Andacht zum Gemeindefest „Frühlingserwachen“ – 27 April 2025 – Luthergemeinde –
Anfangen:
In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit.
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir. Amen.
Eröffnung:
Der Wochenspruch aus dem ersten Brief des Petrus macht uns Mut: „Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“
aus Psalm 118:
Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.
Der HERR ist meine Macht und mein Psalm und ist mein Heil.
Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:
Die Rechte des HERRN behält den Sieg!
Die Rechte des HERRN ist erhöht; die Rechte des HERRN behält den Sieg!
Ich werde nicht sterben, sondern leben und des HERRN Werke verkündigen.
Der HERR züchtigt mich schwer; aber er gibt mich dem Tode nicht preis.
Tut mir auf die Tore der Gerechtigkeit,
dass ich durch sie einziehe und dem HERRN danke.
Das ist das Tor des HERRN; die Gerechten werden dort einziehen.
Ich danke dir, dass du mich erhört hast und hast mir geholfen.
Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.
Das ist vom HERRN geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen.
Dies ist der Tag, den der HERR macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein.
O HERR, hilf! O HERR, lass wohlgelingen!
Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN!
Wir segnen euch vom Haus des HERRN.
Der HERR ist Gott, der uns erleuchtet.
Schmückt das Fest mit Maien bis an die Hörner des Altars!
Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen.
Danket dem HERRN; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewiglich.
Lied: Vertraut den neuen Wegen – EG 395
1. Vertraut den neuen Wegen, auf die der Herr uns weist,
weil Leben heißt: Sich regen, weil Leben wandern heißt.
Seit leuchtend Gottes Bogen am hohen Himmel stand,
sind Menschen ausge zogen in das gelobte Land.
2. Vertraut den neuen Wegen und wandert in die Zeit!
Gott will, dass ihr ein Segen für seine Erde seid.
Der uns in frühen Zeiten das Leben eingehaucht,
der wird uns dahin leiten, wo er uns will und braucht.
3. Vertraut den neuen Wegen, auf die uns Gott gesandt!
Er selbst kommt uns entgegen. Die Zukunft ist sein Land.
Wer auf bricht, der kann hoffen in Zeit und Ewigkeit.
Die Tore stehen offen. Das Land ist hell und weit.
Text: 1. Brief an die Korinther 12; 12-27:
“ Der Körper des Menschen ist einer und besteht doch aus vielen Teilen.
Aber all die vielen Teile gehören zusammen und bilden einen unteilbaren Organismus. So ist es auch mit Christus: mit der Gemeinde, die sein Leib ist. Denn wir alle, Juden wie Griechen, Menschen im Sklavenstand wie Freie, sind in der Taufe durch denselben Geist in den einen Leib, in Christus eingegliedert und auch alle mit demselben Geist erfüllt worden. Ein Körper besteht nicht aus einem einzigen Teil, sondern aus vielen Teilen. Wenn der Fuß erklärt: „Ich gehöre nicht zum Leib, weil ich nicht die Hand bin“ – hört er damit auf, ein Teil des Körpers zu sein? Oder wenn das Ohr erklärt: „Ich gehöre nicht zum Leib, weil ich nicht das Auge bin“ – hört es damit auf, ein Teil des Körpers zu sein? Wie könnte ein Mensch hören, wenn er nur aus Augen bestünde? Wie könnte er riechen, wenn er nur aus Ohren bestünde?
Nun aber hat Gott im Körper viele Teile geschaffen und hat jedem Teil seinen Platz zugewiesen, so wie er es gewollt hat. Wenn aber alles nur ein einzelner Teil wäre, wo bliebe da der Leib? Aber nun gibt es viele Teile, und alle gehören zu dem einen Leib. Das Auge kann nicht zur Hand sagen: „Ich brauche dich nicht!“ Und der Kopf kann nicht zu den Füßen sagen: „Ich brauche euch nicht!“ Gerade die Teile des Körpers, die schwächer scheinen, sind besonders wichtig.
Die Teile, die als unansehnlich gelten, kleiden wir mit besonderer Sorgfalt und die unanständigen mit besonderem Anstand. Die edleren Teile haben das nicht nötig. Gott hat unseren Körper zu einem Ganzen zusammengefügt und hat dafür gesorgt, dass die geringeren Teile besonders geehrt werden. Denn er wollte, dass es keine Uneinigkeit im Körper gibt, sondern jeder Teil sich um den anderen kümmert. Wenn irgendein Teil des Körpers leidet, leiden alle anderen mit. Und wenn irgendein Teil geehrt wird, freuen sich alle anderen mit. Ihr alle seid zusammen der Leib von Christus, und als Einzelne seid ihr Teile an diesem Leib.“
Gedanken zum Text:
Liebe Gemeinde,
diesen Text schreibt Paulus an die Gemeinde in Korinth. Sicher kennen ihn viele von uns gut.
Er ringt um die Einheit dieser Gemeinde, die durch soziale Unterschiede, ungleiche Werte und unterschiedliche theologische Überzeugungen gefährdet ist. Und er tut dies, indem er die Korinther an ihre gemeinsame Grundlage und Identität erinnert: an das Kreuz und die Auferstehung Jesu Christi , vermittelt im Evangelium.
