
Altjahrsabend 2020
Hinweis: Sie können sich die folgende Andacht auch anhören:
- Eröffnung
Das Kalenderjahr geht zu Ende
und doch bin ich noch ganz gefangen
in dem, was dieses Jahr geprägt hat:
Corona. Pandemie. Lockdown. Todeszahlen.
Ein Rückblick fällt mir schwer.
Herr, schenke mir in dieser Situation ein Wort für mein Ohr
und ein Ohr für dein Wort!
- Ein Lied: Von guten Mächten (EG 65)
Von guten Mächten treu und still umgeben
Behütet und getröstet wunderbar
So will ich diese Tage mit euch leben
Und mit euch gehen in ein neues Jahr
Noch will das Alte unsre Herzen quälen
Noch drückt uns böser Tage schwere Last
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
Das Heil, für das du uns geschaffen hast
Und reichst du uns den schweren Kelch, den bitter’n
Des Leids gefüllt, bis an den höchsten Rand
So nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
Aus deiner guten und geliebten Hand
Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
An dieser Welt und ihrer Sonne Glanz
Dann wollen wir des Vergangenen gedenken
Und dann gehört dir unser Leben ganz
Lass warm und hell die Kerzen heute flammen
Die du in unsre Dunkelheit gebracht
Führ wenn es sein kann, wieder uns zusammen
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht
Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet
So lass uns hören jenen vollen Klang
Der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet
All deiner Kinder hohen Lobgesang
Von guten Mächten wunderbar geborgen
Erwarten wir getrost, was kommen mag
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
Und ganz gewiss an jedem neuen Tag
- Psalm 121
Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen.
Woher kommt mir Hilfe?
Meine Hilfe kommt vom Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen,
und der dich behütet, schläft nicht.
Siehe, der Hüter Israels
schläft noch schlummert nicht.
Der Herr behütet dich;
der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand,
dass dich des Tages die Sonne nicht steche
noch der Mond des Nachts.
Der Herr behüte dich vor allem Übel,
er behüte deine Seele.
Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang
von nun an bis in Ewigkeit!
- Worte aus dem 2. Buch Mose, 13. Kapitel
So zogen sie aus von Sukkot
und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste.
Und der Herr zog vor ihnen her,
am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen,
und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten,
damit sie Tag und Nacht wandern konnten.
Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage
noch die Feuersäule bei Nacht.
- Gedanken zum Text
Der Text für den Altjahresabend kommt aus der Geschichte des Volkes Israel.
Es ist die Aufbruchsszene zum Auszug aus Ägytpten:
Gott hat seine Macht erwiesen und den Pharao entlarvt.
Dessen Herrschaft war nur durch Unterdrückung und Angst erkauft:
Am Ende muss er die israelitischen Sklaven ziehen lassen.
Jetzt sind sie frei.
Doch der Weg in die Freiheit führt in die Wüste.
Die Wolkensäule bei Tag und die Feuersäule in der Nacht zeigen an:
Ich, Euer Gott, ich bin da. Ich bin bei euch!
Aber das heißt nicht, dass es leicht wird. Ihr habt die Wüste vor Euch.
40 lange Jahre. Es wird entbehrungsreich. Es wird hart. Es wird lebensgefährlich.
Ihr werdet es schnell satthaben.
Viele von Euch werden es nicht schaffen bis in das gelobte Land.
Selbst Euer Anführer Mose wird es nicht mehr betreten.
Er und unzählige andere werden vorher sterben.
Mit Gott durch das Leben gehen, das heißt nicht,
von ihm von allen schweren Lasten befreit zu werden.
Sondern das heißt mit ihm hindurchzugehen.
Mitten hindurch
durch die Wüsten des Lebens.
Gott war da in der Wüste,
er ist keine Sekunde von seinem Volk gewichen.
Auch dann nicht, als es murrte und aufbegehrte,
und Gott vergaß, beim Tanz ums goldene Kalb.
Seine Feuersäule leuchtete hell in der Nacht.
Gott war da,
in der Kälte der Nacht
und im Schmutz im Stall.
Keinem Stück Elend ist er ausgewichen
den Windeln nicht,
dem Streit mit der eigenen Familie nicht,
der Auseinandersetzung mit den Gelehrten nicht,
dann nicht den Peitschenhieben
und zum Ende auch nicht dem Tod am Kreuz.
Sein Stern leuchtete Hell in der Nacht von Bethlehem
und am Ende war sein Grab geflutet mit Engelslicht.
Gott war da,
in den letzten Monaten der Gestapo-Haft
als das Gedicht entstand,
dass uns als Lied auch zu diesem Altjahresabend wieder begleitet.
Gottes Licht leuchtete
im Herzen Dietrich Bonhoeffers,
im Angesicht der Hinrichtung
und der größten Finsternis auf Erden.
Gott war da,
auch in diesem Jahr 2020.
Sein Licht schien auf,
in dem unermüdlichen Einsatz auf den Intensivstationen der ganzen Welt.
Es viel durch die Ritzen der Ungewissheiten und der schweren Entscheidungen.
Es zeigte sich In den kleinen Gesten der Verbundenheit über jeden Abstand hinweg.
Es leuchtete im Licht der Kerzen in unserer offenen Kirche an Weihnachten.
Es strahlt voraus auf unseren Weg in das neue Jahr
und unser Leben.
Amen.
- Ein Gebet miteinander und füreinander
Barmherziger, treuer Gott,
wir schauen auf dieses Jahr zurück.
Ein Virus hat unser Leben verändert.
