Gründonnerstag 2020

Hinweis: Sie können sich den Beitrag auch anhören: 

An diesem Gründonnerstag laden wir sie ein, Andacht zu halten und im häuslichen Kreis das Heilige Abendmahl zu feiern. Auch wenn unsere Gotteshäuser leer bleiben, können wir so nachvollziehen, dass Jesus Christus in Brot und Wein gegenwärtig ist. Grundsätzliche und praktische Hinweise zum Hausabendmahl finden Sie im Anschluss an diese Andacht. Ein herzlicher Dank dafür geht an Pfarrer Karsten Müller.

  • Vorbereiten

Ich lege beiseite, was mich gerade beschäftigt.
Mein Kopf und mein Herz sind voll.
Einatmen … ausatmen … Alles lassen.
Ich bin hier. Gott ist hier. Das genügt.

  • Anfangen

In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir.
Amen.

  • Den Psalm beten

Mit Worten aus Psalm 111 können wir danken, klagen und loben.

Halleluja! Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen
im Rate der Frommen und in der Gemeinde.

Groß sind die Werke des Herrn;
wer sie erforscht, der hat Freude daran.

Was er tut, das ist herrlich und prächtig,
und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.

Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder,
der gnädige und barmherzige Herr.

Er gibt Speise denen, die ihn fürchten;
er gedenkt auf ewig an seinen Bund.

Er lässt verkündigen seine gewaltigen Taten seinem Volk,
dass er ihnen gebe das Erbe der Völker.

Die Werke seiner Hände sind Wahrheit und Recht;
alle seine Ordnungen sind beständig.

Sie stehen fest für immer und ewig;
sie sind geschaffen wahrhaftig und recht.

Er sandte Erlösung seinem Volk / und gebot, dass sein Bund ewig bleiben soll.
Heilig und hehr ist sein Name.

Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. / Wahrhaft klug sind alle, die danach tun.
Sein Lob bleibet ewiglich.

  • Ein Lied singen

EG 223: Das Wort geht von dem Vater aus

1) Das Wort geht von dem Vater aus
und bleibt doch ewiglich zu Haus,
geht zu der Welten Abendzeit,
das Werk zu tun, das uns befreit.

2) Da von dem eignen Jünger gar
der Herr zum Tod verraten war,
gab er als neues Testament
den Seinen sich im Sakrament,

3) gab zwiefach sich in Wein und Brot;
sein Fleisch und Blut, getrennt im Tod,
macht durch des Mahles doppelt Teil
den ganzen Menschen satt und heil.

  • Auf Gottes Wort hören

Der Predigttext für diesen Gründonnerstag steht im 2. Mose 12, 1-14.

Der Herr aber sprach zu Mose und Aaron in Ägyptenland:
Dieser Monat soll bei euch der erste Monat sein, und von ihm an sollt ihr die Monate des Jahres zählen. Sagt der ganzen Gemeinde Israel: Am zehnten Tage dieses Monats nehme jeder Hausvater ein Lamm, je ein Lamm für ein Haus. Wenn aber in einem Hause für ein Lamm zu wenige sind, so nehme er’s mit seinem Nachbarn, der seinem Hause am nächsten wohnt, bis es so viele sind, dass sie das Lamm aufessen können. Ihr sollt aber ein solches Lamm nehmen, an dem kein Fehler ist, ein männliches Tier, ein Jahr alt. Von den Schafen und Ziegen sollt ihr’s nehmen und sollt es verwahren bis zum vierzehnten Tag des Monats. Da soll es die ganze Versammlung der Gemeinde Israel schlachten gegen Abend. Und sie sollen von seinem Blut nehmen und beide Pfosten an der Tür und den Türsturz damit bestreichen an den Häusern, in denen sie’s essen, und sollen das Fleisch essen in derselben Nacht, am Feuer gebraten, und ungesäuertes Brot dazu und sollen es mit bitteren Kräutern essen. Ihr sollt es weder roh essen noch mit Wasser gekocht, sondern am Feuer gebraten mit Kopf, Schenkeln und inneren Teilen. Und ihr sollt nichts davon übrig lassen bis zum Morgen; wenn aber etwas übrig bleibt bis zum Morgen, sollt ihr’s mit Feuer verbrennen. So sollt ihr’s aber essen: Um eure Lenden sollt ihr gegürtet sein und eure Schuhe an euren Füßen haben und den Stab in der Hand und sollt es in Eile essen; es ist des Herrn Passa. Denn ich will in derselben Nacht durch Ägyptenland gehen und alle Erstgeburt schlagen in Ägyptenland unter Mensch und Vieh und will Strafgericht halten über alle Götter der Ägypter. Ich bin der Herr. Dann aber soll das Blut euer Zeichen sein an den Häusern, in denen ihr seid: Wo ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen, und die Plage soll euch nicht widerfahren, die das Verderben bringt, wenn ich Ägyptenland schlage. Ihr sollt diesen Tag als Gedenktag haben und sollt ihn feiern als ein Fest für den Herrn, ihr und alle eure Nachkommen, als ewige Ordnung.

