ihn.

  • Gedanken zu den Worten des Jesaja

Eine Hochzeit ohne Wein? Wäre das so schlimm?
Heutzutage, in einer Zeit, in der die Gesundheit optimiert werden soll und in jedermanns eigener Verantwortung steht, wäre es vielleicht sogar besser ohne Alkohol zu feiern. Und zugleich lebe ich in einer Zeit, die immer und an jedem Ort fast alles verfügbar macht. Wein ist alle? Dann besorge ich eben welchen. An der Tankstelle, oder im Späti, oder beim Premium-Superschnell-Versandhandel per Drohne.

Der Bräutigam sah das zu seiner Zeit wohl anders. Die Verse aus dem Johannesevangelium verraten wenig über ihn. Wir können ahnen, dass er recht wohlhabend ist. Seine Diener werden eigens erwähnt. Um so peinlicher aber, dass ihm der Wein ausgeht. Es das Fest seines Lebens. Es soll groß und prächtig gefeiert werden. Mit Wein! Denn er macht des Menschen Herz fröhlich, wie es im 104. Psalm heißt. Und fröhlich ist er und seine Braut und sollen alle seine Gäste sein.

Ein große und herrliche Hochzeit zu Kana, die feiern sie. Viele sind eingeladen. Jesu Mutter. Jesus und seine Jünger. Und was das Johannesevangelium darüber berichtet, ist durchsetzt von vielerlei eigentümlichen Geschehnissen. Dass der Wein zur Neige geht bei so einem Fest ist eines davon. Das andere die prominente Anwesenheit Jesu. Eigentümlich ist auch seine Antwort, die er auf das Ansinnen seiner Mutter entgegnet. Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Das klingt sehr abweisend und – irgendwie – frech, unwirsch, rüde. Sie kümmert sich aber nicht darum. Er macht das schon, scheint sie zu denken, und weist die Diener an, dass sie auf seine Worte achten und genau das tun sollen, was er sagt. Sie scheint zu wissen, was gleich geschieht. Die steinernen Krüge, die der Aufbewahrung des Wassers zur Reinigung dienen, wie es die jüdische Religion verlangt, sind auf jeden Fall groß genug. Um die 40 Liter fasst einer davon, so schätzt man. Aber es ist auch ein Affront, dass die „heiligen“ Gefäße für das Weinwunder genutzt werden. Als wollte Jesus sagen: Ich habe euch was Besseres zu geben! Etwas Besseres habe ich euch zu geben: so reagiert auch der irritierte Speisemeister, der die Qualität des Weines lobt und den Bräutigam tadelt, den besseren Wein bisher zurückgehalten zu haben. So knickrig darf man nicht sein. Wackrer Speisemeister! Ich habe davon gelernt, dass das Beste zuerst serviert wird. Entgegen meiner preußischen Erziehung: Da wurde das Beste bis zum Schluß aufgehoben.
Hier und jetzt gibt es Wein genug! Eine Zeit des Mangels erlebe ich dennoch. Echten Mangel erfahre ich an meiner Bewegungsfreiheit, an Sorglosigkeit, an Kultur und Möglichkeiten der Begegnung. Aus lauter Sorge können nicht einmal Gottesdienste stattfinden.
Die Hochzeit aber wurde dennoch gerettet. Jesus war da. Und seine Mutter wusste das, oder besser gesagt, sie glaubte an ihn. Jesus ist eingeladen. Jesus ist in meiner Nähe. Er sorgt für mich. Und notfalls auch eine wie seine Mutter, die ihn sehr gut kennt und ihm vertraut. Falls mein Vertrauen nicht ausreicht. Darauf verlasse ich mich – letztendlich. Dass es mir an nichts Wichtigem fehlen wird. Denn Jesus setzt Zeichen und offenbart seine Herrlichkeit. Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Gott im Himmel, hier auf Erden:

Allzu schnell übersehen wir das Gute.
Allzu schnell fehlt es uns am richtigen Glauben.
Allzu schnell sind wir aber auch leichtsinnig.
Allzu schnell werden wir ungeduldig.
Allzu schnell sind wir mit Worten zur Hand,
die niemandem helfen, aber andere kränken können.

Stärke unsere Dankbarkeit, dass wir sehen können, wie gut es uns geht.
Stärke unsere Aufmerksamkeit, dass wir nach Kräften für uns uns andere sorgen können.
Stärke unsere Zuversicht, dass du uns nah bist und in der Not hilfst.
Stärke unsere Freude, die durch deine Schöpfung uns zugedacht ist.
Stärke unseren Mut, wie Jesu Mutter, dir zu sagen, was uns Sorgen macht und woran es uns mangelt.
Hier in unserer Gemeinde, in unserer Stadt, bei unserer Regierung und auf der ganzen Welt.

