5. Sonntag nach Trinitatis 2020

  • Eröffnung

Das Wort Gottes, seine Botschaft zu lesen, zu hören und zu Herzen zu nehmen. Für die Botschaft seiner offenbaren und alltäglichen Wunder öffnen wir Herz und Verstand, staunend und dankbar. Erfüllt und bereichert zeugen wir mit Körper und Seele von der Größe Gottes.

  • Ein Lied: Die güldene Sonne (EG 382, Melodie nach EG 444, Text: Gerhard Schöne)

1) Die güldene Sonne, bringt Leben und Wonne, vorbei ist die Nacht.
Ich kriech aus den Decken, gieß Wasser ins Becken, dann Frühstück gemacht.

2) Ich atme die Kühle. Wie wohl ich mich fühle! Der Duft von Kaffee.
Ich lasse mir schmecken die leckeren Wecken mit Apfelgelee.

3) Wie oft lag am Morgen ein Berg voller Sorgen wie Blei auf der Brust.
Nichts wollte gelingen. Mir fehlte zum Singen und Leben die Lust.

4) Hab tränenverschwommen kein Licht wahrgenommen, doch die Sonne stand da. Gott ließ aus den Pfützen die Strahlen aufblitzen und war mir ganz nah.

5) Ach wenn ich doch sähe das Licht in der Nähe jeden Augenblick.
So steh ich mitunter wie blind vor dem Wunder, dem täglichen Glück.

6) Die güldene Sonne bringt leben und Wonne. Ich bin übern Berg. Nun will ich beginnen mit hellwachen Sinnen mein heutiges Werk.

  • Worte aus Psalm 73

Gott ist dennoch Israels Trost
für alle, die reinen Herzens sind.

Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen;
mein Tritt wäre beinahe geglitten.
Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen,
da ich sah, dass es den Frevlern so gut ging.
Sie höhnen und reden böse,
sie reden und lästern hoch her.
Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein;
was sie sagen, das soll gelten auf Erden.
Darum läuft ihnen der Pöbel zu
und schlürft ihr Wasser in vollen Zügen.

Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit
meines Herzens Trost und mein Teil.

  • Worte aus dem Lukasevangelium 5,1-11

Es begab sich aber, als sich die Menge zu Jesus drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus. Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon:
Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!
Und Simon antwortete und sprach:
Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.
Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.
Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach:
Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.
Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten.
Und Jesus sprach zu Simon:
Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.
Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

  • Gedanken zum Text

Wie wir gerufen werden, so schallt es aus uns heraus.
In dieser Abwandlung des geflügelten Wortes fasse ich die Geschichte von Simon Petrus und dem wundersamen Fischzug. Es geht nicht um die Menge der Fische, sondern eben um Simon. Wie er zum Menschenfischer wird. Ein Wunder geht dem voraus, aber ebenso auch das Vertrauen auf Jesu Wort. So wird Simon gerufen. Mit einer Mixtur innerer und äußerer Stimmen. Mit der Menge der Fische ebenso wie mit dem sündigen und drängendem Wesen des Gerufenen. Menschenfischer sollst du sein, sagt Jesus zu ihm. Und so wird Simon einer der ersten und engsten Mitarbeiter im jungen Glauben. Bis heute getragen in der Tradition vom ersten Papst der Christenheit. So schallt es aus Simon Petrus. In großer Fülle, in einem Machterweis, der zugleich immer davon lebt, Vertrauen zu schenken und Gottes Schöpfung zu bestaunen.

Wie wir gerufen werden, so schallt es aus uns heraus.
Ich gehöre einer traditionell kirchlichen Familie an. Ich bin von der Frömmigkeit geprägt, die in der Großelterngeneration im Schützengraben gewachsen ist. Und vom Christsein in der DDR. Offiziell erlaubt, aber unerwünscht. Von der Tradition getragen und von dem inneren Erlebnis der Bewahrung beseelt, bin ich Christ geworden und werde ich Christ. Besonders sensibel für das, was – angeblich: anders ist, nicht dazu gehört, abweicht; und dennoch zu Gottes weiter Schöpfung gehört. Unerwünscht zu sein, mit dem Glauben anzuecken, das könnte auch den Wunsch nach Rückzug und Abgrenzung wecken. Um in Deckung zu gehen. Wie im Schützengraben. Aber im Gegenteil: Gott schenkt mir Nähe, wenn ich mich öffne. Schenkt und rettet Leben. Jedes Leben. Unterschiedslos. Ob mit oder ohne Taufschein. Oder was mich sonst von meinen Mitmenschen trennt. So schallt es auch aus mir. In Demut und Zuversicht die Vielfalt und Schönheit der Schöpfung zu bestaunen und Gottes weites Herz zu verkünden.

Wie wir gerufen werden, so schallt es aus uns heraus.
Das war eine erstaunliche Geschichte. In der Kneipe eines thüringischen Weinstädtchens bei Roulade und Schnitzel. Dorthin hatte uns unser Gastgeber geführt. Anknüpfend an eine lose Bekanntschaft, die vor Jahren bestand, sind wir herzlich und dankbar in das schöne Haus der Familie aufgenommen worden. Die Geschichte passte dazu. Eigentlich hatten Micha und Brunhilde kein Geld für das Haus. Ein geräumiges und von Tradition erfülltes Gemäuer direkt am Weinberg. Den beiden war sofort klar, dass dieses Haus zu ihnen gehört und sie zum Haus. Die Idee, wie das zu bezahlen sei, hatten sie auch schon. Nur die Bank hatte andere Vorstellungen. Der Gedanke, in der Kirchgemeinde beim Sonntagsgottesdienst nach einem Bürgen zu fragen, erschien ebenso abenteuerlich wie verheißungsvoll. Aber die Frage wurde gehört und wundersam beantwortet. Und so schallte es auch aus ihnen heraus. In reicher Fülle und Großzügigkeit. Das Haus und ihre Bewohner haben in diesem Sinne auch uns aufgenommen.

Wie wir gerufen werden, so schallt es aus uns heraus.
Die Wunder Gottes, reich und weit, ein Fischzug, eine Rettung aus dem Schützengraben, eine unerwartete Bürgschaft, rufen uns. Sie sind Maßstab für unser Leben und für den Umgang mit den Geschöpfen um uns. In Jesus Christus.
Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Du, Gott,
Herrscher des Himmel und der Erden,
mach uns hellhörig für dein Wort und deinen Ruf;
mach uns empfänglich für die Schönheit und Vielfalt deiner Wunder.
Mach uns stolz, um offenen Herzens zu zeigen, wie schön wir sind in deinen Augen.
Mach uns freigebig, um deine Freigebigkeit zu preisen.

Wir rufen zu dir im Licht deiner Berufung:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfarrer Olaf Wisch)