- Eröffnung
Bereitet dem HERRN den Weg;
denn siehe, der HERR kommt gewaltig.
Wir versammeln uns, um uns vorzubereiten
auf den, der da kommt
als kleines Kind
in unsere Welt.
Das tun wir
im Gebet,
und im Hören auf die Texte,
die von der frohen Erwartung künden.
- Ein Lied: „Die Nacht ist vorgedrungen“ (EG 16)
1) Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein.
2) Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.
3) Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.
4) Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
5) Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.
- Psalm 85
HERR, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande
und hast erlöst die Gefangenen Jakobs;
der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk
und alle seine Sünde bedeckt hast;
der du vormals hast all deinen Zorn fahren lassen
und dich abgewandt von der Glut deines Zorns:
hilf uns, Gott, unser Heiland,
und lass ab von deiner Ungnade über uns!
Willst du denn ewiglich über uns zürnen
und deinen Zorn walten lassen für und für?
Willst du uns denn nicht wieder erquicken,
dass dein Volk sich über dich freuen kann?
HERR, erweise uns deine Gnade
und gib uns dein Heil!
Könnte ich doch hören,
was Gott der HERR redet,
dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen,
damit sie nicht in Torheit geraten.
Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten,
dass in unserm Lande Ehre wohne;
dass Güte und Treue einander begegnen,
Gerechtigkeit und Friede sich küssen;
dass Treue auf der Erde wachse
und Gerechtigkeit vom Himmel schaue;
dass uns auch der HERR Gutes tue
und unser Land seine Frucht gebe;
dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe
und seinen Schritten folge.
- Worte aus dem Lukasevangelium
Und Zacharias wurde vom Heiligen Geist erfüllt, weissagte und sprach:
Gelobt sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat besucht und erlöst sein Volk
und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils
im Hause seines Dieners David –
wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten –,
dass er uns errettete von unsern Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen,
und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern
und gedächte an seinen heiligen Bund,
an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham,
uns zu geben, dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde,
ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang
in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.
Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen.
Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest
und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk
in der Vergebung ihrer Sünden,
durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,
durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe,
auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
- Gedanken zum Text
Jahrelang
hatte er gewartet
hatten sie gewartet
Elisabeth und Zacharias.
Gebete zum Himmel geschickt
laut geweint
und geschrien
doch
vergeblich:
Kinderlos
waren sie geblieben.
Monat für Monat.
Jahr für Jahr.
Nicht nur eine Diagnose
die der Arzt stellt
sondern
ein Zeichen
in ihrer Zeit:
Gott hat sich von Euch abgewandt.
Furchtbares Urteil.
Gnadenlos.
Tagein tagaus geht Zacharias
in den Tempel
zum Dienst.
Dumpf ist der Schmerz geworden
hinabgerutscht ist er
in die Tiefen seiner Seele.
Wie eine alte Narbe spürt er ihn
wenn
das Geschrei der Kinder von der Straße in sein Haus dringt
oder
wenn er ließt aus der Heiligen Schrift:
„Seid fruchtbar und mehret euch.“
Bis
eines Tages
einer zu ihm kommt
von dem man sagen wird
er sei ein Engel gewesen.
Der spricht die drei Worte
mit denen sich der Gott der Liebe
zu erkennen gibt:
„Fürchte dich nicht!“
Und:
„Elisabeth wird dir einen Sohn gebären.“
Zacharias
kann das nicht glauben
und verstummt.
Kein Wort mehr kommt ihm über die Lippen
er will und kann es nicht wahrhaben
bis
Bis er wirklich da ist.
Ja,
er ist da
Johannes
Gott-ist-gnädig
ein kleines Wesen
er hält ihn in seinen Händen
riecht den Duft und spürt die Haut
blickt in das kleine Gesicht
und da
dringt es in seine Seele
bis tief hinab
es durchströmt ihn
überwältigt ihn
und er ist sich gewiss
dass nicht nur sein Leben ein anderes sein wird
mit diesem Kind
sondern
dass alle Menschheit Grund zur Hoffnung hat
weil
mit diesem Kind
ein neues Kapitel von Gottes Geschichte mit seinem Volk beginnt
und die Bilder vom gnadenlosen Gott
der verdammt und sich abwendet
zerfallen und zerbrochen sein werden
wenn der kommt
dem Johannes vorangeht:
Jesus, der Christus.
Und da
beginnt Zacharias zu singen,
denn es muss hinaus
hinaus aus seiner Seele
hinaus aus dem Tempel
hinaus in die Welt.
Hinaus zu allen,
die niedergedrückt,
verzweifelt,
und hoffnungslos
sind
die sich
nach dem vorrücken der Nacht sehnen
so
wie das Volk Israel unter der Herrschaft der Römer
so
wie Jochen Klepper in Zeiten der mörderischen Diktatur der Nationalsozialisten
FÜR SIE
und für uns
singt Zacharias:
Gelobt sei der Herr, der Gott Israels!
Denn er hat besucht und erlöst sein Volk
und hat uns aufgerichtet ein Horn des Heils
im Hause seines Dieners David –
wie er vorzeiten geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten –,
dass er uns errettete von unsern Feinden
und aus der Hand aller, die uns hassen,
und Barmherzigkeit erzeigte unsern Vätern
und gedächte an seinen heiligen Bund,
an den Eid, den er geschworen hat unserm Vater Abraham,
uns zu geben, dass wir, erlöst aus der Hand der Feinde,
ihm dienten ohne Furcht unser Leben lang
in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor seinen Augen.
Und du, Kindlein, wirst Prophet des Höchsten heißen.
Denn du wirst dem Herrn vorangehen, dass du seinen Weg bereitest
und Erkenntnis des Heils gebest seinem Volk
in der Vergebung ihrer Sünden,
durch die herzliche Barmherzigkeit unseres Gottes,
durch die uns besuchen wird das aufgehende Licht aus der Höhe,
auf dass es erscheine denen, die sitzen in Finsternis und Schatten des Todes,
und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.
- Ein Gebet miteinander und füreinander
Wir freuen uns auf Weihnachten. Wir lieben den Zauber. Wir sehnen uns nach Ruhe.
Und doch schwingt sie mit, die Melancholie, die leise Traurigkeit, die Angst.
Das können wir nicht überhören.
Das Seufzen der Schwangeren, die sich fragen:
In was für eine Welt wird mein Kind geboren?
Das Stöhnen der Gefangenen: Wird jemand in Freiheit auf mich warten?
Das Jammern der Entkräfteten: Wie lange noch?
Das Fragen der Rastlosen: Wann kehrt etwas Ruhe ein?
Das Weinen der Traurigen: Woher kommt mir Trost?
Wir bitten dich, gibt uns die Kraft, Dich in unser Leben zu holen. Schenk uns den Mut, dich in unsere je ganz eigene Wirklichkeit einzubeziehen. Lass uns weich bleiben, da wo uns Härte entgegenkommt. Mach uns heil, Gott.
Vieles bleibt heute ungesagt. Viele bleiben heute unerwähnt. Für vieles gibt es nicht die richtigen Worte. In der Stille bringen wir vor Dich, was uns im Innersten bewegt.
Lass Dein Licht durch unsere Brüche scheinen.
- Segen (nach 5. Buch Mose 31,6)
Seid mutig und stark!
Habt keine Angst, und lasst euch nicht von ihnen einschüchtern!
Der Herr, euer Gott, geht mit euch.
Er hält immer zu euch und lässt euch nicht im Stich!
Amen.
(Pfr. Dr. Georg Bucher)