5. Sonntag nach Trinitatis (04.07.)2021

  • Eröffnung

In deinen Händen, Herr, steht unsere Zeit
Denke an mich in deiner Gnade.
Erhöre mich und hilf mir. Amen.

  • Lied: „Allein auf Gottes Wort will ich“ (EG 195)

Lied zum Anhören: https://www.eingesungen.de/player.php?track=683&buch=21#player

1. Allein auf Gottes Wort will ich mein Grund und Glauben bauen.
Das soll mein Schatz sein ewiglich, dem ich allein will trauen.
Auch menschlich Weisheit will ich nicht dem göttlich Wort vergleichen,
was Gottes Wort klar spricht und richt`, dem soll doch alles weichen.

2. Alleine Christus ist mein Trost, der für mich ist gestorben.
Mich durch sein Blut vom Tod erlöst, die Seligkeit erworben.
Hat meine Sünd getragen gar, bezahlt an seinem Leibe,
das ist vor Gott gewisslich wahr, hilf Gott, dass ich`s fest glaube.

3. Gott Vater, Sohn und Heilger Geist, hilf, dass mein Glaub dich preise.
Mein Fleisch dem Geist gehorsam leist, des Glaubens Frucht beweise.
Hilf, Herre Christ, aus aller Not, wenn ich von hinnen scheide,
und führe mich auch aus dem Tod zur Seligkeit und Freude.

  • Psalm 73

Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind.
Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen;

mein Tritt wäre beinahe geglitten.
Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen,

da ich sah, dass es den Frevlern so gut ging.,
Sie höhnen und reden böse, sie reden und lästern hoch her.

Was sie reden, soll vom Himmel herab geredet sein;
was sie sagen soll gelten auf Erden.

Darum läuft ihnen der Pöbel zu
und schlürft ihr Wasser in vollen Zügen.

Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,

du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende in Ehren an.

Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

  • Gedanken zum Text 1. Korinther 1,18-25

Kommen sie mit mir nach Korinth, der griechischen Hafenstadt. Wir besuchen die junge christliche Gemeinde. Eine bunte Fülle von Menschen aus verschiedenen Ländern mit ihren Meinungen und Erfahrungen erwartet uns dort.
Das Denken und Handeln wird auch durch  Schiffsbesatzungen beeinflusst, die Neuigkeiten, aus anderen Ländern, Erkenntnisse sowie Glaubensvorstellungen vermitteln.
Verschiedene religiöse Kulte werden in der Stadt ausgeübt. Man hat mit Andersgläubigen zu tun und lernt deren Kulte und Bräuche kennen.
In der christlichen Gemeinde haben sich Gruppen gebildet, die sich einem Lieblingsapostel zuordnen. Da sind Anhänger von Paulus, Kephas oder Apollos, den Mitarbeitern von Paulus. Und sie rühmen natürlich den besonders dessen Reden ihnen am meisten zusagen oder dem sie besonders vertrauen.
Es gibt Streit unter den Gruppen. Und in diese Situation hinein schreibt Paulus einen langen Brief aus dem einige Verse unserem Predigttext zugrunde liegen.

Paulus schreibt:

Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft.
Denn es steht geschrieben: Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.
Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?
Denn weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die da glauben.
Denn die Juden fordern Zeichen und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis und den Heiden eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit.

Liebe Gemeinde,

ist es so? Ist der Kern unseres Glaubens eine Torheit? Ist es unvernünftig so etwas zu glauben, dass Jesus uns durch sein Leiden Frieden mit Gott verschafft hat?

Schon am Anfang wurden die Frauen, die den Jüngern vom leeren Grab erzählten von denen ausgelacht. Auch später wurden Christen dafür verspottet, dass sie einem Gekreuzigten anhingen. Eine Zeichnung aus dem 2. Jhdt. zeigt den Gekreuzigten mit einem Eselskopf. Unter dem Kreuz steht ein Mann und die Worte auf der Zeichnung heißen: „Alexamos betet Gott an“.

Aber Paulus schreibt: Gottes Torheit ist weiser, als die Menschen sind. Gott zeigt sich in Schwachheit als Jesus am Kreuz stirbt und es ist mit menschlichem Verstand nicht zu begreifen, dass er nicht eingreift.

