- Psalm 98
Singet dem Herrn ein neues Lied,
denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten
und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel, aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt,
singet, rühmet und lobet!
Lobet den Herrn mit Harfen,
mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen
jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist,
der Erdkreis und die darauf wohnen
Die Ströme sollen frohlocken,
und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn; denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.
- Lied: „Du meine Seele singe“ (EG 302)
1. Du meine Seele, singe,
wohlauf und singe schön
dem, welchem alle Dinge
zu Dienst und Willen stehn.
Ich will den Herren droben
hier preisen auf der Erd;
ich will Ihn herzlich loben,
solang ich leben werd.
4. Hier sind die treuen Sinnen,
die niemand Unrecht tun,
all denen Gutes gönnen,
die in der Treu beruhn.
Gott hält Sein Wort mit Freuden,
und was Er spricht, geschieht,
und wer Gewalt muss leiden,
den schützt Er im Gericht.
5. Er weiß viel tausend Weisen,
zu retten aus dem Tod,
ernährt und gibet Speisen
zur Zeit der Hungersnot,
macht schöne rote Wangen
oft bei geringem Mahl;
und die da sind gefangen,
die reißt Er aus der Qual.
8. Ach, ich bin viel zu wenig,
zu rühmen Seinen Ruhm;
der Herr allein ist König,
ich eine welke Blum.
Jedoch weil ich gehöre
gen Zion in Sein Zelt,
ist’s billig, dass ich mehre
Sein Lob vor aller Welt.
- Lesung aus dem Alten Testament 1.Sam. 16,14-23
Der Geist des Herrn aber wich von Saul, und
ein böser Geist vom Herrn verstörte ihn.
Da sprachen die Knechte Sauls zu ihm: Siehe, ein böser Geist von Gott verstört dich.
Unser Herr befehle nun seinen Knechten, die vor ihm stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe gut spielen kann, damit, wenn der böse Geist Gottes über dich kommt, er mit seiner Hand darauf spiele, und es besser mit dir werde.
Da sprach Saul zu seinen Knechten: Seht nach einem Mann, der des Saitenspiels kundig ist, und bringt ihn zu mir.
Da antwortete einer der jungen Männer und sprach: Ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, der ist des Saitenspiels kundig, ein tapferer Mann und tüchtig zum Kampf, verständig in seinen Reden und schön, und der Herr ist mit ihm.
Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende deinen Sohn David zu mir, der bei den Schafen ist.
Da nahm Isai einen Esel und Brot und einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch seinen Sohn David.
So kam David zu Saul und diente ihm. Und Saul gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger.
Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass David mir dienen, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen.
Wenn nun der Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So erquickte sich Saul, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.
- Predigt
Gnade sie mit euch und Friede von dem der da war, der da ist und der da kommen wird.
Liebe Gemeinde,
Die Knechte Sauls sorgen sich um ihren König. Irgendetwas muss passieren. So geht es nicht weiter. Alles zureden, vielleicht auch Hinweise auf das Tagesgeschäft oder die Erinnerung an seine Gottesfurcht: Nichts scheint zu helfen. Der Geist des Herrn ist von Saul gewichen und ein Böser Geist, auch vom Herrn, ängstigte ihn. Saul steckt in einer Krise, einer Macht- und damit auch Lebenskrise. Gott hat sich von ihm abgewendet. Ein anderer soll König für Israel werden und der ist auch schon gesalbt – David der Hirtenjunge. Er lebt noch ohne viel Aufsehen zu erregen bei seiner Familie und hütet die Schafe.
Die Knechte Sauls haben die rettende Idee und suchen einen Harfenspieler. Musik – könnte Saul helfen, wenn alle Worte ihn nicht mehr erreichen. So kommt David an Sauls Hof: Der David, der später selbst der berühmte König wird. Er beginnt seine Karriere am Hofe Sauls als Musiker, der die Seele des Königs berührt und aufheitert.
Der David, dem Saul bald aus Neid nach dem Leben trachtet und bis zu seinem Lebensende mit ihm in Konkurrenz um den Platz als König lebt.
Mit Musik dringt David zu Saul durch. Mit der Musik der Harfe. Worte trösten nicht, lösen nichts, haben keine Kraft. Es sind keine schlauen Ratschläge, keine Argumente, die Saul gegen seine Traurigkeit und Verzweiflung helfen.
Es ist die Musik, die sein Herz und seine Seele erreichen.
Es ist die Musik, die einen Raum eröffnet und ihm Kraft gibt, sich mit dem bösen Geist, den Gott auf ihn gelegt hat, auseinanderzusetzen.
Sie führt ihn aus seiner Situation heraus – in der er mit seinem Machtverlust umgehen muss, in der seine Pläne und seine Anerkennung, seine ganze Lebensleistung in Frage gestellt wird.
In der er an seine Grenzen gestoßen ist. In der er auch enttäuscht von Gott ist, der seine Zusage für das Königsamt einem anderen gegeben hat. Nämlich dem, der ihm jetzt mit seinem Harfenspiel sehr gut tut.
Die Musik, die zwischen den beiden erklingt, schafft einen konkurrenzfreien Raum zwischen David und Saul. Keiner von beiden muss hier der Held sein. David, der sich bald als begnadeter Krieger und kluger König zeigt, ist hier der Sänger und Harfenspieler. Er überstrahlt Saul in dieser Situation nicht. Er hilft und unterstützt ihn. Er steht ihm bei. Jetzt wo Saul damit fertig werden muss, sich von seinem Amt zu lösen und auszuhalten, dass Gott jemanden anderen für diese Aufgabe erwählt hat.
