Kunstobjekte im Kirchenbau 

Dachstuhl

 

Der Dachstuhl der Lutherkirche besteht aus einem stählernen Tragwerk, welches sowohl das Dach trägt, als auch das an ihm abgehängte Scheingewölbe.

Die Last des Daches wird auf Pfetten aus Walzprofilen übertragen, die in Längsrichtung des Daches verlaufen. Diese Pfetten liegen auf den Obergurten der stählernen Fachwerkverbinder auf und sind dort verschraubt.

Die Untergurte der Fachwerkverbinder nehmen die Lasten aus dem an Stahldrähten darunter abgehängten Scheingewölbe auf. Die einzelnen Teile der Fachwerkverbinder bestehen aus unterschiedlichen Profilen, die mit Knotenblechen miteinander verbunden sind. Die gesamte Stahlkonstruktion ruht auf Auflagern auf den massiven Außenwänden der Kirche und ist dort vermauert.

Rabitzgewölbe

 

Das Scheingewölbe ist eine Rabitzkonstruktion (benannt nach seinem Erfinder). Es besteht aus einem Drahtgewebe, welches beidseitig mit Gipskalkmörtel beworfen wurde. Das Gewölbe besitzt eine durchschnittliche Dicke von ca. 5 cm. Im Unterschied zu gemauerten Gewölben besitzt ein Rabitzgewölbe keine eigene tragende Funktion.

Die Methode der Rabitzarbeiten ist seit etwa 1840 bekannt und wurde 1878 vom Berliner Maurermeister Carl Rabitz in Deutschland eingeführt. Rabitz lebte von 1823 bis 1891.
Neben der nach ihm benannten Methode der Dachkonstruktion beschäftigt er sich mit Vorteilen und Nachteilen der Begrünung flacher Dächer. Heute werden Rabitzarbeiten fast nur noch bei der Restaurierung von denkmalgeschützten Bauten ausgeführt.

Die Vorteile von Drahtputzdecken gegenüber dem Trockenbau sind in den letzten Jahren aufgrund der Weiterentwicklung des Trockenbaus immer geringer geworden. In Zukunft wird der Trockenbau sicherlich in den meisten Fällen die Rabitzarbeiten ersetzen.
Weitere Gebäude mit einem Rabitzgewölbe sind zum Beispiel in:

 

  • Dresden,  die Katholische Hofkirche Dresden  (Grundsteinlegung 1739) Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche 1945 während der Bombardierung Dresdens schwer geschädigt. Der Wiederaufbau erfolgte in den Jahren von 1945 bis 1962. Dabei erhielt die Kirche ein ungegliedertes Rabitzgewölbe.
  • Gotha, das Arnoldi-Gymnasium  (1909 bis 1911) Der Festsaal des Schulneubaus erhielt im Jahre 1910 eine Decke als Rabitzgewbe.
  • Subotica,  Synagoge (1901-1902) im Jugendstil erbaut. Hauptmerkmal ist die zentrale Kuppel, die mit vier kleinere Kuppeln der Ecktürme mit Uhren den Zentralbaucharakter unterstreicht. Sie bilden zusammen mit der Kuppel ein einzigartiges Bild. Die Mitte der Hauptkuppel ist eine oktogonale Eisenkonstruktion, die mit reichlicher Gips-Rabitz-Konstruktion verputzt wurde.