1. Sonntag nach Trinitatis 2020

  • Eröffnung

Das Wort Gottes, seine Botschaft zu lesen, zu hören und zu Herzen zu nehmen. Die Botschaft von der Auferstehung unseres Herrn Jesus. Der Kraft des Heiligen Geistes Raum zu geben. Dafür ist jederzeit und an jedem Ort Gelegenheit. Gott ist gegenwärtig. Wo immer wir auch sind.

Lied: „Ich steh vor dir mit leeren Händen“ (EG 382)

Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr;
fremd wie dein Name sind mir deine Wege.
Seit Menschen leben, rufen sie nach Gott;
mein Los ist Tod, hast du nicht andern Segen?
Bist du der Gott. der Zukunft mir verheißt?
Ich möchte glauben, komm mir doch entgegen.

Von Zweifeln ist mein Leben übermannt,
mein Unvermögen hält mich ganz gefangen.
Hast du mit Namen mich in deine Hand,
in dein Erbarmen fest mich eingeschrieben?
Nimmst du mich auf in dein gelobtes Land?
Werd ich dich noch mit neuen Augen sehen?

Sprich du das Wort, das tröstet und befreit
und das mich führt in deinen großen Frieden.
Schließ auf das Land, das keine Grenzen kennt,
und laß mich unter deinen Söhnen leben.
Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst.
Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.

  • Worte aus Psalm 34

Ich will den HERRN loben allezeit;
sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des HERRN,
dass es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den HERRN
und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen!
Da ich den HERRN suchte, antwortete er mir
und errettete mich aus aller meiner Furcht.
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude,
und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden.
Als einer im Elend rief, hörte der HERR
und half ihm aus allen seinen Nöten.
Der Engel des HERRN lagert sich um die her,
die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus.
Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist.
Wohl dem, der auf ihn trauet!

  • Worte aus der Apostelgeschichte 4,32-37

Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Land oder Häuser hatte, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte.Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.

  • Gedanken zum Text

Ein Herz und eine Seele, das ist eine stehende Wendung. Ein Herz und eine Seele sind zwei Menschen, die alles miteinander teilen. Ihre Absichten, Wertvorstellungen und Interessen. Die biblische Bedeutung geht aber noch darüber hinaus. Herz und Seele in diesem Sinne umfassen nicht nur das innere Leben, sondern auch die materiellen Voraussetzungen dafür. Herz und Seele bezeichnen die geistige und körperliche Gesamtheit des von Gott in Liebe gemachten Menschen.

Die Gütergemeinschaft dieser Menge der Gläubigen bezieht sich somit nicht nur auf den gemeinsam geteilten Glauben. Auch ihre Besitztümer bringen sie in die neue Gemeinschaft ein. Äußeres Zeichen dafür ist der Verkauf von Land und Häusern. Die Apostel nehmen diese Besitztümer entgegen und verteilen sie unter den Mitgliedern der Gemeinde. Niemand soll Mangel leiden. Weder nach geistigen noch nach körperlichen Bedürfnissen.

Ein Beispiel dafür ist Josef, genannt Barnabas, ein Levit aus Zypern. Ein Tempeldiener der Synagoge, der am Rand des Römischen Reiches lebt. Soweit reicht schon der neue Glaube. Er breitet sich aus. Und Barnabas fühlt sich dieser neuen Gemeinschaft mit Haut und Haaren, mit Herz und Seele zugehörig. Er gibt sein altes Leben auf. Er macht sich auf in das Zentrum dieses Glaubens, nach Jerusalem. Er verkauft alles, was er hat, und legt es den Aposteln zu Füßen.

Das passt gut in die Apostelgeschichte. Sie setzt den Gedanken der Solidarität mit den Armen fort, der schon im Lukasevangelium eine große Rolle spielt. Niemand soll Mangel leiden. Die Armen leiden an Mangel, sowohl an Ansehen als auch an materiellen Gütern. In dieser Gemeinschaft sind sie aber gut aufgehoben. Barnabas ist reich an Ansehen und Besitztum. Für Christus und für die Armen gibt er beides auf, um Teil dieser Himmelsgemeinschaft zu sein.

Der Gedanke fällt mir nicht leicht. Wie weit bleibe ich persönlich hinter diesem Ideal der Gütergemeinschaft zurück? Was ist heute anders als vor 2000 Jahren? Warum soll es selbstverständlich sein, dass Reich und Arm nur gemeinsam beten. Warum sollten sie – nach diesem Beispiel – nicht auch gemeinsam von ihrem Hab und Gut leben?

Die Erfahrung sagt mir, dass es in dieser Welt ein Ideal ist, alles miteinander zu teilen. Die Menschheitsgeschichte hat gezeigt, dass so eine Art von materieller Gleichheit nicht funktioniert. Ich bin als Mensch nicht dafür gemacht. Im Schweiße meines Angesichts soll ich mein Brot essen, wie es in der Schöpfungserzählung heißt. Nachdem Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden. Wenn ich mich in der Welt umschaue, dann muss ich dankbar sein, dass mir überhaupt – zumindest hier und heute in diesem Land – ausreichend Brot zur Verfügung steht.
Der Anspruch auf das Paradies, auf die Gütergemeinschaft in der Apostelgeschichte bleiben aber. Ein Herz und eine Seele zu sein, eng verbunden mit einem oder vielen Menschen und mit Gott. Tief in mir weiß ich und glaube ich, dass das mehr wert ist als aller Besitz, als alles Wissen und alles Ansehen. Wie schwer ist es dennoch, alles das loszulassen; wenigstens innerlich. Da bin ich auf dem Weg. Ich verstehe es wohl erst ganz, wenn ich teilhabe an dieser himmlischen Gemeinschaft, wenn ich wirklich ein Herz und eine Seele mit Gott bin. So, wie es die Auferstehung des Herrn Jesus verheißt.

Amen.

  • Ein Gebet miteinander und füreinander

Herr des Himmels und der Erden,
du hast alles gemacht, du erhältst alles,
deine Botschaft kennt keine Grenze.
Sie erreicht alle Menschen, unabhängig von Herkunft und Stand.
Sie erreicht jeden Menschen, unabhängig von Äußerlichkeiten und Kümmernis.

So bitten wir dich für alle Menschen, die unter solchen Grenzen leiden,
die ausgeschlossen werden oder vorverurteilt.

Bewege unsere Herzen, dass wir unsere Stimmen erheben gegen Ungerechtigkeit, Selbstgerechtigkeit und Lieblosigkeit.

Für das, was uns weit weg scheint und in der Welt geschieht;
ebenso wie für das, was in der Nachbarschaft vor sich geht.
Gott, du hast den Menschen gut geschaffen.
Bestärke uns, ebenso das Gute im Menschen zu sehen.
Und auch uns selbst nicht zu verstecken,

sondern uns zu zeigen und zeigen zu können,
weil wir uns in deiner Liebe geborgen wissen.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.