Liebe Gemeinde, die Geschichte ist wie eine Momentaufnahme, bevor der große Konkurrenzkampf zwischen David und Saul beginnt. Wie die Stille vor dem Sturm eines langen konfliktreichen und schmerzhaften Weges. Der Weg, auf dem Saul zurücktreten und David nach vorne treten muss. Der Weg, auf dem David viel zufällt und Saul krampfhaft an seinem Erfolg festhalten will und sich vom Neid gegenüber David leiten lässt.
Mir kam der Gedanke – Hätten sie doch einfach weiter zusammengesessen und Davids Harfenmusik gelauscht! Dann wäre doch alles gut geworden. Weniger Neid! Weniger Rachegedanken und Gewaltandrohungen! Aber so ist das Leben nicht, nicht nur bei David und Saul.
Aber über die Musik öffnet die Tür, dass David an seinen Hof kommt, ihm dient und Saul ihn lieb gewinnt.
Davids Musik schafft für Saul eigene Räume, Momente für seine Gefühle, für die guten und die bösen Geister in ihm, für Freude und Wut, für seine Sehnsucht nach Heil- und Ganz sein. Sie hat etwas Unverfügbares.
Sie reicht weiter als unsere Worte. Sie kann Gefühle aufnehmen oder für unsere Gefühle zum Ausdruck werden, ohne, dass wir sie aussprechen müssen.
Ich muss an einen Gottesdienst in der Gesundbrunnengemeinde denken. Durch die Pandemie hatten wir lange keine Gottesdienste gefeiert und die Kirche zum stillen Gebet aufgehalten. Und dann durften wir in einem Advents- Gottesdienst Musik von einem Streichquartett hören – diese Musik konnte mehr aufnehmen und ausdrücken als alle Worte es getan hätten – nach dieser langen Zeit der Stille.
Am Sonntag Kantate – ein schöner Gedanke – den die Geschichte von David und Saul uns heute ans Herz legt.
Wir brauchen Musik für unsere Seele.
Und sie hat ihre eigene Sprache und sie geht ihre eigenen Wege. Sie bleibt unverfügbar – wie unser Glaube auch.
Musik, die uns für einen Moment aus allem heraus nimmt, was wir gerade durchzustehen, auszuhalten, zu klären haben.
Oder alles aufnimmt was in uns ist und nicht in Worte gefasst werden kann.
Musik, die uns wieder in Beziehung zu uns selbst und auch zu Gott bringt.
Musik die eine ganz eigene verwandelnde Kraft hat und eine Atmosphäre schafft, in der wir uns selber besser spüren können und in der wir uns auch Gott noch einmal anders öffnen können.
Liest man die sehr spannungsreiche Geschichte von Saul und David weiter – kann man sich fragen, was aus dieser besonderen Verbindung von David und Saul geworden ist, die in unserem Predigttext heute erzählt wird. Mir kam der Gedanke, ob es vielleicht die Erinnerung an diese nahen Momente war, die David zwei Mal haben Saul nicht töten lassen, als er dazu die Möglichkeit gehabt hätte.
Kantate – Singt! – der Sonntag heute lädt uns zum Dank und zur Freude über die Musik ein, als eine besondere Gabe Gottes für uns Menschen. Sie ist kein Beiwerk zum gesprochenen Wort, nicht nur Untermalung – sie erzählt selbst, auf ihre je eigene Art, und schafft wichtige Räume für unsere Gefühle und für unseren Glauben.
Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere menschliche Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.
- Fürbitte
Wir füllen unsere Lungen, öffnen Mund und Seele,
Wir singen zu dir, der du die Melodie des Lebens bist.
Im Gesang klingt auch unser Gebet.
Wir bitten dich erfülle unsere Herzen mit deinem Geist, damit wir dich loben.
Wir sehen die Not auf dieser Welt, die Gewalt und das Elend so vieler Menschen auf dieser Erde.
Der Krieg in der Ukraine will kein Ende nehmen. Die Menschen im Sudan verzweifeln, und fliehen wenn sie es können.
Wir singen dir die Klage unserer Trauer und Verzweiflung.
Wir bitten dich, höre die Klage und steh den Menschen bei die so viel Leid ertragen müssen.
Gib den Menschen, die Leid verhindern können, deinen Guten Geist, damit Versöhnungslieder erklingen.
Guter Gott, wir sehen auch die Menschen in unserer Gemeinde, deren Stimmen verstummt sind,
weil sie krank sind, weil sie verzagt sind und ihnen die Worte fehlen.
Wir bitten dich; lass sie nicht allein in ihrer Traurigkeit und Angst. Gib ihnen einen Stimme um
um Hilfe zu bitten und ein Lied, dass ihnen Mut macht. Lass uns erkennen wo wir zuhören,
helfen und mitsingen müssen.
Guter Gott; heute bitten wir dich besonders für all jene, die unsere Kirche und andere Kirchen
im Laufe des Sommers besuchen.
Behüte und bewahre alle Radfahrer in dieser Saison, die sich auf den Weg machen,
deine Schöpfung zu bestaunen und die in unseren offenen Kirchen Orte der Stille und der Einkehr, Orte deiner Nähe finden.
Sei bei unser Kirche, dass wir die Orte der Begegnung mit dir erhalten
und für alle offen halten können.
Gott, wir singen und wir bitten dich mit unseren Liedern:
Erhöre uns wenn wir dich für uns und unsere Nächsten bitten
Mit Jesu Worten beten wir:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott,
Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil
und führe uns zum ewigen Leben. Amen.
(Ord. Gemeindepädagogin G. Ortmann, Vikarin Ch. Schulze-Gerlach)