Sonntag Judika (29.03.2020)

Hinweis: Sie können sich den Beitrag auch anhören:

Sonntagmorgen läuten die Glocken und laden ein zum Gottesdienst.
Doch in diesen Tagen müssen die Kirchen und Gottesdienste leer bleiben.

Gottes Wort, Gebet und Segen haben aber überall Platz: zuhause, am Küchentisch, auf dem Sofa oder draußen im Freien.

Vorbereiten

Die Glocken läuten.
Ich lege beiseite, was mich gerade beschäftigt,
und höre auf das Läuten.
Mein Kopf und mein Herz sind voll.
Einatmen … ausatmen … Alles lassen.
Ich bin hier. Gott ist hier. Das genügt.

Anfangen

In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir.
Amen.

Den Wochenpsalm beten

Hört Worte aus Psalm 43,
um mit ihnen zu danken, zu klagen, zu loben.

Schaffe mir Recht, Gott,
und führe meine Sache wider das treulose Volk
und errette mich von den falschen und treulosen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke:
Warum hast du mich verstoßen?
Warum muss ich so traurig gehen,
wenn mein Feind mich drängt?
Sende dein Licht und deine Wahrheit;
dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen Berg
und zu deiner Wohnung,
dass ich hineingehe zum Altar Gottes;
zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist,
und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
Was betrübst du dich, meine Seele,
und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken,
dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Ein Lied singen

Auf Gottes Wort hören

Der Predigttext für diesen Sonntag steht im Brief an die Hebräer, im 13. Kapitel.

Darum hat auch Jesus,
damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut,
gelitten draußen vor dem Tor.
So lasst uns nun zu ihm hinausgehen vor das Lager
und seine Schmach tragen.
Denn wir haben hier keine bleibende Stadt,
sondern die zukünftige suchen wir.

Einige Gedanken dazu

Draußen vor dem Tor sind Menschen, die um ihr Leben oder um das Leben ihrer Patienten kämpfen; ganz in der Nähe, in Italien, in Europa, überall auf der Welt.
Wie weit ist das noch weg von mir?

Draußen vor dem Tor sind die Flüchtlingskinder in Griechenland, denen es am Notwendigsten fehlt. Europas Grenzen werden dichtgemacht.
Kann ich meine Gedanken davor verschließen?

Draußen vor dem Tor sind Obdachlose, die kein warmes Zimmer, eine saubere Toilette und genug zu essen haben.
Kann ich dankbar sein, dass es mir so gut geht?

Draußen vor dem Tor sind auch jene, die eingeschlossen in ihre Wohnungen, einsam sind und gefährdet, ohne Menschen, oder gerade weil sie von Menschen umgeben sind. Gefährdet als Risikopatient oder gefährdet durch häusliche Gewalt.
Kann ich dankbar sein, dass ich geborgen bin?

Wie weit ist das – noch – weg von mir?

Im Hebräerbrief heißt es: So lasst uns nun hinausgehen vor das Lager und Jesu Schmach tragen. Hinaus aus dem bequemen und gewohnten Leben. Die leeren Strassen der Stadt, das leergeräumte Regal und das stillgelegte Leben. Nichts ist im Grunde selbstverständlich. Nichts ist eine bleibende Stadt.

Ob ich daraus etwas lerne für die Zukunft? Ein wenig mehr Dankbarkeit, ein wenig mehr Lebensmut, ein wenig mehr Glauben?

Das ist mein Glaube, dass ich geheiligt bin durch Jesu Blut. So hat es Gott gemeint. Er will keine Opfer mehr. Draußen vor dem Tor, ein Ort der Solidarität und der Zuversicht. Diese Zukunft suche ich.  Amen.

Beten

Gott, in der Stille rede ich mit dir
und vertraue darauf:
Da ist ein Du, das mich sieht und hört.

Still sein

Ich will dir danken, Gott, dass ich auch in diesen Tagen sicher leben kann und Hilfe bekomme, wenn ich sie brauche.

Still sein

Ich denke an die Menschen, die um ihr Leben kämpfen, ihr eigenes Leben für andere einsetzen und uns wach halten mit dem Gedanken, dass jeder Mensch dein Kind ist.

Still sein

Mich beschäftigt, wie es nun weiter geht? Wie lange werden wir noch in dieser Situation leben müssen? Und wie wird das Ganze ausgehen?

Still sein

Hilf mir,
dass ich in aller Ungewissheit und Angst
nicht das Vertrauen verliere.
Lass mich und die anderen besonnen bleiben.
Bewahre die Schwachen.
Sorge für die Kranken.
Sei bei allen, die sterben.
Beschütze alle,
die in Krankenhäusern und Laboren arbeiten,
die Kranke pflegen,
Eingeschlossene versorgen
und sich darum bemühen, dass wir haben,
was wir zum Leben brauchen.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfarrer Olaf Wisch)