7. Sonntag nach Trinitatis (18.07.)2021

  • Eröffnung

„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“ Gott nimmt uns auf in seine Gemeinschaft und stärkt unser Miteinander. Als Schwestern und Brüder loben wir Gott mit Liedern und Gebeten. Amen.

  • Ein Lied: Nun lasst uns Gott dem Herren (EG 320)

1 Nun lasst uns Gott dem Herren Dank sagen und ihn ehren
für alle seine Gaben, die wir empfangen haben.

2 Den Leib, die Seel, das Leben hat er allein uns geben;
dieselben zu bewahren, tut er nie etwas sparen.

3 Nahrung gibt er dem Leibe; die Seele muss auch bleiben,
wiewohl tödliche Wunden sind kommen von der Sünden.

4 Ein Arzt ist uns gegeben, der selber ist das Leben;
Christus, für uns gestorben, der hat das Heil erworben.

  • Aus Psalm 107 – Er sättigt die durstige Seele

Danket dem HERRN; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.

So sollen sagen, die erlöst sind durch den HERRN,
die er aus der Not erlöst hat,
die er aus den Ländern zusammengebracht hat
von Osten und Westen, von Norden und Süden.
Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege,
und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten,
die hungrig und durstig waren
und deren Seele verschmachtete,
die dann zum HERRN riefen in ihrer Not
und er errettete sie aus ihren Ängsten
und führte sie den richtigen Weg,
dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten:
Die sollen dem HERRN danken für seine Güte /
und für seine Wunder,
die er an den Menschenkindern tut,
dass er sättigt die durstige Seele
und die Hungrigen füllt mit Gutem.

  • Welcher Mensch? – Aus dem 1. Buch der Könige im 17. Kapitel

Und es sprach Elia, der Tischbiter, aus Tischbe in Gilead zu Ahab: So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.
Da kam das Wort des HERRN zu ihm: Geh weg von hier und wende dich nach Osten und verbirg dich am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Und du sollst aus dem Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, dass sie dich dort versorgen sollen. Er aber ging hin und tat nach dem Wort des HERRN und setzte sich nieder am Bach Krit, der zum Jordan fließt. Und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends, und er trank aus dem Bach.
Und es geschah nach einiger Zeit, dass der Bach vertrocknete; denn es war kein Regen im Lande. Da kam das Wort des HERRN zu ihm: Mach dich auf und geh nach Sarepta, das zu Sidon gehört, und bleibe dort; denn ich habe dort einer Witwe geboten, dass sie dich versorge. Und er machte sich auf und ging nach Sarepta. Und als er an das Tor der Stadt kam, siehe, da war eine Witwe, die las Holz auf. Und er rief ihr zu und sprach: Hole mir ein wenig Wasser im Gefäß, dass ich trinke! Und als sie hinging zu holen, rief er ihr nach und sprach: Bringe mir auch einen Bissen Brot mit! Sie sprach: So wahr der HERR, dein Gott, lebt: Ich habe nichts Gebackenes, nur eine Handvoll Mehl im Topf und ein wenig Öl im Krug. Und siehe, ich habe ein Scheit Holz oder zwei aufgelesen und gehe heim und will’s mir und meinem Sohn zubereiten, dass wir essen – und sterben.
Elia sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Geh hin und mach’s, wie du gesagt hast. Doch mache zuerst mir etwas Gebackenes davon und bringe mir’s heraus; dir aber und deinem Sohn sollst du danach auch etwas backen. Denn so spricht der HERR, der Gott Israels: Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der HERR regnen lassen wird auf Erden. Sie ging hin und tat, wie Elia gesagt hatte. Und er aß und sie auch und ihr Sohn Tag um Tag. Das Mehl im Topf wurde nicht verzehrt, und dem Ölkrug mangelte nichts nach dem Wort des HERRN, das er geredet hatte durch Elia.

  • „soll nichts mangeln bis auf den Tag“ – Gedanken zum 17. Kapitel im 1. Buch der Könige

