3. Sonntag nach Trinitatis 2020

Familienkirche: „Der verlorene Sohn“

  • Eröffnung

Offene Arme laden doch gerade dazu ein, los zu laufen und sich in die offenen Arme zu werfen. Und dann wird richtig fest umarmt.

Umarmungen gehören zu den schönen Dingen des Lebens, sie sagen mehr als 1000 Worte.

Am liebsten möchte ich meine Arme ausbreiten und euch alle umarmen und drücken. Aber wir dürfen nicht. Und wenn man etwas nicht darf, dann merkt man erst, wie es einem fehlt.

Deshalb schließt alle eure Augen und umarmt euch einen Augenblick selber. Genießt diesen Moment und denkt dabei, dass wir uns alle in die Arme schließen.

Wir feiern mit Dir Gott als unseren Vater und unsere Mutter, mit Deinem Sohn und dem Heiligem Geist.

Gott Deine offenen Arme empfangen uns. Sie schenken Geborgenheit und Liebe Amen.

  • Ein Lied: „Wie ein Fest nach langer Trauer“ (Durch Hohes und Tiefes 300)

Wie ein Fest nach langer Trauer,
Wie ein Feuer in der Nacht.
Ein off’nes Tor in einer Mauer,
Für die Sonne auf gemacht.
Wie ein Brief nach langem Schweigen,
Wie ein unverhoffter Gruß.
Wie ein Blatt an toten Zweigen
Ein-ich-mag-dich-trotzdem-Kuss.

So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein.
So ist Versöhnung, so ist vergeben und verzeih’n.

Wie ein Regen in der Wüste,
Frischer Tau auf dürrem Land.
Heimatklänge für vermisste,
Alte Feinde Hand in Hand.
Wie ein Schlüssel im Gefängnis,
Wie in Seenot – Land in Sicht.
Wie ein Weg aus der Bedrängnis
Wie ein strahlendes Gesicht.

So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein.
So ist Versöhnung, so ist vergeben und verzeih’n.

Wie ein Wort von toten Worten Lippen,
Wie ein Blick der Hoffung weckt.
Wie ein Licht auf steilen Klippen,
Wie ein Erdteil neu entdeckt.
Wie der Frühling, der Morgen,
Wie ein Lied wie ein Gedicht.
Wie das Leben, wie die Liebe,
Wie Gott selbst das wahre Licht

So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein.
So ist Versöhnung, so ist vergeben und verzeih’n.

  • Worte aus Psalm 103 (in leichter Sprache von der Landeskirche Baden-Württemberg)

Lobe Gott, meine Seele! Alles in mir soll Gott loben!

Erinnere dich immer wieder daran! So viel Gutes hat Gott für dich getan!

Du lebst anders als Gott es will. Du machst Fehler. Aber Gott vergibt dir!

Lobe Gott, meine Seele! Alles in mir soll Gott loben!

Du wirst manchmal krank. Aber Gott heilt dich!

Du denkst: Dein Leben ist sinnlos. Doch Gott rettet dich!

Lobe Gott, meine Seele! Alles in mir soll Gott loben!
Der Herr vergibt dir. Er kümmert sich um dich.

Er schmückt dich mit seiner Liebe. Wie eine Krone den König schmückt.

Da freust du dich und lachst. Du hast Kraft wie ein junger Adler.

Lobe Gott, meine Seele! Alles in mir soll Gott loben!

Gott kümmert sich um Menschen, die leiden. Er hilft ihnen.

Gott hat viel Geduld. Er liebt sie sehr.

Wir leben manchmal falsch. Aber Gott vergibt uns!

Nur für kurze Zeit ist er wütend. Aber seine Liebe ist unendlich.

Lobe Gott, meine Seele! Alles in mir soll Gott loben!

Der Himmel über der Erde ist groß. Genauso groß ist Gottes Liebe.

Er liebt alle Menschen. Zwischen Morgen und Abend ist eine lange Zeit.

Am Morgen schon machen wir Fehler.

Doch Gott hat sie am Abend schon lange vergeben.

Eltern kümmern sich um ihre Kinder. Genauso kümmert sich Gott um alle Menschen.

Lobe Gott, meine Seele! Alles in mir soll Gott loben!

  • Geschichte: „Vom Verlorenen Sohn“ (Lukas 15,11-32 in der Übersetzung der Basisbibel)

Dann sagte Jesus:

»Ein Mann hatte zwei Söhne.

Der jüngere sagte zum Vater: ›Vater, gib mir den Teil der Erbschaft, der mir zusteht.‹

Da teilte der Vater seinen Besitz unter den Söhnen auf.

Ein paar Tage später machte der jüngere Sohn seinen Anteil zu Geld und wanderte in ein fernes Land aus. Dort verschleuderte er sein ganzes Vermögen durch ein verschwenderisches Leben. Als er alles ausgegeben hatte, brach in dem Land eine große Hungersnot aus.
Auch er begann zu hungern. Da bat er einen der Bürger des Landes um Hilfe. Der schickte ihn aufs Feld zumSchweinehüten. Er wollte seinen Hunger mit denFutterschotenstillen, die die Schweine fraßen. Aber er bekam nichts davon.

Da ging der Sohn in sich und dachte: ›Wie viele Arbeiter hat mein Vater und sie alle haben reichlich Brot zu essen. Aber ich komme hier vor Hunger um. Ich will zu meinem Vater gehen und zu ihm sagen:

Vater, ich habe Schuld auf mich geladen – vor Gott und vor dir. Ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden. Nimm mich als Arbeiter in deinen Dienst.‹

So machte er sich auf den Weg zu seinem Vater.

