3. Sonntag nach Trinitatis (20.06.)2021

Hinweis: Sie können sich diese Andacht auch anhören:

  • Eröffnung

„Der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.“ So steht es über dieser Woche im Lukasevangelium. Aus Liedern und Gebeten nähren wir die Hoffnung, dass Gott uns nicht verloren gehen lässt. Amen.

  • Ein Lied: Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt (EGE 17)

1. Ich lobe meinen Gott,
Der aus der Tiefe mich holt, damit ich lebe.
Ich lobe meinen Gott,
Der mir die Fesseln löst, damit ich frei bin.

Refrain:
Ehre sei Gott auf der Erde
In allen Straßen und Häusern
Die Menschen werden singen
Bis das Lied zu Himmel steigt
Ehre sei Gott und den Menschen Frieden

2. Ich lobe meinen Gott,
Der mir den neuen Weg weist, damit ich handle
Ich lobe meinen Gott,
Der mir mein Schweigen bricht, damit ich rede

3. Ich lobe meinen Gott,
Der mir die Tränen trocknet, damit ich lache
Ich lobe meinen Gott,
Der meine Angst vertreibt, damit ich atme 

  • Aus Psalm 103 – So hoch der Himmel über der Erde

Lobe den Herrn, meine Seele,
und was in mir ist, seinen heiligen Namen! 
Lobe den Herrn, meine Seele,
und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat:
der dir alle deine Sünde vergibt
und heilet alle deine Gebrechen,
der dein Leben vom Verderben erlöst,
der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit,
der deinen Mund fröhlich macht
und du wieder jung wirst wie ein Adler.
Der Herr schafft Gerechtigkeit und Recht
allen, die Unrecht leiden.
Er hat seine Wege Mose wissen lassen,
die Kinder Israel sein Tun.
Barmherzig und gnädig ist der Herr,
geduldig und von großer Güte.
Er wird nicht für immer hadern
noch ewig zornig bleiben.
Er handelt nicht mit uns nach unsern Sünden
und vergilt uns nicht nach unsrer Missetat.
Denn so hoch der Himmel über der Erde ist,
lässt er seine Gnade walten über denen, die ihn fürchten.
So fern der Morgen ist vom Abend,
lässt er unsre Übertretungen von uns sein.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten.

  • Welcher Mensch? – Aus dem Lukasevangelium im 15. Kapitel

Es nahten sich ihm aber alle Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Und die Pharisäer und die Schriftgelehrten murrten und sprachen: Dieser nimmt die Sünder an und isst mit ihnen. Er sagte aber zu ihnen dies Gleichnis und sprach:

Welcher Mensch ist unter euch, der hundert Schafe hat und, wenn er eines von ihnen verliert, nicht die neunundneunzig in der Wüste lässt und geht dem verlorenen nach, bis er’s findet? Und wenn er’s gefunden hat, so legt er sich’s auf die Schultern voller Freude. Und wenn er heimkommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn und spricht zu ihnen: Freut euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war. Ich sage euch: So wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen.

Oder welche Frau, die zehn Silbergroschen hat und einen davon verliert, zündet nicht ein Licht an und kehrt das Haus und sucht mit Fleiß, bis sie ihn findet? Und wenn sie ihn gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen und spricht: Freut euch mit mir; denn ich habe meinen Silbergroschen gefunden, den ich verloren hatte. So, sage ich euch, ist Freude vor den Engeln Gottes über einen Sünder, der Buße tut.

