Lichtmess 2021

  • Eröffnung

Denn wir wissen, dass die Sonne auch nachts scheint. So wie es in dem Lied „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“ heißt: „Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben / den Menschen überm Meer das Licht“. Was unseren Augen entzogen ist, möge in unseren Herzen hell aufleuchten. Dass wir verbunden sind in Christus, dem Licht der Welt.
Amen.

  • Ein Lied: „Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen“ (EG 266)

1 Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen und wird vom Dunkel überweht.
Am Morgen hast du Lob empfangen, zu dir steigt unser Nachtgebet.

2 Die Erde rollt dem Tag entgegen; wir ruhen aus in dieser Nacht
und danken dir, wenn wir uns legen, dass deine Kirche immer wacht.

3 Denn unermüdlich, wie der Schimmer des Morgens um die Erde geht,
ist immer ein Gebet und immer ein Loblied wach, das vor dir steht.

4 Die Sonne, die uns sinkt, bringt drüben den Menschen überm Meer das Licht:
und immer wird ein Mund sich üben, der Dank für deine Taten spricht.

5 So sei es, Herr: die Reiche fallen, dein Thron allein wird nicht zerstört;
dein Reich besteht und wächst, bis allen dein großer, neuer Tag gehört.

  • Aus Psalm 138

Preisen will ich dich mit meinem ganzen Herzen,
ich will dir spielen vor den Göttern.

Ich falle nieder vor deinem heiligen Tempel,
und deinen Namen preise ich wegen deiner Gnade und Treue.
Denn du hast dein Wort groß gemacht über deinen ganzen Namen.

An dem Tag, da ich rief, antwortetest du mir.
Du vermehrtest mir in meiner Seele die Kraft.

Alle Könige der Erde werden dich preisen, HERR,
wenn sie die Worte deines Mundes gehört haben.

Sie werden die Wege des HERRN besingen,
denn groß ist die Herrlichkeit des HERRN.

Ja, der HERR ist erhaben, doch er sieht den Niedrigen,
und den Hochmütigen erkennt er von fern.

Wenn ich auch mitten in Bedrängnis wandeln muss und du belebst mich.
Gegen den Zorn meiner Feinde wirst du deine Hand ausstrecken,
und deine Rechte wird mich retten.

Der HERR wird es für mich vollenden.
HERR, deine Gnade [währt] ewig.
Gib die Werke deiner Hände nicht auf!

  • Worte aus dem Buch Jesaja 49,1-6

Höret mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merket auf!

Der HERR hat mich gerufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, da ich noch in Mutterleibe war, und hat meinen Mund gemacht wie ein scharf Schwert; mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum reinen Pfeil gemacht und mich in seinen Köcher gesteckt

und spricht zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch welchen ich will gepreiset werden.

Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und brächte meine Kraft umsonst und unnützlich zu, wiewohl meine Sache des HERRN und mein Amt meines Gottes ist.

Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleibe an zu seinem Knechte bereitet hat, daß ich soll Jakob zu ihm bekehren, auf daß Israel nicht weggeraffet werde; darum bin ich vor dem HERRN herrlich, und mein Gott ist meine Stärke

und spricht: Es ist ein Geringes, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten in Israel wiederzubringen,

sondern ich habe dich auch zum Licht der Völker gemacht, daß mein Heil reiche bis an die Enden der Erde.

  • Gedanken zum Text:

„Ich habe dich auch zum Licht der Völker gemacht“. Auf dem Wörtchen „auch“ liegt das ganze Gewicht dieser Passage aus dem Jesajabuch. Der Prophet ist von Gott berufen, von Anfang an, selbst schon im Mutterleib gehört er zu Gott. Seine Aufgabe als Prophet scheint klar umrissen. „Die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten in Israel wiederzubringen.“ Nun führt Gott ihn aber darüber hinaus. Gott erweitert seinen Wirkungskreis und sein Aufgabenfeld.

In den Worten des Propheten höre ich seine Gedanken dazu.

