Andacht zum Sonntag Rogate

Andacht zum Gottesdienst am Sonntag Rogate (25.Mai 2025)Anfangen:
In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir. Amen

Eröffnung :
Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“ Der Wochenspruch aus Psalm 66 ermutigt uns zum vertrauensvollen Gebet zu Gott. Gott hört uns. Jedes Wort auf unserer Zunge und jeden Gedanken, den wir in Freude und Trauer mit uns tragen.

Psalm 95:

Kommt herzu, lasst uns dem Herrn frohlocken

und jauchzen dem Hort unsres Heils!
Lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen
und mit Psalmen ihm jauchzen!
Denn der Herr ist ein großer Gott
und ein großer König über alle Götter.
Denn in seiner Hand sind die Tiefen der Erde,
und die Höhen der Berge sind auch sein.
Denn sein ist das Meer, und er hat’s gemacht,
und seine Hände haben das Trockene bereitet.
Kommt, lasst uns anbeten und knien
und niederfallen vor dem Herrn, der uns gemacht hat.
Denn er ist unser Gott und wir das Volk seiner Weide und Schafe seiner Hand.
Wenn ihr doch heute auf seine Stimme hören wolltet:


Lied: Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ – EG 343, 1-2.5 :

1.Ich ruf zu dir, Herr Jesu Christ, ich bitt, erhör mein Klagen;
verleih mir Gnad zu dieser Frist, lass mich doch nicht verzagen.
Den rechten Glauben, Herr, ich mein, den wollest du mir geben,
dir zu leben, meim Nächsten nütz zu sein, dein Wort zu halten eben.

2. Ich bitt noch mehr, o Herre Gott du kannst es mir wohl geben,
dass ich nicht wieder werd zu Spott; die Hoffnung gib daneben;
voraus, wenn ich muss hier davon, dass ich dir mög vertrauen
und nicht bauen auf all mein eigen Tun, sonst wird’s mich ewig reuen.

3. Verleih, dass ich aus Herzensgrund den Feinden mög vergeben;
verzeih mir auch zu dieser Stund, schaff mir ein neues Leben;
dein Wort mein Speis lass allweg sein, damit mein Seel zu nähren,
mich zu wehren, wenn Unglück schlägt herein,
das mich bald möcht verkehren.

4. Lass mich kein Lust noch Furcht von dir in dieser Welt abwenden;
beständig sein ans End gib mir, du hast’s allein in Händen;
und wem du’s gibst, der hat’s umsonst, es mag niemand erwerben
noch ererben durch Werke deine Gunst, die uns errett‘ vom Sterben.

5. Ich lieg im Streit und widerstreb, hilf, o Herr Christ, dem Schwachen;
an deiner Gnad allein ich kleb, du kannst mich stärker machen.
Kommt nun Anfechtung her, so wehr, dass sie mich nicht umstoße;
du kannst machen, dass mir’s nicht bringt Gefähr.
Ich weiß, du wirst’s nicht lassen.

Predigttext: Evangelium aus Johannes im 16. Kapitel:
Jesus Christus spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei.
Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde,
sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen.
Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; denn er selbst, der Vater, hat euch lieb,
weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.
Sprechen zu ihm seine Jünger: Siehe, nun redest du frei heraus und nicht in einem Bild. Nun wissen wir, dass du alle Dinge weißt und bedarfst dessen nicht, dass dich jemand fragt. Darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist. Jesus antwortete ihnen: Jetzt glaubt ihr? Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, dass ihr zerstreut werdet, ein jeder in das Seine, und mich allein lasst.
Aber ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir. Dies habe ich mit euch geredet,
damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Predigt:
Wie betest du? Was “denkst” du dabei? Bittest du um Hilfe, oder um Kraft und Mut für dein Tun? Ist es eher Hilfsbedürftigkeit, die dich leitet, oder die Bitte um Orientierung für die vorhandenen Kräfte? Benennst du die Dinge direkt oder sprichst du eher so allgemein? Passiert das Gebet spontan, oder ist es wohlüberlegt, und wie kann das gelingen, wenn Gott schon jedes Wort weiß? Und wer überhaupt ist Gott dabei, wie siehst du ihn im Gebet. Wen sprichst du an? Wohin richten sich deine Worte?

