14. Sonntag nach Trinitatis (05.09.)2021

  • Eröffnung

Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. (Psalm 103,2).

Der Spruch für die neue Woche lenkt den Blick auf das Gute in unserem Leben und macht Mut dies auch im Alltag nicht zu vergessen und Gott dafür „Danke“ zu sagen.

  • Lied: „All Morgen ist ganz frisch und neu“ (EG 440)

All Morgen ist ganz frisch und neu des Herren Gnad und große Treu;
sie hat kein End den langen Tag, drauf jeder sich verlassen mag.
O Gott, du schöner Morgenstern, gib uns, was wir von dir begehrn:
Zünd deine Lichter in uns an, lass uns an Gnad kein Mangel han.

Treib aus, o Licht all Finsternis, behüt uns Herr vor Ärgernis,
vor Blindheit und vor aller Schand und reich uns Tag und Nacht dein Hand,
zu wandeln als am lichten Tag, damit, was immer sich zutrag,
wir stehn im Glauben bis ans End und bleiben von dir ungetrennt.

  • Worte aus Psalm 146

Halleluja! Lobe den Herrn meine Seele!

Ich will den Herrn loben, solange ich lebe,

und meinem Gott lobsingen, solange ich bin.

Wohl dem, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist,

der seine Hoffnung setzt auf den Herrn, seinen Gott.

Der Herr macht die Gefangenen frei. 

Der Herr macht die Blinden sehend.

Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind.

Der Herr liebt die Gerechten.

Der Herr behütet die Fremdlinge

und erhält Waisen und Witwen;

aber die Gottlosen führt er in die Irre.

Der Herr ist König ewiglich,

dein Gott, Zion, für und für. Halleluja!

  • Gedanken zum Bibeltext Lukas 19,1-10

Sie kennen sie vermutlich seit Kindertagen, die Geschichte vom Oberzöllner Zachäus.

Kommen Sie mit in seinen Wohnort. Dort kennt man sich.

Man meint genau zu wissen, wie die anderen sind, wie sie leben, wie sie denken. Man – das sind die Frauen und Männer im Dorf;

So ist es auch bei Zachäus. Man kennt ihn. Man kennt seinen Wohlstand.

Man sieht es ihm an. Sein Haus, sein Kleid, seine Einrichtung. Alles zeugt davon. Aber Freunde, richtige Freunde sieht man bei ihm nicht.

Mit seinem Beruf macht man sich keine Freunde.

Aber jemand muss den Job doch machen. Wenn nicht er, dann macht es jemand anderes. Er ist ein Oberzöllner. Er lebt von den Beträgen, die er auf römisch festgelegte Steuern drauf schlägt.

Jede Mehreinnahme in seinem Zuständigkeitsgebiet wandert in seine Tasche. Die anderen müssen es ihm oder seinen Mitarbeitern bezahlen, sonst drohen Strafen.

Immerhin ist es jetzt jemand – aber er ist allein – oft fühlt er sich einsam.

Eine Nachricht lässt ihn aufhorchen. 

Von einem Rabbi ist die Rede, der anders lehrt als üblich.

Er hat schon viel von Jesus, diesem Rabbi aus Nazareth, gehört.

Er zieht von Dorf zu Dorf und findet immer mehr Anhänger, Frauen und Männer. Er hilft vielen Menschen.

Auch den Ausgestoßenen, Aussätzigen und Kranken.

Er heilte sogar den Knecht des Hauptmanns von Kapernaum.

Obwohl der eine römische Uniform trägt. 

So wie er selbst als Zöllner für die Römer arbeitet.

Die Frauen und Männer erzählen, dass Jesus ins Dorf kommt.

Es bildet sich eine Menschentraube, um ihn zu empfangen.

Diesen ungewöhnlichen Rabbi möchte Zachäus wenigstens einmal sehen.

Aber sich einfach unter die Leute zu mischen kann er sich nicht leisten. Sie würden ihn verjagen.

So steigt er auf einen Baum. Aber er  bleibt nicht unbemerkt.

Man kennt sich. Man kennt ihn.

Böse Blicke, die ihn auf dem Baum erblickt haben, begegnen ihm.

Es sind die Blicke seiner Mitmenschen, die ihm Geld am Zoll aushändigen mussten. Sie drücken aus: „Wie kann er es nur wagen in die Nähe von Jesus zu kommen. Dieser Verräter, Ausbeuter und Sünder.

