17. Sonntag nach Trinitatis (09.10.)2022

  • Eröffnung

Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat (1.Johannes 5, 4c)
Dieser Spruch begleitet uns durch die neue Woche.
Nehmen Sie ihn mit und lassen Sie sich durch ihn stärken, bei allem, was die Woche für Sie bereit hält.

  • Lied: „Gott hat das erste Wort“ (EG 199)

Gott hat das erste Wort. Es schuf aus Nichts die Welten
und wird allmächtig gelten und gehen von Ort zu Ort.

Gott hat das erste Wort. Eh wir zum Leben kamen,
rief er uns schon mit Namen und ruft uns fort und fort.

Gott hat das letzte Wort, das Wort in dem Gerichte
am Ziel der Weltgeschichte, dann an der Zeiten Bord.

Gott hat das letzte Wort. Er wird es neu uns sagen
dereinst nach diesen Tagen im ewgen Lichte dort.

Gott steht am Anbeginn, und er wird alles enden.
In seinen starken Händen liegt Ursprung, Ziel und Sinn.

  • Psalm 138

Ich danke dir von ganzem Herzen,
vor den Völkern will ich dir lobsingen.
Ich will anbeten zu deinem heiligen
Tempel hin und deinen Namen preisen
für deine Güte und Treue;
denn du hast dein Wort herrlich gemacht
um deines Namens willen.
Wenn ich dich anrufe, so erhörst du mich
und gibst meiner Seele große Kraft.
Es danken dir, HERR, alle Könige auf Erden,
dass sie hören das Wort deines Mundes;
sie singen von den Wegen des HERRN,
dass die Herrlichkeit des HERRN so groß ist.
Denn der HERR ist hoch und sieht auf den Niedrigen
und kennt den Stolzen von ferne.
Wenn ich mitten in der Angst wandle,
so erquickst du mich
und reckst deine Hand gegen den Zorn meiner Feinde
und hilfst mit deiner Rechten.
Der Herr wird`s vollenden um meinetwillen.
Herr, deine Güte ist ewig.
Das Werk deiner Hände wollest du nicht lassen.

  • Lesung: Jesaja 49, 1-6

Hört mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merkt auf!
Der HERR hat mich berufen von Mutterleibe an;
Er hat meines Namens gedacht, als ich noch im Schoß der Mutter war.
Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht,
mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt.
Er hat mich zum spitzen Pfeil gemacht
und mich in seinem Köcher verwahrt.
Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel,
durch den ich mich verherrlichen will.
Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz.
Doch mein Recht ist bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott.
Und nun spricht der HERR, der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht bereitet hat, dass ich Jakob zu ihm zurückbringen soll
und Israel zu ihm gesammelt werde – und ich bin vor dem HERRN wert geachtet und mein Gott ist meine Stärke,
er spricht: es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist,
die Stämme Jakobs aufzurichten
und die Zerstreuten Israels wiederzubringen,
sondern ich habe dich auch zum Licht der Völker gemacht,
dass mein Heil reiche bis an die Enden der Erde.

