Lätare 2021

  • Eröffnung

Wir richten uns auf und lassen den Blick schweifen. Über das Dunkel der Welt hinaus. Voller Sehnsucht nach der Liebe und der Herrlichkeit Gottes, die uns stärken möge. In Lied und Wort, mit Gedanken und Gebet machen wir uns auf den Weg.

  • Ein Lied: „Korn, das in die Erde“ (EG 98)

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
Wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
Unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn –
Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

  • Aus Psalm 84

Wie lieblich sind mir deine Wohnungen, HERR Zebaoth!
Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des HERRN;
Mein Leib und Seele freuen sich
in dem lebendigen Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden /
und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen –
deine Altäre, HERR Zebaoth, mein König und mein Gott.
Wohl denen, die in deinem Hause wohnen;
die loben dich immerdar.
Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten
und von Herzen dir nachwandeln!
Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, /
wird es ihnen zum Quellgrund,
und Frühregen hüllt es in Segen.
Sie gehen von einer Kraft zur andern
und schauen den wahren Gott in Zion.
HERR, Gott Zebaoth, höre mein Gebet;
vernimm es, Gott Jakobs!
Gott, unser Schild, schaue doch;
sieh an das Antlitz deines Gesalbten!
Denn ein Tag in deinen Vorhöfen
ist besser als sonst tausend.
Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause
als wohnen in den Zelten der Frevler.
Denn Gott der HERR ist Sonne und Schild; /
der HERR gibt Gnade und Ehre.
Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
HERR Zebaoth, wohl dem Menschen,
der sich auf dich verlässt!

  • Evangelium nach Johannes 12,20-24

Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen Jesus sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen’s Jesus.
Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

  • Jesus zögert nicht: Gedanken zum Johannesevangelium

Das Bild ist bestechend. Wie ein toter Mensch in sein Grab wird das Weizenkorn in die Erde gelegt. Aber es zerfällt nicht wie eine Leiche. Aus dem Dunkel wächst der Keim des Korns dem Licht des Himmels wieder entgegen. Schließlich trägt die Pflanze neue Weizenkörner, dienend zur Nahrung und zur Vermehrung.
Für den Naturwissenschaftler ist das kein Wunder, aber doch ein erstaunlicher Vorgang. Das Bild sagt: Das Vergraben des Weizenkorns ist keinesfalls das Ende sondern der notwendige Beginn neuen Lebens. Jesus sagt: Das wird auch mein Weg sein. Seine Botschaft geht aber über das „Naturwunder“ hinaus. Sein „Wachstum“ aus dem Dunkel geschieht nicht zwangsläufig nach den Gesetzen der Natur sondern nach dem Willen Gottes. Jesus sagt: Der Menschensohn werde verherrlicht. Er lässt seine Menschennatur hinter sich. Er legt sie in die Erde, insofern er von Gott als der Seine erkannt und angenommen wird. Aus dem Dunkel der Erde und dem Leid der Welt findet er seinen Weg in die Herrlichkeit Gottes. Und bleibt damit nicht allein. Er bringt viel Frucht.
Mit dem Bild von der vielfältigen Frucht wendet sich Jesus direkt an jene, die nach verlässlicher Botschaft suchen. Wer kann uns Hoffnung geben, sagen die Griechen, die in diesem Landstrich fremd sind. Sie suchen in der Fremde, was sie bei sich selbst nicht finden können. Sie tasten sich heran. An Jesus. Warum gerade er, wird im Bibeltext nicht verraten. Sie wenden sich an Philippus, der aus Betsaida in Galiläa kommt. Einer, der dem Galiläer Jesus näher steht. Und dieser wendet sich wiederum an Andreas, wohl ein Jünger Jesu. So finden sie Jesus, der sie mitnimmt in sein Bild vom Weizenkorn und seine Rede von der Verherrlichung in Gott. Er gemeindet sie ein und macht sie zu Vertrauten, zur vielfältigen Frucht. Sie sind Teil der reichen Frucht seines Todes und seiner Auferstehung, die er im Bild vom Weizenkorn voraussagt.
Sonntag Lätare gewährt mir diese frohe Botschaft mitten in der Leidenszeit. Wie fremd mir die gute Botschaft auch sein mag; der Weg dahin führt über jene Menschen, denen das Wort Gottes schon näher ist. Ein Philippus, eine Andrea sind gute Wegweiser. Sie nehmen mich mit. Ich traue ihrer Erfahrung und ihrer Güte. Der Zeitpunkt jedenfalls ist günstig. Die Stunde ist gekommen. Jesus zögert nicht. Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Herr im Himmel,
worauf warten wir?
Was lässt uns zögern?
Weise uns den Weg zu einem sanftmütigeren Leben.
Weise uns den Weg für ein vertrauensvolles Miteinander.
Weise uns den Weg zur deiner Herrlichkeit.
Mache uns zu Vertrauten deiner Botschaft.
Mache uns zu Boten deiner Herrlichkeit.
Mache uns zum Nächsten jener, die uns brauchen.
Im Namen Jesu. Mit seinen Worten beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Gott segne uns. Er stärke uns
in der Liebe zu den Menschen
und aller Kreatur. Er beschütze uns
auf unseren Wegen durch die Zeit.

(Pfr. Olaf Wisch)