1. Sonntag nach Epiphanias (09.01.)2022

  • Eröffnung

„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“ (Röm 8,14)
Es ist nicht so leicht, sich wieder wie ein Kind zu fühlen und den Geist Gottes zu spüren. Aber wir können Gott darum bitten und uns daran erinnern, was er uns in die Wiege gelegt hat.

  • Du bist mein Vater – Worte aus Psalm 89

Ich will singen von der Gnade des Herrn ewiglich
und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für;
denn ich sage: Auf ewig steht die Gnade fest;
du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel.
»Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten,
ich habe David, meinem Knechte, geschworen:
Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig
und deinen Thron bauen für und für.« SELA.
Er wird mich nennen: Du bist mein Vater,
mein Gott und der Hort meines Heils.
Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen,
zum Höchsten unter den Königen auf Erden.
Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade,
und mein Bund soll ihm fest bleiben.
Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben
und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt.

  • Ein Lied: EG432 Gott gab uns Atem (EG 432)

1
Gott gab uns Atem, damit wir leben,
er gab uns Augen, daß wir uns sehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben,
daß wir auf ihr die Zeit bestehn.
Gott hat uns diese Erde gegeben,
daß wir auf ihr die Zeit bestehn.
2
Gott gab uns Ohren, damit wir hören.
Er gab uns Worte, daß wir verstehn.
Gott will nicht diese Erde zerstören.
Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
Gott will nicht diese Erde zerstören.
Er schuf sie gut, er schuf sie schön.
3
Gott gab uns Hände, damit wir handeln.
Er gab uns Füße, daß wir fest stehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln.
Wir können neu ins Leben gehn.
Gott will mit uns die Erde verwandeln.
Wir können neu ins Leben gehn.

  • Halte dich bei der Hand – Worte aus Jesaja 42,1-9

Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung.
So spricht Gott, der Herr, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk auf ihr den Atem gibt und Lebensodem denen, die auf ihr gehen: Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand. Ich habe dich geschaffen und bestimmt zum Bund für das Volk, zum Licht der Heiden, dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker.
Ich, der Herr, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es sprosst, lasse ich’s euch hören.

Wort des lebendigen Gottes

  • Mit offenen Augen – Gedanken zu Jesaja 42

Einmal nichts tun, wirklich nichts tun.
Keine Arbeit, keine Körperertüchtigung, keine gute Tat, kein Gespräch, kein Hobby, keine Fahrt, keine Erledigung, keine Vergnügung, nicht einmal Schlaf. Ich liege auf der Wiese, auf einer Decke, die ist dicht um mich geschlagen.
Über mir der Himmel und die Zweige eines Baumes. Vor mir – direkt vor Augen – die Halme der Gräser. Sie schwanken im Wind ebenso wie die Blätter des Baumes. Am Himmel ziehen heiter die Wolken, spielen mit dem Sonnenlicht. Meine Gedanken sind ungebunden, mein Atem fließt, sanft und gleichmäßig. Meine Augen sind weit geöffnet und mein Geist ist hellwach. An das Gras und den Baum und den Himmel heften sich die Bilder, die mich ungeordnet und zufällig heimsuchen. Ich halte sie nicht fest und überlasse sie ohne Bedauern dem Wind, der das Gras und die Blätter und die Wolken bewegt. Einatmen – Ausatmen.
Gott, der Herr, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk auf ihr den Atem gibt und Lebensodem denen, die auf ihr gehen: hält mich bei der Hand.

Liebe Leserinnen und Leser, Jesaja, der Prophet spricht hier den Knecht an, der Gerechtigkeit bringt, das Volk, das zum Licht der Heiden wird, und in unseren christlichen Glauben gewandt, Jesus Christus, das Licht der Welt; und schließlich fühle auch ich mich angesprochen.
Der Knecht, das Volk Gottes, Jesus Christus und schließlich auch ich, sind diejenigen, die nicht schreien noch rufen, die nicht ihre Stimme erheben auf den Gassen, die nicht zerbrechen das geknickte Rohr, die nicht auslöschen den glimmenden Docht, die in Treue hinaustragen das Recht. Der Knecht, das Volk Gottes, Jesus Christus und schließlich auch ich, sind diejenigen, die sich gehalten fühlen in Gottes guter Schöpfung, die Atem und Lebensodem bekommen unter den herrlichen Gewächsen des Himmels und der Erde. Geborgen in der Schöpfermacht Gottes.