  • Gedanken zum Text

Liebe Lesende,
„An den Wassern Babylons saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten“, so beginnt der Psalm 137. Und hinter diesem Liedtext steht eine lange spannende Geschichte.
Sie geht zurück in das Jahr 587 v. Christi Geburt.
Der babylonische Feldherr Nebukadnezar hatte die Stadt Jerusalem erobert und samt dem Tempel in Schutt und Asche gelegt.
Viele Juden, besonders gut ausgebildete Fachkräfte wurden in die Gefangenschaft nach Babylon verschleppt. Es ging ihnen dort gar nicht so schlecht. Sie durften sich Häuser bauen, konnten eigene Felder bestellen, durften weiterhin ihren Gott Jahwe verehren und ihre eigenen Feste feiern. Aber eins fehlte. Der Tempel!!!
Der Ort, an dem sie ihre Opfer darbringen konnten und von dem sie wussten, dass Gott ihnen hier besonders nahe ist.
Die Frage lag nahe. Sollen wir uns hier integrieren? Die Sprache lernen, versuchen die fremde Religion zu verstehen usw.
Oder grenzen wir uns ab, bleiben unter uns und halten die Hoffnung auf Rückkehr aufrecht? Das Heimweh war groß, auch wenn sie wussten, dass alles zerstört war, nichts mehr so war, wie sie es in Erinnerung hatten. Trotzdem sehnten sie sich zurück.
Einer der Verschleppten ist Jesaja. Auch er singt ein Lied, ein offenbar altes Lied, dass seine Stimmung besonders gut ausdrückt.
Sein Lied erzählt von seinem Auftrag, der ihm viel Mühe bereitet hat.
Er klingt resigniert: „Ich aber dachte, ich arbeite vergeblich und verzehre meine Kraft umsonst und unnütz!“
Das klingt nach totaler Resignation und Erschöpfung. Wir würden heute sagen: Burnout-Syndrom. Das Gefühl der Erfolglosigkeit zieht ihn völlig herunter. Alles erscheint sinnlos. Keiner interessiert sich für das, was er tut, keiner hört ihm wirklich zu. Seine Trostversuche laufen ins Leere.
Aber das liegt in der Vergangenheit. Offensichtlich hat er seine Krise überwunden und die Frage taucht auf:
Wie hat er es geschafft? Was hat ihm herausgeholfen?
Ziemlich am Anfang seines Liedes liegt der Schlüssel. Er hat entdeckt, was ihm liegt, was er gut kann. „Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht“, das klingt danach, dass er ein scharfzüngiger Redner war, eine besondere Begabung also.
Und er weiß, dass er es mit Gott zu tun hat, dem Gott, „der mich von Mutterleib an zu seinem Knecht berufen hat“ und er weiß, dass er nicht aus eigenem Antrieb unterwegs ist, dass er einen Auftrag hat.
„Ich habe dich zum Licht gemacht für die Heiden“, sagt ihm Gott, d.h. zum Licht für die ganze damals bekannte Welt.
Ja, die Eigenschaft eines Lichtes ist es sich auszubreiten und auch wenn es noch so klein ist, gesehen zu werden.
An unseren Küsten können wir sie sehen die Leuchtfeuer, die Schiffen den Weg weisen um sicher den Hafen zu erreichen und nicht auf vor gelagerten Untiefen zu stranden.
Für Jesaja stehen die Inseln vor der Mittelmeerküste als abgelegene Gegenden für den Rand der damals bekannten Welt.
So weit, bis zu anderen Völkern soll das Wort des Propheten gelangen. So erreicht das göttliche Wort als Licht die Völker.
Jesajas Auftrag wird erweitert. Nicht nur die Israeliten sollen aus der Zerstreuung zusammen geholt werden sondern auch die Heiden, die Nichtjuden sollen vom Heil und der Liebe Gottes erfahren. Doch dann gibt es für die Verschleppten plötzlich wider Erwarten ein Hoffnungszeichen. Der Perserkönig Kyros erobert mit seiner Armee Babylon und die besetzten Gebiete. Kyros erlässt ein Edikt, dass den Israeliten die Heimkehr nach Jerusalem ermöglicht.
Und so kommt es, dass Jesaja nun der „Tröster“ genannt wird, auch um ihn von anderen Propheten unter dem Namen Jesaja zu unterscheiden. Jesaja versucht seine Leute zu ermutigen nach Jerusalem zurückzukehren und dort neu anzufangen. Er selbst ist offensichtlich in Babylon geblieben.
Aber sehen wir nun auf uns im Jahr 2022 n. Christus.
So manches aus Jesajas Lied können wir auch heute 2500 Jahre später noch singen.
„Umsonst habe ich mich abgemüht, vergeblich und für nichts meine Kraft verbraucht.“ Enttäuschung und Niedergeschlagenheit machen sich breit in den Gemeinden, bei Gemeindegliedern und ehrenamtlichen wie hauptamtlichen Mitarbeitern. Zu den positiven Erfahrungen vom Anfang kommen die negativen und die wiegen schwer, so schwer, dass Zweifel aufkommen und die Gefahr besteht, alles hinzuwerfen.
Ja, da packt uns der Frust, wenn es in der Gemeinde nicht weitergeht, alles stagniert, z.B. der Umbau des Gemeindehauses, dass das Angebot zum täglichen Friedensgebet nur wenig Anklang findet. Und ich meine uns alle, denn Jeder und Jede von uns sind Mitarbeiter – Berufene im Reich Gottes.
Vieles kann zu so einer Haltung führen. Ein Schicksalsschlag, eine längere Krankheit oder aber auch die „Coronapandemie“ durch die erst einmal viel zum Erliegen kam.
Da ist es nicht weit bis zur Frage „wie kann Gott das zulassen?“
Und da sind wir wieder bei Jesaja, der sagt: „Doch mein Recht ist bei dem Herrn … mein Gott ist meine Stärke“. Mitten in diesen „Frustversen“ kommt er zu dieser Aussage, erinnert er sich und erinnert uns worauf es ankommt, wovon unser „Erfolg“ im Reich Gottes abhängt: von Gott und seinem Handeln. Zu Beginn des Gottesdienstes haben wir es im Psalm gebetet.
An Jesajas Situation hat sich nichts geändert aber an seiner Einstellung zu seiner Aufgabe. Gottes Zusage, die er erneut erhält ändert seine Blickrichtung und er kann seine Aufgabe neu anfassen.
Glaube und Zweifel, Begeisterung und Frustration, Erfolg und Misserfolg werden auch uns immer wieder begleiten. In diesem Spannungsfeld werden wir uns bewegen, gerade auch als Christen.
Ich wünsche uns, dass wir uns an die Botschaft erinnern, die unser Leben erhellen kann: Mein Gott ist meine Stärke!
Amen.

  • Gebet

Guter Gott, in deinem Namen sind wir zusammen als eine Gemeinde – aber an verschiedenen Orten, in der Kirche oder zu Hause.
Das macht uns zu einer Gemeinschaft.
Dafür danken wir dir.
Jetzt bitten wir dich:
Für alle, die sich mit dir fest verbunden wissen.
Für alle, die zweifeln und fragen „Wo ist Gott?“
Für alle, die dich suchen und die, die aufgehört haben dich zu suchen.
Für alle, die mit dir hadern und kämpfen.
Für alle, die noch nichts von dir wissen.
Für alle, die sich von dir abgewendet haben.
Für uns, die wir glauben und zweifeln.
Wende dich uns zu und lass uns deine Liebe spüren,
damit wir wie Jesus beten können.

Vaterunser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns,
Gott, der Allmächtige und Barmherzige,
Vater, Sohn und Heiliger Geist. Amen.

(Lektorin Gudrun Naumann)