
Andacht zum Gottesdienst am 4. Sonntag nach Trinitatis – 13. Juli 2025 – Regionalgottesdienst in der Lutherkirche
Sommerkirche – Nur Mut!
Anfangen:
In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir. Amen
Eröffnung :
Der Wochenspruch für die neue Woche steht im Brief an die Galater, Kapitel 6, Vers 2: „Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.“
aus Psalm 27 – nach H.D. Hüsch
Der Herr ist mein Licht und meine Heil, vor wen sollte ich mich fürchten.
Wenn Menschen kommen und Böses reden habe ich Angst.
Der Herr ist meines Lebens Kraft, vor wem sollte mir grauen.
Wenn Menschen kommen und mich bedrängen,
mein Gott, dann fürchte ich mich.
Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe,
sei mir gnädig und erhöre mich.
Du bist meine Hilfe, Herr, verlass mich nicht.
Du hältst deine Hand über mir, lass mich nicht allein.
Herr, weise mir deinen Weg und leite mich ein Leben lang.
Lied: Ich rede, wenn ich schweigen sollte
1. Ich rede wenn ich schweigen sollte, und wenn ich etwas sagen sollte,
dann bin ich plötzlich stumm.
Herr hilf das Rechte sagen, hilf uns das Gute wagen,
Herr hilf das Rechte tun.
2. Ich schweige, wenn ich reden sollte und wenn ich einmal hören sollte,
dann kann ich’s plötzlich nicht.
3. Ich glaube, wenn ich zweifeln sollte und wenn mein Glaube tragen sollte,
dann bin ich tatenlos.
4. Ich zweifle, wenn ich glauben sollte und wenn ich kritisch fragen sollte,
dann nehm‘ ich alles an.
Predigttext: Buch Ester Kapitel 5,1-5:
Und am dritten Tage kleidete sich Ester königlich und trat in den inneren Hof am Palast des Königs gegenüber dem Palast des Königs.
Und der König saß auf seinem königlichen Thron im königlichen Saale
gegenüber dem Tor des Palastes. Und als der König die Königin Ester im Hofe stehen sah, fand sie Gnade vor seinen Augen. Und der König streckte das goldene Zepter
in seiner Hand Ester entgegen. Da trat Ester herzu und rührte die Spitze des Zepters an. Da sprach der König zu ihr: Was hast du, Ester, Königin? Und was begehrst du? Auch die Hälfte des Königreichs soll dir gegeben werden. Ester sprach: Gefällt es dem König, so komme der König mit Haman heute zu dem Mahl, das ich bereitet habe. Der König sprach: Eilt und holt Haman, damit geschehe, was Ester gesagt hat!
Predigt:
Liebe Sommerkirchengemeinde, kennen Sie Ester?
Ester war Königin in einem großen Reich. Ihr Gemahl ist der persische König Ahasveros. Ester ist Königin geworden, weil die alte Königin Waschti verstoßen wurde. Sie tat nicht, was der König verlangte. Da musste sie gehen.
Ahasveros nahm sich eine neue Frau, Ester, eine jüdische Frau. Ester nimmt die ganze Zeit an, dass der König nicht weiß, dass sie Jüdin ist.
Dann gibt es noch ihren Onkel Mordechai. Bei ihm ist Ester aufgewachsen. Mordechai ist nicht nur ihr Onkel, sondern auch ihr Pflegevater. Er ist ein aufrechter Mann, der für seinen Glauben steht. Für ihn gibt es nur einen Herrn. Gott.
Dann gibt es noch den Widersacher Haman im Dienst des Königs. Dieser will Mordechai aus dem Weg räumen. Überhaupt sollen alle Juden sterben und ihr Hab und Gut soll die Schatzkammern des Königs füllen.
So ist der Plan des Haman.
Hören Sie noch einen Teil des Buches Ester:
Und als Haman sah, dass Mordechai nicht die Knie beugte noch vor ihm niederfiel, wurde er von Zorn erfüllt. Aber es war ihm zu wenig, dass er allein an Mordechai die Hand anlegen sollte, denn sie hatten ihm gesagt, von welchem Volk Mordechai wäre; sondern er trachtete danach, das Volk Mordechais, alle Juden, die im ganzen Königreich des Ahasveros waren, zu vertilgen.