In dir sind wir getragen durch Jesus Christus. Mit seinen Worten beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)

Gottesdienste in der Lutherkirche

Aufgrund der Pandemielage finden in der Lutherkirche ab sofort keine Gottesdienste statt.

Die Kirche ist sonntags von 10 – 11 Uhr für persönliche Andacht geöffnet.

Ein Pfarrer wird anwesend sein.

1. Sonntag nach Epiphanias 2021

  • Eröffnung

Ein Licht anzünden und zur Ruhe kommen und die
Jahreslosung für das neue Jahr mit uns bedenken.
Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! (Lukas 6, 36)

  • Lied: „Du Morgenstern, du Licht vom Licht“ (EG 74)

Hinweis: Sie können sich das Lied auch anhören: http://www.eingesungen.de/player.php?track=968&buch=21#player

Du Morgenstern, du Licht vom Licht,
das durch die Finsternisse bricht,
du gingst vor aller Zeiten Lauf
in unerschaffner Klarheit auf.

Du Lebensquell, wir danken dir,
auf dich, Lebend’ger hoffen wir;
denn du durchdrangst des Todes Nacht,
hast Sieg und Leben uns gebracht.

Du ewge Wahrheit, Gottes Bild,
der du den Vater uns enthüllt,
du kamst herab ins Erdental
mit deiner Gotterkenntnis Strahl.

Bleib bei uns, Herr, verlass uns nicht,
führ uns durch Finsternis zum Licht,
bleib auch am Abend dieser Welt
als Hilf und Hort uns zugesellt.

  • Psalm 103 in Auswahl

Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen!
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht,
und du wieder jung wirst wie ein Adler.
Barmherzig und gnädig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.

  • Text: Lukas 6, 27 – 38

Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feinde;
Tut wohl denen, die euch hassen;
Segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.
Und wer dich auf die eine Backe schlägt, dem biete die andere auch dar;
Und wer dir den Mantel nimmt, dem verweigere auch den Rock nicht.
Wer dich bittet, dem gib;
Und wer dir das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück.
Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch!
Und wenn ihr liebt, die euch lieben, welchen Dank habt ihr davon?
Denn auch die Sünder lieben ihre Freunde.
Und wenn ihr euren Wohltätern wohltut, welchen Dank habt ihr davon?
Das tun die Sünder auch.
Und wenn ihr denen leiht, von denen ihr etwas zu bekommen hofft, welchen Dank habt ihr davon?
Auch Sünder leihen Sündern, damit sie das Gleiche zurückbekommen.
Vielmehr liebt eure Feinde und tut Gutes und leiht, ohne etwas dafür zu erhoffen.
So wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Höchsten sein;
denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet.
Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt.
Vergebt, so wird euch vergeben.
Gebt, so wird euch gegeben.
Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und
überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben;
denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt,
wird man euch wieder messen.

  • Gedanken zum Text

Die Jahreslosung 2021 ist aus der Feldrede des Lukasevangeliums entnommen. Jesus sagt seinen Zuhörern ganz unmissverständlich, was sie tun sollen.
So viele Handlungsanweisungen, allesamt gut und nachvollziehbar.
Dennoch für uns Menschen kaum erreichbar und machbar .
Vielleicht manches davon?
Und mitten in der langen Rede Jesu dieser eine Satz, der uns durch das neue Jahr begleiten soll.
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
Viele Menschen hören Jesus zu. Manche, z.B. die Zolleinnehmer haben hautnah erlebt, wie sich Jesus ausgerechnet ihnen zuwendet, die sonst am Rande der Gesellschaft stehen. Er lässt sie körperlich spüren was mit Barmherzigkeit gemeint ist. Aussätzigen und an anderen schlimmen Gebrechen Leidenden wendet er sich zu und heilt. Und dann sind da die Geschichten, in denen er Gottes Barmherzigkeit sichtbar macht. Denken wir nur an das Gleichnis vom barmherzigen Vater oder verlorenen Sohn. Lukas hat viele Beispiele in seinem Evangelium geschrieben.
Wir haben es vorhin im Psalm gebetet „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte.“ So sieht Jesus Gott und so will er uns seine Sicht auf Gott vermitteln.
Da ist keine Rede vom Erbringen von Leistungen, kein Wettbewerb im „Gutsein“ dem Erbringen von guten Werken ist nötig.
Die große Erkenntnis Martin Luthers war es: Wenn ich etwas tue, um mir einen bestimmten Vorteil bei Gott zu erhoffen oder glaube mir so das Heil verdienen zu können, bin ich auf dem falschen Weg. Das ist es nicht, was Gott von mir will. Wenn ich so denke und handle, drehe ich mich nur um mich selbst.
Gott ist anders. Gottes Wesen ist Barmherzigkeit und Liebe. Im Alten wie im Neuen Testament können wir es lesen: Was die Menschen auch tun, Gott bleibt sich treu darin zugewandt und barmherzig zu sein. Immer wieder lässt er sich anrühren, leidet und fühlt mit, er ist ganz bei den Menschen.
Und genau mit dieser Barmherzigkeit will Jesus uns anstecken, wenn er sagt: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“
Menschen lasst euch anrühren und bewegen, nehmt euren Nächsten wahr, so wie Gott das auch tut.
Es kann unsere Antwort auf Gottes Barmherzigkeit sein: Weil er so liebevoll ist, können wir gar nicht anders als es auch zu sein.
In unserem Tun verbreiten wir die Barmherzigkeit Gottes in der Welt.
Das kann ich aber nicht aus mir heraus schaffen. Da kann ich nur darum bitten, dass seine Nähe und Liebe mich verändern und mich zu einem barmherzigen Menschen machen. Dass er mich korrigiert, wo ich bewusst oder unbewusst, mich selbst oder andere zum Maßstab meines Handelns mache. Gott schenke mir Beherztheit da wach und präsent zu sein, wo ich gefordert bin. Ohne krampfhaften Druck, die Welt und sei es nur meine kleine Welt, retten zu müssen.
Seid barmherzig, wie auch der Vater barmherzig ist! Amen.