Dann beginnen die Jubelrufe: Jesus ist im Dorf angekommen. Er läuft auf der Hauptstraße. Zachäus bleibt nicht unbemerkt.

Der Rabbi aus Nazareth spricht ihn an: „Zachäus, steig eilend herunter, denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.“

Zachäus zuckt zusammen. Er ist gemeint! Sofort steigt er vom Baum herunter. Er verspürt soviel Lebensfreude wie schon lange nicht.

Das Gemurmel der Menschenmenge und deren entgeisterte Blicke halten ihn nicht auf. Jetzt ist er bereit alles auf eine Karte zu setzen. Ohne darüber nachgedacht zu haben spricht er zu Jesus: “Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück.

Jesus kehrte in das Haus des Zachäus ein. 

Nachdem Jesus das Dorf wieder verlassen hat, verstummen die Gespräche über den „Fall Zachäus“ nicht.

Hören wir in ein Gespräch hinein.

Einer sagt: “Jesus von Nazareth hat mir bisher gut gefallen. 

Aber diesmal ging er eindeutig zu weit.

Wie kann man nur das Haus dieses Halsabschneiders betreten?

Das Haus dieses Sünders!“

Ein anderer gibt zu bedenken: „Aber hat Jesus nicht gesagt, er will das Verlorene suchen und selig machen?

Hast du nicht die seligen Augen des Zöllners gesehen?

Er hat ja auch die Hälfte seines Vermögens der Armenkasse gegeben.“

Der eine erwidert: „Wer einmal mit den Wölfen heult, wird immer die Schafe reißen! Er bleibt der Wolf im Schafspelz.“

Der andere antwortet: 

„Habt ihr vergessen, wie oft wir früher Zachäus Leid zugefügt haben? Wie wir ihn verachtet haben, weil er so klein war?

Hatte er jemals eine Chance, einer von uns zu werden?

Wieviele Wunden wir ihm zugefügt haben?

Nicht umsonst musste Zachäus auf einen Maulbeerbaum steigen.

Wir wissen doch alle, dass der Saft der Früchte Wunden heilen kann.

Unterhalte dich doch einmal mit Zachäus! 

Lass ihn erzählen. Vielleicht lernst du ihn ganz neu kennen.

Vielleicht erfährst du von seinen Sehnsüchten und Wünschen nach einem Leben mit uns?“

Ja, es berührt, wenn Menschen die Sehnsucht nach einem Neuanfang beschreiben können. Und es beschämt mich, wenn ich in meinen Gedanken oder sogar mit meinen Worten in den Chor derer einstimme, die alle Menschern zu kennen meinen; die zu wissen meinen, wer zu den Guten und zu den Schlechten gehört.

So erkenne ich Teile von mir in Zachäus, wieder, der seine Sehnsüchte im Verborgenen schlummern lässt. Und ich erkenne Teile von den murrenden Leuten wieder, die bei ihren Urteilen über andere Menschen hängen bleiben.

Dankbar bin ich, dass durch Jesus Christus immer wieder Menschen angesprochen werden, sich zu verändern und so ihre Lebensfreude neu entfalten können.

(nach einer Vorlage von Pfarrer Dr. Hans-Jörg Wahl)

  • Gebet

Gott, für alles Gute, das du uns tust, danken wir dir:

Wir bitten dich für alle, 

die morgens mit einem Dank auf den Lippen aufstehen

und abends dankbar zu Bett gehen.

Wir bitten dich für die Menschen, die das Gute nicht sehen können,

die das Leben bitter und misstrauisch gemacht hat.

Wir bitten dich für alle,

die aus allem das Beste machen und denen oft viel zugemutet wird.

Wir bitten dich für jene, die andere teilhaben lassen

an dem Guten, dass ihnen widerfährt.

Die teilen und abgeben. Die sich kümmern und sorgen.

Die sich engagieren und Verantwortung übernehmen.

Wir bitten dich für alle, denen vorenthalten wird,

was sie zum Leben brauchen: ein Auskommen und Frieden,

ein Zuhause und Geborgenheit, Liebe und Respekt.

So bitten wir:

Vater unser im Himmel.

Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung, 

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft

und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

  • Segen

Gott sei uns gnädig und segne uns,

er lasse uns sein Antlitz leuchten.

Es segne uns Gott, und alle Welt fürchte ihn!

(Lektorin Gudrun Naumann)