Die Fülle des Lebens, das Gute und das Böse sind in diesen Worten gegenwärtig. Ein böser König – Ahab – und ein Mann Gottes – Elia. Diese stehen gegeneinander. Die Dürre, die das Land betrifft und die wundersame Versorgung durch einen Raben und eine Witwe. Hunger und Not auf der einen Seite, und der Überfluss auf der anderen Seite.
Es steht in Gottes Hand, was Elia geschieht und den Menschen, mit denen er zu tun hat. Ahab – der König der 10 Stämme Israels, die sich von dem Heiligtum in Jerusalem abgewandt haben. Gegen den Willen Gottes. Das Volk Gottes gespalten in zwei Königtümer – Juda im Süden und Israel im Norden. So soll es nicht sein, sagt Gott. Elia soll dies in seinem Namen bezeugen.
Eine schwere Aufgabe, die Elia übertragen bekommt. Gott erlegt sie ihm auf und sorgt für das Nötigste. Trotz der Dürre im Land und trotz der Gefahr durch den feindseligen Ahab. Schließlich kommt Elia bei einer Witwe in Sarepta unter. Das Leben der Witwen ist schwer. Es gibt keine soziale Absicherung. Die Arbeitskraft und die Gemeinschaft eines Mannes fehlen. Dennoch muss sie einen Sohn versorgen. Elia schenkt ihr neuen Mut und ist zugleich mit versorgt.
Die Geschichten um den Propheten Elia sind nicht leicht verdaulich. Diese Gottesspeise ist ein hartes Brot. Zumal, wenn ich Gott als gütig verstehe. Hier in dieser Geschichte wendet sich die Dürre gegen Ahab. Ebenso aber auch gegen alle anderen Menschen, die im Lande wohnen, einschließlich der Witwe. Um Elias Willen wird ihr geholfen.
Die schrecklichen Bilder aus dem Westen Deutschlands lassen mich ähnliche Fragen stellen. Sind sie die Konsequenz eines falschen Lebens? Eines Lebens im Überfluss, der unsere Natur auf solche Art verändert, dass sie sich gegen uns wendet? Wenn ich die Stimmen der weinenden Menschen höre, fällt es mir schwer zu glauben, dass sie diese „Strafe“ verdient hätten.
Aber es ist die Realität. Eine erschreckende Wirklichkeit auch in unserer Zeit. Eine Dürre, eine Flut. Ein unausweichliches Schicksal oder gar der Wille Gottes? Das Leben und die Menschen und die Natur und Gott – alles das ist zu vielfältig und unüberschaubar, um darauf eine einfache Antwort geben zu können. Diese Wirklichkeit tritt mir entgegen, ohne dass sie mir sagt, wie es weiter geht.
Elia handelt im Auftrag Gottes. Er ist in diesem Auftrag ebenso in diese Wirklichkeit verstrickt mit allem Guten und Bösen darin. Als im weiteren Verlauf der Geschichte der Sohn der Witwe stirbt, fleht Elia zu Gott, ihn wieder leben zu lassen. Das Leben kehrt zurück. Eine prägende Geschichte im Glauben des Volkes Gottes. So prägend, dass die Zeitgenossen Jesu glauben, dass dieser ein wiedergekehrter Elia sei. Jesu Wunder, die Heilungen und Speisungen, die Auferweckungen und Sturmstillungen legen das nahe. Wie Elia ist er ein Mann Gottes und hat einen „direkten Draht zu ihm“. Elia und Jesus sind Fürsprecher bei Gott. Petrus korrigiert aber diese Ansicht und benennt das wahre Sein Jesu: „Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!“ (Matthäus 16,16)
Jesus ist mehr als ein Fürsprecher. Jesus ist Gottes Sohn. Gott tritt dem Menschen in menschlicher Gestalt gegenüber. Er leidet mit ihnen. Er lacht mit ihnen. Er isst mit ihnen. Er stirbt mit ihnen. Er teilt die menschliche Ohnmacht. Das scheint zunächst viel zu wenig zu sein. Das lindert keinen Hunger, stiftet keinen Frieden und baut auch kein niedergestürztes Haus wieder auf. Ich glaube aber, dass in diesem Miteinander neue Kraft erwachsen kann und die Gemeinschaft der Leidenden gestärkt wird. Für die durstigen Seelen und die tatkräftigen Hände.
Auch wenn ich mir wünschen würde, dass Gott mit einem Fingerstreich alles Leid beenden könnte, sehe ich doch, dass das nicht der Wirklichkeit entspricht. Aber ein Miteinander ist möglich, um einander zu helfen, zu trösten und Frieden zu bringen. Im Namen Gottes. Im Namen Jesu. Amen.

  • Miteinander und füreinander beten

Guter Gott im Himmel,
obwohl du Mensch geworden bist,
sehen wir das Unglück in dieser Welt,
so viel Unglück, dass wir schon das eine vergessen,
wenn das nächste über uns hereinbricht.
Die Bilder aus diesem Land, von diesem Planeten,
und aus der nächsten Nachbarschaft sind kaum erträglich.
Wecke den Gedanken, dass das Antlitz
der Menschen, die leiden, dein Antlitz ist,
bei denen, die große Verantwortung tragen.
Wecke den Gedanken bei denen,
die den Mut verlieren, dass sie neue Kraft gewinnen,
wenn wir auf den Nächsten achten.
Wecke den Gedanken bei denen,
die zweifeln, dass ein Gebet in deinem Namen
größere Kraft hat, als unser kleiner Glaube es zulässt.
Wecke den Gedanken bei denen,
die großes Leid erfahren, dass du ihnen näher als nah bist.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)