Liebe Gemeinde, schon die Fülle der Fragen beim Nachdenken über das Gebet
zeigt, dass es damit nicht so einfach ist. Das Gebet irgendwo zwischen Himmel und Erde, zwischen Gott und uns und Jesus, der im Johannesevangelium mit seinen Jüngern spricht. Die Fülle der Fragen, und auch das Gespräch mit seinen Jüngern zeigt: Es gibt da erstmal kein Richtig oder Falsch. Die Worte sind da, spontan und von Herzensgrund, oder auch vertraut und eingeübt.
Ratschläge und Anweisungen sind da mitunter nicht besonders hilfreich, können das offene Wort zu Gott eher verhindern als befördern. Aber liebevolle Ermunterung und Vorbild im freien Tun und Beten können es.
Im Gespräch Jesu mit seinen Jüngern zeigt sich, dass hier noch nichts fertig und doch schon alles da ist. Jesus spricht mit offenen Worten von seinem Weg und seinem Verhältnis zu Gott. Er spricht davon, dass er leiden wird, und dass er bald nicht mehr da sein wird; aber auch, dass sein Weg zu Gott führt, zu Gott, von dem er auch gekommen ist. Und das seine “Reise” die Welt der Jünger verändert hat.
So sehr, dass sie ihn nun nicht mehr brauchen werden. Die Jünger können nun mit Gott selbst sprechen.
In Jesu Namen. In österlicher Freude.
Gleichzeitig werden aber auch Probleme benannt. Der offenen Rede frei heraus steht die verschlossene Bilderrede gegenüber, die schwer verständlichen, verschlossenen Worte. Jesus fragt nach dem Glauben der Jünger. Da klingt ein deutlicher Zweifel an, wie weit es tatsächlich damit her ist. Und er benennt die Angst in der Welt, das Zerstreutwerden der Gemeinde angesichts seines Leidens und Sterbens, auch angesichts dessen, was den Jüngern nach Tod und
Auferstehung widerfährt und wie sie selbst ihre Gemeinschaft erfahren werden. Angesichts dessen, wie verletzlich und gefährdet ihr Glauben und ihre Gemeinschaft sind.
Und er benennt, was das heisst: In meinem Namen: Nämlich Liebe und Glaube, Liebe zu Jesus und der Glaube, dass er vom Vater gekommen ist.

Und zwischen all dem, irgendwo zwischen Himmel und Erde, irgendwo zwischen Glaube und Zweifel, zwischen Mut und Angst, zwischen Gott und Welt, zwischen Liebe und Trennung, stehen auch wir, die Gemeinde Jesu, und beten.

Manchmal sind es Gebete, die aus tiefer Überzeugung entspringen; manchmal sind es Gebete, die eher aus Trotz geschehen, die einfach gebetet werden, weil nichts anderes mehr übrigbleibt.
Manchmal sind es Gebete im Stillen und allein; manchmal sind es Gebete, die in der Gemeinschaft, im gemeinsamen Sprechen oder Singen ihre Kraft entfalten. Manchmal werden wir gefragt, wie wir uns das vorstellen, ob Gott eine Art Wunscherfüllungsmaschine sei; und manchmal werden wir gefragt, ob wir beten könnten, weil es ein Mensch nicht selbst kann, weil ihm die Worte fehlen, oder der Mut.

Und dann beten wir, tun es einfach, irgendwo zwischen Himmel und Erde.
Dann sind die Worte da, die geprägten des Vaterunsers und der Psalmen; und die spontanen und verzweifelten im Stoßgebet; und die ängstlich gesuchten in den Fürbitten, die dankbaren und freudigen Hallelujas voller Dankbarkeit, wenn das Leben siegt.

Jedenfalls gibt es dafür keine Vorschrift und keine Betriebsanleitung und keinen Algorithmus und kein Controlling und keine Effizienzinitiative. Das Gebet ist so vielfältig und so unvorhersehbar wie das Leben selbst, wie das Miteinander selbst. Nur darauf kommt es Jesus an. Dass wir Gott bitten in seinem Namen. Mit Liebe zu ihm, zum Menschen Jesus, der zugleich bei Gott sein wird und ist. Und das heisst, es ist eine konkrete Liebe, eine Liebe aus Fleisch und Blut, nicht irgendein abstraktes Geschehen oder die Rede zu einer anonymen Macht oder irgendein Selbstgespräch. Das Gebet ist Rede zu Gott, so echt und wahr und körperlich, wie ich jetzt zu Euch rede und Euch meine. Und ja, manchmal erfordert das nicht nur Trost in der angsterfüllten Welt, sondern auch Mut, wie es uns das griechische Wort im Schlusssatz nahelegt: In der Welt habt ihr Angst, aber habt Mut, ich habe die Welt besiegt.

Und dann beten wir, tun es einfach, irgendwo zwischen Himmel und Erde, wir tun es aus vollem Herzen, mit Liebe, mit Inbrunst, wie es mit einem alten Wort heisst; oder in einem Lutherlied: dass nicht bet’ allein der Mund, dass es geh von Herzensgrund. Amen.

Segensbitte:
Herr, wir bitten um deinen Segen,
für das Leben, das uns umgibt und erfüllt,
für die Liebe, die wir erfahren und anderen schenken,
für den Geist, der uns ermuntert und verbindet.
Herr, wir bitten um deinen Segen,
für unsere Erde, für den Frieden in unserer Welt,
für Mut zur Barmherzigkeit und Freude an Gerechtigkeit.
Herr, wir bitten um deinen Segen,
für unsere Mitgeschöpfe,
für Menschen ohne Hoffnung,
für unser verunsichertes Land,
für unsere verzagte Kirche.
Herr, wir bitten um deinen Segen,
für unser Bitten, Danken und Loben,
für unser Gebet.

Mit den Worten, die uns Jesus Christus gelehrt hat, beten wir:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen

Segen:
Der Herr segne dich und behüte dich.

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.
(O.Wisch)