Um die Notwendigkeit dieser gemeinsamen Identität, der Verbundenheit in Christus, deutlich zu machen, nutzt Paulus das Bild von einem menschlichen Körper. Dieses Bild ist sofort verständlich – damals und auch heute im Hier und Jetzt.
Die Gesundheit unseres Körpers, seine Funktionstüchtigkeit, das sind bei den meisten von uns die ersten Fragen und Sorgen: wie geht es dir; die Gesundheit ist doch das Wichtigste… so sagen wir, so hören wir es doch oft. Und wir beobachten unseren Körper, werden sofort aufmerksam und unruhig, wenn wir eine Veränderung spüren; etwas tut weh, es gibt Einschränkungen, dann machen wir uns Sorgen, dann suchen wir die Experten auf, dann haben wir Angst – Angst um unseren Körper, manchmal wohl auch um unser Leben.
Und dann, genau dann merken wir, welche große Auswirkungen auch die kleinen Teile unseres Körpers auf die Gesamtheit haben.
Und Paulus entwirft nun in seinem Brief mithilfe dieses Bildes vom Körper, von einem Leib, eine geniale Verhältnisbestimmung zum Bild einer christlichen Gemeinde, einem Leib mit vielen Gliedern.
Die Gemeinde in Korinth und also auch wir hier und heute sind die christliche Gemeinde, die den Leib Christi darstellt.
Wenn ich mich hier umsehe, so kann ich sofort die verschiedensten Glieder – Gemeindeglieder – erkennen:
ich sehe Augen, die den Anderen nicht aus den Augen verlieren, Augen die das große Ganze im Blick haben;
ich sehe Hände, die zufassen, Arme die tragen helfen, Füsse, die sich auf den Weg machen, zu besuchen, zu organisieren, und so erkennen wir sicher die Komplexität unserer Gemeinde in diesem Bild wieder.
Und dieselben Merkmale, die unseren biologischen Körper betreffen, betreffen auch unsere Gemeinde als Leib Christi: er ist uns geschenkt, wir haben ihn nicht selbst zusammengesetzt, die einzelnen Organe nicht ausgesucht – aber wir haben Verantwortung dafür; der Körper ist ungemein komplex und vielfältig, er besteht aus vielen Organen und Körperteilen, die außen und innen ihre Funktionen haben.
Der Leib ist trotz vieler verschiedener Teile eine Einheit. Man kann diesen Leib nicht aufteilen. Abgetrennte Teile würden aufhören zu funktionieren. Sie würden absterben, während der restliche Körper einen Teil seiner Funktionen verlöre. Und: Der Leib ist viel, viel mehr als die Summe seiner Einzelteile. Auch hier stimmt der Vergleich mit der Gemeinde.
Und Paulus betont noch einen besonderen Aspekt für die Gemeinde über den wir nachdenken sollten:
„Gerade die schwächer scheinenden Glieder des Leibes sind unentbehrlich. Denen, die wir für weniger edel ansehen, erweisen wir um so mehr Ehre, und unseren weniger anständigen Gliedern begegnen wir mit mehr Anstand, während die anständigen das nicht nötig haben. Gott aber hat den Leib so zusammengefügt, dass er dem geringsten Glied mehr Ehre zukommen ließ, damit im Leib kein Zwiespalt entstehe, sondern alle Glieder einträchtig füreinander sorgen.“
Es gilt also, einander wahrzunehmen, aufmerksam zu sein, füreinander da zu sein, füreinander einzustehen und Verantwortung füreinander zu tragen .
Das ist eine wichtige soziale Dimension unseres Glaubens – die Akzeptanz, das Eintreten für Schwache.
Und es ist ein wichtiger Baustein für eine gelingende Gemeinschaft.
Die Steuerung, die Schaltzentrale unseres biologischen Leibes liegt in unserem Kopf, im Gehirn, in den Millionen Nervenzellen, die miteinander kommunizieren, in den verschiedenen Teilen des Gehirns die mit ihren Verbindungen zu allen Organen und Gliedern unseren Körper steuern und funktionstauglich machen.
Und wie steht es mit einer christlichen Gemeinde, unserer Gemeinde? Wer ist das Haupt? Wer ist unser Kompass? Von wem lassen wir uns leiten?
Die Antwort lautet: Jesus Christus. Denn es gibt für uns nur einen Kompass: derselbe Geist, derselbe Herr, derselbe Gott, der in unseren Gemeinden wirkt, der die Gemeindeglieder stärkt und zu ihren Aufgaben und Diensten befähigt, der unsere Verbindung untereinander ist. Unsere Gemeinschaft liegt nicht in dem, was uns Menschen von uns aus verbindet, sondern gerade darin, dass Gott uns untereinander verbunden hat.