  • „Gott hält auch zu denen, die Mist bauen“* – Gedanken zum 15. Kapitel im Lukasevangelium

Das Zitat aus der Überschrift ist der Titel einer religionspädagogischen Arbeit, die das Verständnis von Grundschulkindern zum Gleichnis vom verlorenen Schaf untersucht.  Am schönsten in dieser Arbeit sind die wörtlichen Aussagen der Kinder: Eines sagt: „Jedes Schaf ist dem Hirten wichtig. Egal ob es dumm war oder nicht.“ Oder aus der Sicht des Schafes: „Man ist da ganz alleine und man hat Angst, aber wenn man  dich findet, dann ist man froh und hat keine Angst mehr und dann ist es ganz warm.“ Aber es gibt auch kritische Stimmen: „Die Geschichte ist negativ, weil sie unlogisch ist, wo lässt er die 99 Schafe?“

Gerade diese letztere Antwort stellt die Frage Jesu „Welcher Mensch …?“ selbst in Frage. Ist sie nur rhetorisch, also eindeutig mit „Ja!“ zu beantworten? Ja, jeder Mensch würde das Schaf suchen oder die Münze im Haus? Oder könnte es auch sein, dass Jesus eher die Antwort erwartet: Eigentlich macht sich niemand die Mühe wegen eines Schafes (oder einer kleinen Münze) den halben Tag zu verschwenden oder die anderen Tiere in Gefahr zu bringen. Und selbst wenn, wird niemand deswegen eine Riesensache daraus machen und es allen erzählen und feiern auch noch. 
Nein, es sind diese beiden, dieser Hirte und diese Frau, die so handeln. Logisch ist das nicht! Da hat der Neunjährige vollkommen recht. (Auch wenn es manche Bibel-Kommentare zu erklären versuchen.) Aber diese beiden machen es. Warum weiß keiner. Es wird nicht erklärt. Aber Jesus sagt deutlich: Und genauso ist es im Himmel! 

Vielleicht brauchte er auch so ungewöhnliche Beispiele, um klar zu machen, dass er genau weiß, was die Pharisäer und Schriftgelehrten stört. Dass es unlogisch ist, mit Zöllnern und Sündern zu essen. Sie sind rettungslos verloren. Sie zurückzuholen, ist einfach zu aufwändig. Das lohnt sich doch nicht! Jesus aber meint: Vielleicht nicht in dieser Welt. Aber vor den Engeln Gottes! 

Also, wie gestalten wir unsere Gemeindearbeit? Wen laden wir ein? Zu wem gehen wir hin? Und welche Erwartungen haben wir dabei? Es gibt einen leichten Bruch zwischen den erzählten Geschichten und dem Vergleich Jesu. Die Freude im Himmel gilt einem reuigen Sünder. Der Hirte und die Frau suchen aber ein Tier und eine Münze. Von Reue ist da keine Rede. Immerhin lassen sie sich finden. So wie die Sünder zu Jesus kommen und ihm zuhören. Das reicht schon!

Die Frage Jesu lässt sich schließlich nicht eindeutig beantworten. Selbstverständlich ist es gut los zu gehen und das Verlorene zu suchen. Auch wenn die Erfolgsaussichten gering erscheinen. Oder wie es eines der Kinder sagt: „Der Hirte ist nicht ganz so schlau, oder es lag ihm was an dem Schaf. Denn er verlor ja auf diese Weise 99 Schafe. Oder er wollte es retten, weil es allein war.“

Amen.

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  • Miteinander und füreinander beten

Guter Gott im Himmel,

schnell sind wir mit einem Urteil bei der Hand.
Wir scheinen genau zu wissen, was sich lohnt und mit wem wir Zeit verbringen.
Störe unsere Sicherheit.
Stelle in Frage, was uns selbstverständlich klug und weise erscheint.

In der Politik ebenso wie in der großen Wirtschaft.
Am Nachbarzaun ebenso wie in der Familie.
Stärke unseren Mut, auf die zuzugehn, die uns verloren erscheinen.
Öffne unsere Herzen und Münder, wenn wir selbst Hilfe brauchen.
Mach uns bereit, uns finden zu lassen ebenso wie andere zu finden.
Und gib uns Lust und Laune, das auch zu feiern.
Wenn wir vergeben können und uns vergeben wird.
Wir bitten darum mit den Worten Jesu Christi:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.

Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)