Was zuvor vertraut war, mussten wir aufgeben.
Wir waren in Sorge um unsere Lieben.
Wir haben täglich von Infizierten und Toten gehört.
Wir haben uns nicht an die täglichen Zahlen gewöhnt.
Wir sind erschöpft.
Du aber warst bei uns,
barmherziger, treuer Gott,
wir legen dieses Jahr in deine Hände zurück.
Nimm auf dein Herz
die Trauer um die Tausenden Toten.
Nimm auf dein Herz die Schmerzen.
Lass die Liebe dieses Jahres weiter blühen.
Lass die Furcht dieses Jahres vergehen.
Du aber warst bei uns,
barmherziger, treuer Gott,
wir legen dieses Jahr in deine Hände zurück.
Menschen, die wir zuvor nicht kannten, wurden uns wichtig.
Wir sind dankbar für die Berührungen, die möglich waren.
Wir sind dankbar für die Hilfe, die wir erfahren haben.
Wir sind dankbar für die Arbeit der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Wir sind dankbar für die Musik.
Du aber bist bei uns,
barmherziger, treuer Gott,
wir legen dieses Jahr in deine Hände zurück.
Mach das Glück dieses Jahres groß,
mach das Dunkel hell,
und segne deine Welt
durch Jesus Christus,
derselbe gestern, heute und in Ewigkeit.
Amen.
- Segen (nach 5. Buch Mose 31,6)
Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich! Amen.
(Pfr. Dr. Georg Bucher)
Christfest 2020

- Eröffnung
Der Anfang des Johannesevangeliums, erzählt davon, wie der Schöpfer aller Ding Fleisch und Blut wird:
Im Anfang war das Wort,
und das Wort war bei Gott,
und Gott war das Wort.
Dasselbe war im Anfang bei Gott.
Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht,
und ohne dasselbe ist nichts gemacht,
was gemacht ist.
In ihm war das Leben,
und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in der Finsternis,
und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
Das war das wahre Licht, das alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen.
Es war in der Welt,
und die Welt ist durch dasselbe gemacht;
und die Welt erkannte es nicht.
Er kam in sein Eigentum;
und die Seinen nahmen ihn nicht auf.
Wie viele ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden:
denen, die an seinen Namen glauben,
die nicht aus menschlichem Geblüt
noch aus dem Willen des Fleisches
noch aus dem Willen eines Mannes,
sondern aus Gott geboren sind.
Und das Wort ward Fleisch
und wohnte unter uns,
und wir sahen seine Herrlichkeit,
eine Herrlichkeit
als des eingeborenen Sohnes vom Vater,
voller Gnade und Wahrheit.
- Ein Lied: Herbei, o ihr Gläub‘gen (EG 45)
1) Herbei, o ihr Gläub’gen, fröhlich triumphieret,
o kommet, o kommet nach Bethlehem!
Sehet das Kindlein, uns zum Heil geboren!
O lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!
2) Du König der Ehren, Herrscher der Heerscharen,
verschmähst nicht zu ruhn in Marien Schoß,
Gott, wahrer Gott von Ewigkeit geboren.
O lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!
3) Kommt, singet dem Herren, singt, ihr Engelchöre!
Frohlocket, frohlocket, ihr Seligen:
„Ehre sei Gott im Himmel und auf Erden!“
O lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!
4) Ja, dir, der du heute Mensch für uns geboren,
Herr Jesu, sei Ehre und Preis und Ruhm,
dir, fleischgewordnes Wort des ewgen Vaters!
O lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten,
o lasset uns anbeten den König!
- Jubelnde Trümmer (aus Jesaja 52)
Wie lieblich sind auf den Bergen
die Füße des Freudenboten,
der da Frieden verkündigt,
Gutes predigt, Heil verkündigt,
der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König!
Deine Wächter rufen mit lauter Stimme
und jubeln miteinander;
denn sie werden’s mit ihren Augen sehen,
wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.
Seid fröhlich und jubelt miteinander,
ihr Trümmer Jerusalems;
denn der HERR hat sein Volk getröstet
und Jerusalem erlöst.
Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm
vor den Augen aller Völker,
dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
- Gedanken zu Jesaja
Liebe Weihnachtsgemeinde,
das ist ein ungewöhnliches Bild, welches Jesaja hier verwendet: Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems.
Ich führe mir das konkrete Bild vor Augen. Vor mir liegt ein ehemals prachtvolles Gebäude. Doch seine Mauern sind eingestürzt, das Dach liegt am Boden. Alles ist überwuchert von Gestrüpp. Tiere haben sich eingenistet. Kein Ort, der zum Verweilen einlädt. Ödungen Jerusalems, so übersetzt es Martin Buber. Ein öder Ort, der von allen guten Geistern verlassen ist. Dass diese Stätte jubeln soll und fröhlich sein, ist bei diesem Anblick schwer vorstellbar.
Denn das ist ja kein Richtfest. Der Zeitpunkt beim Bau eines Hauses nach dem Abschluss der Zimmererarbeiten. Da wird gefeiert, dass der Bau gut gelungen ist und Segen darauf liege. Es ist kein Richtfest, sondern der traurige Zustand in Trümmern und Ödnis. Der Verfall ist zu einem Ende gekommen, nicht der Neubau.
Dennoch gebraucht der Prophet Jesaja dieses Bild. Und ich mag ihm widersprechen. Ich mag ihm sagen, dass es kein gutes Bild ist, weil es eine falsche Hoffnung nähren könnte. Dass er doch besser die Wahrheit sagen sollte. Es sind öde Trümmer. Ein Bild der Zerstörung und des Kummers. Und nicht ein Bild der Freude und Zuversicht.