Wir Christen sind verbunden, weil wir alle aus der Taufe heraus leben, in der Gott sein großes Ja zu uns gesprochen hat. Wir sind durch diese Taufe zur Einheit verbunden und wir leben aus dem einen Geist, der in der Taufe geschenkt wird. Darin liegt die Einheit der Christen beschlossen, darum sind wir als Kirche (als Gemeinschaft der Gläubigen) ein Leib.
Und so zählen auch nicht unsere Unterschiede, sondern die Gemeinschaft, die Gott zwischen uns stiften will.
Und wie kann Gemeinschaft gelingen angesichts dieser vielen, so verschiedenen Menschen (wie wir hier beieinander sind) , angesichts der verschiedenen Leben und unterschiedlichen Bedürfnissen, unseren so verschiedenen Gaben, Stärken und Schwächen.
Sie kann gelingen, wenn wir uns ernsthaft leiten lassen von der Güte Gottes, der Liebe Christi und dem heiligen Geist, der uns versprochen wurde von Christus, dem gestorbenen und auferstandenen Sohn Gottes, unserem Bruder.
Dann wird die eigentliche Kraft der Fülle Gottes sichtbar und wirksam in der Vielfalt der Menschen mit ihren so unterschiedlichen Gaben und Möglichkeiten.
Jede und Jeder von uns ist wichtig und kann ihre Aufgaben in der Gemeinde finden, wird gebraucht und von Gott in den Dienst genommen.
Ich denke, hier können wir auch die große Sehnsucht von Paulus spüren: die christliche Gemeinde als verbundene Glieder des Körpers Chrsti, die nicht auseinanderstreben sondern sich einbringen in die Gemeinschaft und das Leben unter seinen Segen stellen.
Und Gott traut uns zu, als Leib Christi in dieser Welt das weiterzugeben,
was Jesus vor 2000 Jahren begonnen hat. Wir sind nicht nur
passiv Glaubende, sondern als Teil des Leibes Christi haben wir auch ganz aktiv daran Anteil, das Wirken Gottes in die Welt zu tragen.
Das ist ein großes Bild, das uns ermutigen will in unseren Herzen, in der Gestaltung unseres Gemeindelebens und unseres Alltages – überall wo wir als Menschen und Christen zusammen leben.
Und ich denke, dass wir gerade heute die Möglichkeiten dieses Geschenkes unserer Gemeinschaft sehen und spüren können. Diesen Schatz sollten wir immer wieder neu entdecken und bewahren.
Wir dürfen diesen Nachmittag erleben als Möglichkeit, die vielfältigen Gaben unserer Gemeindeglieder kennenzulernen und bestimmt so manch Interessantes zu entdecken.
So kann es uns gelingen, dass unsere drei Gemeinden spürbar zu einem Leib zusammenwachsen – mit Christus als unserem Haupt und unserem Fundament.
Lassen sie uns diesen Tag feiern als Tag des Herrn, als Tag unserer Gemeinden.
Und für heute und unseren weiteren gemeinsamen Weg gebe er uns Kraft, Geduld und seinen Segen. Amen.
Miteinander und Füreinander beten:
Herr Jesus, wir danken dir, dass dein Ostersieg auch für uns gilt
wenn wir dir nachfolgen und dich Herr sein lassen in unserem Leben
Hilf uns, dass wir dir von ganzem Herzen vertrauen und erkennen,
dass dein Wort für uns gut und richtig ist.
Herr, wir danken Dir für die Gemeinschaft in unserem Gemeindeverband.
Wir bitten Dich für alle Gemeindeglieder und alle,
die im Dienst Deiner Gemeinde stehen:
bewahre ihre Herzen vor Bitterkeit, Trägheit und Mutlosigkeit.
Wir bitten Dich für Deine Gemeinde, für die ganze Kirche:
erhalte uns in Deiner Wahrheit und in Deinem Frieden
Wir denken an diejenigen, die heute nicht bei uns sein können
weil sie krank oder gebrechlich oder von uns gegangen sind
und bitte für sie um deinen Frieden
Wir bitten dich, Herr, tröste uns in unserer Sorge und Trauer
und lass uns die Erinnerung an unsere Lieben in unseren Herzen bewahren
Du Gott des Friedens, wir denken an die Opfer der Kriege
in Europa, in Palästina und in der Welt
Wir beten für die Verletzten und Trauernden, für die Angehörigen der Entführten,
für die Menschen, die in den Kriegsgebieten leben
und nicht wissen, wohin sie fliehen sollen
Wir beten für ein Ende des Blutvergießens
und eine lebensfördernde Perspektive für diese Menschen
Wir beten auch für den Frieden in unserer Gesellschaft
um Weisheit in Konflikten und um Achtsamkeit
und Respekt im Umgang miteinander
Mit Jesu Worten beten wir:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme. Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Segen:
Du, unser Gott, mit dem Frühling erwacht die Natur zu neuem Leben.
Lass auch in unseren Herzen Hoffnung und Freude wachsen;
Schenke uns Licht nach dunklen Tagen, Wärme in kalten Zeiten sowie Kraft für unseren neuen Weg als Kirchengemeindeverband.
Schenke uns Deinen Frieden und begleite uns mit Deinem Segen. Amen.
(Lektorenteam)