Zweiter Advent (05.12.)2021

  • Eröffnung

„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“
So eröffnet der Evangelist Lukas diese Woche.

Seht also auf und erhebt eure Häupter, dass ihr euch von den Gedanken lösen könnt, die nur um sich selbst kreisen.
Seht auf und erhebt eure Häupter, weil ihr durch Gottes Licht wieder erhobenen Hauptes gehen dürft.
Seht auf und erhebt eure Häupter, weil wir uns zum Himmel wenden und Gott loben und preisen wollen. Amen.

  • Wende dich doch – Worte aus Psalm 80

Du Hirte Israels, höre, /
der du Josef hütest wie Schafe!
Erscheine, der du thronst über den Cherubim!
Erwecke deine Kraft
und komm uns zu Hilfe!
Herr, Gott Zebaoth, wie lange willst du zürnen
beim Gebet deines Volkes?
Du speisest sie mit Tränenbrot
und tränkest sie mit einem großen Krug voll Tränen.
Gott Zebaoth, wende dich doch! /
Schau vom Himmel und sieh,
nimm dich dieses Weinstocks an!
Schütze doch, was deine Rechte gepflanzt hat,
den Sohn, den du dir großgezogen hast!
So wollen wir nicht von dir weichen.
Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen.
Herr, Gott Zebaoth, tröste uns wieder;
lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen.

  • Ein Lied: „O Heiland reiß die Himmel auf“ (EG 7)

O Heiland, reiß die Himmel auf,
herab, herab vom Himmel lauf.
Reiß ab vom Himmel Tor und Tür,
reiß ab, wo Schloß und Riegel für!

O Gott, ein’ Tau vom Himmel gieß,
im Tau herab, o Heiland, fließ!
Ihr Wolken, brecht und regnet aus
den König über Jakobs Haus.

O Erd’, schlag aus, schlag aus, o Erd’,
daß Berg und Tal grün alles werd’!
O Erd’, herfür dies Blümlein bring,
o Heiland, aus der Erden spring!

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
darauf sie all’ ihr’ Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
komm, tröst uns hier im Jammertal!

O klare Sonn’, du schöner Stern,
dich wollten wir anschauen gern.
O Sonn’, geh auf, ohn’ deinen Schein
in Finsternis wir alle sein!

Hier leiden wir die größte Not,
vor Augen steht der ewig’ Tod:
Ach komm, führ uns mit starker Hand
vom Elend zu dem Vaterland!

Da wollen wir all’ danken dir,
unserem Erlöser, für und für.
Da wollen wir all’ loben dich
je allzeit immer und ewiglich

  • Bist du doch unser Vater – Worte aus Jesaja 63,15-64,3

So schau nun vom Himmel
und sieh herab von deiner heiligen, herrlichen Wohnung!
Wo ist nun dein Eifer und deine Macht?
Deine große, herzliche Barmherzigkeit hält sich hart gegen mich.

Bist du doch unser Vater;
denn Abraham weiß von uns nichts, und Israel kennt uns nicht.
Du, HERR, bist unser Vater;
»Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name.

Warum lässt du uns, HERR, abirren von deinen Wegen
und unser Herz verstocken, dass wir dich nicht fürchten?
Kehr zurück um deiner Knechte willen,
um der Stämme willen, die dein Erbe sind!
Kurze Zeit haben sie dein heiliges Volk vertrieben,
unsre Widersacher haben dein Heiligtum zertreten.
Wir sind geworden wie solche, über die du niemals herrschtest,
wie Leute, über die dein Name nie genannt wurde.

Ach dass du den Himmel zerrissest
und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen,
wie Feuer Reisig entzündet und wie Feuer Wasser sieden macht,
dass dein Name kundwürde unter deinen Feinden
und die Völker vor dir zittern müssten,
wenn du Furchtbares tust, das wir nicht erwarten,
und führest herab, dass die Berge vor dir zerflössen!
Auch hat man es von alters her nicht vernommen.
Kein Ohr hat gehört, kein Auge hat gesehen
einen Gott außer dir, der so wohltut denen,
die auf ihn harren.

  • Unerhört – Gedanken zu Jesaja 63,15-64,3

Unerhört ist diese biblische Stimme.
Unerhört ist ihre Klage, ihr Flehen, ihr Zorn,
ihr Grummeln und Zanken, Bitten und Schreien.
Die Stimme ist gerichtet gegen die hohe Wohnung Gottes
und fordert von Gott sich zu zeigen,
seinen Eifer und seine Macht und seine Barmherzigkeit.
Sie fordert seine Vaterschaft ein. Ja, Eltern haben Verantwortung.
Verstecke dich nicht, Gott Vater; zerreisse den Himmel, zeig dich,
sieh unser Elend, sagt die Stimme.

