2. Sonntag nach Trinitatis (13.06.)2021

  • Eröffnung

Für ein göttliches Wort halten wir inne. Wir machen Platz für den Heiligen Geist und für unseren Nächsten. Damit wir gemeinsam Heil geben und Heil empfangen können. Amen.

  • Ein Lied: nach Psalm 36 – Eduard Grell: Herr, Deine Güte (Arrangement für gemischten Chor)

https://www.youtube.com/watch?v=M-up6qANHgc

Herr, deine Güte reicht so weit der Himmel ist,
und deine Wahrheit so weit die Wolken gehn.
Herr, deine Güte reicht so weit der Himmel ist.
Halleluja!

  • Verständliche Worte – Aus dem 1. Korintherbrief im 14. Kapitel

Bleibt unbeirrt auf dem Weg der Liebe!
Strebt nach den Gaben, die der Heilige Geist schenkt –
vor allem aber danach, als Prophet zu reden.
Wer in unbekannten Sprachen redet,
spricht nicht zu den Menschen, sondern zu Gott.
Denn niemand versteht ihn.
Was er unter dem Einfluss des Geistes sagt,
bleibt vielmehr ein Geheimnis.
Wer dagegen als Prophet redet,
spricht zu den Menschen.
Er baut die Gemeinde auf,
er ermutigt die Menschen und tröstet sie.
Wer in unbekannten Sprachen redet,
baut damit nur sich selbst auf.
Wer aber als Prophet redet,
baut die Gemeinde auf.
Ich wünschte mir,
dass ihr alle in unbekannten Sprachen reden könntet.
Noch lieber wäre es mir,
wenn ihr als Propheten reden könntet.
Wer als Prophet redet, ist bedeutender als derjenige,
der in unbekannten Sprachen redet –
es sei denn, er deutet seine Rede auch.
Das hilft dann mit, die Gemeinde aufzubauen.
Was wäre, Brüder und Schwestern,
wenn ich zu euch komme und in unbekannten Sprachen rede.
Was habt ihr davon,
wenn ich euch nichts Verständliches vermittle?
Das kann eine Vision sein oder eine Erkenntnis,
eine prophetische Botschaft oder eine Lehre.
So ist es ja auch bei den Musikinstrumenten,
zum Beispiel bei einer Flöte oder Leier:
Nur wenn sich die Töne unterscheiden,
kann man die Melodie der Flöte oder Leier erkennen.
Oder wenn die Trompete kein klares Signal gibt,
wer rüstet sich dann zum Kampf?
Genauso wirkt es,
wenn ihr in unbekannten Sprachen redet.
Wenn ihr keine verständlichen Worte gebraucht,
wie soll man das Gesagte verstehen können?
Ihr werdet in den Wind reden!
Niemand weiß, wie viele Sprachen es auf der Welt gibt.
Und kein Volk ist ohne Sprache.
Wenn ich eine Sprache nicht verstehe,
werde ich für den ein Fremder sein, der sie spricht.
Und wer sie spricht,
ist umgekehrt ein Fremder für mich.
Das gilt auch für euch.
Ihr strebt nach den Gaben des Heiligen Geistes.
Dann strebt nach Gaben, die die Gemeinde aufbauen.
Davon könnt ihr nicht genug haben.