Jesaja, dein Bild lässt mich dennoch nicht los. Es hat eine eigentümliche Anziehungskraft. Es setzt eine Macht voraus, die mit menschlichen Möglichkeiten nicht zu fassen ist. Ja, es mag den Zerfall deutlich vor Augen führen, es mag das buchstäbliche Tohuwabohu sein, und doch ist in diesem augenscheinlichen Gegensatz ein hoffnungsvoller Gedanke verborgen. Das Tohuwabohu ist das Chaos am Anfang der Schöpfung. Gottes Schöpferkraft wird damit aufgerufen. Und selbstverständlich kann Gott aus den öden Trümmern Jerusalems erneut ein Ort des Friedens und des Segens errichten.
Jesaja selbst stellt neben den Jubel, den Freudenboten, den Heilsverkündern und Friedensbringern das Bild des leidenden Gottesknechtes. Ein zertrümmerter Mensch. Er hat keine Gestalt, die uns gefallen hätte, heißt es bei Jesaja. Ein Bibelwort, das auch den Bildhauer Wilhelm Gross geleitet hat, als er das Kruzifix für die Lutherkirche gestaltete. Und so führen mich die jubelnden Trümmer über den Gottesknecht und das Kreuz hin zur Krippe, die heute unter dem Kreuz steht. Das ist der gute Anfang. Der erste Tag. Und Gott wird diesen Anfang zu einem guten Ende führen. Die jubelnden Trümmer erzählen davon. Dieses Bild soll nichts beschönigen. Unsere Welt ist voller Kummer und Trümmer und Leid und voller zerstörter Häuser und unbehauster Menschen. Von allen guten Geistern und Mitmenschen scheinen sie verlassen zu sein. Jesaja sagt aber, dass Gott sie nicht verlassen hat. Dass der Anschein trügt. Und das Bild des Kindes in der Krippe nimmt das Bild der jubelnden Trümmer auf. Gott in vergänglichem Fleisch und Blut, in dem verletzlichen Leib eines Säuglings, der die Herrlichkeit Gottes verkörpert.
Heute ist Weihnachten, liebe Gemeinde,
heute beginnt es
und die Trümmer jubeln.
Denn der Friede Gottes, der höher ist als unser Verstand
und tiefer reicht als unsere Verzweiflung, bewahrt unsere Herzen in Jesus Christus. Amen.
- Ein Gebet miteinander und füreinander (Irischer Weihnachtssegen)
Gott lasse dich ein gesegnetes Weihnachtsfest erleben.
Gott schenke dir die nötige Ruhe, damit du dich auf
Weihnachten und die frohe Botschaft einlassen kannst.
Gott nehme dir Sorgen und Angst
und schenke dir neue Hoffnung.
Gott bereite dir den Raum, den du brauchst
und an dem du so sein kannst, wie du bist.
Gott schenke dir die Fähigkeit zum Staunen
über das Wunder der Geburt im Stall von Bethlehem.
Gott mache heil, was du zerbrochen hast
und führe dich zur Versöhnung.
Gott gebe dir Entschlossenheit, Phantasie und Mut,
damit du auch anderen Weihnachten bereiten kannst.
Gott bleibe bei dir mit dem Licht der Heiligen Nacht,
wenn dunkle Tage kommen.
Gott segne dich und schenke dir seinen Frieden.
- Vaterunser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
- Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
(Pfr. Olaf Wisch)
Heiligabend 2020
Hinweis: Sie können sich die folgende Andacht auch anhören:
- Eröffnung
Fürchtet euch nicht! So ruft uns der Engel über der Weihnachtskrippe zu! Verzagt nicht in dieser Dunkelheit! Denn euch ist heute der Heiland geboren, das Licht der Welt. Fürchtet euch nicht! Diesen göttlichen Ruf des Engels hören wir in diesem Jahr besonders deutlich. Sein Wort möge uns ermuntern, zu hören und zu handeln nach dem Segen Gottes.
Amen.
- Ein Lied: Stille Nacht, heilige Nacht
1. Stille Nacht, heilige Nacht! Alles schläft, einsam wacht
nur das traute hochheilige Paar.
Holder Knabe im lockigen Haar,
schlaf in himmlischer Ruh, schlaf in himmlischer Ruh!
2. Stille Nacht, heilige Nacht! Hirten erst kundgemacht,
durch der Engel Halleluja
tönt es laut von fern und nah:
Christ, der Retter ist da! Christ, der Retter ist da!
3. Stille Nacht, heilige Nacht! Gottes Sohn, o wie lacht
Lieb aus deinem göttlichen Mund,
da uns schlägt die rettende Stund,
Christ, in deiner Geburt, Christ, in deiner Geburt.
- Aus Psalm 96
Singet dem Herrn ein neues Lied;
singet dem Herrn, alle Welt!
Singet dem Herrn und lobet seinen Namen,
verkündet von Tag zu Tag sein Heil!
Erzählet unter den Heiden von seiner Herrlichkeit,
unter allen Völkern von seinen Wundern!
Ihr Völker, bringet dar dem Herrn,
bringet dar dem Herrn Ehre und Macht!
Bringet dar dem Herrn die Ehre seines Namens,
bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe!
Betet an den Herrn in heiligem Schmuck;
es fürchte ihn alle Welt!
Sagt unter den Heiden: Der Herr ist König.
Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt. Er richtet die Völker recht.
Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich,
das Meer brause und was darinnen ist;
das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist;
jauchzen sollen alle Bäume im Walde
vor dem Herrn; denn er kommt,
denn er kommt, zu richten das Erdreich.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker mit seiner Wahrheit.
- Evangelium nach Lukas 2,1-15
Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.
- Gedanken zum Lied
Wie geht es Ihnen, liebe Leser*innen,
mit „Stille Nacht, Heilige Nacht“? Unverzichtbar? Mehr als einmal zu oft gehört? Geht zum einen Ohr rein und zum andern wieder raus? Erinnerung an die Kindheit? Meine Kindheitserinnerung verbindet sich nicht nur mit den Christvespern, in denen ich das Lied gesungen habe, sondern auch mit einem Karl-May-Roman. Die 1897 erschienene Reiseerzählung „Weihnacht“ versetzt das Lied in die Weiten Nordamerikas: Nun wurden die Nuggets herausgeholt und unter dem Weihnachtsbaume nach Winnetous Anordnung in vier gleichgroße Haufen zerlegt. Dann zündeten wir die Lichter an. Während dies geschah, sagte Carpio zu mir: Thu mir noch den Gefallen, und singe mir das Lied »Stille Nacht, heilige Nacht«! Es ist mein letztes Lied auf Erden; droben werde ich Halleluja singen! Also eine typische Karl-May-Szene; und ja, das ist alles der Fantasie des Autors entsprungen. Der Hauptheld des Romans, Old Shatterhand, erzählt die tragische Geschichte seines Jugendfreundes Carpio, dem er viele Jahre später wiederbegegnet. Aber immerhin gibt es einen realen Hintergrund für die „Stille Nacht“ im Wilden Westen. Bereits 1859 ist dieses Weihnachtslied in New York von dem nordamerikanischen Priester John Freeman Young ins Englische übersetzt worden. So machte es schon früh weltweit Karriere. Vor allem auch in der Jazzmusik. Es löste sich immer mehr von seinem christlichen Ursprung und hat dazu beigetragen, dass Weihnachten für viele Menschen ein weltliches Fest der Liebe, der Familie, des Friedens und üppiger Geschenke geworden ist.
Der innige und heimelige Charakter hat das sicher befördert. „Stille Nacht“ vermittelt keine tiefgründige Theologie. Die Szenerie der drei Strophen erzeugt eher den Eindruck einer gemütlichen Stube, in der das „hochheilige Paar“ Weihnachten feiert. Die englische Zeile: „Sleep in heavenly peace!“ mutet wie ein Wiegenlied an. Dennoch: der große Erfolg zeigt, dass Melodie und Text ein wesentliches Bedürfnis transportieren. Sie erzählen von der Sehnsucht nach Nähe, nach Geborgenheit und nach Erlösung in einer unperfekten Welt. Eine Sehnsucht, die ich leicht als sentimental abtun könnte. Aber sie wird geteilt von Christen, Nichtchristen und von Gott selbst. Auch er sucht die Nähe der Menschen. Das ist die Botschaft des Liedes. Und die Botschaft von Heilig Abend. Amen.
- Ein Gebet miteinander und füreinander
Vater im Himmel,
in dieser hochheiligen Nacht
kommst du auf uns zu.
Diese Gewissheit stärkt uns an Leib und Seele.
Stärke diese Gewissheit!
Dass wir dem Ruf des Engels folgen können:
Fürchtet Euch nicht!
Für uns und für unseren Nächsten.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
- Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
(Pfr. Olaf Wisch)
Stellenausschreibung

Die evangelische Luthergemeinde zu Halle (Saale), vertreten durch den Gemeindekirchenrat, besetzt zum 01.04.2021 die Stelle eines Gemeindesekretärs (d-m-w).
Bewerbungsschluss war der 31. Januar 2021.
Online-Angebote zu Weihnachtszeit und Jahreswechsel

- Angebote der Luthergemeinde
Andacht (mit Audio) zu Heiligabend (Pfr. Olaf Wisch)
Andacht zum Christfest (Pfr. Olaf Wisch)
Andacht (mit Audio) zum Altjahrsabend (Pfr. Dr. Georg Bucher)
- Angebote des Kirchenkreises
Die Weihnachtsgeschichte des Lukasevangeliums als Simpleshow:
Christvesper – Aufzeichnung aus der Johanneskirche und vom halleschen Bahnhof: am 24. Dezember ab 13 Uhr unter http://www.tvhalle.de abrufbar. Im Anschluss wird der Beitrag auch über die Mediathek verfügbar sein.
Online-Wandel-Gottesdienst am 1. Weihnachtsfeiertag: Ab 10 Uhr sehen Sie am 1. Weihnachtsfeiertag hier einen Onlinegottesdienst aus den Kirchen Lieskau, Dölau und Lettin.
- Angebote der Landeskirche
Die Onlinekirche der EKM bietet ab 24. Dezember ein digitales Krippenspiel an. Besuchen Sie folgenden Link: https://onlinekirche.ekmd.de/projekte/christvesper-und-digitales-krippenspiel-der-onlinekirche.html
Vierter Advent 2020
- Eröffnung
„Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! Der Herr ist nahe! “ Dieses Wort aus dem Philipperbrief ermutigt uns zur Zuversicht. Gott ist uns näher, als wir glauben.
Amen.
- Ein Lied: „Nun jauchzet, all ihr Frommen“ (EG 9)
1) Nun jauchzet, all ihr Frommen, zu dieser Gnadenzeit,
weil unser Heil ist kommen, der Herr der Herrlichkeit,
zwar ohne stolze Pracht, doch mächtig, zu verheeren
und gänzlich zu zerstören des Teufels Reich und Macht.