Unerhört ist diese biblische Stimme,
denn so war das nicht abgemacht;
sie ist im Unrecht, spricht doch selbst
unverblümt von falschen Wegen,
von verstockten Herzen und fehlender Gottesfurcht.
Nichts hat sie zu verlangen, solange sie nicht zurückfindet
zu Gott. Aber das ist für diese Stimme kein Grund zu schweigen.
Sie klagt, fordert, schimpft, weint weiter.

Unerhört ist diese Stimme, die darauf vertraut,
dass Gottes Wege unerhört, ungesehn, unvorhersehbar sind.
Die Stimme weiß, dass dieses Vertrauen die einzige Möglichkeit ist,
wieder zu Gott zurückzufinden auf seinen Wegen,
sein Wohltun beschert zu bekommen,
auszuharren.

Unerhörte Stimmen von der Frau an der Grenze und dem Mann auf dem Mittelmeer.
Sie fordern: ein Leben ohne Krieg und Hunger, ein Leben, dass ihnen Chancen verschafft, vorwärts zu kommen.
Die Antwort: So war das nicht abgemacht. Ihr sollt doch eure Heimat so gestalten,
dass sie ohne Krieg und Hunger und mit Möglichkeiten blüht. Wir helfen gerne, wenn ihr dort bleibt. Wir spenden einmal im Jahr, wenn ihr uns in Ruhe lasst.
Die Frau an der Grenze, der Mann auf dem Mittelmeer schütteln verständnislos den Kopf.
Hilfe brauchen wir jetzt und Barmherzigkeit. Erlösung von der Not.

Unerhörte Stimmen von dem übergewichtigen Mann und der Frau mit der Flasche.
Sie fordern: Nähe und Zärtlichkeit, ein freundliches Wort und ohne Scham Hilfe zu bekommen.
Die Antwort: So war das nicht abgemacht. Ihr sollt euch doch gesund und leistungsfähig erhalten. Verantwortung zeigen und für die Zukunft sorgen. Wir zahlen doch schon genug Steuern und Krankenkassenbeiträge.
Der übergewichtige Mann und die Frau mit der Flasche schütteln verständnislos den Kopf.
Hilfe brauchen wir jetzt und Barmherzigkeit. Erlösung von der Not.

Unerhörte Stimmen von der Frau im Fitnessstudio und dem Mann in seinem großen Haus.
Sie fordern: Lasst uns in Ruhe mit diesen Stimmen. Wir haben unsere eigenen Sorgen. Was können wir tun, als uns gut zu kümmern, für unsere Kinder und Eltern da zu sein, Steuern zu zahlen und Weihnachten was zu spenden?
So war das nicht abgemacht, Gott, erlöse uns doch von den schrecklichen Bildern und den kranken Nachbarn. Haben wir denn keine Stimme in dieser verlorenen Welt? In unserer zerbrechlichen Sicherheit?
„O zerrissest du den Himmel,
zögest hernieder,
dass vor deinem Antlitz die Berge wankten!
Von Urzeit her
hat man nicht gehört,
hat man nicht erlauscht,
nie hat etwas ein Auge ersehn
von einem Gott
außer dir,
ders tut für den, der seiner harrt:
Du begegnest dem Freudigen,
dem Täter der Wahrhaftigkeit,
denen, die dein gedenken
auf deinen Wegen.
Und nun bist du es, der grollt,
wir aber verfehlen die Wege weiter!
Auf sie zurück, für Weltzeit!
Schon sind wir befreit.“

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft und tiefer reicht als unsere Angst,
bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

  • Miteinander und füreinander beten

Herr im Himmel,
o zerrissest du den Himmel
und zögest hernieder
wie ein sanfter Regen
nach einem sonnigen Tag.
Verbirg dich nicht hinter Wolkendunst
sondern führe uns durch deine Barmherzigkeit auf den rechten Weg.
Dass wir uns befreien von der Spirale des Immer-Mehr,
und stattdessen Impfstoffe für alle Menschen bereitstellen.
Dass wir die Augen öffnen für die Gewalt in der Welt,
für einen friedlichen Regierungswechsel in Honduras.
Dass wir uns nach Kräften bemühen, etwas Frieden in die Welt zu tragen,
und der Situation in den Krankenhäusern durch eigene Umsicht entgegen zu kommen.
Herr im Himmel,
o zerrissest du den Himmel
und zögest hernieder
wie ein sanfter Regen
nach einem sonnigen Tag.
Verbirg dich nicht hinter Wolkendunst
sondern führe uns durch deine Barmherzigkeit auf den rechten Weg.
Erhobenen Hauptes
beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)