Zweiter Advent (04.12)2022

  • Eröffnung

Ist die zweite Kerze schon angezündet?
Der Spruch für die neue Woche aus dem Lukasevangelium macht Mut dazu.
„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lukas 21,28). Ich wünsche Ihnen eine Woche, in der Sie das Licht der Kerzen begleitet und Weihnachten mit seiner Botschaft ein Stück näher rückt.

  • Lied: O komm, o komm, du Morgenstern (EG 19)

O komm, o komm, du Morgenstern,
lass uns dich schauen, unsern Herrn.
Vertreib das Dunkel unsrer Nacht
durch deines klaren Lichtes Pracht.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah.
Freut euch und singt Halleluja.

O komm, du Sohn aus Davids Stamm,
du Friedensbringer, Osterlamm.
Von Schuld und Knechtschaft mach uns frei
und von des Bösen Tyrannei.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah.
Freut euch und singt Halleluja.

O komm, o Herr, bleib bis ans End,
bis dass uns nichts mehr von dir trennt,
bis dich, wie es dein Wort verheißt,
der Freien Lied ohn Ende preist.
Freut euch, freut euch, der Herr ist nah.
Freut euch und singt Halleluja.

  • Psalm 80

Du Hirte Israels, höre, der du Josef hütest wie Schafe!
Erscheine, der du thronst über den Cherubim!
Erwecke deine Kraft und komm uns zu Hilfe!
HERR, Gott Zebaoth, wie lange willst du zürnen
beim Gebet deines Volkes?
Du speisest sie mit Tränenbrot
und tränkest sie mit einem großen Krug voll Tränen.
Gott Zebaoth, wende dich doch!
Schau vom Himmel und sieh, nimm dich dieses Weinstocks an!
Schütze doch, was deine Rechte gepflanzt hat,
den Sohn, den du dir großgezogen hast!
So wollen wir nicht von dir weichen.
Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen.
HERR, Gott Zebaoth, tröste uns wieder;
lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen.

  • Text: Hohelied Salomos 2, 8-13

Da ist die Stimme meines Freundes!
Siehe, er kommt und hüpft über die Berge und springt über die Hügel.
Mein Freund gleicht einer Gazelle oder einem jungen Hirsch.
Siehe, er steht hinter unserer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter. Mein Freund antwortet und spricht zu mir:
Steh auf, meine Freundin, meine Schöne und komm her!
Denn siehe, der Winter ist vergangen, der Regen ist vorbei und dahin.
Die Blumen sind hervorgekommen im Lande, der Lenz ist herbeigekommen,
und die Turteltaube lässt sich hören in unserem Lande.
Der Feigenbaum lässt Früchte reifen, und die Weinstöcke blühen und duften.
Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, komm her!