Sein Vater sah ihn schon von Weitem kommen und hatte Mitleid mit ihm. Er lief seinem Sohn entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

Aber sein Sohn sagte zu ihm: ›Vater, ich habe Schuld auf mich geladen – vor Gott und vor dir. Ich bin es nicht mehr wert, dein Sohn genannt zu werden.‹

Doch der Vater befahl seinen Dienern: ›Holt schnell das schönste Gewand aus dem Haus und zieht es ihm an. Steckt ihm einen Ring an den Finger und bringt ihm Sandalen für die Füße. Dann holt das gemästete Kalb her und schlachtet es:

Wir wollen essen und feiern! Denn mein Sohn hier war tot und ist wieder lebendig. Er war verloren und ist wiedergefunden.‹

Und sie begannen zu feiern.

Der ältere Sohn war noch auf dem Feld. Als er zurückkam und sich dem näherte, hörte er Musik und Tanz. Er rief einen der zu sich und fragte:

›Was ist denn da los?‹

Der antwortete ihm: ›Dein Bruder ist zurückgekommen! Und dein Vater hat das gemästete Kalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederhat.‹

Da wurde der ältere Sohn zornig. Er wollte nicht ins Haus gehen.

Doch sein Vater kam zu ihm heraus und redete ihm gut zu.

Aber er sagte zu seinem Vater: ›Sieh doch: So viele Jahre arbeite ich jetzt schon für dich! Nie war ich dir ungehorsam. Aber mir hast du noch nicht einmal einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden feiern konnte. Aber der da, dein Sohn, hat dein Vermögen mit Huren vergeudet. Jetzt kommt er nach Hause, und du lässt gleich das gemästete Kalb für ihn schlachten.‹

Da sagte der Vater zu ihm: ›Mein lieber Junge, du bist immer bei mir. Und alles, was mir gehört, gehört auch dir.
Aber jetzt mussten wir doch feiern und uns freuen: Denn dein Bruder hier war tot und ist wieder lebendig. Er war verloren und ist wiedergefunden.‹

  • Worte zur Geschichte

Ich denke an die überschwängliche Freude des Vaters bei der Rückkehr des verlorenen Sohnes. Ich denke an die unendliche Erleichterung des wiederkehrenden Sohnes und auch an den bitteren Neid des anderen, des treueren Sohnes.

Meine Kinder sind zwischenzeitlich groß. 20, 25 und 27 Jahre alt.

Zwei sind hinausgezogen in die Welt, um ihren Weg zu gehen.

Mal besser und mal schlechter ist es bisher gelungen.

Wie reagiere ich aber, wenn ein Kind heimkommt und das Großwerden hat noch nicht so funktioniert. Fange ich gleich mit Vorwürfen und Besserwissen an oder kann ich einfach wie der Vater in der Geschichte meine Arme ausbreiten, all meine Enttäuschungen zu Seite schieben, mein Kind in den Armen halten und ein Freudenfest feiern.

Was bei Menschen oft nicht mehr geht, bei Gott ist es möglich. –

Das ist die Botschaft des 3. Sonntags nach Trinitatis.

Gott will nicht, dass Menschen verloren gehen.

Er lässt sie ihre Wege suchen und ihre Fehler machen.

Doch wie der gute Vater lässt Gott sie nicht fallen:

Wartet, geht entgegen, versöhnt sich und feiert ein Fest für den wiedergefundenen Sohn.

Also, lassen wir unsere Kinder groß werden, lassen wir sie etwas ausprobieren, auch wenn es vielleicht schief geht. Sie sollen ihre Erfahrungen sammeln und wissen, dass wir für sie da sind. Ganz egal was passiert. Wir warten auf sie, wir sind bereit zur Versöhnung, wir breiten die Arme aus und freuen uns, wenn sie wieder zu uns kommen.

Und dann haben wir ja noch diesen Neid des älteren Sohns, der die ganze Zeit treu bei seinem Vater geblieben ist und alles für ihn gemacht hat.

Wieder fallen mir meine drei Kinder ein. Als Eltern hat man es auch nicht leicht und macht so manches falsch. Wir sollten lernen unseren Kindern einfach öfters zu sagen, wie lieb wir sie haben, wie dankbar wir sind, dass sie für uns da sind.

Wir sollten lernen, aufmerksam zu sein auch für Kleinigkeiten, welche von unseren Kindern für uns gemacht werden. Unsere Aufgabe ist es, dass sich unsere Kinder gleichberechtigt und gleich geliebt fühlen. Hoffen wir, dass wir es schaffen, dass sie keinen Neid und Hass gegeneinander verspüren, sondern sich am Glück des anderen mitfreuen können.

Denn Gott wünscht sich, dass alle, die nicht verloren waren, sich freimachen von Neid und Hass, er wünscht sich Versöhnung und dass sich alle mitfreuen.

  • Füreinander und miteinander beten

– Wir beten für alle Menschen, die von zu Hause weggelaufen sind und sich nicht mehr zurücktrauen, schenke ihnen den Mut zur Umkehr.

– Wir beten für alle Menschen, die sich gestritten haben und sich nicht versöhnen können, hilf ihnen, dass sie miteinander wieder sprechen können.

– Wir beten für alle Menschen, die von Neid und Hass gefangen sind. Hilf ihnen, dass sie sich mit anderen freuen können.

– Wir beten für alle Menschen, die sich nach einer Umarmung sehnen. Schenke uns die Hoffnung, dass dies bald wieder möglich ist.

– Gott, du liebst mich auch wenn ich falsche Entscheidungen treffe und von dir weggehe. Danke, dass ich immer wieder zu dir zurückkommen darf.

  • Vaterunser

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Gemeindepädagogin Ulrike Simm & Pfarrer Olaf Wisch)