7. Sonntag nach Trinitatis 2020

  • Eröffnung

So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Diese freundliche und ermutigende Einladung aus dem Epheserbrief steht über dieser Woche. Wer Hausgenosse und Mitbürger heißt, zahlt nicht für seine Unterkunft oder sein Essen, noch muss er betteln um Gottes gutes Wort. Von allem ist reichlich da. Jetzt, hier und heute. Amen

  • Ein Lied : Nun lasst und Gott dem Herren (EG 320)

1) Nun lasst uns Gott dem Herren
Dank sagen und ihn ehren
für alle seine Gaben,
die wir empfangen haben.

2) Den Leib, die Seel, das Leben
hat er allein uns geben;
dieselben zu bewahren,
tut er nie etwas sparen.

3) Nahrung gibt er dem Leibe;
die Seele muss auch bleiben,
wiewohl tödliche Wunden
sind kommen von der Sünden.

4) Ein Arzt ist uns gegeben,
der selber ist das Leben;
Christus, für uns gestorben,
der hat das Heil erworben.

  • Worte aus Psalm 107: Danklied der Erlösten

Danket dem Herrn; denn er ist freundlich,

und seine Güte währet ewiglich.

So sollen sagen, die erlöst sind durch den Herrn,
die er aus der Not erlöst hat,

die er aus den Ländern zusammengebracht hat
von Osten und Westen, von Norden und Süden.

Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege,
und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten,

die hungrig und durstig waren
und deren Seele verschmachtete,

die dann zum Herrn riefen in ihrer Not
und er errettete sie aus ihren Ängsten

und führte sie den richtigen Weg,
dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten:

Die sollen dem Herrn danken für seine Güte / und für seine Wunder,
die er an den Menschenkindern tut,

dass er sättigt die durstige Seele
und die Hungrigen füllt mit Gutem.

  • Worte aus dem Brief an die Hebräer im 13. Kapitel

Bleibt fest in der brüderlichen Liebe.

Gastfrei zu sein vergesst nicht;

denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt.

Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene,

und an die Misshandelten, weil auch ihr noch im Leibe lebt.

  • Gedanken zum Hebräerbrief

Ohne es zu wissen, einen Engel beherbergen. Mich erinnert dieser Gedanke an das Gedicht von Rudolf Otto Wiemer:

Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.

Sie gehen leise, sie müssen nicht schrein,
manchmal sind sie alt und hässlich und klein,
die Engel.

Sie haben kein Schwert, kein weißes Gewand,
die Engel.

Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand,
oder wohnt neben dir, Wand an Wand,
der Engel.

Dem Hungernden hat er das Brot gebracht,
der Engel.

Dem Kranken hat er das Bett gemacht,
er hört, wenn du rufst, in der Nacht,
der Engel.

Er steht im Weg, und der sagt: Nein,
der Engel.

Groß wie ein Pfahl und hart wie ein Stein –
Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein,
die Engel.

Unerkannte Engel werden auch in diesen Versen beschrieben. Der Hebräerbrief treibt aber den Gedanken des Gedichts noch weiter. Die Engel bleiben nicht nur unerkannt, sondern empfangen selbst Hilfe; nicht der Engel bringt Brot und macht das Bett, sondern ich tue dies dem Engel. Die Boten der himmlischen Welt finden Herberge und Zuflucht in der geschwisterlichen Liebe untereinander. Mitten unter den Menschen, den Gefangenen und Misshandelten.

Die Engel des Hebräerbriefes sind Gesandte Gottes. Sie sagen mir das Wort; das feste Wort vom Gesetz Gottes. Diese Worte Gottes darf ich nicht nur als akustische Signale meines Verstandes und meiner Stimme verstehen. Sie werden verwandelt. Der Engel, dem ich Gastfreiheit gewähre, Gesellschaft und Trost, ist das Ergebnis dieser Verwandlung.  Sie geben mir Zeugnis von den Zeichen und Wundern Jesu Christi und dem Wirken des Heiligen Geistes. Diese Engel sind in der Nähe, auch wenn ich meine, sie nicht hören und sehen zu können; sogar dann, wenn ich nicht einmal daran denke. Dieser Engel trägt das Antlitz meines Nächsten, dem ich Beistand leiste, den ich nicht links liegen lasse und dem ich in der Not helfe. Als ein Mitgefangener und als Mensch von Fleisch und Blut. Das Wort ist Mensch geworden, wie es im Johannesevangelium heißt.

Die Verkündigung dieser guten Botschaft ist das Herzanliegen in unseren Gemeinden. Der Hebräerbrief ermuntert mich, diese Verkündigung nicht auf kluge Worte in der Predigt zu beschränken. Sie ereignet sich ebenso in den handfesten und alltäglichen Aufgaben, die ich für mich und meine Lieben und über das häusliche Leben hinaus leiste. In der Luthergemeinde bedeutet das, dass die Menschen die Botschaft Gottes weitergeben, indem sie sich beispielsweise bei den Zeitpaten engagieren oder für Bauaufgaben, sich beraten und schwierige Entscheidungen treffen, und vielfältige scheinbar kleine Aufgaben bewältigen: die Heckenschere in die Hand nehmen, einen Schrank aufstellen, die Kirche mit Blumen schmücken, die Sonntagspredigt verteilen. Das wird eine schöne lange Liste umrahmt von den Momenten, in denen wir uns innerhalb der Gemeinde und darüber hinaus Zeit nehmen, zuzuhören und uns im Guten wie im Schweren einander tragen und füreinander da sind.

Ja, das Wort der Verkündigung ist ein breiter Strom, der sich im geschwisterlichen Miteinander ereignet. Dann stellt Gott uns seine Boten und Engel zur Seite. Unbemerkt und unbewusst.

Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Großer Gott,

was geschieht, wenn wir deine Engel nicht erkennen,

wenn wir glauben, unseren Nächsten übersehen zu dürfen?

Deine Gebote geben uns die Richtschnur.

und tief in uns sind wir gewiß, was du von uns verlangst.

Aber es ist oft schwer, dieser Stimme zu folgen

in dieser wilden Welt. Was uns beschäftigt,

aus den Nachrichten und aus unserer eigenen Lebensgeschichte,

kann uns leicht abbringen von deinem guten Weg.

Gott,

gib uns den Mut und die Liebe, deinen Geboten zu folgen

und auf deine engelhafte Stimme zu hören.

Und sende uns deine Engel

auch dann, wenn wir selbst zu schwach dafür sind.

Durch Jesus hast du uns gezeigt, dass du dir selbst

nicht zu schade bist für unser Fleisch und Blut.

Jesus zeige uns, wie es uns gelingt,

dass wir uns selbst nicht zu schade sind.

Mit seinen Worten beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfarrer Olaf Wisch)