  • Gebet füreinander und miteinander

Lebendiger Gott, vor dir können wir unsere Gedanken und
Nöte aussprechen. Du hörst uns.

Wir bitten für die Welt, in der viel Finsternis herrscht.
Für die Menschen in den Flüchtlingslagern in Griechenland,
Bosnien und vielen anderen Ländern, die kein Dach über dem Kopf haben, die hungern und Verfolgung ausgesetzt sind,
deren Leid uns hilflos und sprachlos macht.

Wir bitten für die Frauen und Männer,
die Verantwortung in unserem Land und weltweit tragen.

Wir bitten für die Wissenschaftler,
die nach Wegen suchen die Pandemie zu bezwingen.
Gib Klarheit in ihre Gedanken,
dass sie ihr Können zum Wohl aller einsetzen.

Wir bitten für unsere Familien und Freundschaften,
für die Menschen, mit denen wir es täglich zu tun haben,
für die Traurigen und die Ängstlichen,
die Sorgenvollen und Kranken.

So beten wir vertrauensvoll:

Vater unser unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Gott sei uns gnädig und segne uns,
er lasse uns sein Angesicht leuchten.
Es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn!

(Lektorin Gudrun Naumann)

Epiphanias 2021

  • Eröffnung

„Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint schon.“
Gemeinsam folgen wir ihm. Nah beieinander und auch voneinander entfernt. Um Gott zu finden und um wieder zueinander zu kommen. Kein Weg ist Gott zu weit. Amen.

  • Ein Lied: „Stern über Bethlehem“ (EGE 1)

Stern über Bethlehem, zeig uns den Weg,
Führ uns zur Krippe hin, zeig wo sie steht,
Leuchte du uns voran, bis wir dort sind,
Stern über Bethlehem, führ uns zum Kind.

Stern über Bethlehem, nun bleibst du stehn
Und lässt uns alle das Wunder hier sehn,
Das da geschehen, was niemand gedacht,
Stern über Bethlehem, in dieser Nacht.

  • Aus Psalm 72

Gott, gib dein Recht dem König
und deine Gerechtigkeit dem Königssohn,
dass er dein Volk richte in Gerechtigkeit
und deine Elenden nach dem Recht.
Lass die Berge Frieden bringen für das Volk
und die Hügel Gerechtigkeit.
Die Könige von Tarsis und auf den Inseln
sollen Geschenke bringen,
die Könige aus Saba und Seba
sollen Gaben senden.
Alle Könige sollen vor ihm niederfallen
und alle Völker ihm dienen.
Denn er wird den Armen erretten, der um Hilfe schreit,
und den Elenden, der keinen Helfer hat.
Sein Name bleibe ewiglich;
solange die Sonne währt, blühe sein Name.
Und durch ihn sollen gesegnet sein alle Völker,
und sie werden ihn preisen.
Gelobt sei Gott der Herr, der Gott Israels,
der allein Wunder tut!
Gelobt sei sein herrlicher Name ewiglich,
und alle Lande sollen seiner Ehre voll werden!
Amen! Amen!

