Bittgottesdienst für den Frieden (07.11.)2021

  • Eröffnung

„Reichweite Frieden“ steht als Thema über der diesjährigen Friedendekade vom 7. – 17. November.
Lassen Sie sich ein auf das Lesen und Bedenken der Gedanken, die im Gottesdienstkreis unserer Gemeinde für diese Andacht bedacht worden sind. Gott segne diese Andacht.

  • Lied: Gib Frieden, Herr, gib Frieden (EG 430)

Die erste Strophe zum Anhören: https://www.eingesungen.de/player.php?track=1388&buch=21#player

Gib Frieden, Herr, gib Frieden, die Welt nimmt schlimmen Lauf.
Recht wird durch Macht entschieden, wer lügt liegt obenauf.
Das Unrecht geht im Schwange, wer stark ist, der Gewinnt.
Wir rufen: Herr, wie lange? Hilf uns, die friedlos sind.

Gib Frieden, Herr, wir bitten! Die Erde wartet sehr.
Es wird soviel gelitten, die Furcht wächst mehr und mehr.
Die Horizonte grollen, der Glaube spinnt sich ein.
Hilf, wenn wir weichen wollen, und lass uns nicht allein.

Gib Frieden, Herr, wir bitten! Du selbst bist, was uns fehlt.
Du hast für uns gelitten, hast unsern Streit erwählt,
damit wir leben könnten in Ängsten und doch frei,
und jedem Freude gönnten, wie feind er uns auch sei.

Gib Frieden, Herr, gib Frieden: Denn trotzig und verzagt
hat sich das Herz geschieden von dem, was Liebe sagt!
Gib Mut zum Händereichen, zur Rede, die nicht lügt,
und mach aus uns ein Zeichen dafür, dass Friede siegt.

  • Kyrie

Weitreichender Frieden: Eine schöne Richtung, ein gutes Ziel.
Wie weit ist es – bis zum Frieden? Reicht unsere Kraft?
Wir sehnen uns nach Gottes Frieden. Auf Erden.
Unsere Sehnsucht und den Unfrieden in der Welt bringen wir vor Gott.

Weitreichender Frieden:
fängt doch bei mir an, in mir. Gott, du weißt um unsere Unruhe.
Du kennst unsere Ängste. Die begrenzten Gaben.
Die kurze Sicht. Vergib das böse Wort,
die kränkende Ignoranz, das selbstzufriedene Genug.

Weitreichender Frieden:
Auf der Erde ist das eine Riesenaufgabe.
Das Klima ändert sich, nicht nur beim Wetter gibt es Unwetter und Dürre.
Und die Vielfalt der Pflanzen und Tiere stirbt still. Ohnmächtig.
Auch zwischen den Menschen gehen die Wogen hoch,
herrschen raue Töne, abwertende Blicke, alltäglicher Rassismus.
Das schreit zum Himmel.

Weitreichender Frieden:
Eigentlich wissen wir, wie Frieden geht:
Ehrlich sein und fair. Alles Leben auf der Erde achten.
Nur: wir trauen dem Frieden oft nicht.
Zu viele schöne Worte und leere Versprechen in uns selbst,
in der Politik, in der Kirche.
Ernüchtert sind wir, im Herzen kalt.

Weitreichender Frieden:
Wie schön ist diese Vorstellung, dass dein Frieden weit reicht.
Weiter als unsere Vernunft. Freiheit gehört zum Frieden.
Den wünschen wir uns im Denken und Handeln
für Deine Erde, Planet Heimat für alle.