  • Gedanken zum Text

Oh, dass wir gut durch die dunkle Jahreszeit kommen.
Oh, dass die schlechten Nachrichten doch enden mögen.
Oh, dass die Kriege in der Ukraine und anderen Ländern zu Ende gehen.
Oh, dass es ein Ende nimmt, dass Menschen sich auf die Flucht begeben müssen, dass Menschen ihre Heimat verlieren.
Oh, dass ich aus der Trauer wieder herausfinden möge.
Oh, dass doch Hilfe kommen möge.
O Heiland, reiß die Himmel auf.
Die Sehnsucht nach einer besseren Welt, befällt uns im Winter stärker als in den Sommermonaten.
Wenn die Tage kürzer werden, die dunklen Stunden länger werden, wenn die Abwehrkräfte nachlassen, dann drückt manche Last stärker. Dann sehnen wir uns nach Wärme und Licht.
Die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren hat über diese Sehnsucht und über die Geduld, die wir in dunklen Zeiten brauchen,
und über die Hoffnung, die wir haben können, ein sehr schönes Märchen geschrieben. Die Geschichte von Tomte Tummetott. Ich lese den Anfang
in Auszügen vor. Hören wir auf die Geschichte von Tomte Tummetott:
„Es ist Nacht. Der alte Bauernhof schläft. Es schlafen alle, die dort wohnen. Der Bauernhof liegt tief im Walde. Die Sterne funkeln am Himmel, der Schnee leuchtet weiß, es ist bitterkalt. In einer solchen Nacht, geben die Menschen acht, dass das Feuer im Herd nicht erlischt.
Auf dem einsamen alten Hof schlafen jetzt alle, alle außer einem …,
Tomte Tummetott … Tummetott wacht über seinen Hof.
In Scheune und Stall, in Speicher und Schuppen, überall schaut er hinein.
Er schaut hierhin und dorthin und hinterlässt winzige Fußstapfen im Schnee. Im Kuhstall ist es dunkel und warm. Die Kühe muhen leise.
Sie träumen vom Sommer und von der Weide. Tummetott spricht zu ihnen, Wichtelworte raunt er ihnen zu: “Viele Winter und viele Sommer sah ich kommen und gehen. Geduld nur Geduld! Der Frühling ist nah!“
Nach und nach besucht Tummetott alle Bewohner des alten Hofes:
Das Pferd, die Schafe, die Hühner, den Hofhund, die Katze und sogar die Menschen, die nicht ahnen, dass er auch nach ihnen sieht.
Und allen raunt er in dieser kalten Winternacht seine Wichtelworte zu:
„Viele Winter und viele Sommer sah ich kommen und gehen.
Geduld nur Geduld! Bald trabst du wieder über die Wiese.
Bald scharrt ihr wieder auf Hof und Feld. Bald wärmt dir wieder die Sonne das Fell.“
Mitten in der dunklen Jahreszeit, mitten in der Nacht, mitten im bitterkalten Winter geht Tumtetott umher und raunt tröstliche Worte.
Er erzählt davon, dass Sonne und Wärme zurückkehren werden,
aber er erzählt auch von der Geduld, die es bis dahin braucht.
Auch zu uns kommt jemand.
Mitten in den Winter unserer Krankheit, mitten im tiefsten Tal unserer Trauer, mitten in die Lasten, die uns erdrücken, mitten in die schlechten Nachrichten dieser Welt hinein, mitten in die Kälte des Winters und raunt uns tröstliche Worte zu.
Sie lesen sie im Text aus dem Hohelied Salomos.
Und sie wollen uns Mut machen. Mitten im Winter unserer Krankheit, mitten im tiefsten Tal unserer Trauer, mitten in den Lasten, die uns erdrücken, mitten in die schlechten Nachrichten dieser Welt hinein, mitten in der Kälte des Winters, steht schon unser Freund bereit, steht hinter unserer Wand und hinter dem Gitter unseres Fensters. Er schaut auf uns, er sieht, was uns belastet. Er sieht, was unser Herz schwer macht und was uns bedrückt.
Und er spricht zu uns: Der Winter wird vergehen. Der Winter der Angst und Krankheit, der Winter der Einsamkeit und Sorge.
Noch ist es Winter, noch werden die Tage kürzer, noch bedrücken uns Angst und Sorge. Aber unser Freund steht schon hinter dem Gitter des Fensters.
Und bald, da tritt er hinter der Wand hervor und zu uns hin.
Da kommt er zu uns als Kind in der Krippe.
Als ein Gott, der bei uns Menschen ist.
Als ein Gott, der mit uns geht durch den Winter unserer Krankheit, durch das tiefe Tal unserer Trauer, durch die Lasten dieses Lebens, durch alle schlechten Tage hindurch.
Als ein Gott, der bei uns ist, der auf leisen Sohlen über uns wacht und der uns immer wieder zuspricht: Geduld, nur Geduld! Ich bin da.

  • Fürbittgebet

Wir beten miteinander und füreinander.
Du, Gott, kommst in die Welt und mit dir ziehen
Gerechtigkeit, Frieden und Geschwisterlichkeit ein.
So hast du es versprochen.
Aber wir erleben Lüge, Gewalt und Krieg
in vielen Ländern der Erde.
Wir hoffen auf dein Kommen.
Du kannst denen in den Arm fallen, die mit Gewalt herrschen.
Stärke alle Menschen, die Widerstand üben
gegen Verachtung und Menschenfeindlichkeit,
gegen Tyrannen und gegen solche, die es werden könnten.
Wir hoffen auf dein Kommen.
Richte alle auf, die Erniedrigung erfahren haben,
die sich nach erfahrener Gewalt,
ins Leben zurückkämpfen.
Mach alle satt, die hungern und dürsten
nach allem, was es für ein Leben braucht.
Wir hoffen auf dein Kommen.
Lass uns Trost geben, wo Menschen traurig sind,
lass uns die Augen offen haben,
das wir sehen, wo Hilfe nötig ist
und gib uns einen Mund, der anspricht,
wo Unrecht geschieht.

Mit den Worten, die Jesus uns gelehrt hat beten wir:
Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
Und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns Gott der Allmächtige und Barmherzige,
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

(Lektorin Gudrun Naumann)