2) Er kommt zu uns geritten auf einem Eselein
und stellt sich in die Mitten für uns zum Opfer ein.
Er bringt kein zeitlich Gut, er will allein erwerben
durch seinen Tod und Sterben, was ewig währen tut.
3) Kein Zepter, keine Krone sucht er auf dieser Welt;
im hohen Himmelsthrone ist ihm sein Reich bestellt.
Er will hier seine Macht und Majestät verhüllen,
bis er des Vaters Willen im Leiden hat vollbracht.
4) Ihr Mächtigen auf Erden, nehmt diesen König an,
wollt ihr beraten werden und gehn die rechte Bahn,
die zu dem Himmel führt; sonst, wo ihr ihn verachtet
und nur nach Hoheit trachtet, des Höchsten Zorn euch rührt.
5) Ihr Armen und Elenden zu dieser bösen Zeit,
die ihr an allen Enden müsst haben Angst und Leid,
seid dennoch wohlgemut, lasst eure Lieder klingen,
dem König Lob zu singen, der ist eur höchstes Gut.
6) Er wird nun bald erscheinen in seiner Herrlichkeit
und all eur Klag und Weinen verwandeln ganz in Freud.
Er ists, der helfen kann; halt eure Lampen fertig
und seid stets sein gewärtig, er ist schon auf der Bahn.
- Aus Psalm 102
Du aber, Herr, bleibst ewiglich
und dein Name für und für.
Du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen;
denn es ist Zeit, dass du ihm gnädig seist, und die Stunde ist gekommen
dass die Völker den Namen des Herrn fürchten
und alle Könige auf Erden deine Herrlichkeit,
wenn der Herr Zion wieder baut
und erscheint in seiner Herrlichkeit.
Er wendet sich zum Gebet der Verlassenen
und verschmäht ihr Gebet nicht.
Denn er schaut von seiner heiligen Höhe,
der Herr sieht vom Himmel auf die Erde,
dass er das Seufzen der Gefangenen höre
und losmache die Kinder des Todes,
dass sie in Zion verkünden den Namen des Herrn
und sein Lob in Jerusalem,
wenn die Völker zusammenkommen
und die Königreiche, dem Herrn zu dienen.
- Sara lacht (1. Mose 18,1-2.9-15)
Und der Herr erschien ihm im Hain Mamre, während er an der Tür seines Zeltes saß, als der Tag am heißesten war. Und als er seine Augen aufhob und sah, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Und als er sie sah, lief er ihnen entgegen von der Tür seines Zeltes und neigte sich zur Erde. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, deine Frau? Er antwortete: Drinnen im Zelt. Da sprach er: Ich will wieder zu dir kommen übers Jahr; siehe, dann soll Sara, deine Frau, einen Sohn haben. Das hörte Sara hinter ihm, hinter der Tür des Zeltes. Und sie waren beide, Abraham und Sara, alt und hochbetagt, sodass es Sara nicht mehr ging nach der Frauen Weise. Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und auch mein Herr ist alt! Da sprach der Herr zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Sollte ich wirklich noch gebären, nun, da ich alt bin? Sollte dem Herrn etwas unmöglich sein? Um diese Zeit will ich wieder zu dir kommen übers Jahr; dann soll Sara einen Sohn haben. Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht –, denn sie fürchtete sich. Aber er sprach: Es ist nicht so, du hast gelacht.
- Gedanken zum Bibelwort
Sara lacht. Aus gutem Grund. Sie soll noch ein Kind bekommen. Unvorstellbar in ihrem Alter jenseits der 80. Das Klimakterium ist lange vorbei. Und sie selbst sagt: „Nun, da ich alt bin, soll ich noch Liebeslust erfahren, und auch mein Herr ist alt!“ Ihr Alter und eine Schwangerschaft; das passt einfach nicht zusammen. Deshalb lacht sie. Sie hat Humor. Sie hätte sich auch wundern können, wie der dreigestaltige Herr so etwas verkünden kann. Sie hätte auch sauer sein können. Ob er sich ein Scherz mit ihr erlaube? Aber dass sie noch ein Kind bekommen soll, ist doch am Ende so absurd, dass sie einfach nur lacht.
Sara fürchtet sich. Denn obwohl sie lacht, spürt sie auch, dass in diesem Moment etwas Besonderes geschieht. Heimlich hat sie zugehört. Das war vielleicht nicht so gedacht. Im tiefsten Herzen spürt sie, dass es wahr sein sein könnte. Die dreigestaltige Gruppe, die dort wie aus dem Nichts plötzlich erscheint. Die Abraham mit „Herr“ anspricht. Der den längst erstorbenen Wunsch nach einem Kind zu kennen scheint. Abrahams Ehrfurcht. Die Unmöglichkeit des Verkündeten. Spricht das nicht gerade dafür, dass der Besucher möglicherweise mehr weiß, mehr glaubt und mehr hofft als Sara es je könnte?
