9. Sonntag nach Trinitatis (01.08.)2021

  • Eröffnung

Mit dem Wochenspruch für die neue Woche grüße ich Sie:
„Wem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und wem viel anvertraut ist, von dem wird man umso mehr fordern“. (Lukas 12, 48b)

  • Lied: Danke, für diesen guten Morgen (EG 334)

Das Lied zum Anhören: https://www.eingesungen.de/player.php?track=1103&buch=21#player

Danke für diesen guten Morgen, danke für jeden neuen Tag.
Danke, dass ich all meine Sorgen auf dich werfen mag.
Danke für alle guten Freunde, Danke, o Herr, für jedermann.
Danke, wenn auch dem größten Feinde ich verzeihen kann.
Danke für meine Arbeitsstelle, danke für jedes kleine Glück.
Danke für alles Frohe, Helle und für die Musik.
Danke für manche Traurigkeiten, danke für jedes gute Wort.
Danke, dass deine Hand mich leiten will an jedem Ort.
Danke, dass ich dein Wort verstehe, danke, dass deinen Geist du gibst.
Danke, dass in der Fern und Nähe du die Menschen liebst.
Danke, dein Heil kennt keine Schranken, danke, ich halt mich fest daran.
Danke, ach Herr, ich will dir danken, dass ich danken kann.

  • Psalm 63

Gott, du bist mein Gott, den ich suche.
Es dürstet meine Seele nach dir,
mein ganzer Mensch verlangt nach dir
aus trockenem, dürren Land wo kein Wasser ist.
So schaue ich aus nach dir in deinem Heiligtum,
wollte sehen deine Macht und Herrlichkeit.
Denn deine Güte ist besser als Leben;
meine Lippen preisen dich.
So will ich dich loben mein Leben lang
und meine Hände in deinem Namen aufheben.
Das ist meines Herzens Freude und Wonne,
wenn ich dich mit fröhlichem Munde loben kann;
wenn ich mich zu Bett lege, denke ich an dich,
wenn ich wach liege, sinne ich über dich nach.
Denn du bist mein Helfer,
und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.
Meine Seele hängt an dir;
deine rechte Hand hält mich.

  • Text: Matthäus 7,24-27

Jesus sprach:
Wer diese meine Rede hört und tut sie,
der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute.
Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen
und die Winde wehten und stießen an das Haus,
fiel es doch nicht ein.
Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht,
der gleicht einem törichten Mann, der sein Haus auf Sand baute.
Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen
und die Winde wehten und stießen an das Haus,
da fiel es ein und sein Fall war groß.

