21. Sonntag nach Trinitatis (24.10.)2021

  • Eröffnung

Der Apostel Paulus schreibt im Brief an die Römer: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Was für ein Anspruch. Aber, mit Gottes Hilfe! Dafür beten wir.

  • Ein Lied: „Zieh an die Macht, du Arm des Herrn“ (EG 377)
  1. Zieh an die Macht, Du Arm des Herrn,
    wohlauf und hilf uns streiten!
    Noch hilfst du deinem Volke gern,
    wie du getan vorzeiten.
    Wir sind im Kampfe Tag und Nacht,
    o Herr nimm gnädig uns in Acht
    und steh uns an der Seiten.
  2. Mit Dir, du starker Heiland Du,
    muss uns der Sieg gelingen;
    wohl gilt’s zu streiten immerzu,
    bis einst wir Dir lobsingen.
    Nur Mut! Die Stund ist nimmer weit,
    da wir nach allem Kampf und Streit
    die Lebenskron erringen.
  3. Drängt uns der Feind auch um und um,
    wir lassen uns nicht grauen.
    Du wirst aus Deinem Heiligtum
    schon unsre Not erschauen.
    Fort streiten wir in Deiner Hut
    und widerstehen bis aufs Blut
    und wollen Dir nur trauen.
  4. Herr, Du bist Gott! In Deine Hand,
    o lass getrost uns fallen!
    Wie du geholfen unserm Land,
    so hilfst Du fort noch allen,
    die Dir vertraun und Deinem Bund
    und freudig Dir von Herzensgrund
    ihr Loblied lassen schallen.
  • Aus Psalm 19,8-14 – erleuchten die Augen

Das Gesetz des Herrn ist vollkommen
und erquickt die Seele.
Das Zeugnis des Herrn ist gewiss
und macht die Unverständigen weise.
Die Befehle des Herrn sind richtig
und erfreuen das Herz.
Die Gebote des Herrn sind lauter
und erleuchten die Augen.
Die Furcht des Herrn ist rein und bleibt ewiglich.
Die Rechte des Herrn sind wahrhaftig, allesamt gerecht.
Sie sind köstlicher als Gold und viel feines Gold,
sie sind süßer als Honig und Honigseim.
Auch lässt dein Knecht sich durch sie warnen;
und wer sie hält, der hat großen Lohn.
Wer kann merken, wie oft er fehlet?
Verzeihe mir die verborgenen Sünden!
Bewahre auch deinen Knecht vor den Stolzen,
dass sie nicht über mich herrschen;
so werde ich ohne Tadel sein
und unschuldig bleiben von großer Missetat.

  • Evangelium nach Matthäus 10 – um meinetwillen

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin,
Frieden zu bringen auf die Erde.
Ich bin nicht gekommen,
Frieden zu bringen, sondern das Schwert.
Denn ich bin gekommen,
den Menschen zu entzweien mit seinem Vater
und die Tochter mit ihrer Mutter
und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.
Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein.
Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich,
der ist meiner nicht wert;
und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich,
der ist meiner nicht wert.
Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach,
der ist meiner nicht wert.
Wer sein Leben findet, der wird’s verlieren;
und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird’s finden.

  • Gedanken zu Matthäus 10

Harte Worte sind es, die Jesus spricht. Zu seinen Jüngern. Sie werden mit der Kraft Jesu begabt. Aber diese Kraft kostet ihnen ihr Leben.
Die ungewöhnliche Rede vom Schwert. Höre ich da noch den Jesus, der mich zu Frieden und Vergebung auffordert?
Jesus stellt sich gegen alles in dieser Welt, was mir lieb und teuer ist. Gerade war ich noch zu Besuch bei meiner Mutter. Wichtige Fragen haben wir besprochen. Und ich bin so froh, dass das gut gelungen ist. Aber: Alles, was ich suche, um mein Leben gut zu erhalten und gut zu gestalten, fällt unter das Schwert Jesu.
Die Beziehung zur Familie, oder zu Freunden, Gesundheit, die Freude an den schönen Dingen.
Alles das stellt Jesus in Frage. Nur er allein. Verleugne dein irdisches Leben, sagt er, sonst, wirst Du es verlieren. Nämlich, das wahre Leben, die wahre Seligkeit, die allein auf dem Weg zu Christus zu finden ist.

