- Eröffnung
Die kleinen und unscheinbaren Dinge dankbar im Auge behalten. Gerade angesichts der vielen Sorgen, die uns gegenwärtig umtreiben. Das ist ein wichtiges Anliegen zum Erntedankfest. Anregungen dazu finden wir in Liedern und Worten Gottes.
- Mit Gutem gesättigt – Worte nach Psalm 104
Lobe den Herrn, meine Seele!
Du lässest Brunnen quellen in den Tälern,
dass sie zwischen den Bergen dahinfließen,
dass alle Tiere des Feldes trinken
und die Wildesel ihren Durst löschen.
Darüber sitzen die Vögel des Himmels
und singen in den Zweigen.
Du tränkst die Berge von oben her,
du machst das Land voll Früchte, die du schaffest.
Du lässest Gras wachsen für das Vieh
und Saat zu Nutz den Menschen,
dass du Brot aus der Erde hervorbringst,
dass der Wein erfreue des Menschen Herz
und sein Antlitz glänze vom Öl
und das Brot des Menschen Herz stärke.
Es wartet alles auf dich,
dass du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit.
Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie;
wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt.
Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie;
nimmst du weg ihren Odem,
so vergehen sie und werden wieder Staub.
Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen,
und du machst neu das Antlitz der Erde.
Ich will dem Herrn singen mein Leben lang
und meinen Gott loben, solange ich bin.
- Ein Ende meinem Sorgen – Ein Lied: „Wir pflügen und wir streuen“ (EG 508)
1) Wir pflügen, und wir streuen
den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen
sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs und Gedeihen drauf.
Ref.: Alle gute Gabe kommt her
von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm, dankt,
drum dankt ihm, dankt
und hofft auf ihn!
2) Er sendet Tau und Regen
und Sonn- und Mondenschein,
er wickelt seinen Segen
gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behende
in unser Feld und Brot:
es geht durch unsre Hände,
kommt aber her von Gott.
3) Was nah ist und was ferne,
von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne,
der Sperling und das Meer.
Von ihm sind Busch und Blätter
und Korn und Obst von ihm,
das schöne Frühlingswetter
und Schnee und Ungestüm.
4) Er lässt die Sonn aufgehen,
er stellt des Mondes Lauf;
er lässt die Winde wehen
und tut den Himmel auf.
Er schenkt uns so viel Freude,
er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide
und unsern Kindern Brot.
- Ein gutes Land – Worte aus dem 5. Buch Mose
Denn der Herr, dein Gott, führt dich in ein gutes Land, ein Land, darin Bäche und Quellen sind und Wasser in der Tiefe, die aus den Bergen und in den Auen fließen, ein Land, darin Weizen, Gerste, Weinstöcke, Feigenbäume und Granatäpfel wachsen, ein Land, darin es Ölbäume und Honig gibt, ein Land, wo du Brot genug zu essen hast, wo dir nichts mangelt, ein Land, in dessen Steinen Eisen ist, wo du Kupfererz aus den Bergen haust. Und wenn du gegessen hast und satt bist, sollst du den Herrn, deinen Gott, loben für das gute Land, das er dir gegeben hat. So hüte dich nun davor, den Herrn, deinen Gott, zu vergessen, sodass du seine Gebote und seine Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, nicht hältst. Wenn du nun gegessen hast und satt bist und schöne Häuser erbaust und darin wohnst und deine Rinder und Schafe und Silber und Gold und alles, was du hast, sich mehrt, dann hüte dich, dass dein Herz sich nicht überhebt und du den Herrn, deinen Gott, vergisst, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft, und dich geleitet hat durch die große und furchtbare Wüste, wo feurige Schlangen und Skorpione und lauter Dürre und kein Wasser war, und ließ dir Wasser aus dem harten Felsen hervorgehen und speiste dich mit Manna in der Wüste, von dem deine Väter nichts gewusst haben, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit er dir hernach wohltäte. Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen. Sondern gedenke an den Herrn, deinen Gott; denn er ist’s, der dir Kräfte gibt, Reichtum zu gewinnen, auf dass er hielte seinen Bund, den er deinen Vätern geschworen hat, so wie es heute ist.