  • Sich verständlich machen – Gedanken zum 14. Kapitel im 1. Korintherbrief

Von den Gaben, die die Gemeinde aufbauen, könnt ihr nicht genug haben. Eine dieser Gaben ist das verständliche Reden. Soweit so selbstverständlich gibt der Paulus seinen Rat an die Gemeinde in Korinth. Es sei ein Gebot der Liebe. Das hält schon der erste Satz fest. Bleibt unbeirrt auf dem Weg der Liebe! Dennoch muss der Apostel darüber reden. Es ist eben nicht selbstverständlich. Denn Paulus unterscheidet zwei Arten der Rede. Die prophetische Rede und die Rede unter dem Einfluss des Geistes. Beide sind Gaben Gottes. Doch die letztere ist eine Rede in unbekannten Sprachen. Wer sie spricht, rede nur zu Gott. Die prophetische Rede hingegen bemühe sich darum, verständlich für den Mitmenschen zu sein.
Für Paulus ist somit die prophetische Rede wichtiger. Jede und jeder soll verstehen, um getröstet und ermutigt zu werden. Die Rede in unbekannten Sprachen muss unverständlich bleiben, obwohl sie auch eine Gabe des Heiligen Geistes ist.
Diese Rede in unbekannten Sprachen ist bis heute bekannt. Vor allem in pfingstlich geprägten Gemeinden wird sie gepflegt. Wer so redet, gebraucht tatsächlich unverständliche Worte. Das Gefühl, Gott sehr nah zu sein, ist in diesem Moment innig und intensiv. Aber er bleibt für sich. Er teilt nichts davon. Streng genommen kreist er um sich selbst. Fast eine Sünde. Doch Paulus sieht darin immerhin das Gespräch mit Gott. Deshalb kann er diese Redeweise nicht verdammen. Viel wichtiger ist ihm aber das verständliche Reden zum Trost und zur Erbauung der Mitmenschen.
Auch auf andere Weise ist das verständliche Reden wichtig. Die obenstehende Übersetzung des Korintherbriefes stammt aus der BasisBibel. Sie enthält eine neue Übersetzung, die den heutigen Lesegewohnheiten Rechnung trägt. Tina Arnold, eine der Mitarbeiterinnen an der Übersetzung, sagt es kurz und knapp: Wir müssen den Leuten aufs Smartphone schauen. Deshalb gelten folgende Regeln: Ein Satz in der BasisBibel umfasst in der Regel nicht mehr als 16 Worte und besteht normalerweise aus einem Hauptsatz und höchstens einem Nebensatz. In bestimmten Ausgaben wird jede Sinneinheit in einer eigenen Zeile wiedergegeben. Neben diesen formalen Regeln bemüht sie sich um große Sinntreue und Nähe zum griechischen oder hebräischen Urtext.
Kritik blieb da nicht aus. Der Theologe Bernd Beuscher beklagt die mangelnde Offenheit dieser Übersetzung. Mehrdeutigkeiten würden verschwinden und das wahre Übersetzungsprinzip Luthers verraten. Es ginge nicht nur darum, dem Volk aufs Maul zu schauen. Es ginge auch darum, Lebensgeschichten zu erzählen. Lebensgeschichten, die den Hörern ihre menschliche Situation deutlich machen. Luther sei das gelungen. Der BasisBibel nicht. Sie lösche das, was uns Menschen wirklich angeht, zugunsten „richtigerer“ Wörter.
Ich will dem widersprechen. Etwa so: STrebet nach der Liebe / Vleissiget euch der geistlichen Gaben / Am meisten aber / das jr weissagen möget. Denn der mit der Zungen redet / der redet nicht den Menschen / sondern Gotte / Denn jm höret niemand zu / Jm geist aber redet er die geheimnis. Kaum einer will so Luther heute noch lesen. Übersetzungsleistungen waren schon immer nötig. Sonst gäbe ich hier den griechischen Text weiter. Der ist wohl noch näher an den Worten des Paulus. Aber gerade er besteht auf Verständlichkeit. Der Versuch der BasisBibel nimmt Rücksicht auf jene, die schlichtweg mit der Sprache der Lutherbibel kaum was anfangen können. Die Verteidiger der richtigen Übersetzungen übersehen überdies, dass Gott sich uns auf vielfältige Weise verständlich machen kann. Nicht nur durch Worte des Verstandes.
Mir gegenüber sitzt ein Mann. Seine Beziehung zu seinem Sohn ist schwierig. Er kann keine großen Worte darüber machen. Ich weiß nicht, ob er viel in der Lutherbibel gelesen hat. Aber ich spüre die Nähe des Heiligen Geiste, wenn er sagt: Ich habe ihm verziehen, weil Jesus uns dazu auffordert.
Ermutigung und Trost, Nächstenliebe und Großzügigkeit, Verzeihen und Freude meinem Nächsten gegenüber, das ist die Sprache des Geistes. Sie legt nicht viel Wert auf diese oder jene Worte. Es kommt nur darauf an, ob es auch geschieht. Amen.

  • Miteinander und füreinander beten

Gütiger Geist Gottes,
lenke unseren Verstand und unsere Liebe,
dass wir unser Sinnen darauf richten,
unseren Mitmenschen etwas Gutes zu tun.
In der Hoffnung darauf, dass wir verstanden werden.
In der Hoffnung darauf, dass wir dazu fähig sind.
In der Hoffnung darauf, dass wir so Liebe und Frieden weitergeben.
Dass wir unsere Zungen hüten, wenn es nur um unser Wohl geht.
Dass wir unsere Worte weise wählen, um nicht Gottes Wort zu kränken.
Dass wir unsere Worte danach bemessen, welche Taten daraus folgen.
Dass wir mit unseren Worten niemanden ausschließen.
Mit den Worten Jesu Christi beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)