Sara rührt mich. Sie bewegt mein Herz. Ich bin ein vernünftiger Mensch. Ich weiß, was möglich ist und was nicht. Ich verstehe, so ungefähr wenigstens, was auf dieser Welt vor sich geht. Die Dinge der Welt sehe ich meistens mit nüchternem Blick. Je älter ich werde, schwinden Träume und Wünsche. Ich bin dankbar für das, was ich habe und was mir zu Gebote steht. Ich kenne und lerne immer besser, welche Grenzen mir gesetzt sind. Aber Sara lacht. Und fürchtet sich. Plötzlich sind die Grenzen in Frage gestellt. Ihre Einsicht in ihre Kinderlosigkeit. Meine Einsicht in die begrenzten Möglichkeiten. Verzage ich nicht mitunter? Zu schnell? Selbst in kleinen Dingen? Die verlorenen Wünsche. Ich habe aufgegeben. Aber Sara lacht und fürchtet sich. Sie leugnet ihr Lachen. Doch das ist Tatsache, dass sie gelacht hat.
In dem Lied, dass dieser Andacht beigesellt ist, heißt es in der 4. Strophe: „des Höchsten Zorn euch rührt.“ Auch Sara ist des Höchsten Wort nicht egal. Obwohl sie lacht. Zwischen Lachen und der Furcht des Höchsten liegt das, was ich Glauben nenne. Sara merkt, dass ihre Einsicht an ihre Grenze kommt. Dass es mehr gibt zwischen Himmel und Erde. Dass der Himmel der Erde näher ist, als es den Anschein hat. Dass Gott Anteil an unserem Menschsein hat. An Saras und auch an meinem. Dass er selbst Mensch wird. Dann ist alles möglich. Dann können wir lachen und uns im besten Sinne fürchten. Lachen über unsere begrenzten Vorstellungen von Gott und dem, was uns wichtig und richtig erscheint. Uns fürchten vor seinem Zorn, der uns rührt. Uns das Herz bewegt und sich in Zuversicht verwandelt. Uns ein Kind verkündet. Jenseits unserer Vorstellung.
Amen.
- Ein Gebet miteinander und füreinander
Herr, dreieiniger Gott,
wie leicht verzagen wir?
Wie leicht geben wir auf?
Wie leichtfertig lachen wir über dein Wort.
Wie leichtfertig geben wir unserer Einsicht zu viel Gewicht?
Erleuchte unser Vertrauen auf deine Macht.
Störe unsere Gewissheiten.
Rühre uns.
Mit den Worten Jesu Christi:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
- Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
(Pfr. Olaf Wisch)
Heiligabend in der Lutherkirche
Kein Gottesdienst zum Heiligabend in der Lutherkirche
Das Wichtigste vorweg – in aller Kürze.
Am 18.12.2020 hat der Gemeindekirchenrat der Luthergemeinde in Halle (Saale) in einer Sondersitzung beschlossen, dass der geplante Stationengottesdienst nicht stattfinden wird.
Mit großen Bedauern sind wir zu dem Schluss gekommen, dass in der gegenwärtigen Pandemiesituation möglichst jeder Kontakt vermieden werden sollte. Mit viel Herzblut und Elan haben wir das Projekt der „Begehbaren Weihnachtsgeschichte“ entwickelt. Jedoch geschah dies noch unter anderen Voraussetzungen. Fallzahlen und Infektionsmeldungen haben sich seit den ersten Planungen besorgniserregend erhöht. Diese Tatsachen konnten wir nicht guten Gewissens ignorieren.
Deshalb gilt für den Heiligabend: Bleiben Sie getrost zu Hause! Lesen Sie die Weihnachtsgeschichte im Lukasevangelium. Singen oder hören Sie ein Weihnachtslied. Sprechen Sie ein Gebet mit eigenen Worten oder ein Vaterunser. Auf der Internetseite der Luthergemeinde wird es dafür eine Andacht geben. Auf weitere Angebote wird hingewiesen. Darüberhinaus wird die Kirche am Heiligabend für Ihre stille Andacht von 15-18 Uhr geöffnet sein.
Traurig, aber im guten Glauben, der heller strahlt als alle Finsternis, schließe ich diese Nachricht mit den Worten Paul Gerhardts aus dem Lied „Wie soll ich dich empfangen“:
Als mir das Reich genommen
da Fried und Freude lacht,
da bist du, mein Heil, kommen
und hast mich froh gemacht.
Dritter Advent 2020
- Eröffnung
Bereitet dem HERRN den Weg;
denn siehe, der HERR kommt gewaltig.
Wir versammeln uns, um uns vorzubereiten
auf den, der da kommt
als kleines Kind
in unsere Welt.
Das tun wir
im Gebet,
und im Hören auf die Texte,
die von der frohen Erwartung künden.
- Ein Lied: „Die Nacht ist vorgedrungen“ (EG 16)
1) Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.
2) Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.
3) Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.
4) Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
5) Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.
- Psalm 85
HERR, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande
und hast erlöst die Gefangenen Jakobs;
der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk
und alle seine Sünde bedeckt hast;
der du vormals hast all deinen Zorn fahren lassen
und dich abgewandt von der Glut deines Zorns:
hilf uns, Gott, unser Heiland,
und lass ab von deiner Ungnade über uns!
Willst du denn ewiglich über uns zürnen
und deinen Zorn walten lassen für und für?
Willst du uns denn nicht wieder erquicken,
dass dein Volk sich über dich freuen kann?
HERR, erweise uns deine Gnade
und gib uns dein Heil!
Könnte ich doch hören,
was Gott der HERR redet,
dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen,
damit sie nicht in Torheit geraten.
Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten,
dass in unserm Lande Ehre wohne;
dass Güte und Treue einander begegnen,
Gerechtigkeit und Friede sich küssen;
dass Treue auf der Erde wachse
und Gerechtigkeit vom Himmel schaue;
dass uns auch der HERR Gutes tue
und unser Land seine Frucht gebe;
dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe
und seinen Schritten folge.