In diesem Vertrauen auf die Güte Gottes, und in der Kraft der Sanftmütigkeit und Vergebung, des stillen und kräftigen Glaubens, in der Macht der Liebe, öffnen sie die Augen der Blinden, öffnen sie die Gefängnisse und Kerker, solche mit Mauern aus Stein und solche mit Eisengittern aus Angst.

Wenn ich aber höre die Leute schreien und rufen höre, die Stimmen höre auf den Gassen, mit Fackeln und Plakaten? Wie kann ich ihnen begegnen? Ich höre die Nachrichten und sehe die Bilder, von den Grenzen und Kriegen der Welt; Gewalt und Kälte und Hunger regieren. Wie kann ich meiner Ohnmacht begegnen? Ich spüre meine Grenzen und Fehler, kann nicht aus meiner Haut, fühle mich in mir gefangen? Wie schöpfe ich neuen Mut?

Ich wickle mich aus meiner Decke, recke meine Glieder, rapple mich auf, die Welt um mich hat sich verändert. Noch immer ist sie voller Angst und Schrecken, noch immer ringt die Dunkelheit um Macht, noch immer ertönt das Geschrei auf den Gassen. Aber mein Augenmerk liegt auf dem ersten Licht der Schöpfung, liegt nun auf dem, was geknickt ist und nur noch glimmt. Meine Gedanken sind sanfter geworden, meine Schritte leichter. Es ist wie ein Gebet. Diese Zeit, Gott zu überlassen, diese Gedanken, diese Pläne, diese Aufgaben und Überzeugungen. Keine Frage, der Alltag wird sich wieder einschleichen. Meine Stimme wieder zu hören sein auf den Gassen. Die dunklen Gedanken werden wieder Fuß fassen. Aber in diesem Moment weiß ich, wo ich wirklich hingehöre und was mein Auftrag ist. Augen öffnen, meine und die meiner Nächsten, Licht sein, weil Gott mir das Licht gegeben hat. So gut es geht, hier und jetzt. Wenn mein Kopf frei ist, liegt mir das klar vor Augen, was zu tun ist. Wenn mein Herz leicht ist, fasse ich auch den Mut, es anzugehen. Denn Gott hält mich bei der Hand.

Und der Frieden Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.

  • Verwandle die Sorgen – Miteinander und füreinander beten

Herr, wir kommen zu Dir mit unseren Sorgen um die Menschen überall auf der Erde,
in den Nöten der Corona-Pandemie, in Hunger, Ausbeutung und Gewalt,
in den Katastrophen durch den fortschreitenden Klimawandel.

Wir bitten Dich, verwandle die Sorgen in Tatendrang und sinnvolle Aktionen.
Lass uns gemeinsam mit nahen und fernen Nächsten für Gerechtigkeit arbeiten.
Hilf uns teilen: Geld, Ideen, Medizin, Impfstoffe,
Nahrung, Wasser und Böden, dass alle leben!
Du sprichst: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.
Darum: sende Deinen Geist und inspiriere uns,
dass wir dir darin nachfolgen.
Mach aus unseren Herzen einen offenen Ort für andere,
für Flüchtlinge, für Entrechtete und für Versklavte.
Zeige uns, dass wir niemals alleine zu Dir kommen,
sondern in jedem Gebet vor Dir mit unzähligen Menschen verbunden sind, mit allen,
die um Frieden und Segen bitten.
Ein neues Jahr ist uns geschenkt –
hilf es gestalten in Deinem Sinn und Geist!

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

  • Segen

Es segne und behüte uns der allmächtige und barmherzige
Gott, + Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Er bewahre uns vor Unheil und führe uns zum ewigen Leben.
Amen.

(Pfr. Olaf Wisch)