Erntedankfest (03.10.)2021

Andacht zum Erntedanksonntag

Im Zentrum des Erntedankgottesdienstes stand ein kleines Theaterspiel: Hans im Dank – Eine Adaption des Grimmschen Märchens „Hans im Glück“:

Hans hat endlich seinen Lohn ausgezahlt bekommen. Einen schweren Koffer voller Münzgeld (sein Chef hatte wohl keine Scheine). Nun will er nach Hause, zu seinen Eltern und Freunden. Darauf freut er sich schon sehr. Nach einiger Zeit wird ihm der Koffer jedoch ganzschön scher. Da kommt eine Fahrradfahrerin daher. Sie kommt mit Hans ins Gespräch und Hans kauft ihr das Fahrrad ab, um schneller voran und nach Hause zu kommen. Nach einer Runde durch die Kirche hat Hans jedoch leider einen Platten. Enttäuscht schiebt er sein Fahrrad weiter. Da kommt eine Wanderin des Weges, ausgerüstet mit Schuhen, Wanderstock und Rucksack. Um besser laufen zu können tauscht Hans das kaputte Fahrrad gegen die Wanderausstattung. So läuft er befreit weiter. Nach einiger Zeit wird er jedoch müde und seine Füße schmerzen. Da trifft er eine Frau, die auf einem Hocker sitzt und ihrerseits besseres Schuhwerk braucht. Ihr Sandalen sind verschlissen. Schnell kommen Sie ins Geschäft: Hans bekommt den Hocker und die Frau die Wanderausrüstung. Glücklich ruht er sich erstmal eine Weile aus. Doch bald schon wird ihm langweilig. Einfach nur so rumsitzen, das ist nichts für ihn. Da kommt eine Frau des Weges, die in ein spannendes Büchlein vertieft zu sein scheint. Hans will es unbedingt haben und tauscht seinen Hocker ein. Das Büchlein ist schon bald ausgelesen und da er sich ja langsam auch mal wieder auf den Weg machen will, verschenkt er es an ein Kind. Fröhlich zieht er seines Weges. So sehr freut er sich seine Familie und Freunde wieder zu sehen. 

Predigt

Ihr und Sie habt das Märchen vom Hans im Glück sicher gleich erkannt. Auch wenn wir es heute in etwas abgewandelter Form gespielt haben. Aber ein Pferd, eine Kuh und eine Gans in die Kirche zu bekommen, war einfach ein bisschen zu kompliziert. Da war das mit dem Drahtesel schon einfacher…

An der Geschichte vom Hans im Glück hat uns als Vorbereitungsteam eine Sache fasziniert: Der Hans ist immer richtig dankbar für die Dinge die er sich ertauscht. Deswegen haben wir unsere Version auch Hans im Dank genannt.

Der Hans freut sich immer an den Dingen, die er gerade hat. Sie helfen ihm auch immer richtig weiter. Er schaut da gar nicht so sehr darauf was mehr Geld wert ist, sondern vielmehr auf den Nutzen. Auf den Nutzen, den die Dinge ganz persönlich für ihn haben.

Und er trauert auch nicht den Dingen hinterher, was er nicht mehr hat nicht nach. Er hat sie ja auch nicht ohne Grund abgegeben. Er lebt ganz im Augenblick. Er schaut nicht auf das, was er nicht mehr hat, sondern auf das was er hat. Ich glaube das ist eine gute Einstellung.

In einem Brief schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Thessalonich: „Seid dankbar in allen Dingen!“. Und das klingt vielleicht erstmal ziemlich hart, vor allem wenn man bedenkt, dass es der Gemeinde damals gar nicht so gut ging.

Aber wenn man genau liest: „Seid dankbar IN allen Dingen!“ dann merken wir:

Du musst nicht dankbar für alles sein. Aber denk doch auch in schlechten Zeiten daran, wofür du alles dankbar sein kannst:
Dinge, die du ganz selbstverständlich hast: Luft zum Atmen, die warme Sonne, Wasser, Strom, ein Dach über dem Kopf, ein gedeckter Tisch, etwas zum Anziehen, vielleicht eine gute Freundin, ein guter Freund, eine Familie …

Sei dankbar für Deine Talente und Gaben, deine guten Erinnerungen und Erlebnisse, das was trotz allem gerade wunderbar ist, mag es noch so klein oder selbstverständlich sein.

Und sei dankbar für die Dinge, die du gar nicht so selber in der Hand hast. Die unverhoffte, zufällige Begegnung mit einem lieben Menschen, eine glückliche Fügung, eine gute Nachricht im Alltag.

„Seid dankbar in allen Dingen“, auch in schlechten Zeiten, dann lässt es sich leichter ertragen. Dann können wir von diesem Schatz an guten Dingen zehren.

Ich glaube der Hans, der hat genau danach gelebt. Auch am Ende, nachdem alles weggetauscht war, was er am Beginn der Geschichte noch hatte, selbst dann ist er fröhlich und grämt sich nicht. Man könnte das dumm oder naiv nennen. Aber ich glaube der Hans war gar nicht so dumm. Der freut sich auf seine Familie. Die Gemeinschaft mit anderen Menschen. Auf das gemeinsame Lachen und Beisammensein. Auf all die Dinge, die man mit Geld nicht bezahlen kann.

Denn ich glaube der Hans wusste, es kommt nicht nur auf Geld und Besitz an. Es gibt daneben noch so vieles mehr. Und der Hans war dankbar dafür, „dankbar in allen Dingen“. Amen.

(Gemeindepädagoge Jakob Haferland)