- Worte aus dem Lukasevangelium
Und Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach:
Gelobt sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat besucht und erlöst sein Volk
und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils
im Hause seines Dieners David –
wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten –,
dass er uns errettete von unsern Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen,
und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern
und gedächte an seinen heiligen Bund,
an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham,
uns zu geben, dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde,
ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang
in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.
Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen.
Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest
und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk
in der Vergebung ihrer Sünden,
durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,
durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe,
auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
- Gedanken zum Text
Jahrelang
hatte er gewartet
hatten sie gewartet
Elisabeth und Zacharias.
Gebete zum Himmel geschickt
laut geweint
und geschrien
doch
vergeblich:
Kinderlos
waren sie geblieben.
Monat für Monat.
Jahr für Jahr.
Nicht nur eine Diagnose
die der Arzt stellt
sondern
ein Zeichen
in ihrer Zeit:
Gott hat sich von Euch abgewandt.
Furchtbares Urteil.
Gnadenlos.
Tagein tagaus geht Zacharias
in den Tempel
zum Dienst.
Dumpf ist der Schmerz geworden
hinabgerutscht ist er
in die Tiefen seiner Seele.
Wie eine alte Narbe spürt er ihn
wenn
das Geschrei der Kinder von der Straße in sein Haus dringt
oder
wenn er ließt aus der Heiligen Schrift:
„Seid fruchtbar und mehret euch.“
Bis
eines Tages
einer zu ihm kommt
von dem man sagen wird
er sei ein Engel gewesen.
Der spricht die drei Worte
mit denen sich der Gott der Liebe
zu erkennen gibt:
„Fürchte dich nicht!“
Und:
„Elisabeth wird dir einen Sohn gebären.“
Zacharias
kann das nicht glauben
und verstummt.
Kein Wort mehr kommt ihm über die Lippen
er will und kann es nicht wahrhaben
bis
Bis er wirklich da ist.
Ja,
er ist da
Johannes
Gott-ist-gnädig
ein kleines Wesen
er hält ihn in seinen Händen
riecht den Duft und spürt die Haut
blickt in das kleine Gesicht
und da
dringt es in seine Seele
bis tief hinab
es durchströmt ihn
überwältigt ihn
und er ist sich gewiss
dass nicht nur sein Leben ein anderes sein wird
mit diesem Kind
sondern
dass alle Menschheit Grund zur Hoffnung hat
weil
mit diesem Kind
ein neues Kapitel von Gottes Geschichte mit seinem Volk beginnt
und die Bilder vom gnadenlosen Gott
der verdammt und sich abwendet
zerfallen und zerbrochen sein werden
wenn der kommt
dem Johannes vorangeht:
Jesus, der Christus.
Und da
beginnt Zacharias zu singen,
denn es muss hinaus
hinaus aus seiner Seele
hinaus aus dem Tempel
hinaus in die Welt.
Hinaus zu allen,
die niedergedrückt,
verzweifelt,
und hoffnungslos
sind
die sich
nach dem vorrücken der Nacht sehnen
so
wie das Volk Israel unter der Herrschaft der Römer
so
wie Jochen Klepper in Zeiten der mörderischen Diktatur der Nationalsozialisten
FÜR SIE
und für uns
singt Zacharias:
Gelobt sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat besucht und erlöst sein Volk
und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils
im Hause seines Dieners David –
wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten –,
dass er uns errettete von unsern Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen,
und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern
und gedächte an seinen heiligen Bund,
an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham,
uns zu geben, dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde,
ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang
in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.
Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen.
Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest
und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk
in der Vergebung ihrer Sünden,
durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,
durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe,
auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
- Ein Gebet miteinander und füreinander
Wir freuen uns auf Weihnachten. Wir lieben den Zauber. Wir sehnen uns nach Ruhe.
Und doch schwingt sie mit, die Melancholie, die leise Traurigkeit, die Angst.
Das können wir nicht überhören.
Das Seufzen der Schwangeren, die sich fragen:
In was für eine Welt wird mein Kind geboren?
Das Stöhnen der Gefangenen: Wird jemand in Freiheit auf mich warten?
Das Jammern der Entkräfteten: Wie lange noch?
Das Fragen der Rastlosen: Wann kehrt etwas Ruhe ein?
Das Weinen der Traurigen: Woher kommt mir Trost?
Wir bitten dich, gibt uns die Kraft, Dich in unser Leben zu holen. Schenk uns den Mut, dich in unsere je ganz eigene Wirklichkeit einzubeziehen. Lass uns weich bleiben, da wo uns Härte entgegenkommt. Mach uns heil, Gott.
Vieles bleibt heute ungesagt. Viele bleiben heute unerwähnt. Für vieles gibt es nicht die richtigen Worte. In der Stille bringen wir vor Dich, was uns im Innersten bewegt.
Lass Dein Licht durch unsere Brüche scheinen.
- Segen (nach 5. Buch Mose 31,6)
Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich!
Amen.
(Pfr. Dr. Georg Bucher)
Zweiter Advent 2020
- Anfangen
In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir.
Amen.
- Eröffnung
Du bist da, ich bin da und Gott ist da. Das ist einfach wunderbar.
Herzlich Willkommen zu unserem Familiengottesdienst im Advent.
Advent heißt Ankommen.
Wir warten im Advent auf das Ankommen von Gottes Sohn auf der Erde.
Advent ist darum eine Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten.
Advent ist ein Weg, der zum Weihnachtsfest führt.
Auf jedem Weg begegnen uns Menschen.
Manche gehen an uns vorbei.