  • Credo

Ich glaube an Gott der die Welt nicht fertig geschaffen hat
wie ein Ding, dass immer so bleiben muss.
Ich glaube an Gott der den Widerspruch des Lebendigen will
und die Veränderung aller Zustände durch unsere Arbeit.
Ich glaube an Jesus Christus der aufersteht in unser Leben,
dass wir frei werden von Angst und Hass
und seine Revolution weitertreiben.
Ich glaube an den Geist an die Gemeinschaft der Völker
und unsere Verantwortung für das, was aus unserer Erde wird.
Ich glaube an den gerechten Frieden,
an die Möglichkeit eines sinnvollen Lebens für alle Menschen.
Ich glaube an die Zukunft dieser Welt Gottes. Amen.
(Dorothee Sölle / Fulbert Steffenski)

  • Gedanken zu Joh 14,26-27

Liebe Leserinnen und Leser, der Text für unseren Bittgottesdienst steht im Johannesevangelium im 14. Kapitel.
Jesus spricht:
„Den Frieden lasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch.
Nicht gebe ich euch , wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht
Und fürchte sich nicht.“
Unser heutiger Text gehört zu den Abschiedsreden Jesu, in denen er seine Jünger darauf vorbereitet, dass er nicht mehr lange bei ihnen sein wird. Er will sie trösten, indem er ihnen einen Beistand (Paraklet) genannt, senden wird.
Die Gemeinde, die Johannes vor Augen hat, als er sein Evangelium schreibt, erlebt die ungläubige Welt um sich herum und muss sich mit ihr auseinander setzen. Zweifel am Glauben kommen auf, denn die Christen haben mit dem baldigen Anbruch des Gottesreiches gerechnet. Augen- und Ohrenzeugen Jesu starben. Wie sollte unter diesen Bedingungen eine lebendige Beziehung zu Jesus aufrechterhalten bleiben? Der Beistand, den Gott schicken wird soll eine Brücke, zwischen der Zeit des anwesenden Jesus und der Zeit in der sie leben, bilden.
Sie ist nicht auf die sichtbare Anwesenheit Jesu angewiesen. Aber – in dem Helfer, Tröster und Beistand ist Gottes Geist unsichtbar anwesend. Sie ist nicht allein und so, wie sie den Worten Jesu folgt, so wird Gott sich ihr zuwenden und Jesus wird in Gott anwesend sein.
Für die beiden letzten Verse hat sich unsere Vorbereitungsgruppe entschieden:
„Den Frieden lasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch.
Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.“
Frieden! – Was genau ist das?
Da ist der private Frieden den wir in unseren Familien, im Freundeskreis unter Arbeitskollegen erleben und halten wollen.
Doch gibt es immer wieder Streitigkeiten obwohl wir uns mühen den anderen Respekt, Interesse und Wärme entgegen zu bringen. Auch unsere Gemeinden erleben, wie übrigens auch schon die urchristlichen Gemeinden Streit, Unverständnis, Engstirnigkeit. Da helfen nur klare Worte, eindeutige Regeln für das Miteinander in der Vielfalt der Gemeinde. Im Neuen Testament hat der Apostel Paulus solche Regeln aufgeschrieben und sie sind auch für uns heute, natürlich für unsere Zeit modifiziert, umsetzbar.
Da geht es auch um Eingeständnis von Verfehlungen, das gegenseitige Verzeihen, die Bereitschaft zur Versöhnung.
Sie kennen sicher den Ausspruch, der bei Streitigkeiten und Diskussionen Verwendung findet „Na ja, um des lieben Friedens willen“ bin ich still oder stimme zu und in Klammern gesagt: Ich sage nicht, was ich denke und fühle und wie ich eigentlich reagieren möchte.
Das ist ein „fauler“ Frieden und wird nicht lange halten.
Ja, und da ist der Frieden in unserem Land. Wir können sicher leben. Ohne Angst vor nächtlichem Sirenengeheul, Bomben und Luftschutzkeller, wie manche von uns es noch erlebt haben.
Wir haben Soldatinnen und Soldaten, die freiwillig Wehrdienst leisten, weil sie von den Friedensfördernden Einsätzen der Truppe überzeugt sind.
Wir haben weitgehend soziale Sicherheit, Bildungsmöglichkeit und Arbeit.
Doch blicken wir auf die jetzige Pandemie Situation sind wir von Frieden in unserer Gesellschaft weit entfernt.