(5. Buch Mose 8,7-18)
- Fruchtbare Dankbarkeit – Gedanken zum 5. Buch Mose im 8. Kapitel
Gegenwärtig stellt der Krieg in der Ukraine viele Gewissheiten in Frage. Nicht nur der seit vielen Jahrzehnten andauernde Frieden in Europa wurde unterbrochen. Auch die Versorgung mit Energie und Lebensmitteln ist davon betroffen. Hohe Rechnungen für Gas und Strom und gelegentlich leere Regale in den Supermärkten geben davon einen Eindruck. Ein Gefühl der Unsicherheit stellt sich ein. Viele Menschen machen sich Sorgen, wie der anstehende Winter verlaufen wird. Der Unfrieden in der Gesellschaft wächst. Ob die Politik damit umgehen kann, wird immer mehr in Frage gestellt. Das betrifft auch den erarbeiteten Wohlstand in unserem Land.
Das Volk Israel, das nun den Wohlstand des Gelobten Landes vor Augen hat, ist in einer ähnlichen Situation. Nach langen Jahren der Entbehrung soll es nun endlich besser werden. Aber die Stimme Gottes warnt: „Du könntest sonst sagen in deinem Herzen: Meine Kräfte und meiner Hände Stärke haben mir diesen Reichtum gewonnen.“ Die „schönen Häuser“ sind keine Selbstverständlichkeit. Alles ruht in Gottes Segen. Wer diesen Ursprung vergisst und sich nur auf seine eigene Stärke verlässt, kann scheitern. Dass wir in einer globalen Welt eingebunden sind in vielerlei Abhängigkeiten ist dafür ein anschauliches Beispiel. Das Volk Israel hat diese Situation in der Wüste immer direkt vor Augen gehabt. Vertrauen auf Gott kam vor der Sicherheit, für sich selbst sorgen zu können. Jeder Tag war ein neuer Anfang. Das Leben lag in Gottes Händen.
Im Familiengottesdienst am Sonntag haben wir diesen Umstand mit einem Gespräch zwischen Noah und der Schlange vergegenwärtigt. Nachdem das Land während der Sinflut vollständig von Wasser bedeckt war, wird nun wieder das Land sichtbar. Es kann nun wieder bebaut werden und Nahrung hervorbringen. Aber es wird große Mühe machen. Der Schlange, die als Passagier mit auf der Arche wohnte, ist diese Mühe zu groß. Sie beklagt sich darüber. Und in der Tat: Auch mir sinkt mitunter der Mut, wenn ich ganz von vorn anfangen muss. Werde ich es schaffen? Kann ich für mich und die Meinen sorgen? Wird die Kraft und das Geld reichen für den kommenden Winter?
Gott lädt uns ein, diese Fragen nicht nur mit dem Blick auf die eigenen Kräfte zu beantworten. Er schenkt uns den Glauben, dass wir Vertrauen schöpfen aus der Geschichte mit seinem Volk Israel. Der Wüstenzeit folgt eine Zeit des Wohlstands und der Freude. In der Gemeinschaft, die aus diesem miteinander geteilten Glauben erwächst, können wir uns auch gegenseitig unterstützen. Es wird immer Wüstenzeiten geben. Aber in Gott müssen wir diese nicht allein überstehen. Die Hoffnung wächst zwischen den Menschen, die sich dieser Gemeinschaft vergewissern. Dort ist sie fruchtbar, wo das kleine Stück Land nach der Sintflut sichtbar wird.
Eine Frucht dieses Vertrauens auf Gott ist die Dankbarkeit. Wer seinen Blick abwendet von den allgegenwärtigen Sorgen und auf das schaut, was uns Freude macht, auf das, was wir mitunter gar nicht mehr beachten, merkt, wie viel einem noch bleibt, trotz aller Schwierigkeiten. Dass wir am Leben sind, dass wir gesund sind, dass wir Menschen um uns haben, denen wir zugehören. Das waren die dankbaren Worte der Kinder im Gottesdienst. Folgen wir also diesen Stimmen und beten um Frieden, um Weitherzigkeit und um das Vertrauen auf Gott.
Amen.
- Dass wir nicht vergessen – Miteinander und füreinander beten
Guter Gott, wir bitten dich
um ein dankbares Herz.
Dass wir einen neuen Anfang sehen können
in einem kleinen Stück Land.
Dass wir nicht vergessen,
dass du es uns gegeben hast,
damit wir leben können
von unserer Hände Arbeit.
Guter Gott, wir bitten dich
um ein weites Herz.
Dass wir auch den Menschen zuhören,
die wenig Vertrauen in die Zukunft haben.
Dass wir uns gegenseitig unterstützen
und neue Kraft finden in der Gemeinschaft.
Guter Gott, wir bitten dich
um ein Herz voller Vertrauen,
auch wenn es schwer fällt
angesichts der Zustände in der Welt.
Dass wir miteinander beten
und Hoffnung in dir finden.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
- Segen
Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.
(Pfr. Olaf Wisch)