Karfreitag 2021

Diesen Beitrag gibt es auch als Audio:

  • Eröffnung

„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannes 3,16) Deshalb leidet Gott mit uns. Das wollen wir bedenken.
Amen.

  • Aus Psalm 22

Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
Aber du bist heilig,
der du thronst über den Lobgesängen Israels.
Unsere Väter hofften auf dich;
und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.
Zu dir schrien sie und wurden errettet,
sie hofften auf dich und
wurden nicht zuschanden.
Ich aber bin ein Wurm und kein Mensch,
ein Spott der Leute und verachtet vom Volk.
Alle, die mich sehen, verspotten mich,
sperren das Maul auf und schütteln den Kopf:
»Er klage es dem Herrn, der helfe ihm heraus
und rette ihn, hat er Gefallen an ihm.«
Du hast mich aus meiner Mutter Leibe gezogen;
du ließest mich geborgen sein an der Brust meiner Mutter.
Auf dich bin ich geworfen von Mutterleib an,
du bist mein Gott von meiner Mutter Schoß an.
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;
denn es ist hier kein Helfer.
Ich bin ausgeschüttet wie Wasser, /
alle meine Gebeine haben sich zertrennt;
mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.
Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe, /
und meine Zunge klebt mir am Gaumen,
und du legst mich in des Todes Staub.
Ich kann alle meine Gebeine zählen;
sie aber schauen zu und weiden sich an mir.
Sie teilen meine Kleider unter sich
und werfen das Los um mein Gewand.

  • Ein Lied: „O Haupt voll Blut und Wunden“ (EG 85)

O Haupt voll Blut und Wunden,
voll Schmerz und voller Hohn,
o Haupt, zum Spott gebunden
mit einer Dornenkron, o Haupt,
sonst schön gezieret
mit höchster Ehr und Zier,
jetzt aber hoch schimpfieret:
gegrüßet seist du mir!

  • Evangelium nach Johannes 19,16-30

Sie nahmen ihn aber, und er trug selber das Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha. Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte. Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz; und es war geschrieben: Jesus von Nazareth, der Juden König. Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht: Der Juden König, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der Juden König. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben. Die Soldaten aber, da sie Jesus gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider und machten vier Teile, für jeden Soldaten einen Teil, dazu auch den Rock. Der aber war ungenäht, von oben an gewebt in einem Stück. Da sprachen sie untereinander: Lasst uns den nicht zerteilen, sondern darum losen, wem er gehören soll. So sollte die Schrift erfüllt werden, die sagt (Ps 22,19): »Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und haben über mein Gewand das Los geworfen.« Das taten die Soldaten. Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria Magdalena. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und legten ihn um einen Ysop und hielten ihm den an den Mund. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht. Und neigte das Haupt und verschied.

Rembrandt: „Kreuzigung“
  • Gedanken zum Bild

Die „Kreuzigung“ von dem holländischen Maler Rembrandt Harmenszoon van Rijn, genannt Rembrandt, gezeichnet mit der Feder und laviert, zwischen 1645 und 1653 entstanden, 24,7 cm x 21,1 cm groß, aufbewahrt in der Grafischen Sammlung im Nationalmuseum in Stockholm. Das sind die Fakten. Ich sehe:
Zwischen Fels und Stadt erhebt sich das Kreuz.
Sein Kopf ist tief zwischen seine Schultern gesunken. Alles ist verzerrt an ihm.
Sie umklammert den Kreuzesstamm und gibt sich hin mit Leib und Seele. Ihm so nah wie möglich.
Sie sind verzweifelt, resigniert und todtraurig und sind dennoch entschlossen, bei ihm zu bleiben. Bis zum Schluss. Ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Er weiß es besser, er weiß, was zu Gott gehört und was zur Menschheit. So offensichtlich ist das. Der da ist kein Gott.
Er ist gehorsam seiner Truppe. Soldat, kümmere dich nicht um die Gesichter, entsetzte, ängstliche, höhnische und verwirrte Gesichter. Es ist ja nicht seine erste Kreuzigung. Es ist anders als sonst mit dem da.
Sie haben sich abgewendet. Die Geschichte ist nicht gut ausgegangen. Ist das noch Zweifel, oder schon Gewissheit? Dass heute alles zu Ende ist. Was er uns bedeutet.
Zeit zu gehen oder Zeit zu würfeln? Sie sind einiges gewohnt. Sie tun es, um zu überleben. Sie wissen, dass das ihren Seelen nicht gut tut. Sie wissen nicht, was sie tun.
Die „Kreuzigung“ von Rembrandt Harmenszoon van Rijn, genannt Rembrandt, gezeichnet mit der Feder und laviert, zwischen 1645 und 1653 entstanden, 24,7 cm x 21,1 cm groß, aufbewahrt in der Grafischen Sammlung im Nationalmuseum in Stockholm. Das sind die Fakten. Ich sehe:
Christus, das Heil der Welt, am Kreuz.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Gott, wir bitten um
deine Güte für alle, die ihre Liebe schenken
deinen Segen für alle, die trauern
deine Sanftmut für alle, die sich verschließen
deine Freiheit für alle, die gehorsam sind
dein Vertrauen für alle, die zweifeln
deine Leidenschaft für alle, die aufgegeben haben
um dein Wort für alle, die beten.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne dich und behüte dich;
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

(Pfr. Olaf Wisch)