Passionsandacht am 08. April 2020

Hinweis: Sie können sich den Beitrag auch anhören: 

  • Vorbereitung

In der Mitte der Woche halten wir inne.
Wir schauen zurück auf die vergangenen Tage
und sehen auf die Tage, die vor uns liegen.
Wir halten inne und nehmen uns Zeit für Stille und Gebet.

  • Eröffnung

Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.

Jesus spricht: Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Lk 18,31)

Der Weg nach Jerusalem führt Jesus ins Leiden und ans Kreuz. Sieger Köder hat von diesem Kreuzweg viele Bilder gemalt. Eines davon betrachten wir gemeinsam in dieser Andacht.

Es trägt den Titel „Simon von Kyrene hilft Jesus das Kreuz tragen“.

  • Psalm

Wir sprechen Worte aus Psalm 102:

Herr, höre mein Gebet
und lass mein Schreien zu dir kommen!

Denn meine Tage sind vergangen wie ein Rauch
und meine Gebeine sind verbrannt wie von Feuer.

Ich bin wie die Eule in der Einöde,
wie das Käuzchen in den Trümmern.

Du aber, Herr, bleibst ewiglich
und dein Name für und für.

Denn er schaut von seiner Heiligen Höhe,
der Herr sieht vom Himmel auf die Erde,

dass er das Seufzen  der Gefangenen höre
und losmache die Kinder des Todes,

dass sie in Zion verkünden den Namen des Herrn
und sein Lob in Jerusalem.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

  • Gebet

Guter Gott,

du siehst, wenn Menschen leiden.
Du hörst, wenn jemand weint.
Du weißt, wie groß Angst sein kann
und wie schlimm Schmerzen sind
und wie fern ersehnte Hilfe.

Denn dein Sohn Jesus hat selber gelitten.
Er ist am Kreuz gestorben.
Aber du hast ihn auferweckt.

Du bist größer als die Angst
und stärker als der Tod.

Danke, guter Gott.

  • Lesung: Evangelium nach Markus 15, 20b-21

Und sie führten Jesus hinaus, dass sie ihn kreuzigten. Und zwangen einen, der vorüberging, Simon von Kyrene, der vom Feld kam, den Vater des Alexander und des Rufus, dass er ihm das Kreuz trage.

  • Lied: EG 361 („Befiehl du deine Wege“)

Melodie: http://www.eingesungen.de/player.php?track=994&buch=21#player

1) BEFIEHL du deine Wege
und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege
des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken Luft und Winden
gibt Wege, Lauf und Bahn
der wird auch Wege finden,
da dein Fuß gehen kann.

2) DEM HERREN musst du trauen,
wenn dir’s soll wohlergehn;
auf sein Werk musst du schauen,
wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
und mit selbsteigner Pein
lässt Gott sich gar nichts nehmen:
es muss erbeten sein.

  • Bildbetrachtung
Passion 2020_Station 05_Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen
Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen (Sieger Köder)

Die Begegnung Jesu mit Simon von Kyrene wird in den Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas beschrieben. Die Worte des Markus fallen insbesondere durch die Nennung der beiden Söhne Alexander und Rufus auf. Simon, der Feldarbeiter, der zufällig den Weg Jesu kreuzt, steht anscheinend in keinerlei Beziehung zu ihm. Plötzlich ist er sehr nah an ihm dran. Er kreuzt seinen Weg. Die Kreuzigung und das Kreuz rahmen diese Episode in seinem Leben. Ob die Nennung der Namen der beiden Söhne darauf hinweist, dass diese Begegnung von nachhaltiger Bedeutung für Simon war? Dass er sich zu Christus zugehörig fühlte, nachdem er mit ihm unter dem Kreuz den Weg nach Golgatha gegangen ist. So nah, wie sich die beiden Männer auf dem Bild von Sieger Köder kommen, wäre das vorstellbar. Der erste Gedanke beim Betrachten ist die Frage, wer welcher ist. Die beiden Häupter der Männer sind seitlich Stirn an Stirn aneinandergelegt. Bei genauerer Betrachtung sieht man die Wunden der Dornenkrone auf der Stirn Jesu. Sein bleiches, mageres Gesicht passt zu den Qualen, die er erlitten hat, ebenso wie das sonnengebräunte Antlitz des Simon zum Feldarbeiter, der Jesus mit seiner Kraft unter die Arme greift. Die Arme überkreuz, ein gemeinsamer Weg, für einige Augenblicke. Simon spürt die Last des Kreuzes, sein Blick ist wie der Jesu starr nach vorn gerichtet. Eine Partnerschaft auf Zeit. Erst aus Zwang und dann aus Einsicht? Manchmal muss ich auch erst einen Menschen, und seine Lasten und Leiden kennenlernen, um mich ihm auch mit dem Herzen zuzuwenden. Vielleicht bin ich sonst eher achtlos an dem Angestellten im Supermarkt vorbeigegangen. Plötzlich mir wird mir aber in diesen Tagen bewußt, wie wichtig seine Arbeit ist. Oder ich stelle mir die Frage, warum eine Kollegin sich so eigentümlich verhält. Plötzlich sitzen wir zusammen und haben Gelegenheit, miteinander wirklich in Ruhe zu sprechen. Plötzlich sehe ich sie mit anderen Augen. Und ich stelle mir vor, wie Simon von Kyrene nach diesem außergewöhnlichen Tag etwas später nach Hause kommt und seinen beiden Söhnen erzählt, was geschehen ist. Und sie stellen Fragen und Simon spürt, das war nicht alltäglich, was ihm da geschieht; die Spuren des Kreuzes noch auf den Schultern und den Blick Jesu im Herzen.

  • Lied: EG 361 („Befiehl du deine Wege“)

Melodie: http://www.eingesungen.de/player.php?track=994&buch=21#player

3) DEIN ewge Treu und Gnade,
o Vater, weiß und sieht,
was gut sei oder schade
dem sterblichen Geblüt;
und was du dann erlesen,
das treibst du, starker Held,
und bringst zum Stand und Wesen,
was deinem Rat gefällt.

4) WEG hast du allerwegen,
an Mitteln fehlt dir’s nicht;
dein Tun ist lauter Segen,
dein Gang ist lauter Licht.
Dein Werk kann niemand hindern,
dein Arbeit darf nicht ruhn,
wenn du, was deinen Kindern
ersprießlich ist, willst tun.

  • Gebet und Vaterunser

Gott, unser Vater,
wir danken dir:
Du siehst uns. Du kennst uns. Du bist uns nahe.
Wir bitten dich:
Tröste die Traurigen.
Stärke die Kranken.
Mache den Ängstlichen Mut.
Nimm unsere Toten auf in dein Reich.
Mit Jesu Worten beten wir zur dir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segensbitte

Und so segne und behüte uns Gott, der Allmächtige und der Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

(Pfarrer Olaf Wisch)