Zuerst spricht er die Völker an. Inseln und Völker in der Ferne. Er spricht zu denen, die ihm nicht nahe sind. Isoliert und weit weg. Er spricht sie an und erzählt von seiner Lebensgeschichte mit Gott.

Er ist auf seine Aufgabe hin geschaffen und geboren worden. Noch bevor er das Licht der Welt erblickt hat, wird er zum Licht der Welt ausersehen.Beschützt von Gott, unter dem Schatten seiner Hand, mit einem Mund scharf wie ein Schwert und wehrhaft wie ein reiner Pfeil in seinem Köcher. Er ist gut gerüstet für seine Aufgabe. Er soll Gott preisen, nicht mehr und nicht weniger. So strahlt das Licht in die Welt hinein.

Ja, der Prophet gibt zu, dass ihm diese Aufgabe nicht selten zur Last wurde. Vergeblich, umsonst und unnütz erscheint es ihm, dass er dafür seine Kraft aufwendet. Diese Erfahrung steht gegen seine Berufung. Er benennt sie dennoch, um deutlich zu machen, dass es ihm ernst mit seiner Aufgabe ist. Er gibt sie nicht leichtfertig auf, obwohl vielleicht manches dafür sprechen würde.

Gott sieht das jedenfalls anders. Er erweitert des Propheten Aufgabe sogar über den Kreis seiner Herkunft hinaus auf alle Völker, auf die fernen Inseln und die fremden Länder.

Ich kann gut verstehen, dass dem Propheten der Mut sinkt. Dass er an die Lasten seiner Berufung denkt. Ist meine Arbeit zu irgendwas nütze? Diese Frage stellt sich wohl nicht nur der Prophet. Sie wird – laut oder leise – von vielen enttäuschten und erschöpften, haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen auch in unseren Gemeinden geäußert. Ebenso werde ich aber wieder aufgerichtet, wenn ich mich daran erinnere, wie ich innerhalb und außerhalb der Gemeinde etwas vom göttlichen Licht weitertragen kann.

Der Prophet macht sich auf den Weg und spricht jene an, die er bis dahin noch nicht im Blick hatte. Mag sein Mut auch schwanken, hält er dennoch an seiner Aufgabe fest. Und wird zum Licht der Welt, der Menschen, seiner Nächsten. Dazu soll er nun die Grenzen überschreiten, die durch seine Geburt und sein Leben bisher gesetzt waren. Gerade dorthin, wo es ihm am dunkelsten zu sein scheint, trägt er das Licht Gottes. Gerade, wenn es in ihm dunkel wird, findet er das Licht Gottes.
Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Herr,
wir brauchen dein Licht für diese Welt.
Überall stoßen wir an Grenzen,
überall fehlt der Mut, etwas zu verändern.
Darunter leiden wir nicht nur hier
in unseren sicheren Wohnungen,
sondern mit den Menschen auf der ganzen Welt,
die ohne Obdach, ohne Essen, ohne Geborgenheit
leben müssen.
Herr, gib uns die Kraft dein Licht zu sein,
und selbst licht zu werden.

Herr,
wir brauchen dein Licht für unsere Gemeinden.
Überall stoßen wir an Grenzen,
überall fehlt der Mut, etwas zu verändern.
Viele Gedanken machen wir uns,
wie wir dein Wort weitertragen können.
Doch nicht nur in unserer Gemeinde ist die Sorge groß,
dass du immer weniger Platz hast in den Herzen der Menschen.
Herr, gib uns den Glauben dein Licht zu sein,
und selbst licht zu werden.

Herr,
wir brauchen dein Licht für unsere Nächsten.
Überall stoßen wir an Grenzen,
überall fehlt der Mut, etwas zu verändern.
Denn nicht nur wir selbst sind oft am Ende unserer Kräfte,
wenn wir anderen beistehen und ihnen helfen.
Mitunter wird all unsere Mühe in Frage gestellt
von einem großen Unfrieden in uns und bei unseren Mitmenschen.
Herr, gib uns die Liebe dein Licht zu sein,
und selbst licht zu werden.

  • Segen (nach 5. Buch Mose 31,6)

Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich!
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)