Exaudi 2020

  • Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heilgen Geistes. Amen.

  • Eröffnung

Sonntag Exaudi, zwischen Himmelfahrt und Pfingsten, zwischen Himmel und Erde, zwischen Abschied und Wiederkehr. Wie der Heilige Geist die Apostel Jesu mit seiner Kraft erfüllt hat, erfülle er so auch uns mit Gebet, Lied und Wort. Wo immer wir auch sind.

  • Lied: „Komm, o Geist der Wahrheit“ (EG 136)

1) O komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein, verbreite Licht und Klarheit,
verbanne Trug und Schein. Gieß aus dein heilig Feuer, rühr Herz und Lippen an, dass jeglicher getreuer den Herrn bekennen kann.

2) O du, den unser größter Regent uns zugesagt: komm zu uns, werter Tröster, und mach uns unverzagt. Gib uns in dieser schlaffen und glaubensarmen Zeit die scharf geschliffnen Waffen
der ersten Christenheit.

3) Unglaub und Torheit brüsten sich frecher jetzt als je; darum musst du uns rüsten mit Waffen aus der Höh. Du musst uns Kraft verleihen, Geduld und Glaubenstreu und musst uns ganz befreien
von aller Menschenscheu.

4) Es gilt ein frei Geständnis in dieser unsrer Zeit, ein offenes Bekenntnis bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde Toben, trotz allem Heidentum zu preisen und zu loben das Evangelium.

  • Psalm

Worte aus Psalm 27

Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?
Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen?
Wenn die Übeltäter an mich wollen, mich zu verschlingen,
meine Widersacher und Feinde, müssen sie selber straucheln und fallen.
Wenn sich auch ein Heer wider mich lagert, so fürchtet sich dennoch mein Herz nicht;
wenn sich Krieg wider mich erhebt, so verlasse ich mich auf ihn.
Eines bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne:
dass ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang,
zu schauen die schönen Gottesdienste des Herrn und seinen Tempel zu betrachten.
Denn er deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, / er birgt mich im Schutz seines Zeltes
und erhöht mich auf einen Felsen.

Und nun erhebt sich mein Haupt über meine Feinde, die um mich sind;
so will ich opfern in seinem Zelt mit Jubel,
ich will singen und Lob sagen dem Herrn.
Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe;
sei mir gnädig und antworte mir!
Mein Herz hält dir vor dein Wort: / »Ihr sollt mein Antlitz suchen.«
Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz.
Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht!
Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht
und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils!
Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf.
Herr, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen.
Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde!
Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht.
Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen.
Harre des Herrn! Sei getrost und unverzagt und harre des Herrn!

  • Worte aus dem Buch des Propheten Jeremia im 31. Kapitel

Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.

  • Gedanken zum Text

Liebe Leserin, lieber Leser,

der Prophet Jeremia beschreibt vier Wege, wie Gott mit den Menschen in Kontakt tritt. Als ersten Weg benennt er den Bund mit den Vätern des Hauses Israel und des Hauses Jakob. Symbolisch und konkret ist dieser Bund in den 10 Geboten gefasst. Sie können in Worten von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Eine Äußerlichkeit. Ihr „Vorteil“ ist, dass sie klar benannt sind und für jeden verbindlich. Ihr „Nachteil“ besteht darin, dass sie auf ihrem Weg vom Äußeren zum Inneren verloren gehen, weil sich der Mensch nicht daran hält. Auf dem zweiten Weg, dem neuen Bund, werden Herz und Sinn direkt angesprochen. Die äußere Vermittlung ist nicht mehr notwendig. Das ist der neue Bund. Was ihn vom alten Bund unterscheidet, wird mit dem dritten Weg beschrieben. „Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«.“ Dieses Lehren geschieht z. B., wenn ich hier ein Bibelwort auslege. Was davon aber wirklich ankommt, bleibt offen. Der vierte Weg hingegen tritt dem Bund der Herzen und Sinne zur Seite, so dass „Klein und Gross ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr“ gedacht wird. Im menschlichen Miteinander entspricht dem gegenseitigen Verzeihen und Vergeben. Wie in der Bitte des Vaterunsers: Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.

Jeremia gibt dem inneren Weg und der Vergebung Gottes den Vorzug. Ein Bund, der vom Menschen nicht mehr getrennt werden kann. Um es mit einem Besipiel zu beschreiben: Verantwortliche Eltern bieten ihren Kindern gesundes Essen an, weil ihnen deren Gesundheit am Herzen liegt. Das ist der neue Bund. Die Kinder haben keine Wahl und sie kennen auch nichts anderes. Der alte Bund geht davon aus, dass im Kühlschrank gesundes und ungesundes Essen liegt, und die Eltern den Kindern selbst die Entscheidung überlassen, was sie davon essen. Vorher haben sie ihnen noch gesagt, was gesund ist. Ob aber die Kinder danach handeln, bleibt offen.

Übertragen auf mein Glaubensleben bedeutet dies, dass ich unterschiedliche Bedürfnisse habe. Ein klare Anweisung, wie die 10 Gebote, erleichtern mein Leben insofern, dass ich dann genau weiß, was ich zu tun habe. Es kann aber auch schwer werden, wenn ich innerlich nicht davon überzeugt bin, dass sie für mich gut sind. Für meinen Glauben brauche ich manchmal die äußere Anweisung und manchmal trägt mich das, was ich in mir habe. Wenn Herz und Sinne schwach sind, dann ist es gut, jemanden zur Seite zu haben, der meinem Herzen und meinen Sinnen wieder auf die Sprünge hilft. Ein gutes Wort, eine hilfreiche Hand, eine liebevolle Geste.

Was Jeremia verheißt, ist ein Zustand, eine Zeit, in der diese Herzensschwäche ausgeschlossen ist. Die innere Gewissheit ist ein Bild für Pfingsten, wenn der Geist Gottes in mir Raum gewinnt und große Klarheit herrscht. Diese Momente sind erfüllt von einem Gefühl der Geborgenheit. Alles schwingt in diesem guten und liebevollen Geist. Angst und Zweifel haben keinen Platz. Zwang und Not und Schuld sind verflogen. Ich fühle mich gehalten, nichts steht in Frage, alles ist gut, wie im Paradies. So gibt Gott sich zu erkennen, Kleinen und Großen, in finsteren und hellen Tagen, im Vergeben und Verzeihen.

Amen.

  • Fürbitten

Herr,
schärfe unsere Sinne und weite unsere Herzen,
dass wir dein gutes Gebot und deinen Glauben
erkennen können.
Dass wir darauf vertrauen, dass in deiner Schöpfung,
Menschen und Tiere in Frieden leben können,
die bessere Einsicht schließlich Kraft gewinnt,
die Einsamkeit und der Schmerz überwunden werden,
Angst und Gier keinen Platz mehr haben.
Herr, heile uns von allen Zweifeln und mache es hell in uns
mit deinem guten Geist.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfarrer Olaf Wisch)