Versuchen wir doch selbst oft mit aller Kraft etwas zu bewegen, voran zu kommen, uns gegen andere durchzusetzen. Aber das bindet alle Kräfte, die körperlichen und die geistigen. Wie sollen wir da von Gottes Weisheit auch nur ganz wenig zu Gesicht bekommen? Da gleichen wir dem Urlauber in einer kleinen Geschichte von Heinrich Böll:

„Ein Fischer lag am helllichten Tag bei seinem Fischerboot am Strand und ließ sich von der Sonne bescheinen. Da kommt ein Urlauber vorbei und sieht das. Er spricht den Fischer an: „Haben sie einen guten Fang gemacht?“ „Ja, habe ich.“ „Haben sie ihn verkauft?“ „Ja, habe ich.“ „Ja dann könnten sie doch ein größeres Boot anschaffen, und mehr Fische fangen und verkaufen.“ „Ja, könnte ich.“ „Und sie könnten noch mehr Boote anschaffen und Leute anstellen. Und sie könnten große Schiffe anschaffen und ihre eigene Fischfabrik aufmachen. Und dann würden sie so viel verdienen, dass sie selbst den ganzen Tag in der Sonne liegen könnten.“
Da richtet sich der Fischer auf, schiebt seine Mütze aus dem Gesicht und schaut den Urlauber mit großen Augen an:

      „Aber das tu ich doch schon.“

Wer ist hier der Weise und wer der Tor, der Dumme?
Wo stehen wir? Wo stehe ich?
Versuchen wir es nicht immer mal möglichst das Beste zu erreichen, nicht zu kurz zu kommen, die anderen hinter sich zurückzulassen.
Gute Beziehungen werden ausgenutzt, auch wenn dies zum Nachteil anderer geschieht. Die letzten Monate haben es gezeigt, wie einzelne oder Gruppen versuchen, früher geimpft zu werden als es ihnen nach der Impfordnung zusteht. Ich bin doch nicht dumm, ich nutze meine Chance sagen sie sich und anderen.
Schauen wir auf Jesus, wird uns anderes gezeigt. Er hatte öfter die Chance nach weltlichen Maßstäben gemessen groß herauszukommen.
Ganz am Anfang, noch ehe er öffentlich in Erscheinung trat, machte der Teufel ihm verlockende Angebote.
„Du kannst alle Menschen satt machen, du kannst Herrscher über ein riesiges Reich werden, du kannst von der Zinne des Tempels springen und wirst nicht verletzt werden. Du musst nur mich anbeten.
Es hat Jesus viel Kraft gekostet diese Versuchungen abzuwehren.
Gottes Engel kamen und richteten ihn auf und stärkten ihn.
Wir Menschen können Gottes Weisheit nicht verstehen oder gar nachahmen.
Paulus sagt es so: „Die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind.“
Es ist ein unüberbrückbarer Abstand zwischen der Menschen Schlauheit und Gottes Weisheit.
Vielleicht ahnen wir in seltenen Momenten etwas von dieser Weisheit.
Jesus verkörpert ganz und gar Gottes Weisheit. Macht und Klugheit mit menschlichen Maßstäben gemessen, liegen ihm fern.
Aber – das hat Folgen. Er wird gequält, er muss unendlich leiden und den Spott derer, die ihn quälen ertragen. Am Kreuz hängend verhöhnen sie ihn: „Bist du Gottes Sohn, so steige herab vom Kreuz.“
Sie haben ihn aus dem Leben hinaus gestoßen in den Tod.
Aber dann zeigt sich die Weisheit Gottes, die alle Schlauheit der Menschen zunichte macht.
Auf Seiten der Menschen ist der Tod Jesu am Kreuz ein Endpunkt.
Auf Seiten Gottes bedeutet dieser Tod einen Neuanfang.
Gott lässt sich nicht aus Welt herausdrängen.
Er ist bei denen, die leiden, Schmerzen haben, die unter der
Ungerechtigkeit der Welt stöhnen.
Er ist bei den Schwachen und Ohnmächtigen.
Er hat Jesus zurückgeholt ins Leben, schon nach drei Tagen.
So zeigt Paulus einen Gott, der nicht seine Allmacht ausspielt.
Er zeigt einen schwachen menschlichen Gott, dessen Torheit so klug ist, dass sie den Tod überwindet.
Und diesem Gott vertrauen wir.
Amen.

  • Gebet

Guter Gott im Himmel und auf Erden.
Du traust uns viel zu. Und wir wollen viel tun.
Doch unsere Kraft ist begrenzt. Unser Wille ist zu schwach.
Unser Tun reicht nicht aus. Wir brauchen deine Kraft.
Wir brauchen dich. Wir bitten dich:

Für alle, die krank sind –
unsere Angehörigen und Freunde, für alle, die leiden.
Für alle, die keine Kraft zum Leben haben,
die auf nichts mehr hoffen, die sich nicht mehr spüren.
Für alle, die ausgegrenzt sind,
mit denen keiner etwas zu tun haben will.
Für alle, die sich verrannt haben,
die eine falsche Entscheidung getroffen haben,
die meinen alles selbst regeln zu können.
So beten wir  so, wie Jesus es uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser täglich Brot gib uns heute und vergib uns unsre Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern und
führe uns nicht in Versuchung sonder erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns Gott,
der Allmächtige und Barmherzige,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.

(Gudrun Naumann)