Einige Gedanken dazu

Mitten in der Ordnung: Die Angaben sind genau und ausführlich. Eine Vorschrift, die einzuhalten ist. Nur dann kann es gelingen. Die Ordnung garantiert die Sicherheit der Israeliten. Sicherheit ist ein Grundbedürfnis. Mit der Ordnung kann es befriedigt werden. Mitten in der Ordnung kann ich im Frieden leben. Was aber ist, wenn die Ordnung nicht mehr gewährleistet werden kann?

Mitten in der Gefahr: Nicht ohne Grund werden diese Vorschriften hier angegeben. Sie erinnern daran, dass die Israeliten aus Ägypten fliehen wollen. Die guten und billigen Arbeitskräfte will der Pharao nicht gehen lassen. Ultima ratio. Gott setzt seine Macht ein, um seine Kinder zu befreien. Das Ritual hilft, die Angst zu besiegen. Wenn der Frieden gestört ist, wenn ich mich bedrängt und eingeengt fühle und nicht frei leben kann, besteht Handlungsbedarf. Meine innere Ordnung hilft mir dabei. Ich wende mich an meine Mitmenschen und an Gott. Ich bin im Gespräch und im Gebet. Ich versichere mich, dass die Grundordnung, dass die Schöpfung Gottes und seine Gegenwart beständig sind.

Mitten in der Ewigkeit: Manchmal ist es schwer, an Gottes Ordnung zu glauben. Der Augenschein legt mir etwas anderes nahe. Gottes Kraft wirkt nicht immer so, wie ich es mir wünsche. Dann bestimmt Angst und Unsicherheit mein Leben. Ich fühle mich einsam und verlassen. In der Erinnerung und Vergegenwärtigung des Geschehens kann ich aber wieder neuen Grund unter meinen Füßen finden. Was mir gewährt wurde in der Geborgenheit, geht mir auch in der Unordnung meines Lebens nicht verloren. Gott ist gegenwärtig, im Frieden und in der Krise. Als ewige Ordnung.

Amen. 

  • Beten

Gott, in der Stille rede ich mit dir
und vertraue darauf:
Da ist ein Du, das mich sieht und hört.

Still sein

Ich will dir danken, Gott, dass deine Ordnung weiter reicht als meine Augen und mein Verstand.

Still sein

Ich denke an die Menschen, die unter der gegenwärtigen Situation besonders leiden. Ich denke an die Menschen, die wir noch schneller vergessen, weil wir mit uns zu tun haben.

Still sein

Mich beschäftigt, wie wir unser Vertrauen in dich, Gott, nicht verlieren. Wie wir dir nahe sein können. Und unseren Mitmenschen, nah und fern.

Still sein

  • Hinführung zum Abendmahl

Gott hat uns in Jesus Christus das ewige Leben geschenkt.
Er ruft alle Welt und lädt uns an seinen Tisch.
Wir gehören zu ihm.
Er verbindet uns untereinander.
Auch in diesen Tagen.
Er überwindet Einsamkeit, Angst und Unfrieden.
Indem wir von diesem Brot essen
und von diesem Wein trinken
haben wir Frieden in seiner Gegenwart.