Manche kreuzen unseren Weg.
Manche gehen ein Stück des Weges mit uns.
Auf unserem Weg zu Weihnachten begegnet uns heute der heilige Nikolaus.
Am 6. Dezember ist sein Gedenktag.
Er war ein besonderer Mensch, mit einer besonderen Beziehung zu Jesus.
Er wird darum ein Heiliger genannt.
- Gedicht
Wir feiern heute St. Nikolaus, Bischof aus alter Zeit,
der da ging von Haus zu Haus, zum Helfen stets bereit.
Hier gab er das nöt´ge Geld, dort ein tröstend Wort;
obwohl er nicht dazu bestellt, fand er der Sorgen Ort.
Er sah mit seinem Herzen gut, wie Jesus einst getan.
Schenkt vielen Menschen neuen Mut.
Da fing das Leben an:
Wer mit dem Nächsten teilen kann Sein Brot und seine Zeit,
wird leben wie der heil´ge Mann, sein Freund sein allezeit.
So feiern wir von Herzen heut, dich, guter Nikolaus.
Und wandern wird die große Freud` von dir zu jedem Haus.
(Hermine König)
- Die Legende vom Heiligen Nikolaus
»Einst lebte ein Mann, der drei Töchter hatte. Er selbst war so krank, dass er nicht arbeiten konnte und seine Frau war gestorben. So lebte die Familie in großer Armut, denn ohne das nötige Geld konnte der Vater seine drei Töchter nicht versorgen.
So blieb ihm in seiner Not nichts anderes übrig, als die Mädchen auf dem Marktplatz als Dirnen anzubieten.
Der junge Nikolaus war zur gleichen Zeit gerade Erbe eines großen Vermögens geworden und ihm kam die Not der Mädchen zu Ohren. Er beschloss sofort zu handeln und der Familie zu helfen. In der Nacht trat er heimlich an das geöffnete Fenster, hinter dem die drei Mädchen tief und fest schliefen.
Vorsichtig warf er drei Goldklumpen hinein. Sie hatten die Form von Äpfeln.
Um die Mädchen nicht zu wecken, schlich Nikolaus sich leise wieder davon.
Am nächsten Morgen entdeckte die jüngste Tochter die reiche Gabe und weckte sogleich ihren Vater und ihre beiden Schwestern. Die Erleichterung der Familie
war groß und die Not der drei Mädchen schlagartig beendet. Sie mussten nie wieder unlautere Dienste verrichten und ihr Vater konnte seinen Töchtern nun sogar eine reiche Aussteuer mitgeben. Und jede von ihnen suchte und fand einen Gemahl, mit dem sie fortan glücklich und zufrieden lebte.«
- Lied: „Wenn das Brot, das wir teilen“ (Hohes und Tiefes Nr. 177)
Wenn das Brot, das wir teilen, als Rose blüht
Und das Wort, das wir sprechen, als Lied erklingt,
Dann hat Gott unter uns schon sein Haus gebaut,
Dann wohnt er schon in unserer Welt.
Ja, dann schauen wir heut schon sein Angesicht
In der Liebe, die alles umfängt,
In der Liebe, die alles umfängt
- Verabschiedung Ulrike Simm
Frau Simm, unsere Gemeindepädagogin, wird uns zum 1. Januar 2021 verlassen und wir verabschieden uns von ihr in diesem Gottesdienst.
Worte von Superintendent Hans-Jürgen Kant
Liebe Ulrike Simm,
es ist heute 10 Jahre her, dass Sie die Aufgabe
als Gemeindepädagogin hier in den drei Südgemeinden übernommen haben.
Im Namen des Kirchenkreises danke ich Ihnen dafür, dass Sie Ihre Gaben und Kräfte hier eingesetzt haben.
Nun ist die Zeit gekommen,
Abschied von dieser Arbeit und diesen Gemeinden zu nehmen.
Sie haben sich entschlossen, eine Projektstelle in Dölau, Lettin und Lieskau anzunehmen.
Gott hilft uns, anzunehmen und loszulassen.
Gott trägt uns durch den Abschied hindurch.
Ulrike Simm, mit Jahresende endet Dein Dienst als Gemeindepädagogin in den Gemeinden Am Gesundbrunnen, Luther und Wörmlitz-Böllberg.
Du bist nun frei von allen damit verbundenen Aufgaben und Pflichten.
So segne unser Gott Dir den Blick zurück und den Schritt nach vorn.
Er bewahre in Dir die Erfahrungen an diesem Ort.
Gott begleite Dich auf dem Weg, der vor Dir liegt, und lasse Dein Vertrauen zu ihm wachsen.
- Ein Gebet miteinander und füreinander
Wie gut, dass es Menschen wie den Heiligen St. Nikolaus gab.
Auch heute braucht unsere Welt Menschen,
welche die Not von Anderen erkennen.
Lasst uns beten:
Guter Gott wir bitten dich, öffne unsere Augen, damit wir sehen,
wenn jemand in Not ist und unsere Hilfe benötigt.
Guter Gott wir bitten dich, öffne unsere Ohren, dass wir auch die leisen Hilferufe unserer Mitmenschen nicht überhören.
Guter Gott wir bitten dich, lass uns wie der Heilige St. Nikolaus sein
und mit unseren Händen tatkräftig zupacken, wenn es notwendig ist.
Guter Gott wir bitten dich, gib uns Mut, dass wir auf andere Menschen zugehen
und ihnen mit Tat und Wort zur Seite stehen.
Mit den Worten Jesu beten wir Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
- Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.