Dritter Advent (12.12.)2021

  • Eröffnung

„Bereitet dem HERRN den Weg; denn siehe, der HERR kommt gewaltig.“ So ruft es uns der Prophet Jesaja zu. Bereitet Eure Herzenspfade für den, der da kommt! Mit Wort, Lied und Gebet.

  • Wende dich doch – Worte aus Psalm 85

Herr, der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande
und hast erlöst die Gefangenen Jakobs;
der du die Missetat vormals vergeben hast deinem Volk
und all ihre Sünde bedeckt hast; – SELA –
der du vormals hast all deinen Zorn fahren lassen
und dich abgewandt von der Glut deines Zorns:
Hilf uns, Gott, unser Heiland,
und lass ab von deiner Ungnade über uns!
Willst du denn ewiglich über uns zürnen
und deinen Zorn walten lassen für und für?
Willst du uns denn nicht wieder erquicken,
dass dein Volk sich über dich freuen kann?
Herr, zeige uns deine Gnade
und gib uns dein Heil!

  • Ein Lied: EG16 Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16)
  1. Die Nacht ist vorgedrungen,
    der Tag ist nicht mehr fern.
    So sei nun Lob gesungen
    dem hellen Morgenstern.
    Auch wer zur Nacht geweinet,
    der stimme froh mit ein.
    Der Morgenstern bescheinet
    auch deine Angst und Pein.
  2. Dem alle Engel dienen,
    wird nun ein Kind und Knecht.
    Gott selber ist erschienen
    zur Sühne für sein Recht.
    Wer schuldig ist auf Erden,
    verhüll nicht mehr sein Haupt.
    Er soll errettet werden,
    wenn er dem Kinde glaubt.
  3. Die Nacht ist schon im Schwinden,
    macht euch zum Stalle auf!
    Ihr sollt das Heil dort finden,
    das aller Zeiten Lauf
    von Anfang an verkündet,
    seit eure Schuld geschah.
    Nun hat sich euch verbündet,
    den Gott selbst ausersah.
  4. Noch manche Nacht wird fallen
    auf Menschenleid und -schuld.
    Doch wandert nun mit allen
    der Stern der Gotteshuld.
    Beglänzt von seinem Lichte,
    hält euch kein Dunkel mehr.
    Von Gottes Angesichte
    kam euch die Rettung her.
  5. Gott will im Dunkel wohnen
    und hat es doch erhellt.
    Als wollte er belohnen,
    so richtet er die Welt.
    Der sich den Erdkreis baute,
    der lässt den Sünder nicht.
    Wer hier dem Sohn vertraute,
    kommt dort aus dem Gericht.
  • Der Herr ist’s aber – Worte aus 1. Korinther 4,1-5

Dafür halte uns jedermann:
für Diener Christi
und Haushalter über Gottes Geheimnisse.
Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern,
als dass sie für treu befunden werden.
Mir aber ist’s ein Geringes,
dass ich von euch gerichtet werde
oder von einem menschlichen Gericht;
auch richte ich mich selbst nicht.
Ich bin mir zwar keiner Schuld bewusst,
aber darin bin ich nicht gerechtfertigt;
der Herr ist’s aber, der mich richtet.
Darum richtet nicht vor der Zeit,
bis der Herr kommt,
der auch ans Licht bringen wird,
was im Finstern verborgen ist,
und das Trachten der Herzen offenbar machen wird.
Dann wird auch einem jeden von Gott Lob zuteilwerden.

  • Ans Licht – Gedanken zu 1. Korinther

Die Korinther wieder!
In dieser Gemeinde gab es doch immer Ärger.
Immer wieder muss sich der Apostel dort einbringen.
Sein ganzer Brief versucht Einigkeit zu stiften.
Aber das ist anscheinend nicht so einfach.
Gleich am Anfang zählt er sie auf, die Kontrahenten und Streithähne.
Einem Apollos folgen einige, andere lieber dem Paulus selbst.
Außerdem gibt es die Petrusanhänger, und dann welche, die sich
„direkt“ zu Christus zählen.
Absurde Veranstaltung.
Am absurdesten findet Paulus, dass sich manche auf ihn selbst berufen,
anstatt auf Christus. Obwohl er doch immer betont hatte, dass er nur ein Botschafter an Christi statt sei.
Es gibt nur die eine Gemeinde. Alle sind Glieder eines Leibes. Es kann da keine Spaltung geben.