Im ersten Monat, das ist der Monat Nisan, im zwölften Jahr des Königs Ahasveros, wurde das Pur, das ist das Los, geworfen vor Haman, von einem Tage zum andern und von Monat zu Monat, und das Los fiel auf den dreizehnten Tag im zwölften Monat, das ist der Monat Adar. Und Haman sprach zum König Ahasveros: Es gibt ein Volk, verstreut und abgesondert unter allen Völkern in allen Provinzen deines Königreichs, und ihr Gesetz ist anders als das aller Völker, und sie tun nicht nach des Königs Gesetzen. Es ziemt dem König nicht, sie gewähren zu lassen. Gefällt es dem König, so lasse er schreiben, dass man sie umbringe; so will ich zehntausend Zentner Silber darwägen in die Hand der Amtleute, dass man’s bringe in die Schatzkammer des Königs.“
Haman darf also tun, was ihm gefällt.
Ich finde, dass dieser Vernichtungsplan, der da geschmiedet wurde, sehr an entsprechende Geschehnisse aus der Geschichte erinnert. Er stellt die Pläne eines ersten Progroms gegen Juden dar. Der Plan gegen die Juden wird bekannt gegeben. Alle sind bestürzt, auch Mordechai, Esters Onkel. Er geht in Sack und Asche, dem Bußgewand. Und er geht zu seiner Nichte, der Königin und bittet sie, dass sie zum König gehen soll und für die Juden bitten.
Doch so einfach ist das nicht. Die alte Königin Waschti ist nicht zum König gegangen, als er rief und war dann nicht mehr Königin. Keine der Königinnen darf eigenständig handeln. Ester jedoch darf auch nicht ungerufen zu Ahasveros gehen. Das könnte ihr teuer zu stehen kommen. Nur wenn Ahasveros es selbst anordnet, darf sie zu ihm kommen. So waren die Gesetze. Was sollte Ester tun?
Auch sie legt sich ein Bußgewand an und nach drei Tagen ruft sie Gott, den Retter an. Ester hat Angst, aber sie muss für ihr Volk ungebeten zum König gehen. Schließlich nimmt sie allen Mut zusammen.
Ester findet vor Ahasveros Gnade. Zum Glück, denn die letzte Königin wurde entlassen, wenn nicht sogar umgebracht. Da ist das Alte Testament nicht so eindeutig. Ahasveros lässt mit sich reden. Die Geschichte nimmt für die Juden ein gutes Ende. Für Haman aber nicht.
Ester ist nicht die Einzige, die Mut bewiesen hat gegen Ungerechtigkeiten. Nicht zu vergessen, dass sie nicht allein war. Sie hatte ihren Onkel Morderai, der sich nach Gottes Recht hielt. Das ist ein wichtiges Detail in dieser Geschichte. Das ist es auch heute noch. Gottvertrauen und Mut.
Sichtbar wird diese Verbindung zwischen Gottvertrauen und Mut in der Buße von Mordechai und Ester. Gottvertrauen bedeutet also nicht einfach, alles tun zu können; und sich dann blind auf Gott verlassen zu können. Es gehört der strenge Blick auf sich selbst dazu. Es ist keine leichtfertige Geste, oder ein blindes Vertrauen. Ester nimmt vielmehr zu Kenntnis und zu Herzen, was um sie herum geschieht, sie wendet sich an Gott, hinterfragt ihre Gedanken und schließt dann daraus, was geschehen soll und muss.
Und wir finden diese Haltung in vielen realen Ereignissen der Geschichte wieder.
Dietrich Bonhoeffer ist dafür ein berühmtes Beispiel mit seinem Widerstand gegen den nationalsozialistischen Terror. Er ist sogar wieder nach Deutschland gekommen, obwohl er in der Emigration wahrscheinlich überlebt hätte. Im Gefängnis schrieb er die Worte im Jahr 1944: „Wer bin ich? Sie sagen mir auch, ich trüge die Tage des Unglücks gleichmütig, lächelnd und stolz, wie einer, der Siegen gewohnt ist.“ Das Gedicht bringt deutlich zum Ausdruck, dass Bonhoeffer zuerst sich selbst befragt, Gott befragt, betet; und dann seine Entscheidungen trifft und den Mut findet, etwas Außergewöhnliches zu tun.
Oder Rosa Parks, die Bürgerrechtlerin, die als schwarze Frau im Bus nicht für einen Fahrgast aufgestanden ist. Sie hat die Grenze überschritten und sich gegen den Rassismus gestellt. Das ist nicht einfach so passiert. Viele Erfahrungen als Bürgerrechtlerin sind dem vorausgegangen. Und dann war es an der Zeit. Es ging dann nicht mehr anders. Und diese Entscheidungen in diesem Moment strahlen weit über diesen Moment hinaus.