  • Gedanken zum Text

Liebe Gemeinde,
„auf das Fundament kommt es an“
Fels oder Sand, wo kann man sicherer bauen und wohnen.
Ein eindrückliches Bild, das uns Jesus da vor Augen führt,
eine klare, gut verständliche Sache. Wenn die Regengüsse und Sturzbäche kommen, braucht man ein gutes Fundament, sonst rutscht alles ab.
Auf das Fundament kommt es an, weil es einem einen festen Halt gibt. So ein festes Fundament im Leben – das wäre schön.
Es ist das Ende der Bergpredigt, wo unser Text steht.
Gerade die Worte der Bergpredigt haben es in sich.
Von Barmherzigkeit ist die Rede, vom Salz der Erde und Licht der Welt. Jesus redet von Versöhnung und Feindesliebe, unvergänglichem Reichtum und fordert dazu auf, sich nicht den Sorgen zu unterwerfen. In dieser Bergpredigt lehrt er uns zu beten und warnt vor Irrwegen und Irrlehren.
Die Bergpredigt ist eine Herausforderung. Jesus ermutigt seine Predigthörer, sein Wort in die Tat umzusetzen.
Ja, gern würde ich nach seinen Verhaltensregeln leben.
In Gedanken stimme ich Jesus zu – und weiß doch, wenn ich ehrlich mit mir bin, wie oft ich in der Praxis hinter seinen Aufforderungen zurückbleibe – wie sehr Hören und Tun auseinanderklaffen.
Wie gehe ich mit diesen Worten um, die im Denken und Handeln mein Leben als Christin bestimmen möchten.
Laufe ich nicht Gefahr, mich beider Umsetzung der Worte selbst zu überfordern und letztendlich zu resignieren und es sein zu lassen? Das kann Jesus nicht so gemeint und gewollt haben.
Es muss noch einen Weg geben. Dabei kann ein Blickwechsel helfen – weg vom Errichten eines Fundamentes samt Hausbau,
hin zu Jesus in seiner Gesamtheit. Ich verstehe das Reden und Handeln Jesu so, dass er das Reich Gottes den Menschen nahe bringen wollte.
Ein Reich, in dem die Liebe Gottes regiert und seine Gnade unübersehbar ist. Doch dieses Reich gibt es nicht einfach zu kaufen.
In einer kleinen Geschichte erzählt Heinz Summerer:
Ein junger Mann betrat im Traum einen Laden. Hinter der Theke stand ein Engel.
Hastig fragte er ihn: Was verkaufen Sie, mein Herr?
Der Engel antwortete freundlich: „Alles, was Sie wollen.“
Der junge Mann begann aufzuzählen: „Dann hätte ich gern das Ende aller Kriege in der Welt, bessere Bedingungen für die Randgruppen der Gesellschaft, Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika, Arbeit für die Arbeitslosen, mehr Gemeinschaft und Liebe in der Kirche, und …
Da fiel ihm der Engel ins Wort:
„Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich falsch verstanden. Wir verkaufen keine Früchte, wir verkaufen nur den Samen.“
Diese kleine Geschichte sagt uns, dass wir selbst tätig werden sollen, ja dürfen.
Ganz gleich, was wir anlegen möchten, festes Fundament oder einen wunderschönen Garten- wir dürfen selbst tätig werden.
Dahinter verbirgt sich eine große Freiheit, die Freiheit des Probierens. Die Freiheit des „Nicht-Funktionieren-Müssens“.
Die Freiheit, sich selbst so anzunehmen, wie man ist.
Wir leben in einer Welt, die oft von Forderungen und Zwängen
bestimmt ist, die wir uns selbst auferlegen.
Das Ganze ist einhergehend mit dem Streben nach materieller Absicherung und bestmöglicher Gesundheit. Ist dieses vorhanden, so sind viele Menschen unserer Tage überzeugt, werde sich das Leben ganz gut und lange leben lassen.
Nur, steckt darin eine Gefahr. Egoismus, Neid und Unzufriedenheit machen sich breit, wenn ich meine haben zu müssen, was der Nachbar hat, angesehen zu sein, wie ein guter Bekannter. Und schon kreisen die Gedanken in diese Richtung.
Ohne, dass wir es merken gerät das Fundament unseres Lebenshauses ins Wanken. So, als wäre es von Schwamm befallen .
Die Empathie für andere nimmt immer mehr ab. Menschen verhärten, während das Fundament ihres Lebenshauses immer stärkere Risse bekommt.
Zumal, wenn der Alltag anders verläuft als geplant, Ereignisse eintreten, die weder geplant waren noch gewünscht sind.
Gegen all das steht die Freiheit, zu der Jesus uns einlädt.
Es gibt nur einen Haken dabei: wir müssen es zumindest einmal versuchen!
Den ersten Schritt zu gehen; es zu wagen, das zu leben, was im Sinne Gottes ist; der Sehnsucht zu trauen, das etwas neu lebendig werden kann in mir, in meinen Beziehungen zu anderen,
im Vertrauen auf Gott.
Das hat Bedeutung über das Persönliche hinaus.
Denn auch für das Haus unserer Gesellschaft ist es von Belang, zu hören und zu tun, was Jesus uns ans Herz legt.
Unsere Gesellschaft muss mehr sein als ein mehr oder weniger funktionierendes Wirtschaftssystem, in dem alle Risiken abgesichert scheinen.
Die in den vergangenen Monaten so oft und laut beschworene Wertegemeinschaft tut gut daran, sich von Orientierungen Jesu leiten zu lassen. Den Samen dazu können wir am besten in unseren Familien und Gemeinden legen.
Zwar existiert oft die Meinung, dass der Prophet im eigenen Land nichts gelten würde. Doch wie ist es mit dem Fundament in Jesu Sinn in unseren Gemeinden und Familien?
Strahlen sie deshalb oft so wenig von der befreienden Botschaft aus, weil zu viel Sand im Spiel ist?
Sind es vielleicht gar wir selbst, die für die fortschreitende Erosion des Fundamentes verantwortlich sind?
So kommt zu dem, dass wir den ersten Schritt wagen, noch etwas hinzu oder besser, sollte ihm vorausgehen:
Die ehrliche und selbstkritische Erkenntnis darüber, in wie weit wir uns selbst noch einem festen christlichen Fundament befinden.
Das „Kehren vor der eigenen Tür“ gehört zwar mit zu den schwersten Aufgaben, die es zu meistern gilt, doch es lohnt sich in vielfacher Hinsicht.
Haben wir das geschafft, können wir auch daran gehen, ein neues Haus zu errichten.
Ein Lied, das beschreibt, wie schön es sein kann, so ein lebendiges Haus zu bauen, stammt von Peter Jannsens:
„Komm bau ein Haus“. Darin heißt es:
Komm, bau ein Haus, das uns beschützt, pflanz einen Baum, der Schatten wirft, und beschreibe den Himmel, der uns blüht.
Ich wünsche uns von Herzen, dass es mit Gottes gütiger Hilfe gelingen möge, auf einem festen Fundament zu lebendigen Steinen im Haus Gottes zu werden.
Amen.

  • Gebet miteinander und füreinander

Gott, zu dem wir voller Vertrauen Vater sagen dürfen,
wir danken dir für alles, was uns Tag für Tag am Leben erhält,
für alle guten Gedanken und richtigen Entscheidungen.
Doch wir bekennen auch, dass wir das von dir uns an Gaben und Gut geschenkte, nicht immer richtig nutzen.
Zu oft setzen wir sie nur für uns selbst ein
und vergessen dabei dir zu danken. Wir bitten dich um Vergebung.
Genauso erbitten wir von dir auch die Kraft zur Veränderung.
Hilf uns bei der Errichtung eines festen Fundamentes in Jesu Sinn,
so dass wir zu einer Gemeinde werden, in der man nicht übereinander, sondern miteinander redet, in der man Hilfe gibt und empfängt.

Vaterunser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsre Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

(Gudrun Naumann)