Die Gräben zwischen Geimpften und Impfgegnern wachsen. Verantwortliche in Regierungen, Ärzteverbänden, Arbeitgebern finden zu keiner Einigung. Wie soll, wie kann es weiter gehen?
Das schafft Unsicherheit – Unzufriedenheit.
Es geht auch um Heilung und um Frieden mit der Natur und Die Sehnsucht nach einem, der die Lösung bringt wächst.
Die Sehnsucht nach einem Ort des allumfassenden Friedens.
Und wir erleben den als so unendlich weit entfernt.
Täglich bringen uns Funk, Fernsehen und Zeitungen an die Unruheorte dieser Erde.
Da sind die Kriege in der Ukraine, Afghanistan, Westafrika, Israel, Palästina und vielen anderen Orten der Erde.
Überall sind Menschen bedroht durch Gewalt, Machtgier, schlechte Lebensbedingungen wie Dürre oder Naturkatastrophen.
Je mehr ich mich damit beschäftige, umso deutlicher wird mir wie groß und umfassend der Begriff von Frieden ist.
Das es um viel mehr geht als um das Schweigen der Waffen.
Nämlich um Gerechtigkeit und Versöhnung, um sozialen Frieden, Chancengleichheit, Humanität.
zwischen Mensch und Tier.
Für das alles hat die Bibel das Wort „Schalom“.
Schalom ist etwas, dass ganz eng mit Gott verbunden ist.
Gott schenkt Schalom!
So wie wir es von Jesus hören: „Meinen Frieden gebe ich euch.“
Dieser Friede ist sein Abschiedsgeschenk, sein Vermächtnis.
Es ist das – was uns bleibt – mal als Sehnsucht und mal als Vorgeschmack. (Die meiste Zeit wohl aber Sehnsucht). Und es ist der Frieden, den wir Menschen nicht selbst machen können.
Unsere Welt ist weit weg von diesem Frieden im umfassenden Sinn.
Einen Frieden „nicht wie die Welt gibt“ verheißt Jesus und fügt hinzu: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht“.
Das ist nicht leicht, denn die Bilder von Krieg, Gewalt, Zerstörung, Flucht und Vertreibung sind stark. Sie gehören zum Alltag unserer Welt.
Das Johannesevangelium verweist noch auf eine andere Ebene.
Da ist der Vater im Himmel, der seinen Sohn zu uns gesandt hat, damit wir verstehen: unser Leben ist mehr als das, was wir täglich vor Augen haben.
Da ist ein liebender Gott, der wie Vater und Mutter für uns sorgt.
Da gibt es Frieden und Versöhnung, da gibt es Heilung und Schalom.
Alles, was ihr euch nicht zu träumen wagt, was eure Vorstellung übersteigt, gibt es bei ihm.
Bei Johannes klingt das sehr geheimnisvoll, fast verschwörerisch als sei es ein Geheimwissen das die Christen verteidigen müssen gegen die böse Welt.
Wir, die diesem Christus folgen, haben eine Vorstellung, ein Bild vom Frieden, dem wir anhängen und für den wir uns einsetzen können.
Oft schaffen wir das nur mit Mühe, manchmal gelingt es nur im kleinen Kreis. Wenn wir aber Glück haben, dann strahlt dieser Frieden aus und wächst weiter, führt zum Ausgleich der verschiedenen Interessen, zur Verständigung bis hin zur Einigung.
Über allen diesen Versuchen steht dieses Wort Christi „Den Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“
Der Frieden ist schon da, wir können ihn entdecken, ihm nachgehen, ihm anhängen im Großen und Kleinen
Gott schenkt uns ihn als seinen Frieden, den weltumspannenden Schalom.
Davon träumen wir, darauf hoffen wir, danach sehnen wir uns.
Jeden Tag bis er kommt. AMEN.

Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus unserem Herrn.

  • Gebet

Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens,
dass ich liebe, wo man sich hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist; dass ich den Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
Wer sich selbst vergisst, der findet; wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Amen.

Vater unser im Himmel geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Gott sei uns gnädig und segne uns,
er lasse sein Antlitz leuchten.
Es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn!

(Gudrun Naumann)