13. Sonntag nach Trinitatis (29.08.)2021

  • Eröffnung

Gottes Frage: Wo bist du, Adam?; oder allgemeiner gesprochen: Wo bist du, Mensch? Wer bist du, Mensch? Diese Fragen stellen wir an ein Bild der aktuellen Ausstellung in der Lutherkirche. Wir legen unser Menschsein mit Lied und Gebet in Gottes Hand.

  • Ein Lied: „Da wohnt ein Sehnen tief in uns“ (EGE 24)

Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu sein.
Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.

  1. Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir.
    In Sorge, im Schmerz – sei da, sei uns nahe, Gott. Refrain
  2. Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir.
    In Ohnmacht, in Furcht – sei da, sei uns nahe, Gott. Refrain
  3. Um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft bitten wir.
    In Krankheit, im Tod – sei da, sei uns nahe, Gott. Refrain
  4. Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir.
    Wir hoffen auf dich – sei da, sei uns nahe, Gott. Refrain
  • Aus Psalm 18 – er hatte Lust zu mir

Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke!
HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter;
mein Gott, mein Hort, auf den ich traue,
mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!
Es umfingen mich des Todes Bande,
und die Fluten des Verderbens erschreckten mich.
Des Totenreichs Bande umfingen mich,
und des Todes Stricke überwältigten mich.
Als mir angst war, rief ich den HERRN an
und schrie zu meinem Gott.
Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel,
und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren.
Er streckte seine Hand aus von der Höhe
und fasste mich und zog mich aus großen Wassern.
Der HERR ward meine Zuversicht.
Er führte mich hinaus ins Weite, er riss mich heraus;
denn er hatte Lust zu mir.
Darum will ich dir danken, HERR, unter den Völkern
und deinem Namen lobsingen.

  • Evangelium nach Markus 2

Und nach etlichen Tagen ging Jesus wieder nach Kapernaum; und es wurde bekannt, dass er im Hause war. Und es versammelten sich viele, sodass sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort. Und es kamen einige, die brachten zu ihm einen Gelähmten, von vieren getragen. Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, gruben es auf und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag.
Da nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben.
Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen: Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?
Und Jesus erkannte alsbald in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen: Was denkt ihr solches in euren Herzen? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh hin? Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und er stand auf und nahm sogleich sein Bett und ging hinaus vor aller Augen, sodass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben solches noch nie gesehen.

  • Gedanken zum Bild „Welten in Welten“ von Mattes Fischer (Ausstellung in der Lutherkirche Halle (Saale) vom 21.08.2021 bis 12.09.2021)
„Welten in Welten“ von Mattes Fischer

I Innen und Außen, Außen und Innen

Ein Mensch, ein Mann, nackt, mitten im Wasser. Ein Schöpfungsklang, Licht von Finsternis, Wasser von Festem geschieden. Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde. Der heitere Himmel wölbt sich über ihm, hinter ihm erstreckt sich das weite Meer.
Ein Psalmenklang: Und fasste mich
und zog mich aus großen Wassern.
Er führte mich hinaus ins Weite,
er riss mich heraus.
Und siehe, es war sehr gut. Eine Welt.
Wohin lenkt ihn aber sein neugieriger Blick. Warum gibt er sich nicht zufrieden? Warum hält er Ausschau nach dem, was hinter der himmlischen Sphäre weiterhin existiert? Nach den Welten jenseits seiner Welt.
Aus dem Urschlamm kriechen die Wesen der Dunkelheit. Unter dem Meeresspiegel tummeln sich Urgestalten. Müde, enttäuscht, gierig, scheel, misstrauisch und traurig wenden sie ihren Blick dem Licht zu. Sie sind ausgeschlossen aus der guten Welt. Gefangen in der Finsternis.
Ein Psalmenklang: Es umfingen mich des Todes Bande,
und die Fluten des Verderbens erschreckten mich.
Des Totenreichs Bande umfingen mich,
und des Todes Stricke überwältigten mich.
Wohin lenkt der Mann im Licht seinen Blick. Warum gibt er sich nicht zufrieden? Was sucht er dort hinter der himmlischen Sphäre? Fühlt er sich eingeschlossen oder ausgeschlossen?
Ist es Neugier oder ein Spiegel? Das Innere nach Außen gekehrt? Zwei Seiten desselben Menschen?
Das Loch im Himmel und die Kreatur, die vorwitzig hindurchschaut, verraten, dass diese Aufteilung in lichtes Diesseits und dunkles Jenseits keine Selbstverständlichkeit ist.

II Lähmungen

Durch ein Loch im Dach lassen sie den Gelähmten zu Jesus hinab. In seinem Raum, in seine Sphäre. Dort hat die Finsternis keine Macht. Was den Gelähmten bannt, seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, ihn an das Bett und an sich selbst fesselt, zerstäubt unter der Macht der Worte Jesu.
Keiner behauptet, dass das selbstverständlich sei. Der Schöpfungsklang entfaltet seine Melodie. Die Augen aller sind auf Gott gerichtet und kann wieder laufen. Ein Mensch kann wieder aufrecht gehen.
Egal, ob wir nur auf uns schauen, in den Spiegel oder auf die dunklen Geheimnisse, die uns umgeben. Ob wir müde, enttäuscht, gierig, scheel, misstrauisch und traurig auf das schauen, was uns umgibt. Wir bleiben auf der Stelle stehen. Was schön und licht ist, haben wir dann im Rücken.
Vielleicht lassen sich die traurigen Wesen jenseits der Sphäre nicht leugnen; vielleicht verdienen sie auch Aufmerksamkeit.
Gott hat uns aber für mehr erschaffen: friedvoll äußerlich und innerlich, ohne Scham, weil wir schön sind und voller Lust auf die weite Welt über dem Meer. Jesus rückt das ins rechte Maß und ins rechte Licht. Damit wir wieder aufrecht gehen können.
Amen.

  • Miteinander und füreinander beten

Guter Gott, reiß uns heraus
aus dem Unfrieden in unserer Welt.
Voller Kummer sehen wir, dass wir keinen Frieden finden können:
weder am Hindukusch noch in unmittelbarer Nachbarschaft.
Gott, zieh uns heraus
aus dem Unfrieden mit uns selbst.
Voller Ungeduld richten wir unseren Blick auf jede Unzulänglichkeit,
und vergessen darüber, welche Gaben und Talente in uns schlummern.
Gott, mache uns Lust
auf dein Wort und deine Kraft,
dass wir es wohlgemut und fröhlich weitergeben können,
und Licht und Salz sein können in einer glaubensarmen Zeit.
Gott, führe uns hinaus ins Weite
auf die Hoffnung, die Liebe und den Glauben hin,
die jeden Schatten und selbst den Tod hinter sich lassen.

Mit den Worten Jesu beten wir:

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Der Herr segne uns durch seinen Geist
der uns zum Leben und zum Frieden weist.
Er segne unser Lassen und unser Tun,
in seinen Händen könn‘ wir ruhn.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)