  • Worte aus dem Buch des Jesaja im 60. Kapitel

Mache dich auf, werde licht;
denn dein Licht kommt,
und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir!

Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker;
aber über dir geht auf der Herr,
und seine Herrlichkeit erscheint über dir.
Und die Völker werden zu deinem Lichte ziehen
und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.

Hebe deine Augen auf und sieh umher:
Diese alle sind versammelt, kommen zu dir.
Deine Söhne werden von ferne kommen und deine Töchter auf dem Arm hergetragen werden.
Dann wirst du es sehen und vor Freude strahlen, und dein Herz wird erbeben und weit werden, wenn sich die Schätze der Völker am Meer zu dir kehren und der Reichtum der Völker zu dir kommt. Denn die Menge der Kamele wird dich bedecken, die jungen Kamele aus Midian und Efa. Sie werden aus Saba alle kommen, Gold und Weihrauch bringen und des Herrn Lob verkündigen.

  • Gedanken zu den Worten des Jesaja

Es ist das Licht am Ende des Tunnels. Verheißungsvoll, Rettung verkündend. Da, am Ende des Tunnels, so bin ich jetzt gewiß, werde ich aufatmen können. Der Schrecken ist bald vorüber; mein Herz wird weit.
Jetzt stehe ich auf und gehe dem Licht entgegen. Nach der langen Nacht um mich her brennt es auf der Haut. Immer mehr werde ich in Licht getaucht. Werde selbst zum Licht.
Wenn ich jetzt gehe und dem Licht dort traue, dann werden andere mir folgen. Sie sehen meine Gestalt vor dem Licht, dass dort so verheißungsvoll Luft, Sonne und Wärme ankündigt.
Auf dem Weg dorthin nagen noch die Schrecken an mir. Der lange Weg in der Finsternis fällt nicht sofort mit der Hoffnung ab. Aber sie bringt mich wieder auf die Beine und macht mir Mut, weiterzugehen. Mein Herz ist noch verschreckt, aber schon wird es weiter. Mein Brustkorb dehnt sich und der Atem kann besser fließen. Die Angst verkriecht sich immer mehr zwischen den grauen Felsen.
Und langsam schälen sich aus dem Dunkeln die Gestalten meiner Mitmenschen. Sie sind mit mir in der Finsternis gegangen und haben mit mir die Hoffnung verloren. Sind mit mir entkräftet der letzten Not in Verzweiflung erlegen. Niemand von ihnen konnte die Finsternis durchdringen. Auf allen lastete das Wetterdunkel und die Krankheit und das Hauen und Stechen dieser Welt. Woher sollte uns Licht kommen, wenn wir selbst so dunkel waren? Ich hielt es bald für das Wesen dieser Welt, hier im Tunnel weitergrabend, und hielt das Licht und das weite Herz für Kinderfantasien. Mein Blick verlor sich. Hatte kein Augenmerk mehr auf die Gefährtinnnen auf dem Weg durch das Leben. Verlor das Schöne, den Reichtum der Schöpfung aus den Augen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Verstrickte sich im immerwährenden Dunkel auf der Suche nach ein wenig Zufriedenheit und Ruhe. Ich suchte in mir, aber auch da war das Dunkel.
Jetzt aber bin ich unterwegs. Wie ein Stern gezackt hebt sich das Ende des Tunnels vor dem Licht des Himmels heraus. Wer hat meine Augen dahin gelenkt? Wer hat es vermocht, meiner Müdigkeit zu widersprechen. Wer hat die verbleibende Kraft in mir erweckt? Wer hat es vermocht, dass ich nun gehe und die Gefährten mit mir ziehe. Meine Fragen bleiben bei ihnen unbeantwortet. Sie geben sie mir zurück.
So war es wohl, dass ich nicht allein diesen Ruf gehört habe. Da war das Rascheln eines erstarkenden Fußes und der Schatten einer winkenden Hand. Dass ich nun nicht allein dem Stern folge. Nicht allein Gottes Kind, von seiner Mutter getragen und von seinem Vater behütet, erkennen kann. Ich bringe ihm das Beste, was ich habe. Mein Leben, meine Liebe, mein weites Herz und meine Hände. Für ein friedvolles Miteinander. Und auch ein wenig Gold für das Schöne und ein wenig Weihrauch für den Duft.
Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Gott im Himmel,
durchdringe die Finsternis hier auf der Erde,
und die Bedrängnis in uns selbst.
Öffne uns die Augen für dein Licht.
Dass wir selbst licht werden.
Dass wir gestärkt werden für den Weg.
Dass wir uns verschenken und selbst beschenkt werden.
Im Lichte deines Sohnes Jesus Christus.
Mit ihm beten wir.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)