Ich versuche mir eine Vorstellung davon zu machen, wie dieser Weg aussehen könnte. Gibt es etwas, was mir dieses Wort Jesu zugänglicher machen könnte? Die Worte weniger gewaltsam, weniger scharf und unerbittlich klingen zu lassen.
Denn es geht nicht darum, gute Ratschläge zu erteilen. Es geht nicht darum, dass ich mein Verhältnis zur Familie klug gestalte. Ja, manchmal ist es klug, Abstand zu gewinnen; sich von den Eltern zu lösen und den Kindern Freiraum zu gewähren. Vielleicht auch gegen mein eigenes Bedürfnis. Nur, darum geht es hier eben nicht.
Jesus stellt nicht diese Frage, wie kann ich in meiner Familie und mit meiner Familie auf gute Weise umgehen. Jesus stellt die Familie generell in Frage. Er stellt jede Verbindung zu diesem irdischen Leben nicht nur in Frage, sondern verdammt sie regelrecht.
Nur so kann kann ich ihm folgen.

Der Preis für das wahre Leben ist also sehr hoch und steht quer zu den Vorstellungen und Werten, die mir doch am Herzen liegen. Familie, Freunde, Gesundheit, schöne Dinge …
Ich könnte einwenden, dass sich die Rede nur an die Jünger richtete. Aber auch das wäre eine Ausflucht.
Sie reichte gerade so weit, um zu sagen; nun, ich muss nicht das Leben eines Wanderpredigers führen; fern von der Heimat, dem Geburtsort und einer festen Wohnstätte.
Es wäre zu billig, diesen zufälligen Umständen noch heute zu folgen.
Das wahre Leben kostet aber das irdische Leben, das ich hier und jetzt führe.

Weil ich aber keine klare Regel dafür finden kann, so möchte ich stattdessen zwei Bibelgeschichten der Rede Jesu zur Seite stellen.
Beziehungsgeschichten.
Gott schickt Adam sein Gegenüber. Das ist Adams unausweichlicher Weg. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. (1. Mose 2,24) Selbst die Eltern wird ein Kind deshalb verlassen. Für das gottgewollte Gegenüber. Die Schöpfung Gottes will es so.
Ruth folgt diesem Willen. Aber anders als Adam. Sie gibt alles auf; die Aussicht auf einen Mann, ihre Heimat, ihre Sprache und ihre Religion; nur um ihrer verwitweten und kinderlosen Schwiegermutter Noomi zu folgen: Wo du hingehst, will auch ich hingehen. (Ruth 1,16) Noomi versucht, es ihr auszureden. Unvernünftig ist das, was Ruth vorhat. Aber Gott und Jesus fragen nicht nach unserer Vernunft.

Besser weiß ich es auch nicht zu sagen als mit dieser Geschichte.

So mache ich mich auf den Weg, suche und lausche auf das, was Gott mir schon ein Leben lang erzählt. Und der Frieden Gottes, der eben höher ist als all unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und unsere Sinne in Jesus Christus. Amen.

  • Miteinander und füreinander beten

Großer Gott,
nichts brauchen wir mehr als deine elterliche Fürsorge.
Lehre uns, deinem Ruf zu trauen
und uns dir anzuvertrauen.
Dass wir selbst auf diese Weise Kraft und Zuversicht gewinnen,
uns jedem Menschen auf unserem Lebensweg zuzuwenden.
Und dass wir nicht aus den Augen verlieren,
was uns nicht direkt vor Augen liegt.
Sende deine Gnade aus für die Menschen,
die auf der Flucht sind, unter Armut und Hunger leiden,
Gewalt erfahren und Krankheit.
Lasse dein Ruf hören, denen, die Abschied von dieser Welt nehmen;
Und denen, die darum trauern.
Stärke uns Herr, durch dein Wort.
Wir beten mit den Worten Jesu Christi.

Mit den Worten Jesu beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)