Und spätestens bei diesem Wort, liebe Leser*innen,
horchen wir auf.
Aber um die gegenwärtig oft thematisierte Spaltung der Gesellschaft geht es hier gerade nicht.
Sondern um die Spaltung der Christen in Korinth.
Trotzdem.
Die Zeit der Korinther und derer christlichen Gemeinde im 1. Jahrhundert
ist wohl unserer Gegenwart gar nicht so unähnlich.
Beziehungsweise auch der Vergangenheit, was unseren Glauben angeht.
Protestanten, gleich zweimal, Katholiken, Orthodoxe und dann jede Menge weiterer Konfessionen und Bekenntnisse
Alle wissen es besser. Jeder meint, näher dran zu sein an der göttlichen Wahrheit.

Und innerhalb der konfessionellen Grenzen beargwöhnen wir uns
möglicherweise noch untereinander,
prüfen, meist mit dem Blick auf den Nächsten.
Ob er oder sie das Richtige glaubt?
Ob es richtige Christen sind?
Gerade zu Weihnachten und in der Zeit davor.
Wenn ich das mit den Korinthern vergleiche, dann ging es da ja noch friedlich zu.
Oder anders gesagt: Der Korintherbrief ist wie ein Blick in die Zukunft.

Paulus sagt allerdings auch, dass da was dran ist.
Selbstverständlich gibt es auch innerhalb der Gemeinde Unterschiede.
Das Unkraut unter dem Weizen.
Er spricht von dem „was im Finstern verborgen ist“; und vom
„Trachten der Herzen“, das wir von Außen nicht erkennen können.
Aber die Zeit wird kommen, in der das Alles „ans Licht“ gebracht wird.

Nur jetzt, darauf beharrt der Apostel, ist noch nicht die Zeit dafür.
Gerade, wenn es auch noch gegen ihn selbst geht.
Paulus versucht mit allen Mitteln ein treuer Haushalter der Wahrheit Jesu zu sein.
Vielleicht ist er manchmal etwas zu eifrig.
Schon als er die Christen noch verfolgte, war er mit voller Energie dabei.
Aber er sagt: Ich bin mir keiner Schuld bewusst.
Also, keiner Schuld dahingehend, ein untreuer Haushalter gewesen zu sein.
Urteilt nicht, stellt er fest; denn wir wissen nicht, was unsere Schwester oder unser Bruder wirklich im Herzen tragen. Überlasst das Gott im Himmel.

In der Adventszeit warten wir auf diesen Gott im Himmel. Er will sich zeigen als kleines Kind in der Krippe. Macht- und hilflos. Und dennoch ein Licht, das das Trachten der Herzen offenbart.
Der Hintergrund nämlich all dieser Streitigkeiten ist ein Begehren nach Macht. Wer glaubt und handelt richtiger? Wer hat was zu sagen? Wer darf bestimmen?
Ein begehrenswertes Ziel!
Gott zeigt sich aber als ein Kind, dass keinerlei Macht hat. Und zeigt uns so, was unser herzliches Trachten und Wollen tatsächlich bestimmen sollte.
Demut, Sanftmut und Barmherzigkeit.
Darin wird uns Gottes Lob zuteil.
Im Licht des Sternes über Bethlehem.

Amen.

  • Auf der dunklen Seite des Wohlstands – Miteinander und füreinander beten

Allzu leicht neigen wir dazu, allmächtiger Herr, jede Forderung nach Verzicht von uns zu weisen und ängstlich an dem festzuhalten, was wir unser nennen. Auch auf Kosten der Menschen, die nah und fern, unter unerträglichen Bedingungen dafür arbeiten müssen. Mache uns die Herzen leicht im Licht der Krippe von Bethlehem.

Allzu leicht neigen wir dazu, allmächtiger Herr, unser Beten und unsere Frömmigkeit für die einzig richtige zu halten. Räume einen Platz für alle Menschen ein in unserer Gemeinde, die ernsthaft nach dir suchen, auch wenn es uns nicht so erscheint. Mache uns die Herzen leicht im Licht der Krippe von Bethlehem.

Allzu leicht neigen wir dazu, allmächtiger Herr, unsere Sorgen und Nöte ganz nach vorn zu stellen. Unser Blick wird stumpf für das, was unsern Mitmenschen schwer auf der Seele liegt. Stärke uns dafür, zuzuhören und mitzufühlen und zu teilen, was uns das Leben schwer macht. Mache uns die Herzen leicht im Licht der Krippe von Bethlehem.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)