  • Ein Lied singen

EG 221: Das sollt ihr Jesu Jünger nie vergessen

1) Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen:
wir sind, die wir von einem Brote essen,
aus einem Kelche trinken, alle Brüder und Jesu Glieder.

2) Wenn wir wie Brüder bei einander wohnten,
Gebeugte stärkten und die Schwachen schonten,
dann würden wir den letzten heilgen Willen des Herrn erfüllen.

3) Ach dazu müsse seine Lieb uns dringen!
Du wollest, Herr, dies große Werk vollbringen,
dass unter einem Hirten eine Herde aus allen werde.

  • Einsetzungsworte

Und in der Nacht, da Jesus verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach‘s und gab‘s seinen Jüngern und sprach: Nehmet hin und esset. Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Solches tut zu meinem Gedächtnis.

Desggleichen nahm er auch den Kelch nach dem Abendmahl
dankte und gab ihnen den und sprach:
Nehmet hin und trinket alle daraus,
dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut,
das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden:
Solches tut, sooft ihr‘s trinket zu meinem Gedächtnis.


Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Austeilung (mit den Worten: Christi Leib, für dich gegeben. Christi Blut, für dich vergossen.
Oder: Das Brot des Lebens: für dich. Der Kelch des Heils: für dich.)

  • Beten

Wir danken dir, allmächtiger Gott,
dass du uns durch diese heilsame Gabe erquickt hast,
und bitten dich:
Lass sie in uns wirksam werden zu starkem Glauben an dich
Und zu herzlicher Liebe unter uns allen.
Durch Jesus Christus, deinen Sohn, unserem Bruder,
der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

  • Hinweise zum Feiern des Abendmahls in der Familie

Grundsätzliches

Gewöhnlich leitet eine Pfarrerin oder ein Pfarrer im öffentlichen Gottesdienst die Abendmahlsfeier. Das ist derzeit nicht möglich. Die geistliche Autorität zur Leitung des Abendmahls begründet sich bei der häuslichen Feier nicht in der Ordination sondern in der Taufe.

Luther hat in seinem Amtsverständnis Wert darauf gelegt, dass nicht geistliche Ränge oder Weihen das Amt bestimmen, sondern die Ordnung.

Der Ordnung können wir in der gegenwärtigen Lage nicht Genüge tun, es sei denn, wir verzichten auf das Mahl. Damit würden wir  aber auch auf die Zeichen der Gegenwart Gottes verzichten, der sich uns in Brot und Wein schenkt.

Die Mahlfeier am Gründonnerstag ist in diesem Jahr in ihrer besonderen Form nicht nur ein Vorgeschmack auf das Mahl, das am Ende der Zeit uns bereitet ist, sondern unterstreicht auch unsere Hoffnung auf die Zeit nach der Krise, wenn wir wieder in den Kirchen Gottesdienste feiern können und gemeinsam das Brot brechen und den Kelch segnen werden.

Praktisches

Die Feier des Abendmahls kann vor dem gemeinsamen Abendessen am Gründonnerstag in der Form eines Tischabendmahls stattfinden.

Da Oblaten in der Regel nicht zur Verfügung stehen, kann Weißbrot verwendet werden. Nehmen Kinder an der Feier teil, wird statt Wein Traubensaft verwendet.

Als Gerät kann festliches Geschirr (Teller, Weinglas) verwendet werden. Weingläser können auch die Funktion von Einzelkelchen übernehmen.

Vor der Feier werden die Gebet und Texte verteilt. Sinnvoll ist, dass nicht nur eine Person während der Feier betet und liest. Die vorgeschlagene Ordnung der Feier kann für jedes Familienmitglied ausgedruckt oder über die Homepage der Johannesgemeinde auf das Smartphone geladen werden.

Die Lieder, Gebete und Texte der Ordnung sind Vorschläge. Mit Ausnahme der Einsetzungsworte und des Vaterunsers kann man sie variieren. Musik kann zum Beginn und zum Ende der Feier eingespielt oder selbst gemacht werden.

Für Rückfragen: Pfarrer Karsten Müller (0160 97714276)

(Pfarrer Olaf Wisch)