Und noch ein weiteres Beispiel: Die jungen Menschen, die sich für die Bewahrung von Gottes Schöpfung auf Straßen in Gefahr begeben, tun dies ebensowenig aus Leichtsinn und Übermut. Für viele in diesem Land stellt das eine Straftat dar. Vor Gott ist es, das ist meine Meinung, nur gerecht.
Ich denke an Ester, die mutige Frau, die sich etwas getraut hat, weil es ihr vor Gott richtig erschien. Gott ist ihr Maßstab. Aber nicht als Selbstrechtfertigung, sondern nach intensiver Befragung ihrer selbst. Esters Mut ist nicht leichtfertig, übermütig oder blind. Ebensowenig wie der Mut Dietrich Bonhoeffers mit seiner klaren Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus und seiner strengen Bibelauslegung; wie der Rosa Parks mit ihrem klaren Blick auf den Rassismus im Alltag; wie der, der jungen Menschen, die versuchen, der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen etwas entgegenzusetzen, der wir aus Bequemlichkeit sowenig Aufmerksamkeit widmen.
Menschen, die den Mut finden, nicht um seiner und ihrer selbst willen, sondern, weil sie den Mut finden, zuerst sich und Gott zu befragen, bevor sie den Mut auf die Strasse tragen.
Weil der Frieden und das Recht Gottes höher ist als all unsere Vernunft, bewahre dieser unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Miteinander und füreinander beten:
(In die heutigen Fürbitten schliessen wir unsere Partnergemeinden in Ahus und Grodno ein)
In Ahus stehen viele personelle Veränderungen in der Gemeinde an.
Einige Mitarbeiter haben die Gemeinde verlassen, andere beginnen neu.
Wir bitten für die Kirchenwahlen im September.
Guter Gott, wir bitten Dich, segne alle, die in Ahus die vielfältigen Aufgaben in der Gemeinde erfüllen.
Lass sie Deine Liebe und Deinen guten Geist verkünden und Kraft und Inspiration dafür finden.
Besonders denken wir an die Kranken und Verstorbenen in der Gemeindeleitung: Gib ihnen und ihren Familien Trost.
Guter Gott, begleite die Bauvorhaben der Gemeinde. Auf dem Friedhof sollen nach langer Planung endlich
neue Räume für die Gewerke und eine neue Trauerhalle entstehen.
Wir bitten: Herr, erbarme Dich:
Die Gemeinde in Grodno ist fest im Leben der Stadt verankert.
Die Orgelkonzerte sind gut besucht, und die Gemeinderäume sollen für diakonische Aufgaben und Gemeindeveranstaltungen ausgebaut werden.
Guter Gott, sei der Gemeinde eine beständige Quelle der Hoffnung und segne ihr Tun.
In weiteren Gemeinden in Belarus steht die gesetzlich geforderte Neu-Registrierung an.
Auch in Witebsk, wo gerade auch ein neuer Konfirmandenkurs beginnt.
Guter Gott, begleite die Konfirmanden auf ihrem Weg in Deine weltweite Gemeinde.
Stärke und behüte die Gemeinden in den für sie schwierigen Zeiten.
Wir bitten: Herr, erbarme Dich:
Guter Gott, es ist Sommer. Eine Zeit der Erholung und des Reisens.
Begleite alle, die unterwegs sind, mit Deinem Segen.
Lass sie Deine Nähe spüren und Deine wunderbare Schöpfung erfahren.
Wir denken aber auch an die Menschen, denen es nicht gut geht.
Die Kranken, die auf Heilung hoffen, die Sterbenden,
die Menschen in den Armutsgebieten und den Kriegsgebieten dieser Welt.
Sei Du bei Ihnen in schweren und frohen Stunden, stärke und tröste.
Guter Gott, wir bitten für die Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft.
Hilf ihnen, Frieden zu stiften und das Wohl Deiner Welt nicht aus den Augen zu verlieren.
Gemeinsam beten wir:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Segen:
Lasst uns mit dem Segen Gottes in diesen Sonntag
und in eine neue Woche gehen.
Es segne und behüte dich Gott, der Allmächtige und Barmherzige,
der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen
(Prädikantin i.A. J.Schlegel)